Die ständige technische Innovation und die fortlaufende Optimierung bereits existierender Produkte ermöglichen den westlichen Gesellschaften ein noch nie dagewesenes Wohlstandsniveau. Mit der Zunahme des Fortschritts steigt auch die Destruktionskapazität der Mittel. Technische Unfälle (zum Beispiel der Atomreaktorunfall in Fukushima) oder das Scheitern eines hoch technisierten Bankensektors etablieren sich als Begleiterscheinung der Zeit.
Dabei stellt sich die Frage nach der Beherrschbarkeit des Fortschritts. Haben wir die Steuerungsfähigkeit einer Dynamik verloren, welche wir selbst in Gang gesetzt haben? Sitzt der Fortschritt im Sattel und reitet die Menschen? In diesem Zusammenhang erklärt Ernst Jünger, dass der Mensch im technisierten Zeitalter die Steuerungsinstanz seines eigenen Schicksals verliert. Dennoch glaubt Jünger nicht an die Unveränderlichkeit einer Gesellschaft. Doch worin besteht Jüngers Fortschrittsbegriff, welcher im Kern davon ausgeht, "dass 'der Fortschritt' kein Fortschritt ist"?
Diese Arbeit bemüht sich um eine Konzeptualisierung des Jünger'schen Fortschrittsbegriffs. Ausgangspunkt der Überlegungen bilden Jüngers Vorstellung des "Heroischen Realismus" und "Magischen Realismus". Damit verfolgt diese Arbeit nicht das Ziel einer ganzheitlichen Darstellung Jüngers Fortschrittsdenken, sondern bezieht sich lediglich auf Textquellen des Frühwerkes. Dieses wird auf Grundlage der von Paul Hoyningen-Huene vorgeschlagenen Fortschrittskategorien untersucht werden. Alle drei Kriterien bestimmen zugleich die äußere Struktur der Arbeit: Fortschrittsrichtung, Fortschrittsindikator, Fortschrittsbewertung.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Gerichtete Veränderung
- Indikatoren der Veränderung
- Bewertbarkeit
- Gegenstand und Richtung des Fortschritts
- Kriegserfahrung und das bürgerliche Paradigma
- Die Krise und das „elementare Leben“
- Indikatoren des Fortschritts
- Heroischer Realismus
- Opfer
- Antibürgerliche Tendenzen
- Bruch der bürgerlichen Gesellschaft
- Der Übergang des bürgerlichen Individuums in den kollektivistischen Typus
- Magischer Realismus
- Bewertung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Ernst Jüngers Fortschrittsdenken anhand seiner Konzepte des „Heroischen Realismus“ und „Magischen Realismus“. Sie konzentriert sich dabei auf Textquellen aus Jüngers Frühwerk und untersucht sie im Lichte der von Paul Hoyningen-Huene vorgelegten Fortschrittskategorien. Die Arbeit befasst sich mit der Frage, wie Jünger den Fortschritt definiert und welche Auswirkungen die Kriegserfahrung auf seine Sichtweise hatte.
- Jüngers Kritik am linearen Fortschrittsdenken des Positivismus
- Die Rolle der Kriegserfahrung im Wandel des bürgerlichen Paradigmas
- Die Bedeutung des „Elementaren“ für Jüngers Fortschrittsverständnis
- Die Konzeptualisierung des Fortschritts durch „Heroischen Realismus“ und „Magischen Realismus“
- Die Bewertung des Jünger'schen Fortschrittsbegriffs
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Ausgangspunkt der Arbeit dar und skizziert die Problematik der Fortschrittsherrschaft in der modernen Welt. Sie beleuchtet Jüngers These vom „Fortschritt, der kein Fortschritt ist“ und stellt die Analysekriterien von Paul Hoyningen-Huene vor, die als Rahmen für die Untersuchung dienen.
Kapitel zwei analysiert die Entstehung des Jünger'schen Fortschrittsbegriffs vor dem Hintergrund der Kriegserfahrung. Es wird gezeigt, wie die physische Niederlage im Ersten Weltkrieg zum Zerfall des bürgerlichen Paradigmas führte und welche Auswirkungen diese Erfahrung auf Jüngers Sichtweise des Fortschritts hatte.
In Kapitel drei wird die Rolle des „Elementaren“ für Jüngers Fortschrittsverständnis untersucht. Es wird deutlich, dass die „elementaren Kräfte“ die Oberfläche der bürgerlichen Gesellschaft durchbrechen und somit den „Einbruch elementarer Kräfte in den bürgerlichen Raum“¹⁸ ermöglichen. Die Erfahrung des „Elementaren“ erweist sich als der Ausgangspunkt für eine neue menschliche Daseinsform und ein „neues Leben“.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselbegriffe der Arbeit sind „Heroischer Realismus“, „Magischer Realismus“, „Fortschritt“, „Kriegserfahrung“, „Elementares Leben“, „bürgerliches Paradigma“, „technisierter Krieg“ und „Paul Hoyningen-Huene“.
- Quote paper
- Peter Mayer (Author), 2014, "Magischer Realismus" und "Heroischer Realismus" im Fortschrittsdenken von Ernst Jünger, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/388030