Die Nation Nigeria wurde im Zuge der Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Großbritannien am 1. Oktober 1960 gegründet. Am gleichen Tag kam es zum Beschluss der „Constitution of the federal republic of Nigeria“, mit welcher eine föderale Struktur eingerichtet wurde, da man Nigeria offiziell in drei Regionen untergliederte und eine vertikale Gewaltenteilung einführte. Diese Entscheidung geht vor allem auf die Zeit unter britischer Kolonialherrschaft zurück, da die Briten schon zu Beginn das damalige Nigeria aus Gründen der Machtausübung in mehrere Territorien aufteilten und zudem horizontale Strukturen auf regionaler Ebene, wie durch die im Jahr 1946 verkündete Richards-Verfassung, eingerichtet wurden. In den ersten Jahrzehnten nach der Unabhängigkeit kam es jedoch häufig zu ethnisch motivierten Übergriffen bzw. Gewalttaten zwischen den diversen Volksgruppen, welche sich bspw. aus dem Ungleichgewicht politischer Mitbestimmung oder der Verteilung ökonomischen Wohlstands ergaben. Bis zum Beschluss der bis heute währenden Verfassung Nigerias des Jahres 1999 wechselten sich so Militärherrschaften und offizielle Regierungen in der Herrschaftsausübung ab, wobei die Nation stetig weiter aufgegliedert wurde, um den fortwährenden Problemen entgegenzuwirken. Ob nun die aktuelle föderale Organisationsform ausreichend innerstaatliche Sicherheit gewährleisten kann, soll anhand der Forschungsfrage „Kann der heutige nigerianische Föderalismus innerstaatliche Stabilität gewährleisten?“ analysiert werden.
Als Einführung in die Thematik soll unter Betrachtung der Volksgruppen-, Sprachfamilien- und Religionszugehörigkeit die Heterogenität der nigerianischen Bevölkerungsstruktur aufgezeigt werden. Diese Diversitäten sind maßgeblich, zumal sie eine entscheidende Rolle für das Aufkommen innerstaatlicher Konflikte spielen. Hieran anschließend wird das theoretische Fundament der Analyse vorgestellt, welches im Wesentlichen auf den drei Dimensionen des Politikbegriffs basiert. Im Falle der Polity-Dimension werden so die strukturellen Voraussetzungen eines funktionierenden föderalen Staates nach Elazar aufgezeigt. Dementgegen soll der Föderalismus auf der Policy- und Politics-Ebene gemäß der von Jilke, Bunar und Volgmann entworfenen „Identitätsebene“ gewährleisten, dass regionale Identitäten nicht auf Kosten der nationalen Identität das politische Geschehen bestimmen dürfen, da dies zu innerstaatlichen Konflikten oder Sezessionsbestrebungen führen kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Bevölkerungsstruktur Nigerias
- Theoretisches Fundament der Analyse
- Analyse der Polity-Ebene
- Analyse der Policy- und Politics-Ebene
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Funktionsfähigkeit des nigerianischen Föderalismus im Hinblick auf die Gewährleistung innerstaatlicher Stabilität. Die Forschungsfrage lautet: „Kann der heutige nigerianische Föderalismus innerstaatliche Stabilität gewährleisten?“.
- Die heterogene Bevölkerungsstruktur Nigerias mit ihren verschiedenen ethnischen Gruppen, Sprachfamilien und Religionen
- Theoretische Grundlagen des Föderalismus, insbesondere die strukturellen Voraussetzungen (Polity-Ebene) und die politische Praxis (Policy- und Politics-Ebene)
- Die Bedeutung von Ökonomie und Kultur als potenzielle Konfliktursachen in Nigeria
- Analyse der strukturellen Voraussetzungen eines funktionierenden föderalen Staates in Nigeria
- Bewertung der Policies im Ökonomie- und Kultursektor auf ihre Auswirkungen auf die innerstaatliche Stabilität
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Forschungsfrage und die Grundzüge des nigerianischen Föderalismus vor, wobei die historische Entwicklung und die Herausforderungen des Landes im Vordergrund stehen.
- Die Bevölkerungsstruktur Nigerias: Dieses Kapitel beschreibt die Diversität der nigerianischen Bevölkerung anhand von Sprache, Ethnie und Religion. Es betont die Bedeutung dieser Diversität für die Entstehung innerstaatlicher Konflikte.
- Theoretisches Fundament der Analyse: Dieses Kapitel stellt das theoretische Fundament der Analyse vor. Es erläutert die drei Dimensionen des Politikbegriffs (Polity, Policy, Politics) und deren Relevanz für die Funktionsfähigkeit des Föderalismus.
Schlüsselwörter
Föderalismus, innerstaatliche Stabilität, Nigeria, Bevölkerungsstruktur, Ethnien, Religion, Politik, Polity, Policy, Politics, Ökonomie, Kultur, Konflikte, Elazar, Jilke, Bunar, Volgmann, Adedimeji
- Citation du texte
- B.A. Dennis Weishaar (Auteur), 2016, Kann der heutige nigerianische Föderalismus innerstaatliche Stabilität gewährleisten?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/387447