Seine furchtbarste Ausprägung erhielt der Antisemitismus mit dem Aufstieg der NSDAP, in deren Schatten die Nationalsozialisten Millionen von Menschen jüdischen Glaubens in den Tod trieben. Doch wurzelten die geistigen und ideologischen Voraussetzungen, die zur Shoa führten, nicht erst in der Zeit des NS-Regimes. Durch die Zeiten, von der Antike zur Spätantike, vom Mittelalter über die Frühe Neuzeit bis zum Deutschen Kaiserreich, lassen sich durchweg
‚Formen des Vorgehens’ gegenüber Menschen jüdischen Glaubens auf
verschiedenen Ebenen (theologisch, wirtschaftlich, kulturell, gesellschaftlich, politisch und rassistisch) nachweisen.
Die vorliegende Hausarbeit widmet sich vor diesem Hintergrund einer grob skizzierten Darstellung des Verlaufes antijüdischer bzw. antisemitischer Einstellungen im Zeitrahmen von dem in der Antike auftauchenden christlichen Antijudaismus bis hin zu dem von der NSDAP vorwiegend rassisch determinierten Antisemitismus; Das entspricht in etwa einem Zeitrahmen von circa 2000 Jahren. Dabei wird der Fragestellung nachgegangen werden, welche Ausprägung die Antihaltung der Umwelt gegenüber ihren jüdischen Mitmenschen in den einzelnen temporalen Abschnitten zeigte und aus welchen
Gründen, inwieweit sie sich veränderte und ob sich gewisse Konstanten
zwischen den verschiedenen Ausprägungen verorten lassen.
Aus diesem Grund verläuft die Schilderung der Ereignisse weitestgehend chronologisch. Die Schwerpunkte liegen dabei Erstens auf dem rein religiös intendierten Antijudaismus, beginnend mit den Dissenzen zwischen jungem Christentum und gewachsenem Judentum, über die Auswirkungen der Kreuzzüge bis hin zur Reformation und dem Zeitalter des Absolutismus. Zweitens wird die Ambivalenz der über 100 Jahre dauernden jüdischen Emanzipation (1760 – 1870) dargestellt. Zuletzt befasst sich vorliegende Arbeit mit dem
Aufkommen des Begriffes ‚Antisemitismus’ Ende des 19. Jahrhunderts und den damit verbundenen Auswirkungen, die schlußendlich in der perfiden Programmatik der NSDAP gipfelten. Aufgrund der enorm großen Zeitspanne beschränkt sich der geografische Raum der Betrachtung auf den deutschen Raum mit Ausnahme der Antike und Teilen des Mittelalters.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Christlicher Antijudaismus
- Wurzeln und Triebe des Judenhasses
- Die frühe Antike
- Messias und die Pharisäer
- Die konstantinische Wende
- Die Kreuzzüge
- Pest, Luther und die Reformation
- Emanzipation und Judenfeindlichkeit
- Wurzeln und Triebe des Judenhasses
- Antisemitismus und Rassenwahn
- Zur Genese des Begriffes Antisemitismus
- Antisemitismus als "kultureller Code"
- Antisemitismus als gesprochenes Wort: Die Programmatik der NSDAP
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Entwicklung antijüdischer und antisemitischer Einstellungen von der Antike bis zum Aufstieg der NSDAP. Ziel ist es, den Verlauf dieser Entwicklung aufzuzeigen, die verschiedenen Ausprägungen der Antihaltung gegenüber jüdischen Menschen in den jeweiligen Epochen zu beleuchten und Konstanten zwischen den unterschiedlichen Formen des Antisemitismus zu identifizieren.
- Die Entstehung des christlichen Antijudaismus im frühen Christentum und seine Ausprägungen im Laufe der Geschichte
- Die Ambivalenz der jüdischen Emanzipation im 18. und 19. Jahrhundert
- Das Aufkommen des Begriffs "Antisemitismus" Ende des 19. Jahrhunderts und seine Verbindung zu Rassentheorien
- Die rassistisch determinierte Programmatik der NSDAP
- Der Einfluss von Faktoren wie Religion, Kultur, Gesellschaft und Politik auf den Antisemitismus
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und beleuchtet die Bedeutung des Antisemitismus für die Geschichte der Judenverfolgung. Sie stellt den Zeitrahmen der Arbeit dar und skizziert die einzelnen Kapitel.
Das Kapitel "Christlicher Antijudaismus" untersucht die Wurzeln und Triebe des Judenhasses von der Antike bis zur Reformation. Es betrachtet die frühen Formen der Antijudikation, die Entstehung des christlichen Antisemitismus und die Rolle von Ereignissen wie den Kreuzzügen und der Reformation.
Das Kapitel "Antisemitismus und Rassenwahn" behandelt die Genese des Begriffs "Antisemitismus" Ende des 19. Jahrhunderts, die Rolle des "kulturellen Codes" und die rassistisch geprägte Programmatik der NSDAP.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Begriffe "Antijudaismus", "Antisemitismus", "Rassenwahn", "Emanzipation", "Judentum", "Christentum", "Nationalsozialismus", "Shoa" und "Kultureller Code". Darüber hinaus werden wichtige Persönlichkeiten wie Martin Luther, Leon Poliakov, Shulamit Volkov und Ch. Berger Waldenegg diskutiert.
- Citar trabajo
- Henning Remisch (Autor), 2005, Vom christlichen Antijudaismus zum Antisemitismus der NSDAP, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/38723