Diese Arbeit soll einen Vergleich der Werke „Der Sandmann“ von E.T.A Hoffmann und „Sarrasine“ von Honoré de Balzac darstellen. Vor diesem Hintergrund werden Aspekte der Intertextualität betrachtet, um zu sehen, ob die beiden Romane in einem intertextuellen Bezug zu einander stehen. Dafür soll nun zunächst ein Blick auf die Intertextualität als solche geworfen werden.
Hintergrund werden Aspekte der Intertextualität betrachtet, um zu sehen, ob die
beiden Romane in einem intertextuellen Bezug zu einander stehen. Dafür soll nun
zunächst ein Blick auf die Intertextualität als solche geworfen werden. Warum soll
sich die folgende Arbeit mit Intertextualität beschäftigen? ,,Intertextualität an einer
Novelle des frühes 19. Jahrhunderts aufzuzeigen (...), verdeutlicht eindringlich, dass
das komplexe Phänomen des Text-Text-Kontaktes viel älter ist als der seit fünf
Jahrzehnten kursierende Begriff."
1
In der folgenden Arbeit wird sich auf die Übersetzung von Jürgen Hoch bezogen mit
dem Titel ,,Honoré de Balzac - Sarrasine. Die Geschichte einer unerfüllbaren
Leidenschaft". Das französische Original erschien erstmals 1830. Zu diesem
Zeitpunkt war E.T.A. Hoffmann bereits bekannt. Sein Werk ,,Der Sandmann"
erschien erstmals 1816 (in der folgenden Arbeit wird die Version Hoffmann, E.T.A:
Der Sandmann. Stuttgart 2004 verwendet, erschienen im Reclam Verlag).
Hoffmanns Literatur war auch in Frankreich übersetzt und gelesen worden und
wurde ,produktiv rezipiert'
2
. Es ist also gut denkbar, dass auch ein Balzac Hoffmanns
Literatur kannte. Hoffmann wird dabei sogar die Begründung einer neuen Gattung
zugesagt, des ,,genre hoffmannesque", wobei sein Ein uss auf die phantastischen
Erzählungen der französischen Autoren untersucht werden.
3
Ueckmann, Natascha: Wiedergänger, Phantom und künstlicher Mensch. Der Kastrat
1
intertextuellen Netz. S. 98.
Vgl. Klein, Ute: Die Produktive Rezeption E.T.A. Hoffmanns in Frankreich. Frankfurt am
2
Main 2010, S. 9.
Vgl. Ebd.
3
3
1. Einleitung
Die Folgende Arbeit soll einen Vergleich der Werke ,,Der Sandmann" von E.T.A
Hoffmann und ,,Sarrasine" von Honoré de Balzac darstellen. Vor diesem
Vor allem in der Lektüre Balzacs selbst ist bereits zahlreiche Intertextualität und
Intratextualität zu nden. Im Folgenden kann diese aus pragmatischen Gründen nur
4
am Beispiel ,,Sarrasine" dargelegt werden, es ndet sich jedoch in weiteren seiner
Werke eine Breite an Anspielungen und Bezügen auf andere Werke. Zu den
Intertextuellen Einzelreferenzen gehören u.a. ,,Aladin und die Wunderlampe" (aus
5
1001 Nacht) und ,,Doktor Faust" (Faust und Honunkulus) . Neben den
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intertextuellen Einzelreferenzen fällt auch eine Intratextualität auf. Madame de
Roche de, die Begleitung des Ich-Erzählers der Novelle Sarrasine taucht auch als
Figur in anderen Werken Balzacs auf (der Comédie humaine ). Die aufgeführten
Referenzen dienen dabei als Beispiel und können aus pragmatischen Gründen an
dieser Stelle nicht weiter ausgeführt werden.
Auch Intermedialität lässt sich in ,,Sarrasine" nden. Ein Beispiel ist der Verlauf der
Abbildungen der Zambinella:
,,Kadrinal Cicognara brachte die Statue Zambinellas in seinen Besitz und ließ sie in Marmor
ausführen. Sie steht heute im Museum Albani. Dort fand sie im Jahre 1791 die Familie Land
und bat Viel, sie zu kopieren. Das Porträt, das Euch Zambinella mit zwanzigg Jahren zeigte,
(...) hat später als Vorbild für den Endymion von Gerodet gedient; Ihr erkennt den gleichen
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Typus im Adonis wieder."
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In diesem Abschnitt be nden sich gleich mehrere Formen Intermedialität innerhalb
des Textes: Sarrasine schuf eine Skulptur der Zambinella, welches bereits als eine
Sicherlich ist auch bei E.T.A Hoffmann Intertextualtiät vorzu nden. Die Analyse seiner
4
Werke kann jedoch an dieser Stelle aus pragmatischen Gründen nicht weiter ausgeführt
werden. (Für weitere Informationen vergleiche hierzu u.a Rummel, Volkmar: Intermedialität
und Intertextualität in Erzählungen von E.T.A. Hoffmann, Chamisso und Jean Paul).
Vgl. Berneiser, Tobias: Intermedialität am Beispiel von Balzacs Novelle Sarrasine. Frankfurt,
5
2017.
Balzac, Honoré de: Sarrasine. Die Geschichte einer unerfüllbaren Leidenschaft. S. 13.
6
Ebd., S. 18.
