Die weibliche Beschneidung ist eine folgenreiche Menschenrechtsverletzung und Ausdruck von Unterdrückung, Erniedrigung, Fremdbestimmung und ökonomischer Ausbeutung von Mädchen und Frauen. Gleichzeitig hat sie aber in praktizierenden Gesellschaften eine wichtige soziale Bedeutung. Die Beschneidung stellt einen traditionellen Brauch dar – als dieser kann er jedoch nicht mehr nur betrachtet werden. Die World Health Organization (WHO) nimmt an, dass ihre globalen Auswirkungen ein ernsthaftes Problem für die öffentliche Gesundheitsvorsorge darstellen: Die Beschneidung von Mädchen und Frauen ist somit zu einem Problem modernen Gesellschaften geworden.
Lange Zeit wurde darüber diskutiert, ob man überhaupt eingreifen darf. Inzwischen hat sich das Augenmerk von dieser Frage zu dem Problem verlagert, wie man die Praxis beenden kann. Zentrale Voraussetzung für den Versuch, Strategien für die Aufklärung und Abschaffung der Beschneidung zu entwickeln, ist ein Verständnis dafür, welche persönliche und eine ganze Gemeinschaft umfassende Dynamik herrscht, die dazu führt, dass die Beschneidung an jungen Mädchen und Frauen gefordert und durchgeführt wird. Dies schließt auch die Frage ein, wie physische, strukturelle und symbolische Gewalt miteinander verknüpft sind und welche Gründe es für Frauen gibt, die Praxis zu unterstützen und durchzuführen.
Ziel dieser Arbeit ist es, die Beweggründe der Frauen detailliert herauszuarbeiten, um nachvollziehen zu können, warum der Brauch, der ihre eigene Gesundheit derart gefährdet, von ihnen akzeptiert und reproduziert wird. Dazu werden zunächst grundlegende Erkenntnisse zum Zusammenhang von Macht, Gewalt und dem Körper im Geschlechterverhältnis dargelegt und anschließend mit Bourdieus Habituskonzept verknüpft. Die symbolische Gewalt, die eng mit der Herstellung von Zweigeschlechtlichkeit und der männlichen Herrschaft zusammenhängt, wird darüber hinaus näher betrachtet. Anschließend erfolgt die Betrachtung des Phänomens der weiblichen Beschneidung: Zunächst werden die verschiedenen Formen der Beschneidung beschrieben, um daran anknüpfend ihre unterschiedlichen Folgen für die Betroffenen darzulegen. Im Anschluss werden die verschiedenen Begründungsmuster ausführlich – mit Bezug auf die Erkenntnisse aus dem theoretischen Teil – analysiert. Basierend auf diesen Erkenntnissen wird abschließend skizziert, was Aufhebungsstrategien leisten müssen, um eine nachhaltige Verbesserung der Situation der Betroffenen zu erreichen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Körper, Gewalt und Macht im Geschlechterverhältnis
- 2.1 Interpersonale Machtbeziehungen
- 2.2 Gesellschaftliche Machtverhältnisse
- 2.3 Habituskonzept
- 2.3.1 Herkunft und Ausarbeitung des Begriffs
- 2.3.2 Praktischer Sinn und soziale Felder
- 2.3.3 Das Habituskonzept in der Körpersoziologie
- 2.3.4 Praktische Anerkennung
- 2.3.5 Symbolische Gewalt
- 2.3.6 Herstellung von Zweigeschlechtlichkeit als soziale Praxis
- 2.3.7 Die männliche Herrschaft
- 2.3.8 Geschlechtslogik männlichen Gewalthandelns
- 3 Die weibliche Beschneidung
- 3.1 Begrifflichkeit
- 3.2 Beschreibung der Praxis
- 3.3 Formen von weiblicher Genitalbeschneidung
- 4 Folgen der Beschneidung für betroffene Mädchen und Frauen
- 4.1 Körperliche Komplikationen
- 4.2 Psychologische und sexuelle Folgen
- 4.3 Die Klitoris und ihre Bedeutung für die weibliche Sexualität
- 5 Begründungsmuster weiblicher Genitalbeschneidung
- 5.1 Die Bedeutung von Tradition und Religion
- 5.2 Sexualität und Heiratsfähigkeit
- 5.3 Die weibliche Beschneidung als Übergangsritus
- 5.4 Die weibliche Beschneidung als Form von Gewalt an Frauen
- 5.5 Abschaffungsstrategien
- 6 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Gründe für die Akzeptanz und Reproduktion weiblicher Genitalbeschneidung durch betroffene Frauen. Ziel ist es, die zugrundeliegenden Beweggründe zu verstehen und aufzuzeigen, warum ein Brauch, der die Gesundheit der Frauen gefährdet, dennoch aufrechterhalten wird. Die Analyse verbindet körperliche, strukturelle und symbolische Gewalt und beleuchtet die Rolle von Machtstrukturen im Geschlechterverhältnis.
