Die vorliegende Arbeit behandelt die Sprachkomplexität des Pirahã auf Grundlage der Daten, die der Sprachwissenschaftler und Linguist Daniel L. Everett durch Feldforschung gesammelt hat. In dieser Arbeit wird auf die Besonderheiten der Pirahã-Sprache eingegangen und herauskristallisiert, welche Merkmale diese Sprache von den anderen Sprachen der Welt unterscheidet und wie komplex diese Sprache ist. Darüber hinaus beschäftigt sich diese Arbeit mit der Frage, inwiefern die Kultur und der Alltag der Pirahã deren Sprache bestimmt, und stützt sich dabei auf die Thesen von Everett. Die Grundlage der Untersuchung bilden Sprachdaten, die Everett während seines Aufenthalts in dem Pirahã-Dorf über mehrere Jahre gesammelt hat.
Die Pirahã sind ein kleines Volk im Amazonasgebiet mit knapp 400 Bewohnern, welche am Rio Maci, einem Fluss am Amazonas, leben. Das Wort Pirahã steht sowohl für das Volk als auch für die Sprache. Jedoch wird das Wort Pirahã nur von Wissenschaftlern und den Weißen benutzt, sie selbst nennen sich „Hi'aiti'ihi“. Die Sprache Pirahã gehört zu der Familie der Mura-Sprachen und ist die einzige davon, die immer noch gesprochen wird. Trotzt des regen Kontakts mit Brasilianern und anderen Nicht-Pirahã sind die Pirahã monolingual geblieben. Die Pirahã kommunizieren aber nicht nur mit Wörtern, sondern auch durch Pfeifen und Summen bzw. Brummen. Die Pirahã-Sprache unterscheidet sich radikal von allen Sprachen, die wir kennen, weil sie über einige grammatikalische Merkmale nicht verfügt, die aus unseren Sprachen nicht wegzudenken sind, wie z.B. Numerus, Nummer, Quantoren, Farbterme, Rekursion sowie das Tempus Perfekt. Des Weiteren weist sie einen sehr einfachen Pronomen-Bestand auf. Das heißt, dass sie niemals rechnen, da sie keine Zahlen haben. Sie unterscheiden nicht zwischen Plural und Singular, und leben im Hier und Jetzt, für sie existiert kein Gestern und kein Morgen. Die Pirahã haben keine Terme für die einzelnen Finger, wie z.B. Ringfinger oder Daumen. Sie zeigen auch nicht mit dem Finger auf jemand anderen bzw. auf den Gesprächspartner. Wenn die Pirahã die Farbe Rot ausdrucken möchten, nehmen sie Blut zum Vergleich, da es auch rot ist, und sagen „wie Blut“.
Inhaltsverzeichnis
- Abstract
- 1 Einleitung
- 2 Das Abstrakte in Pirahã
- 3 Zahlen, Numerus und Zählen
- 3.1 Numerus
- 3.2 Nummern/Numerale
- 3.3 Quantoren
- 4 Farbterme
- 5 Diskussionen und Kritiken zu Everetts Theorie
- 6 Fazit
- 7 Quellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Sprache der Pirahã und ihrer vermeintlichen Abwesenheit bestimmter grammatischer Merkmale, die in vielen anderen Sprachen vorkommen. Die Arbeit analysiert Everetts Theorie, die besagt, dass die Kultur der Pirahã die Entwicklung ihrer Sprache beeinflusst hat, und beleuchtet die daraus resultierenden wissenschaftlichen Debatten.
- Der Einfluss von Kultur auf Sprache
- Die Rolle der Abstraktion in der Sprache
- Die Universalgrammatik und ihre Gültigkeit für die Pirahã-Sprache
- Die Besonderheiten der Pirahã-Sprache, insbesondere das Fehlen von Zahlen, Numerus und Quantoren
- Die Kritik an Everetts Theorie und die Debatte um die Komplexität der Pirahã-Sprache
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung: Die Einleitung führt den Leser in das Thema der Arbeit ein und stellt die zentrale Fragestellung vor: Wie beeinflusst Kultur die Sprache und ist die Pirahã-Sprache tatsächlich so einzigartig, wie Everett behauptet?
- Kapitel 2: Das Abstrakte in Pirahã: Dieses Kapitel analysiert Everetts Behauptung, dass die Pirahã-Sprache durch die Kultur der Pirahã auf konkrete, unmittelbar erlebte Dinge beschränkt ist und abstrakte Konzepte wie Zahlen und Religion vermeidet.
- Kapitel 3: Zahlen, Numerus und Zählen: Hier wird Everetts Argumentation näher beleuchtet, dass die Pirahã-Sprache keine Zahlen, Numerus und Quantoren besitzt und die Gründe dafür in der kulturellen Praxis der Pirahã liegen.
- Kapitel 4: Farbterme: Dieses Kapitel behandelt das Fehlen expliziter Farbterme in der Pirahã-Sprache und wie die Pirahã Farben anhand von typischen Objekten beschreiben.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Sprachkomplexität, Kultur und Sprache, Universalgrammatik, Pirahã-Sprache, Zahlen, Numerus, Quantoren, Farbterme, Abstraktion und Kritik an Everetts Theorie.
- Quote paper
- Liridona Gashi (Author), 2016, Sprachmerkmale des Pirahã, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/388787