Der Gegenstand dieser Arbeit soll der Roman Making History von Stephen Fry sein. Ich möchte versuchen, den Text vor dem Hintergrund der literaturtheoretischen Konzepte der fiktionalen und möglichen Welten zu untersuchen, d.h. es soll dargestellt werden, auf welche Weise Fry bei der Konstruktion der Welten in seinem Roman auf theoretische Überlegungen zurückgreift.
Die Voraussetzung für Frys Roman, in dem der realen, d.h. der im fiktionalen Rahmen realen Welt eine parallele alternative Welt gegenübergestellt wird, ist, daß das traditionelle Verständnis von „Geschichte“ erweitert wird. Daher soll im 1. Kapitel ein Vergleich des herkömmlichen Konzepts des Geschichtsbegriffs mit dem, was in Making History unter „Geschichte“ verstanden wird, unternommen werden. Daran anschließend soll eine Analyse der vom Autor verwendeten Erzähltechnik und Stilmittel zeigen, auf welche Weise der Roman Welten nebeneinander stellt und gleichzeitig die Existenz dieser Welten in Frage gestellt wird. Das Kapitel 3 wird sich mit dem Konzept der fiktionalen und möglichen Welten befassen. Hierbei scheint es mir sinnvoll, für die einzelnen Kapitel des Romans eine zeitliche und geographische Strukturierung vorzunehmen, um sie so den Handlungssträngen, die die Welten des Romans konstituieren, zuzuordnen. In Kapitel 4 soll eine Gegenüberstellung der parallelen Welten zeigen, wie der Autor seine Romanwelten konstruiert. Kapitel 5 und 6 werden sich mit den Figuren des Romans beschäftigen, wobei der Schwerpunkt auf dem Protagonisten Michael Young liegen wird, der als einzige der Romanfiguren die Möglichkeit hat, die Grenze zwischen den Welten zu überschreiten und sich bewußt zu machen, daß überhaupt mehrere Welten parallel existieren. Die anderen Figuren besitzen in dem Paralleluniversum jeweils eine Entsprechung, einen counterpart, so daß sie zwar in beiden Welten vorkommen, aber die parallele Existenz der Welten nicht realisieren können. Auf eine Analyse der Nebenfiguren muss leider verzichtet werden. Stattdessen soll durch die Untersuchung der Beziehung zwischen den Figuren Hitler und Gloder, die zwar keine counterparts im herkömmliche Sinn sind, aber in den zwei Welten parallele Funktionen erfüllen, die Frage nach der moralischen Aussage des Romans gestellt werden.
Inhaltsverzeichnis
- 0. Einleitung
- 1. Frys Konzept des Begriffs „Geschichte“
- 2. Erzähltechnik und stilistische Elemente
- 3. Cambridge und Princeton – Fiktionale Welt vs. mögliche Welt
- 3.1 Die verschiedenen Handlungen
- 3.1.1 Die Handlungsstränge des Buches Eins
- 3.1.2. Die Handlungsstränge des Buches Zwei
- 3.1.3 Der Epilog
- 3.1.4 Die Verbindung der einzelnen Handlungsstränge
- 3.2 Das Konzept der fiktionalen und der möglichen Welt in Making History
- 4. Frys Methoden der Weltkonstruktion
- 5. Michael Young und das Problem der trans-world identity
- 6. Parallele Entitäten
- 6.1 Trans-world identities
- 6.2 Hitler und Gloder
- 7. Schluß
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist es, Stephen Frys Roman „Making History“ im Kontext der literaturtheoretischen Konzepte der fiktionalen und möglichen Welten zu untersuchen. Es wird analysiert, wie Fry bei der Konstruktion der Welten in seinem Roman auf theoretische Überlegungen zurückgreift.
- Das erweiterte Verständnis von „Geschichte“ in „Making History“
- Die Konstruktion paralleler Welten und deren Interaktion
- Die Rolle des Protagonisten Michael Young als Grenzgänger zwischen Welten
- Das Konzept der trans-world identities und die Frage der moralischen Aussage des Romans
- Die Bedeutung von Erzähltechnik und stilistischen Elementen für die Weltkonstruktion
Zusammenfassung der Kapitel
0. Einleitung: Die Einleitung stellt den Roman „Making History“ von Stephen Fry vor und beschreibt das Ziel der Arbeit, die Weltenkonstruktion des Romans im Kontext der fiktionalen und möglichen Welten zu analysieren.
1. Frys Konzept des Begriffs „Geschichte“: Dieses Kapitel befasst sich mit dem traditionellen Verständnis von „Geschichte“ und stellt es dem erweiterten Verständnis von „Geschichte“ in „Making History“ gegenüber. Es wird diskutiert, wie Fry die Möglichkeit einer veränderten Vergangenheit durch das Konzept der möglichen Welten in seinem Roman integriert.
2. Erzähltechnik und stilistische Elemente: Kapitel 2 analysiert die Erzähltechnik und stilistischen Elemente, die Fry in seinem Roman verwendet, um die parallelen Welten zu konstruieren und ihre Existenz gleichzeitig in Frage zu stellen.
3. Cambridge und Princeton – Fiktionale Welt vs. mögliche Welt: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Konzept der fiktionalen und der möglichen Welt in „Making History“. Es wird eine zeitliche und geographische Strukturierung der einzelnen Kapitel des Romans vorgenommen, um sie den Handlungssträngen, die die Welten des Romans konstituieren, zuzuordnen.
4. Frys Methoden der Weltkonstruktion: Kapitel 4 stellt die parallelen Welten des Romans gegenüber und untersucht die Methoden, die Fry für ihre Konstruktion verwendet.
5. Michael Young und das Problem der trans-world identity: Dieses Kapitel fokussiert auf den Protagonisten Michael Young, der als einzige Romanfigur die Möglichkeit hat, die Grenze zwischen den Welten zu überschreiten und sich bewusst zu machen, dass mehrere Welten parallel existieren.
6. Parallele Entitäten: Kapitel 6 befasst sich mit den Figuren, die in den beiden Welten jeweils eine Entsprechung, einen counterpart, haben. Es wird die Frage nach der moralischen Aussage des Romans durch die Untersuchung der Beziehung zwischen den Figuren Hitler und Gloder gestellt.
Schlüsselwörter
Fiktionale Welten, mögliche Welten, Geschichte, Historiographie, Postmoderne, Erzähltechnik, stilistische Elemente, trans-world identity, parallele Entitäten, moralische Aussage, Weltkonstruktion, Stephen Fry, „Making History“, Michael Young, Hitler, Gloder, Temporal Imaging Machine, Temporal Interface Machine T.I.M.
- Quote paper
- M.A. Anke Grundmann (Author), 1999, Die Konstruktion von Welten in Stephen Frys "Making History", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/38797