- Macht und Gewalt im Geschlechterverhältnis
- Bourdieus Habituskonzept und seine Anwendung auf die weibliche Beschneidung
- Formen und Folgen weiblicher Genitalbeschneidung
- Begründungsmuster für die Praxis der weiblichen Beschneidung
- Strategien zur Abschaffung der weiblichen Genitalbeschneidung
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung stellt die weibliche Genitalbeschneidung als Menschenrechtsverletzung und gleichzeitig als sozial bedeutsamen Brauch in betroffenen Gesellschaften dar. Sie benennt die globale Problematik und die Verlagerung des Fokus von der Frage des Eingreifens hin zu Strategien der Abschaffung. Zentrales Anliegen der Arbeit ist das Verständnis der Dynamiken, die zur Forderung und Durchführung der Beschneidung führen, sowie die Verknüpfung physischer, struktureller und symbolischer Gewalt. Das Ziel ist die detaillierte Herausarbeitung der Beweggründe der Frauen für die Akzeptanz und Reproduktion dieses gefährlichen Brauches.
2 Körper, Gewalt und Macht im Geschlechterverhältnis: Dieses Kapitel legt grundlegende Erkenntnisse zum Zusammenhang von Macht, Gewalt und Körper im Geschlechterverhältnis dar. Es verbindet diese Erkenntnisse mit Bourdieus Habituskonzept und untersucht die symbolische Gewalt, die eng mit der Herstellung von Zweigeschlechtlichkeit und männlicher Herrschaft verbunden ist. Der Fokus liegt auf der Analyse unterschiedlicher Machtformen, insbesondere der Aktionsmacht nach Popitz, und der Rolle des Körpers als verletzungsoffen und verletzungsmächtig. Die Definition von Gewalt im Kontext von Macht- und Herrschaftsverhältnissen wird ausführlich erläutert.
3 Die weibliche Beschneidung: Dieses Kapitel beschreibt das Phänomen der weiblichen Beschneidung, beginnend mit der Begrifflichkeit und der Beschreibung der Praxis. Es differenziert verschiedene Formen der Beschneidung und legt den Grundstein für die folgenden Kapitel, indem es die Grundlage für das Verständnis der verschiedenen Folgen und Begründungsmuster schafft. Die Darstellung verschiedener Formen der Beschneidung legt die Basis für das Verständnis der unterschiedlichen Konsequenzen und Begründungen.
4 Folgen der Beschneidung für betroffene Mädchen und Frauen: Dieses Kapitel beleuchtet die körperlichen, psychologischen und sexuellen Folgen der weiblichen Genitalbeschneidung für die Betroffenen. Es analysiert die Auswirkungen auf den Körper und die psychische und sexuelle Gesundheit der Frauen. Der Fokus liegt auf den langfristigen Konsequenzen, die die Lebensqualität der betroffenen Frauen nachhaltig beeinflussen.
5 Begründungsmuster weiblicher Genitalbeschneidung: Dieses Kapitel analysiert die Begründungsmuster für die weibliche Genitalbeschneidung. Es untersucht die Bedeutung von Tradition und Religion, den Zusammenhang mit Sexualität und Heiratsfähigkeit, sowie die Rolle der Beschneidung als Übergangsritus. Die Analyse betrachtet die Beschneidung kritisch als Form von Gewalt an Frauen und legt den Grundstein für die Diskussion von Abschaffungsstrategien. Die verschiedenen Perspektiven und Begründungen werden detailliert dargestellt und in den Kontext des vorherigen theoretischen Rahmens eingeordnet.