7
Vgl. Abb. 1
8
Balzac: Sarrasine S. 86.
9
4
2. Intertextualität und Intermedialität bei Balzac
Form der Kopie der Frauen gur gesehen werden könnte. Anschließend wird von
dieser Statue eine Kopie gemacht (gleiches Medium) und vor der Vorlage dieser
Kopie wird ein Bild erstellt. Bei dem ,,Endymion von Gerodet" handelt es sich um
das Bild ,,Der Schlaf des Endymion" von Anne-Louis Girdoet-Trioson (Siehe Abb.1).
Gleichzeitig soll dieses als Vorlage für die Adonis Figur gedient haben (Bzw. die
gleiche Form darstellen, welches als Form der Intermedialität gesehen werden kann
innerhalb des gleichen Mediums, des Bildes). Die folgenden Abbildung zeigen, dass
diese Intertextuelle wie auch Intermediäre Verbindung auch von den Verlagen (zur
jeweiligen Buch Cover Gestaltung) verwendet wurde (Vgl. Abb. 2 und 3). Diese Figur
des Endymion, welche auf der Zambinella basieren soll (Abb. 2), erinnert ebenfalls
an die Darstellung einer Frauen gur bei E.T.A. Hoffmann (siehe Abb. 3).
5
Abb. 1
Abb. 2
Abb. 3
3. Vergleiche zwischen dem ,,Sandmann" und ,,Sarrasine"
Im Folgenden sollen die Werke ,,Der
Sandmann" und ,,Sarrasine" verglichen
werden. Dafür werden einzelne Aspekte
der Werke betrachtet, wie das
Unheimliche, Schein und Sein, das
Augenmotiv, die Kreativität und den
Bezug zur Heimat.
Die Abbildung zeigt eine Szene aus
Sarrasine, in der der gleichnamige
Charakter um die Liebe der Zambinella
wirbt. Ebenso gut vorstellbar wäre dieses
Bild als Beschreibung der Zuneigung
Nathaneals für Olimpia, wie sich im
weiteren Verlauf erklären wird.
3.1 Träumerei und Wahnsinn - Das Unheimliche bei Sarrasine und dem
Sandmann
,,Das in den Erzählungen mehrfach bezeichnete Gefühl des Unheimlichen tritt in
unterschiedlichen Ausprägungen auf. Es dominiert eiheimlichen tritt in
unterschiedlichen Ausprägungen auf. Es dominiert einerseits die
Unentscheidbarkeit zwischen Lebendem und Totem, die im Sandmann und im
Öden Haus aus dem visionären Blick der Protagonisten entsteht. Die Totenlarve
Hermenegildas im Gelübde spielt mit der Erinnerung daran. Andererseits ist es die
Wiederholung traumatischer Urszenen oder Bilder, deren Unheimlichkeit sich als
nicht zu bannender Effekt und Erzählanreiz einstellt"
10
Kremer, Detlef: E.T.A. Hoffmann: Leben - Werk - Wirkung. Berlin 2010.
10
6
Abb. 4
Dieses Unheimliche wird in beiden Romanen scheinbar personi ziert. Bei Hoffmann
tritt das Unheimliche zunächst in der Form des Sandmanns auf. Dieser wird
beschrieben als:
,,ein böser Man, der kommt zu den Kindern, wenn sie nicht zu Bett gehen wollen
und wirft ihnen Händevoll Sand in die Augen, dass sie blutig zum Kopf
herausspringen, die wirft er dann in den Sack und trägt sie in den Halbmond zur
Atzung für seine Kinderchen; die sitzen dort im Nest und haben krumme Schnäbel,
wie die Eulen, damit picken Sie der unartigen Menschenkindlein Augen auf."
11
Auch bei Balzac nden wir in er Rahmenerzählung die Figur eines unheimlichen
Mannes.
Dafür wird zunächst ,,das Erscheinen einer sonderbaren Person" bemerkt. Diese
12
erscheint als ,,der Unbekannte" auf den Feiern der Familie Lanty und bringt ein
13
Gefühl es Unbehagens mit sich, dass von einigen Gästen als Kälte wahrgenommen
wird . Damit bekommt diese Figur die Beschreibung des Unheimlichen. Die
14
Bedeutung von ,,heimlich", erhält nach Freud folgende Bedeutungen:
,,1. Auch Heimelich, heimelig, zu Hause gehörig, Vertrautes, nicht fremd, etc.
2. Versteckt, verborgen gehalten, so dass man Andere nicht davon oder darum
wissen lassen, es ihnen verbergen will, etc."
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Also, das Vertraute und das Versteckte, Verborgen gehaltene. Ein Aspekt dieses
Ausdrucks mag somit sicherlich das Fremde bewirken. Dinge, die uns nicht vertraut
sind, die ,anders` sind, können den Eindruck etwas Unheimlichen vermitteln. Nach
Hoffmann, E.T.A.: Der Sandmann. S. 5.
11
Balzac, Honoré de: Sarrasine. Die Geschichte einer unerfüllbaren Leidenschaft. S. 17.
12
Ebd., S. 18.
13
Vgl. Ebd.
14
Freud, Sigmund: Das Unheimliche. Frankfurt 1970, S. 241-274.
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- Maike E. (Author), 2017, Intertextualität bei Balzacs "Sarrasine" im Bezug zu E.T.A Hoffmanns "Der Sandmann", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/387766
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