Am 16.10.2017 fand die Exkursion nach Wolfsburg statt. Teil dieser Exkursion war eine Führung durch das VW-Werk, eine Stadtbesichtigung und eine Führung durch die Autostadt. Die Fragestellung unter der die Exkursion stattfand war, inwieweit VW die Stadtentwicklung beeinflusst und beeinflusst hat. Dieser Fragestellung soll nun im abschließenden Protokoll nachgegangenen werden.
Einleitung
Am 16.10.2017 fand die Exkursion nach Wolfsburg statt. Teil dieser Exkursion war eine
Führung durch das VW-Werk, eine Stadtbesichtigung und eine Führung durch die Autostadt. Die Fragestellung unter der die Exkursion stattfand war, inwieweit VW die Stadtentwicklung beeinflusst und beeinflusst hat. Dieser Fragestellung soll nun im abschließenden Protokoll nachgegangenen werden.
Entstehung der Stadt Wolfsburg
Viele der deutschen Städte entstanden im Mittelalter, Wolfsburg ist hingegen noch eine sehr junge Stadt. Dies fällt recht schnell durch das Fehlen mittelalterlicher Bauten auf. Wolfsburg entstand 1938 und wurde zunächst unter anderem Namen von den Nationalsozialisten gegründet. Anlass der Gründung war das VW-Werk. Wolfsburgs Name war zu der Zeit ''Stadt des KDF Wagens“, wobei KDF für Kraft durch Freude stand. Dies war eine Freizeitorganisation zu Zeiten der Nationalsozialisten. Diese gründeten die Stadt, mit dem Ziel ein Auto zu bauen, welches günstig ist und die deutsche Bevölkerung so mobil und glücklich macht. Es durfte nicht mehr als 1000 Reichsmark kosten und man konnte eine Art Konto bekommen, in welches man einzahlte bis die 1000 Reichsmark erreicht waren, dann bekam man sein Auto. Ein Jahr nach der Gründung brach der 2. Weltkrieg aus. Das Werk wurde auf Rüstungsproduktion umgestellt, bereits eingezahltes Geld für Autos war weg. Nach dem Kriegsende wurde die Automobilproduktion wieder aufgenommen. Der Käfer wurde ein internationales Erfolgsprodukt. In den 70er Jahren folgte die nächste Erfolgslinie mit dem Golf. In den 60er Jahren kamen viele Gastarbeiter aus Italien nach Wolfsburg, um dort die Arbeitskräftelücke zu schließen. Meist übergangsweise geplant, blieben viele von ihnen und so findet sich auch heute noch eine große italienische Gemeinde in Wolfsburg. Vor der Stadtgründung durch die Nationalsozialisten befanden sich in dem Gebiet nur Dörfer und kleinere Städte. Den Namen Wolfsburg erhielt die Stadt 1940, nach dem Namen einer adligen Familie, welcher das kleine Schloss in der Stadt gehörte. Dieses ist das älteste Gebäude in Wolfsburg. In den 70er Jahren wurden umliegende Dörfer eingegliedert, sodass Wolfsburg heute ein kreisfreies Oberzentrum ist.
Auch in Wolfsburg zeigt sich die typische Überalterung der Bevölkerung (TESSIN).
Das VW-Werk
Das VW-Werk existiert seit Mai 1938 und bietet seit 1948 Führungen an, an einer solchen wurde im Rahmen der Exkursion teilgenommen. 12 Marken gehören zu VW, darunter Seat, Audi, VW-Nutzfahrzeuge, Bugatti und Lamborghini. Über 10 Millionen Teile aus aller Welt werden im VW-Werk täglich verarbeitet. 440.000 Teile werden täglich hergestellt, wovon nur 50% in Wolfsburg verbleiben. Es hat das größte Presswerk der Welt, die meisten selbstgefertigten Teile aller Hersteller, die größte Rundknetanlage der Welt und ist die größte Autofabrik Europas. Alle 18 Sekunden wird hier ein Auto hergestellt. Im VW-Werk gibt es 30 verschiedene Berufsbilder, über 70.000 Mitarbeiter, davon 24.000 in der Fertigung, 10.000 in der Forschung und Entwicklung, 9.000 neue IT-Stellen sind vor kurzem entstanden. Bei der Produktion bemüht man sich um umweltfreundliche Maßnahmen. Um 1/4 soll der Energieverbrauch im Werk dadurch gesunken sein. Strom, Wasser und Wärme stammen aus eigener Herstellung. In mehreren Teilen der Anlage herrscht bis zu 90% Automatisierung. Hier sind bis zu 5000 Roboter auf einem Kilometer aktiv.