Schlüsselwörter
Weibliche Genitalbeschneidung, Macht, Gewalt, Geschlechterverhältnis, Habitus (Bourdieu), Symbolische Gewalt, Körper, Tradition, Religion, Sexualität, Heiratsfähigkeit, Übergangsritus, Menschenrechte, Abschaffungsstrategien.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Körper, Gewalt und Macht im Geschlechterverhältnis - Weibliche Genitalbeschneidung
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Gründe für die Akzeptanz und Reproduktion weiblicher Genitalbeschneidung durch betroffene Frauen. Ziel ist es, die zugrundeliegenden Beweggründe zu verstehen und aufzuzeigen, warum ein Brauch, der die Gesundheit der Frauen gefährdet, dennoch aufrechterhalten wird. Die Analyse verbindet körperliche, strukturelle und symbolische Gewalt und beleuchtet die Rolle von Machtstrukturen im Geschlechterverhältnis.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Schwerpunkte: Macht und Gewalt im Geschlechterverhältnis, Bourdieus Habituskonzept und seine Anwendung auf die weibliche Beschneidung, Formen und Folgen weiblicher Genitalbeschneidung, Begründungsmuster für die Praxis der weiblichen Beschneidung und Strategien zur Abschaffung der weiblichen Genitalbeschneidung.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel: Einleitung, Körper, Gewalt und Macht im Geschlechterverhältnis, Die weibliche Beschneidung, Folgen der Beschneidung für betroffene Mädchen und Frauen, Begründungsmuster weiblicher Genitalbeschneidung und Fazit. Jedes Kapitel behandelt einen spezifischen Aspekt des Themas, beginnend mit einer Einführung und einer theoretischen Grundlage, gefolgt von der Beschreibung der Praxis und der Analyse der Folgen und Begründungsmuster. Es enthält auch ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Kapitelzusammenfassungen und Schlüsselwörter.
Welche Rolle spielt Bourdieus Habituskonzept?
Das Habituskonzept von Pierre Bourdieu wird verwendet, um die zugrundeliegenden Denk- und Handlungsweisen der Frauen zu verstehen, die die weibliche Genitalbeschneidung akzeptieren und reproduzieren. Es hilft dabei, die symbolische Gewalt zu analysieren, die mit der Herstellung von Zweigeschlechtlichkeit und männlicher Herrschaft verbunden ist.
Welche Formen und Folgen der weiblichen Genitalbeschneidung werden beschrieben?
Die Arbeit beschreibt verschiedene Formen der weiblichen Genitalbeschneidung und analysiert deren körperliche, psychologische und sexuelle Folgen für die Betroffenen. Es werden die kurz- und langfristigen Auswirkungen auf die Gesundheit und das Leben der Frauen beleuchtet.
Welche Begründungsmuster für die weibliche Genitalbeschneidung werden untersucht?
Die Arbeit untersucht verschiedene Begründungsmuster, darunter die Bedeutung von Tradition und Religion, den Zusammenhang mit Sexualität und Heiratsfähigkeit, sowie die Rolle der Beschneidung als Übergangsritus. Es wird auch die Beschneidung kritisch als Form von Gewalt an Frauen betrachtet.
Welche Strategien zur Abschaffung der weiblichen Genitalbeschneidung werden diskutiert?
Die Arbeit diskutiert Strategien zur Abschaffung der weiblichen Genitalbeschneidung, ohne konkrete Strategien explizit zu nennen. Die Diskussion legt den Grundstein für weitere Überlegungen zu diesem Thema.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Weibliche Genitalbeschneidung, Macht, Gewalt, Geschlechterverhältnis, Habitus (Bourdieu), Symbolische Gewalt, Körper, Tradition, Religion, Sexualität, Heiratsfähigkeit, Übergangsritus, Menschenrechte, Abschaffungsstrategien.
- Citation du texte
- Anonym (Auteur), 2018, Rituelle Gewalt an Frauen am Beispiel der weiblichen Beschneidung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/388016