Ist es möglich, ein Leben zu führen, in dem sich eigene Entscheidungen und Individualität manifestieren und zugleich das Handeln – wo immer möglich – so ausgerichtet ist, dass für alle der größtmögliche Nutzen entsteht?
Auf diese Frage gibt der britische Philosoph John Stuart Mill, einer der einflussreichsten und meistdiskutierten Denker des 19. Jahrhunderts, eine Antwort. Seine philosophischen Abhandlungen zur Freiheit und Moral sind durch ihre intensive diskursive Behandlung und breite Rezeption ins Zentrum der praktischen Philosophie gerückt. So meinen Interpreten, seine liberale Auffassung sei mit seiner utilitaristischen Ethik nicht vereinbar. Das Spannungsverhältnis kennzeichnet sich in Mills gleichzeitiger Forderung nach einem Schutz für die Entscheidungs-, Handlungs- und Entwicklungsfreiheit und einem Handeln, dessen Hauptaugenmerk ausschließlich auf den größten Nutzen gerichtet ist, den es stiften kann. Seine Vorstellung von einer entfesselten individuellen Entfaltung verträgt sich demnach nicht mit dem moralisch geforderten Handeln, das Mills Moral durch das Nutzenprinzip zum Ausdruck bringt.
Diese Problematik ist Gegenstand der vorliegenden Arbeit. Das Ziel ist, jene These unhaltbar zu machen und Mills Konsistenz in seinen Postulaten zu präsentieren. Dazu soll im zweiten Kapitel zunächst ein grundlegendes Verständnis seiner utilitaristischen Position gewonnen werden. Daran anknüpfend werden im dritten Kapitel die Grundlegungen seines Freiheitsbegriffs rekonstruiert. Durch eine Verquickung dieser beiden Darlegungen und nähere Ergründung des Textgewebes Mills wird sich zeigen, dass jener Vorwurf gegen ihn die wesentlichsten Grundlagen seiner Theorie außer Acht lässt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung.
- Mills moralphilosophische Position.......
- Greatest Happiness Principle
- Differenzierung verschiedener Qualitäten von Freude
- Empirisches Bewertungsverfahren
- Secondary Principles
- Das selbstbestimmende Individuum..\li>
- Harm principle....
- Mills Vorstellung einer idealen Gesellschaftsordnung.
- Vereinigung von Individualität und Mills Utilitarismus..\li>
- Mills Wertbestimmung von Individualität..\li>
- Konformitätsdruck und seine Folgen......
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit hat zum Ziel, John Stuart Mills Theorie der Individualität und Freiheit im Kontext seiner utilitaristischen Ethik zu analysieren und den Vorwurf der Inkonsistenz in seinen Postulaten zu widerlegen. Sie soll Mills Konsistenz in seiner Argumentation demonstrieren, indem sie seine utilitaristische Position, seinen Freiheitsbegriff und deren Verbindung miteinander beleuchtet.
- Mills utilitaristische Moralphilosophie, insbesondere das Greatest Happiness Principle und die Differenzierung verschiedener Qualitäten von Freude.
- Der Freiheitsbegriff bei Mill, einschließlich des Harm principle und der Vorstellung einer idealen Gesellschaftsordnung.
- Die Verknüpfung von Individualität und Utilitarismus bei Mill, insbesondere die Bedeutung der Individualität für das allgemeine Wohl und die Folgen von Konformitätsdruck.
- Die Rolle von Erfahrung und Diskursiven Abwägungen in Mills philosophischer Argumentation.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Das Kapitel stellt die grundlegende Frage nach der Vereinbarkeit von individueller Entscheidungsfreiheit und dem utilitaristischen Streben nach größtmöglichem Nutzen. Es führt in die Thematik ein und stellt die Problematik der vermeintlichen Inkonsistenz zwischen Mills Freiheitsideal und seiner utilitaristischen Ethik dar. Die Arbeit erklärt den Zweck der Untersuchung und gibt einen Überblick über die folgenden Kapitel.
2. Mills moralphilosophische Position
Dieses Kapitel beleuchtet die Grundprinzipien von Mills utilitaristischer Moralphilosophie. Es erläutert das Greatest Happiness Principle, das die Beurteilung von Handlungen an ihren Folgen für das Glück oder Unglück festmacht, und unterscheidet Mills Ansatz von der klassischen utilitaristischen Position Benthams. Das Kapitel zeigt, dass Mill nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität von Freude in seine moralischen Kalküle einbezieht. Es beschreibt zudem Mills empirisches Bewertungsverfahren und die Rolle von secondary principles für die Anwendung des Greatest Happiness Principle in spezifischen Situationen.
3. Das selbstbestimmende Individuum
Dieses Kapitel analysiert Mills Freiheitsbegriff und seine Vorstellung einer idealen Gesellschaftsordnung. Es beleuchtet das Harm principle, das die Freiheit des Einzelnen als grundlegend betrachtet, solange sie nicht den anderen schadet. Das Kapitel diskutiert Mills Sichtweise auf die Rolle der Gesellschaft und die Notwendigkeit von Individualität für das allgemeine Wohl.
Schlüsselwörter
John Stuart Mill, Utilitarismus, Greatest Happiness Principle, Individualität, Freiheit, Harm principle, Konformitätsdruck, gesellschaftliche Ordnung, empirische Philosophie, diskursive Abwägung.
- Quote paper
- Rudi Ali (Author), 2017, Ein Versuch, Mill als konsistenten Denker zu präsentieren, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/388834