1940 startete das VW-Werk seine Produktion mit der Vorserie vom Käfer unter Ferdinand Porsche. Es war das erste Auto für die breite Masse. Wolfsburg war nach dem Krieg unter britischer Militärbesetzung und das VW-Werk wurde zu 60% zerstört während des Krieges. Die Gebäude auf dem Werksgelände stehen heute unter Denkmalschutz. Die Fläche beträgt 6,5 Quadratkilometer, ein Straßennetz von 70 km und ein Schienennetz von 75 km sind auf dem Gelände angelegt. 80% der in Wolfsburg produzierten Fahrzeuge gehen in den Export. Bei VW findet kaum Lagerung statt, die Anlieferung erfolgt über das groß ausgebaute Schienennetz und produziert wird nur auf Bestellung. Das VW-Werk ist wie ein kleiner Staat, es hat ein eigenes Kraftwerk, Fitnesscenter, Ärzte, Fleischerei, 7.000 Fahrräder, etc.. 1962 erbaute das VW-Werk sein eigenes Kohlekraftwerk. Früher gab es auch ein eigenes Kohlelager, heute kommt die Kohle aus Osteuropa. Die Abwärme dieses zum Großteil mit Kohle betriebenen Kraftwerks, wird teils auch an die Stadt Wolfsburg abgegeben (volkswagen.de).
VW-Werk und Wolfsburg heute
Wolfsburg hat über 125.000 Einwohner, was bedeutet das ein großer Anteil der Einwohner Verbindungen zu VW hat (wolfsburg.de). Wolfsburg ist eine sogenannte Gartenstadt. Gartenstädte zeichnen sich durch einen Abstand zu einer Großstadt (Zentralstadt) aus, sollen durch einen Grüngürtel umgeben sein, viel unbebautes Land mit Grünflächen und Parks aufweisen. Planmäßige Radialstraßen und eigene Industrie, sowie Kultur- und Bildungsangebot sind ebenfalls wichtige Punkte (HEINEBERG). Auch das VW-Werk in Wolfsburg ist deutlich vom Stadtzentrum abgegrenzt. Der Mittellandkanal und die Nähe zur A2 sind für das Just-in-Time Prinzip von VW unabdingbar. Alles was nördlich des Mittellandkanals liegt, gehört zum VW-Werk. Allgemein fällt der autogerechte Aufbau der Stadt auf, mit vielen Parkplätzen, breiten Straßen und die gute Integration des VW-Werks. Es gibt Buslinien, die durch das Werksgelände fahren. Wolfsburg zeigt die typische Uniformität von Innenstädten. Allgemein ist alles recht breit und groß gehalten und passt damit in das „größer, schneller, besser“ Prinzip von VW. In der Stadt finden sich viele Schenkungen von VW, wie das Planetarium, eine internationale Schule und eine Kooperation mit einem international bedeutenden Kunstmuseum. Die Stadt Wolfsburg zeigt damit in ihrer Entwicklung eine starke Abhängigkeit von VW. Wie groß diese ist, zeigte sich auch als in den 90er Jahren eine Strukturkrise bei VW ausbrach. Zu dieser Zeit waren Autos aus anderen Ländern billiger. Die Produktion bei VW war zu teuer, die Löhne zu hoch und der Standort Wolfsburg damit in Gefahr. Die Stadt bemerkte zu dieser Zeit, dass sie ohne VW gar nicht existieren kann. Es wurden Maßnahmen ergriffen, wie die Diversifizierung der wirtschaftlichen Struktur. Das Image der Stadt sollte attraktiver gemacht werden. Seit Ende der 90er Jahre entstanden viele Projekte. So zum Beispiel das Phaeno, ein außerschulischer Lernort, die VW-Arena, die Bundesligamannschaft wird von VW finanziert, der Allerpark, eine Wasserskianlage, ein Badeland und das VW-Bad (Freibad). Mit dem Zweck die Arbeiterstadt Wolfsburg in eine Erlebnisstadt zu verwandeln, wurde die Wolfsburg AG gegründet. Diese ist eine Wirtschaftsförderungsgesellschaft, sie stellt zB. günstige Büroräume zur Verfügung und versucht so, ein Gründerzentrum zu gründen, an dem sich andere Unternehmen ansiedeln. Außerdem entstanden Zeitarbeitsfirmen, um je nach Bedarf bei VW, Menschen beschäftigen zu können. Die Wolfsburg AG, als auch die Investitionen von VW, zeigen Wirkung. Die Geburtenrate liegt zwar trotz Anstieg weiterhin unter der Sterberate, jedoch findet eine vermehrte Zuwanderung statt. Wolfsburg ist eine internationale Stadt geworden (HARTH).
