Erfolgreiche internationale Interventionen in Afrika?

Die Opération Serval im Norden Malis


Hausarbeit, 2017

15 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis
1. Einführung ... 3
2. Internationale Interventionen ... 4
2.1 Gründe und Ziele für eine Intervention ... 4
2.2 Zum Erfolg internationaler Interventionen ... 6
3. Methodische Vorgehensweise ... 7
4. Die Opération Serval im Norden Malis ... 8
4.1 Die Ausgangslage in Mali ... 8
4.2 Die Ziele der französischen Intervention ... 9
4.3 Die aktuelle Lage in Mali ... 11
5. Diskussion und Konklusion ... 11
6. Literaturverzeichnis ... 14
6.1 Literatur ... 14
6.2 Internetadressen ... 15

3
,,Operation ,Serval` appears
to have been successful in halting Mali's collapse
and safeguarding French regional economic assets.
The question is whether these short-term military success
will prove to have staying power."
(Boeke/Schuurman 2015: 819)
1. Einführung
Wenn man heutige afrikanische Staaten betrachtet, die beispielsweise im Fragile States Index
des Fund for Peace
1
als mindestens alert (,,alarmierend") eingestuft werden, fällt auf, dass es
sich dabei häufig um Staaten handelt, in die bereits eine internationale Intervention erfolgte
oder in denen aktuell Friedensmissionen stattfinden. Eines der betroffenen Länder ist Mali,
dessen Zustand auch nach Abschluss der französischen Intervention Opération Serval im Au-
gust 2014 weiterhin als alert betrachtet wird. Das erscheint unverständlich, wenn man von der
Auffassung ausgeht, dass Staaten Interventionen durchführen, um Sicherheit und Stabilität
eines anderen Staates wiederherzustellen.
Zunächst könnte es daher relevant sein zu fragen: Welche Ziele verfolgen internationale In-
terventionen in Afrika? Aus dieser Überlegung könnte sich anschließend folgende zentrale
Fragstellung ergeben: Wann kann eine Intervention als erfolgreich gelten? Ist eine Interventi-
on dann als erfolgreich zu betrachten, wenn sie ihre zuvor formulierten Ziele erfüllt? Und was
geschieht, wenn man die daraus gewonnenen Ergebnisse anschließend auf einen konkreten
Fall anwendet?
Die vorliegende Arbeit soll sich diesen Fragestellungen widmen. Anhand verschiedener
Schwerpunkte aus der ausgewählten Forschungsliteratur sollen zunächst die Gründe für eine
Intervention dargestellt und daraus ihre Ziele theoretisch abgeleitet werden. Mithilfe der Lite-
ratur sollen außerdem die Probleme aufgezeigt werden, die sich bei der Suche nach der Defi-
nition über den Erfolg internationaler Interventionen ergeben.
Für diese Arbeit wird die französische Opération Serval im Norden Malis als konkreter Fall
einer internationalen Intervention gewählt. Aus diesem Grunde soll im dritten Kapitel die me-
thodische Vorgehensweise und die Wahl des konkreten Falls begründet werden.
Anschließend wird die Opération Serval genauer betrachtet und hinsichtlich ihrer im Voraus
formulierten Ziele, ihrer Durchführung und ihrer Bedeutung für Mali untersucht. Dabei soll
nicht nur die Ausgangslage in Mali beschrieben werden, in der die Krise im Jahr 2012 aus-
brach, sondern auch die aktuelle Lage des Landes. Die abschließende Diskussion soll die Fra-
1
Hierbei wurde der aktuelle Fragile States Index aus dem Jahre 2016 verwendet, zu finden unter:
http://fsi.fundforpeace.org/.

