Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Europäischen Union (EU) und der Welthandelsorganisation (WTO) - zwei Institutionen, die im internationalen System und somit auch für die Forschung der Internationalen Beziehungen immer bedeutender werden. Be ide haben in den letzten Jahren im Zuge der Auflösung der rein staatszentrierten Weltordnung enorm an Bedeutung gewonnen, sodass sich inzwischen immer mehr Themenbereiche überschneiden und es zu Problemen in Fragen der Zuständigkeit kommt. Zwei Kompetenzfragen werden sich wie ein roter Faden durch die Arbeit ziehen, wobei sich die eine von der EU nach innen, die andere nach außen richtet: 1.) Wie verteilen sich die Kompetenzen im Inneren der EU in bezug auf die Außenwirtschaftsbeziehungen und die WTO? 2.) Welche Faktoren beeinflussen die Beziehungen zwischen der EU und der WTO? Wie sind die Kompetenzen verteilt und wie beeinflussen die beiden Organisationen sich gegenseitig? Ist die EU für die WTO ein stepping oder ein stumbling stone? Mit dem Blick auf die Binnenstruktur der EU beginnt die Arbeit. Dabei geht es um die Verteilung der außenwirtschaftlichen Zuständigkeiten innerhalb der EU-Organe. Von besonderer Bedeutung ist hier das Zusammenspiel bzw. der Konkurrenzkampf zwischen den Mitgliedstaaten und den vergemeinschafteten Institutionen. Dabei geht es um die „zentrale Machtfrage in den EUAußenbeziehungen“: Ist es die EU-Kommission, die ihre Interessen stärker durchsetzten kann, oder sind es weiterhin die Mitgliedstaaten, die die Außenbeziehungen im EU-Rat maßgeblich gestalten? In diesem Sinne soll Licht in den nicht immer leicht verständlichen „verzahnten Dualismus“ gebracht werden. Für eine Annäherung an die zweite Frage wird der EUAgrarprotektionismus als eine Art Indikator herangezogen. Über ihn ist in der Vergangenheit immer wieder kontrovers diskutiert und vor allem von Entwicklungs- und Schwellenländern sowie Globalisierungsgegnern wie der NGO (non-governmental organisation) Oxfam oder scharf kritisiert worden. Die Entwicklung in diesem Bereich soll Aufschlüsse über die wechselseitigen Abhängigkeiten und Beeinflussungen geben. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Struktur der EU-Außenwirtschaftsbeziehungen
- Gemeinsame Wirtschafts- und Außenhandelspolitik
- Autonome Handelspolitik
- Vertragliche Handelspolitik
- Freihandelsabkommen, Zollunionen und Kooperationsabkommen
- Assoziationsabkommen
- Entwicklungspolitik
- Gemeinsame Wirtschafts- und Außenhandelspolitik
- Die EU und die WTO
- Die EU in WTO-Verhandlungen
- Unterschiedliche Zielsetzungen: Stepping oder stumbling stone?
- Die EU im Streitbeilegungsverfahren der WTO
- Einfluss der WTO-Regeln auf die EU
- Der Agrarprotektionismus der EU
- Aufbau des Systems von Produktionsbeihilfen und Exportsubventionen
- Die Uruguay-Runde
- Von der Uruguay-Runde bis zum Scheitern in Cancùn
- Das Genfer Abkommen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Beziehung zwischen der Europäischen Union (EU) und der Welthandelsorganisation (WTO) und analysiert die Herausforderungen, die sich aus der Interaktion beider Institutionen für das internationale System ergeben.
- Die Kompetenzverteilung innerhalb der EU im Bereich der Außenwirtschaftsbeziehungen und der WTO
- Die Faktoren, die die Beziehungen zwischen der EU und der WTO beeinflussen
- Die wechselseitige Beeinflussung beider Organisationen
- Die Rolle der EU als „stepping stone“ oder „stumbling stone“ für die WTO
- Der EU-Agrarprotektionismus als Indikator für die Beziehungen zwischen der EU und der WTO
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung, die die Bedeutung der EU und der WTO im internationalen System beleuchtet. Sie stellt die zentralen Fragestellungen der Arbeit vor, die sich auf die Kompetenzverteilung innerhalb der EU und die Beziehungen zwischen der EU und der WTO konzentrieren.
Kapitel 2 analysiert die Struktur der EU-Außenwirtschaftsbeziehungen. Es wird die Unterscheidung zwischen der autonomen und der vertraglichen Handelspolitik erläutert, sowie die Bedeutung der Entwicklungspolitik für die EU-Außenpolitik hervorgehoben.
Kapitel 3 befasst sich mit der Beziehung zwischen der EU und der WTO. Es wird der Einfluss der WTO auf die EU untersucht, sowie die Frage, ob die EU eher eine unterstützende oder eine hinderliche Rolle für die WTO spielt.
Kapitel 4 analysiert den EU-Agrarprotektionismus als Indikator für die Beziehungen zwischen der EU und der WTO. Es wird die Entwicklung des Agrarprotektionismus von der Uruguay-Runde bis zum Scheitern in Cancùn untersucht, sowie das Genfer Abkommen in diesem Zusammenhang beleuchtet.
Schlüsselwörter
Europäische Union, Welthandelsorganisation, Außenwirtschaftsbeziehungen, WTO-Verhandlungen, Agrarprotektionismus, Entwicklungspolitik, Freihandelsabkommen, Zollunionen, Kompetenzverteilung, Stepping stone, Stumbling stone, July package, WTO Doha Development Agenda, G20-Staaten.
- Citation du texte
- Timothy Erik Röhrig (Auteur), 2004, EU und WTO - Partner oder Konkurrenten?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/38705