Der Großteil der VW-Arbeiter wohnt in Wolfsburg, die Chefetage bevorzugt Braunschweig, dieses wird häufig als lebendiger empfunden. Ca. 800 Mitarbeiter pendeln aus Berlin, 25.000 aus Salzgitter, 11.000 aus Hannover und 20.000 aus Braunschweig.
Die Autostadt wurde am 1. Juni 2000 zeitgleich mit der EXPO eröffnet, nachdem das Projekt 1996 entwickelt wurde und 1998 die Bauarbeiten begannen. Sie ist ein Auslieferungsort, unterstützt die Kundenbindung und wird auch als außerschulischer Lernort genutzt. Insgesamt gibt es hier acht Pavillons in einer sehr gepflegten Grünanlage. Die Eingangshalle ist offen und transparent designed, was VW widerspiegeln soll (AUTOSTADT GMBH) . Wie abhängig die Stadt von VW ist, zeigte sich auch im Diesel Skandal. Die Stadt stoppte größere Investitionen, Eintrittsgelder wurden ebenso wie Kindergartengebühren erhöht. Die Unsicherheit der Höhe der zukünftigen Steuereinnahmen, zwang zu sofortigen Spar- maßnahmen. Letztlich waren die Auswirkungen in Deutschland dann relativ gering. Das Land Niedersachsen besitzt 25% Anteile am VW-Konzern und hat damit Veto-Rechte (zeit.de).
Fazit
Die Abhängigkeit der Stadt und damit auch der Stadtentwicklung von VW, kann als einmalig in Deutschland angesehen werden. Es gibt sehr enge Verknüpfungen, durch die wenig anderen Unternehmen, entsteht eine große Abhängigkeit.
Quellen
AUTOSTADT GMBH [Hrsg.] (2009): In Bewegung. Bielefeld.
HARTH, A. et. al. (2010): Stadt als Erlebnis: Wolfsburg. Zur stadtstrukturellen Bedeutung von Großprojekten. Wiesbaden.
HEINEBERG, H. (2006): Stadtgeographie. Stuttgart: UTB.
TESSIN, W. (2003): Kraft durch Freude? Wolfsburgs Weg aus der Arbeits- in die Erlebnisgesellschaft. In: Planungsrundschau, H. 8 (2003). http://
www.planungsrundschau.de/planungsrundschau08/texte/wtkdf.htm (Zugriff 25.10.2017).
VOLKSWAGEN (2017): Unternehmen.: https://www.volkswagen.de/de/unternehmen.html (Zugriff: 24.10.2017).
WOLFSBURG (2017): Stadt Wolfsburg - Kurzübersicht Bevölkerung 31.03.2017: https:// www.wolfsburg.de/.../wolfsburg/.../stadtwolfsburg_statistik_kurzuebersichtbevoelung (Zugriff: 25.10.2017).
ZEIT (2017): Der Abgasskandal: http://www.zeit.de/wirtschaft/diesel-skandal-volkswagen- abgase (Zugriff: 23.10.2017).
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- Julia Thielert (Author), 2017, Wolfsburg. Autostadt. Einfluss von "VW" auf die Stadtentwicklung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/387110