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gen klären, welche Ziele der Opération Serval erreicht werden konnten und was dabei als
erfolgreich angesehen werden könnte. Dabei sollen sowohl die kurzfristigen militärischen
Erfolge als auch die längerfristig angelegten Erfolge betrachtet werden.
2. Internationale Interventionen
Bevor die Gründe und Ziele einer Intervention erläutert werden können, muss zunächst aufge-
führt werden, wie eine Intervention allgemein definiert werden kann. Eine kurze, aber umfas-
sende Definition stellt Hehir auf: Eine Intervention sei eine
,,military action taken by a state, group of states or non-state actor, in the territory of another state,
without that state's consent, which is justified, to some significant extent, by a humanitarian con-
cern for the citizens of the host state" (Hehir 2010: 20).
Dass diese Definition für die weitere Erörterung und vor allem für den Fall der Opération
Serval eine Rolle spielt, soll in den folgenden Abschnitten gezeigt werden.
2.1 Gründe und Ziele für eine Intervention
Der Vertreter der Politischen Philosophie, Michael Walzer, nennt drei Gründe für eine
gerechtfertigte militärische Intervention: ,,(1) Breakup of a sovereign state by the secession of
a part; (2) Cases where third party intervention has already occurred and counter-intervention
is requested; and (3) The massive violation of human rights [...]" (zitiert nach Syl-
van/Pevehouse 2002: 57). Bereits der erste Punkt kann für den konkreten Fall Mali wichtig
werden, wie später noch gezeigt werden soll.
Völkerrechtlich legitimiert werden Interventionen durch die Charta der Vereinten Nationen.
Obwohl als ,,einschlägige Regelungen der UN-Charta" (Debiel 2003: 44) die drei Maxime
Gewaltverbot, Konfliktschlichtung und das Prinzip der kollektiven Sicherheit gelten, regelt
Kapitel VII ,,the use of force [...] for the purpose of ensuring international peace and securi-
ty" (Weiss 2012: 43). Darauf wird in der ausgewählten Forschungsliteratur nahezu überein-
stimmend verwiesen. Klar formuliert ist somit auch, was das primäre Ziel einer Intervention
sein soll: ,,to maintain or restore international peace and security" (UN-Resolution 377 vom
03.11.1950).

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Eine weitere zentrale Begründung für internationale Interventionen stellt die Responsibility to
Protect (R2P) dar, die im Dezember 2001 von der ICISS
2
verabschiedet und auf dem 2005
World Summit der Vereinten Nationen von fast allen Staaten anerkannt wurde. Als Teilaspekt
der R2P gilt auch die militärische Intervention, die laut Grimm (vgl. Grimm 2010: 58 f.) fünf,
laut Hehir sogar sechs Voraussetzungen erfüllen muss: ,,right authority, just cause, right inten-
tion, last resort, proportional means and reasonable prospects" (Hehir 2010: 115).
3
Für eine
Definition über das Ziel einer Intervention könnte an dieser Stelle die These formuliert wer-
den: Eine Intervention sollte nur durchgeführt werden, wenn vorauszusehen ist, dass sie er-
folgreich sein wird.
Als eine Art Sonderfall in Bezug auf internationale Interventionen könnte die Intervention auf
Einladung gelten, bei der die Hilfe von ausländischen Staaten explizit angefordert wird. Et-
zersdorfer/Janik geben diese Möglichkeit an und verdeutlichen, dass das von der UN-Charta
festgesetzte Gewaltverbot dadurch ebenfalls nicht verletzt werde (s. Etzersdorfer/Janik 2016:
168). Gründe und Ziele für diese Art von Intervention sind eindeutig: Der Einladung wird
nachgegangen, das betreffende Land soll durch ausländische Interventionen unterstützt wer-
den, Frieden und Sicherheit im betreffenden Land sollen wiederhergestellt werden. Die Theo-
rie von einer Intervention auf Einladung widerspricht der oben aufgeführten Definition von
Hehir in einem entscheidenden Punkt: In diesem Falle erfolgt die Intervention nicht gegen
den Willen eines Staates, sondern ausdrücklich in seinem Sinne. Für die Opération Serval im
Norden Malis könnte diese Art von Sonderfall besonders wichtig werden, wie in Kapitel 4
gezeigt werden soll.
Einige Autoren erklären darüber hinaus, dass auch aus Gründen der nationalen Sicherheit o-
der aus nationalen wirtschaftlichen Interessen Interventionen erfolgen:
,,The motives [...] vary. They may be ethical [...] or legal [...]. They may also involve legitimate
calculations of national interests ­ [...] because acting can mitigate the direct and negative impact
of a particular humanitarian disaster on national security or on the economy. Motives may also be
disingenuous ­ self-interested pursuit of gain disguised as ,humanitarian`" (Weiss 2012: 7).
Auch Hehir verdeutlicht: ,,National interests must be involved before any state will undertake
an intervention" (Hehir 2010: 150). Die Ziele einer Intervention können somit als das Verfol-
gen und Verteidigen nationaler Interessen im jeweiligen Interventionsland zusammengefasst
werden.
2
International Commission on Intervention and State Sovereignty.
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Bei Grimm fehlt die ,,right authority", die Hehir aufführt.

