Dieser Essay soll mithilfe einiger Gehl'schen Begriffe und Definitionen prüfen, inwieweit die Technik und insbesondere der technische Fortschritt mit seinen neuen Errungenschaften dazu beisteuert, dass die Welt oder gar der Mensch verbessert wird oder vielleicht ganz im Gegenteil, wie oftmals befürchtet, zerstört wird. Im Zuge dessen wird ein kleiner Überblick der Anthropologie, sowie Technikverständnisses Gehlens gegeben werden. Als Erklärungsversuch wird gesondert auf das Resonanzphänomen verwiesen und eingegangen werden, insbesondere wie dieses mit dem Menschen, der Technik, Automatismen und sogar der Magie im Zusammenhang steht. Die Überprüfung, inwiefern die Technik Fluch oder Segen, eingebauten Selbstzerstörungsknopf oder Chance zur Optimierung der Welt oder gar des Selbst darstellt, wird im Schlussteil erörtert.
Bei Gehlen ist der Mensch nichts weiter, und hier zitiert er Herder, als ein Mängelwesen – oder in seinen eigenen Worten: „ein Sonderentwurf der Natur“ - welches den Tieren sogar in vielem nachsteht. Er ist nicht biologisch eingepasst in eine natürliche, artbesondere Umwelt, weswegen es ihm auch, im Gegensatz zum Tier, an spezialisierten Organen sowie Instinkten fehle. „Er ist ‚organisch mittellos’, ohne natürliche Waffen, ohne Angriffs- oder Schutz- oder Fluchtorgane, mit Sinnen von nicht besonders bedeutender Leistungsfähigkeit, denn jeder unserer Sinne wird von den ‚Spezialisten’ im Tierreich weit übertroffen.“
Doch wie kann es dann sein, dass ein so der Natur exponiertes und schutzloses Wesen wie der Mensch es ist, sich dennoch erhalten kann? Nun, die Lösung scheint darin zu liegen, dass der Mensch, befähigt durch seinen Intellekt und damit einhergehend auch der Sprache als Kommunikationsmittel, dazu in der Lage ist, der organischen Anpassung zu entgehen, indem er z.B. sein Abstraktionsvermögen einsetzt, um seine vorliegenden Umweltgegebenheiten zu verändern. Diese Auffassung des Menschen als intentional handelndem Wesen, ist zentral für die Technikphilosophie Gehlens. Denn in diesem Handeln verändert der Mensch die unmittelbar vorfindbaren Dinge mit Kopf, aber auch primär mit seinen Händen, auf seine eigene Bedürfnisse hin.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Überprüfung, inwiefern die Technik Gehlens Anthropologie
- Gehlens Technikverständnis
- Das Resonanzphänomen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay befasst sich mit der Frage, inwiefern die Technik und der technische Fortschritt zur Verbesserung oder Zerstörung der Welt und des Menschen beitragen. Dabei wird insbesondere auf die Anthropologie und das Technikverständnis von Arnold Gehlen eingegangen, wobei das Resonanzphänomen als Erklärungsversuch im Mittelpunkt steht.
- Gehlens Anthropologie des Menschen als „Mängelwesen“
- Die Rolle der Technik als Organersatz, Organverstärkung und Organentlastung
- Gehlens Technikverständnis im Kontext der menschlichen Natur und der Beziehung zur Umwelt
- Das Resonanzphänomen als Verbindung zwischen Mensch und Anorganischem
- Die Bedeutung automatischer Vorgänge für das menschliche Empfinden und die Rolle der Technik in diesem Zusammenhang
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Dieser Essay, basierend auf dem Seminar „Anthropologie und Technikphilosophie – Geschichte und Entwicklung“, untersucht die Auswirkungen von Technik und technischem Fortschritt auf die Welt und den Menschen. Es wird ein Überblick über Gehlens Anthropologie und Technikverständnis gegeben, wobei das Resonanzphänomen als Erklärung für die Beziehung zwischen Mensch und Technik hervorgehoben wird.
Überprüfung, inwiefern die Technik Gehlens Anthropologie
Gehlens Anthropologie definiert den Menschen als „Mängelwesen“, dem es an biologischen Anpassungen und Instinkten fehlt. Der Mensch kompensiert diese Defizite durch seinen Intellekt, Sprache und die Fähigkeit zur Technik. Diese drei Prinzipien – Organersatz, Organverstärkung und Organentlastung – ermöglichen es dem Menschen, die Natur zu seinen Zwecken zu nutzen.
Gehlens Technikverständnis
Gehlen betrachtet den Menschen als ein von Grund auf technisches Wesen, das seit jeher Werkzeuge und technische Hilfsmittel verwendet. Technik ist für ihn ein „Spiegelbild des Menschen“, das seine Beziehung zur Natur prägt. Der Essay beschreibt die Entwicklung der Technik in drei Stufen: Werkzeug, Arbeitsmaschine und Automat.
Das Resonanzphänomen
Der Essay erklärt das Resonanzphänomen als eine Art „inneren Sinnes“ des Menschen für automatische Vorgänge. Der Mensch zeigt ein natürliches Interesse an Rhythmen und Wiederholungen in der anorganischen Welt. Die Technik kann dieses Resonanzphänomen verstärken und die Umwelt für den Menschen stabilisieren.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieses Essays sind: Anthropologie, Technikphilosophie, Arnold Gehlen, Mängelwesen, Organersatz, Organverstärkung, Organentlastung, Resonanzphänomen, automatische Vorgänge, Umweltstabilität, Technik und Mensch.
- Arbeit zitieren
- Sylwia Ekmann (Autor:in), 2015, Inwieweit trägt der technische Fortschritt dazu bei, dass die Welt oder der Mensch verbessert oder gar zerstört wird?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/387657