Diese Arbeit beginnt mit der unmittelbaren sinnlichen Erfahrung des Naturschönen und seiner Unbestimmtheit. Nacheinander lässt sie dann die vielfältigen Momente und Bestimmungen des Naturschönen sich entfalten und sich auseinander und gegeneinander entwickeln.
Dieses „Sich-auseinander-entwickeln-Lassen“ ist bekanntlich nichts anderes als die dialektische Methode. Sie ist – nach Hegel – „von ihrem Gegenstande und Inhalte nichts Unterschiedenes (…); – denn es ist der Inhalt in sich, die Dialektik, die er an ihm selbst hat, welche ihn fortbewegt.“ Der Gang der dialektischen Methode ist daher „der Gang der Sache selbst“. (Hegel, Einleitung zur Wissenschaft der Logik I)
Für das philosophische Denken hat das die erstaunliche Folge, dass es „insofern ganz passiv“ sein kann, als es „seinen Gegenstand, die Idee, nur aufnimmt, dieselbe gewähren läßt und der Bewegung und Entwicklung derselben gleichsam nur zusieht.“ (Hegel, Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse, § 238)
Dieses „passive Zusehen“ ist aber keineswegs mit Untätigkeit gleichzusetzen. Es ist im Gegenteil gerade die „Anstrengung des Begriffs“, die Anstrengung, den Inhalt des Denkens „durch seine eigne Natur (…) sich bewegen zu lassen und diese Bewegung zu betrachten. Sich des eignen Einfallens in den immanenten Rhythmus der Begriffe entschlagen, in ihn nicht durch die Willkür und sonst erworbene Weisheit eingreifen, diese Enthaltsamkeit ist selbst ein wesentliches Moment der Aufmerksamkeit auf den Begriff.“ (Hegel, Vorrede zur Phänomenologie des Geistes)
Daraus ergibt und erklärt sich für die diese Untersuchung die Art der Darstellung: Denn es geht darum, die Selbstbewegung der Sache selbst in ihrem „unaufhaltsamem, reinem, von außen nichts hereinnehmendem Gange“ (Hegel, Einleitung zur Wissenschaft der Logik I) gewissenhaft und behutsam zu beobachten und sorgfältig nachzuzeichnen.
Inhaltsverzeichnis
- Vorsicht, Dialektik! (Über diese Arbeit)
- 1. Einleitung
- 2. Tradition
- 3. Aporie
- 4. Unmittelbarkeit
- 5. Objektivität
- 6. Schein
- 7. Bildlichkeit
- 8. Ursprünglichkeit
- 9. Naturgefühl
- 10. Landschaft
- Exkurs: Petrarca
- 11. Kulturlandschaft
- 12. Erhabene Natur
- 13. Resultat der geschichtlichen Bewegung
- 14. Chiffreschrift
- 15. άνηταμοιβή
- 16. Ferne
- 17. Vorrang des Objekts
- 18. Selbständigkeit
- 19. Versöhnung
- 20. Unwahrheit des Naturschönen
- 21. Herr und Knecht
- 22. Aufhebung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht das Naturschöne als dialektische Kategorie. Ziel ist es, die Selbstbewegung des Naturschönen in seiner Unbestimmtheit zu beschreiben und zu analysieren. Die Methode ist dabei die hegelsche Dialektik, die den „Gang der Sache selbst“ verfolgt.
- Die Unbestimmtheit des Naturschönen
- Die dialektische Methode in der Ästhetik
- Die Rolle der Unmittelbarkeit und Sinnlichkeit
- Das Verhältnis von Natur und Kultur
- Die Problematik der begrifflichen Erfassung des Naturschönen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit vor: die Untersuchung des Naturschönen und seiner Unbestimmtheit. Sie argumentiert, dass die Theorie des Naturschönen vorweg vor dem Anspruch einer klaren und eindeutigen Bestimmung ihres Gegenstandes kapituliert, da dieser Gegenstand an sich unbestimmt ist. Hegel kritisierte diese Unbestimmtheit als Mangel, doch die Arbeit plädiert dafür, diese Unbestimmtheit nicht als Defizit, sondern als konstitutives Merkmal zu betrachten. Die Unbestimmtheit des Naturschönen wird als Unbestimmbarkeit begriffen und seine "Schrift" als eine aus Chiffren bestehend dargestellt. Die Arbeit thematisiert die Schwierigkeit, über Unbestimmbares triftig zu handeln, insbesondere im Kontext der Philosophie, die auf das deiktische "Dieses" verzichten muss. Die "sinnliche Gewissheit" wird als "reichste" und "wahrhafteste" Erkenntnis beschrieben, gleichzeitig aber auch als Trauer der Philosophie, da sie an Begrifflichkeit mangelt. Die Arbeit reflektiert die Herausforderung, das sinnlich Erfahrbare begrifflich zu erfassen.
Schlüsselwörter
Naturschönes, Dialektik, Unmittelbarkeit, Unbestimmtheit, Ästhetik, Hegel, Sinnlichkeit, Objektivität, Natur, Kultur, Chiffren.
Häufig gestellte Fragen zu: [Titel der Arbeit einfügen]
Was ist das zentrale Thema der Arbeit?
Die Arbeit untersucht das Naturschöne als dialektische Kategorie. Ihr Fokus liegt auf der Beschreibung und Analyse der Selbstbewegung des Naturschönen in seiner Unbestimmtheit, wobei die hegelsche Dialektik als Methode dient.
Welche Methode wird in der Arbeit angewendet?
Die Arbeit verwendet die hegelsche Dialektik, um den „Gang der Sache selbst“ im Bezug auf das Naturschöne zu verfolgen.
Welche Schlüsselthemen werden behandelt?
Wichtige Themen sind die Unbestimmtheit des Naturschönen, die dialektische Methode in der Ästhetik, die Rolle von Unmittelbarkeit und Sinnlichkeit, das Verhältnis von Natur und Kultur sowie die Problematik der begrifflichen Erfassung des Naturschönen.
Was ist die zentrale These der Einleitung?
Die Einleitung stellt die Schwierigkeit dar, das Naturschöne eindeutig zu definieren, da es an sich unbestimmt ist. Sie argumentiert, dass diese Unbestimmtheit nicht als Mangel, sondern als konstitutives Merkmal betrachtet werden sollte. Die "sinnliche Gewissheit" wird als reichste Erkenntnis, aber gleichzeitig als Problem für die Philosophie, die auf Begrifflichkeit angewiesen ist, beschrieben.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit umfasst 22 Kapitel, beginnend mit einer Einleitung und einem Exkurs zu Petrarca. Die Kapitel behandeln verschiedene Aspekte des Naturschönen, von Tradition und Aporie bis hin zu Themen wie Objektivität, Bildlichkeit, Kulturlandschaft und der "Unwahrheit des Naturschönen".
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Naturschönes, Dialektik, Unmittelbarkeit, Unbestimmtheit, Ästhetik, Hegel, Sinnlichkeit, Objektivität, Natur, Kultur, Chiffren.
Wie wird die Unbestimmtheit des Naturschönen behandelt?
Die Unbestimmtheit des Naturschönen wird als ein konstitutives Merkmal, als Unbestimmbarkeit verstanden und seine "Schrift" als eine aus Chiffren bestehende dargestellt. Die Arbeit thematisiert die Schwierigkeit, über Unbestimmbares triftig zu handeln.
- Quote paper
- Bernd Klyne (Author), 1980, Das Naturschöne. Ästhetische Unmittelbarkeit als dialektische Kategorie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/388464