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Da der konkrete Fall der französischen Intervention in Mali darüber hinaus vor dem Hinter-
grund der ehemaligen Kolonialbeziehung der beiden Länder betrachtet wird, könnte ab-
schließend die postkoloniale Theorie Mallavarapus aufgeführt werden. In seinem Aufsatz
wird vorranging das R2P-Konzept rezipiert, das er (wie bspw. auch Hehir, vgl. dazu Hehir
2010: 121 f.) als Idee des Westens auffasst (s. Mallavarapu 2015: 320). Die Tatsache, dass
Interventionen auch aus Gründen der Verfolgung nationaler Interessen stattfänden, werde
beim Verhältnis ehemaliger Kolonialbeziehungen noch deutlicher. Noch heute besäßen ehe-
malige Mutterländer wichtige Ressourcen in ihren früheren Kolonialstaaten, die es nach wie
vor zu verteidigen gelte (s. ebd.: 307):
,,Colonial rule is the most easily recallable of these recent histories where interventions by exter-
nal powers were intended to secure further markets for imperial expansion as well as re-
configuring polities, economies and societies fundamentally in keeping with the interests of the
coloniser" (ebd.: 307).
Interessant ist, dass sich Mallavarapu explizit auf den Fall Mali bezieht: ,,Even today, when a
crisis erupts in Mali, the political reflex of the dominant powers is to turn to France, the for-
mer colonial power in Mali, to offer a resolution for the country" (ebd.: 310). Auch diese
Theorie gilt es in Kapitel 4 zu erörtern.
2.2 Zum Erfolg internationaler Interventionen
Eine Intervention könnte nun als erfolgreich gelten, wenn sie die zuvor formulierten Ziele
einer intervenierenden Partei erfüllt. Dabei muss abermals beachtet werden: ,,there is a differ-
ence between states' claimed motivations and their actual motivations" (Hehir 2010: 155). So
könnte der Erfolg einer Intervention in der Öffentlichkeit anders bewertet werden als inner-
halb der betreffenden Regierung.
Aus diesem Grunde könnte allgemeiner formuliert werden: Eine Intervention kann als erfolg-
reich betrachtet werden, wenn sie die in Kapitel 2.1 mithilfe der Forschungsliteratur erörterten
Ziele erreicht hat.
Darüber hinaus bestätigt Grimm, dass es schwierig sei zu entscheiden, welche ,,Art von Er-
folgsmaßstab anzulegen ist und wie der Erfolg einer Intervention im Vorhinein abgeschätzt
werden kann" (Grimm 2010: 56). Für den Erfolg einer Intervention sei aber fundamental, dass
nachhaltig Frieden garantiert werden könne, und dieser sei mit der politischen Neuordnung
des Landes verknüpft (ebd.: 35).
,,Diese neue Ordnung sollte es den relevanten Parteien und gesellschaftlichen Gruppen gleicher-
maßen ermöglichen, an der politischen Entscheidungsfindung mitzuwirken, Gehör zu finden, eine
Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Erfolgreiche internationale Interventionen in Afrika?
Untertitel
Die Opération Serval im Norden Malis
Hochschule
Universität Konstanz
Note
2,0
Autor
Jahr
2017
Seiten
15
Katalognummer
V388063
ISBN (eBook)
9783668620728
ISBN (Buch)
9783668620735
Dateigröße
485 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Interventionen, Afrika, Opération Serval, Mali
Arbeit zitieren
Sophia Kaiser (Autor:in), 2017, Erfolgreiche internationale Interventionen in Afrika?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/388063

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