Ben ist ein 12-jähriger Schüler, der eine Schule mit dem Förderschwerpunkt Lernen im sechsten Schulbesuchsjahr besucht. Ich unterrichte den Heranwachsenden seit Januar 2016 sechs Mal in der Woche im Fach Mathematik und Deutsch. Sowohl in meinem als auch in dem Unterricht von Kolleginnen fällt er durch unkonzentriertes Verhalten auf, das sich während Arbeitsphasen in besonderer Ausprägung zeigt. Anstatt dem Unterrichtsgeschehen zu folgen, lenkt er häufig Mitschüler/-innen ab, reagiert hochsensibel auf bereits kleine Umweltreize, ist unorganisiert-zerstreut und schnell entmutigt und unmotiviert, wenn ihm Aufgaben nicht zügig gelingen. Seine Leistungsfähigkeit, sowie sein Arbeitstempo und die Qualität seiner Arbeitsergebnisse können als „mangelhaft“ bezeichnet werden. Lautstarke Gefühlsausbrüche sind ein häufiges Folgeverhalten auf seine geringe Konzentrationsfähigkeit im Unterricht. Damit beeinflusst er das Arbeitsklima in der Lerngruppe negativ. Ben ist folglich bei seinen Mitschülern/-innen eher unbeliebt.
Die Arbeit mit dem Schüler ist für mich häufig belastend und herausfordernd. „Jetzt konzentrier dich doch einfach mal!“ ist eine Aufforderung, die ich in Hinblick auf Ben bereits häufig ausgesprochen habe und bei der eine gewisse Rat- und Hilflosigkeit mitgeschwungen ist. Ich machte fortwährend die Feststellung, bisher nur über unzureichendes Handlungswissen im Umgang mit konzentrationsgestörten Schülern/-innen zu verfügen. Folglich gibt mir die folgende Auseinandersetzung die Möglichkeit, mein Wissen und meine Kompetenzen in Hinblick auf konzentriertes Arbeiten im Unterricht zu erweitern und pädagogische Möglichkeiten zu finden, um konzentrationsschwachen Schülern/-innen zukünftig effektive Hilfestellungen geben zu können.
Ein weiterer Grund, mich mit dem Thema „Konzentrationsförderung im Unterricht“ zu beschäftigen, liegt darin, dass Ben als einer der wenigen Schüler/-innen an der Schule, kein Ritalin einnimmt (mehr als die Hälfte der Schülerschaft nimmt täglich das Medikament Methylphenidat ein), obwohl er deutliche Tendenzen in Richtung einer ADHS aufzeigt (Hyperaktivität, Impulsivität, gestörte Aufmerksamkeit). Diese Rahmenbedingungen eröffnen mir die Gelegenheit, in der Auseinandersetzung ausschließlich Effekte pädagogischer Interventionen zu evaluieren und so meine kritische Haltung gegenüber der Vergabe von Methylphenidat neu auf den Prüfstand zu stellen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Konzentrationsfähigkeit
- 2.1 Konzentration(sstörungen) im Kontext der Schule.
- 2.1.1 Mögliche schulische Ursachen für Konzentrationsstörungen.
- 2.1.2 Mögliche außerschulische Ursachen für Konzentrationsstörungen
- 3. Kind-Umfeld-Analyse.
- 3.1 informelle Diagnostik..
- 3.1.1 Vorgeschichte und schulischer Werdegang ......
- 3.1.2 Darstellung der familiären Situation...
- 3.1.3 Gespräch mit Ben
- 3.1.4 Beobachtungen zum Arbeits- und Sozialverhalten.
- 3.1.5 Beobachtung von Bens Konzentrationsfähigkeit im Unterricht mithilfe des Beobachtungsbogens von Domsch/Krowatschek (2006)
- 3.2 Standardisierte Diagnostik
- 3.2.1 Testung der Konzentrationsfähigkeit mit TPK.
- 4. Darstellung der zwei Ebenen der Konzentrationsförderung
- 4.1 Einzelförderung mit dem Marburger Konzentrationstraining.
- 4.1.1 Aufbau der Einzelfördersequenzen...
- 4.1.2 Beobachtungen im Verlauf der Einzelförderung.
- 4.2 Interventionen im unterrichtlichen Rahmen (Schwerpunkt auf Arbeitsphase)
- 4.2.1 Exemplarische Beispiele aus dem Mathematikunterricht im Zeitraum 23.01. - 24.02.2017..
- 5. Reflexion der Konzentrationsförderung
- 5.1 Beantwortung der Fragestellungen.……………………..\n
- 5.2 Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Facharbeit untersucht die Förderung der Konzentrationsfähigkeit bei einem Schüler mit Lernschwierigkeiten. Die Arbeit analysiert den Fall von Ben, einem 12-jährigen Schüler mit auffälligem Verhalten, das auf Konzentrationsstörungen hindeutet, und zeigt Möglichkeiten zur Verbesserung seiner kognitiven Fähigkeiten auf.
- Analyse von Bens Verhalten und dessen Ursachen
- Diagnose von Konzentrationsschwierigkeiten
- Einsatz des Marburger Konzentrationstrainings zur Einzelförderung
- Interventionen im Unterricht zur Förderung der Konzentration
- Bewertung der Effektivität der Interventionen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit der Einleitung, in der die Situation von Ben vorgestellt wird, der durch unkonzentriertes Verhalten im Unterricht auffällt. Das zweite Kapitel beleuchtet das Konzept der Konzentration und die Bedeutung von Aufmerksamkeit im Lernprozess. Die Kind-Umfeld-Analyse in Kapitel 3 untersucht Bens familiäre Situation, seine schulische Vorgeschichte und seine Konzentrationsfähigkeit im Unterricht. Kapitel 4 widmet sich den beiden Ebenen der Konzentrationsförderung: Einzelförderung mit dem Marburger Konzentrationstraining und Interventionen im unterrichtlichen Rahmen. Schließlich reflektiert Kapitel 5 die Effektivität der durchgeführten Interventionen und gibt einen Ausblick auf weitere Möglichkeiten der Förderung von Konzentrationsschwachen Schülern.
Schlüsselwörter
Konzentration, Konzentrationsschwierigkeiten, Lernschwierigkeiten, Einzelförderung, Gruppenförderung, Marburger Konzentrationstraining, Unterricht, Interventionen, ADHS, Methylphenidat, Aufmerksamkeit
- Arbeit zitieren
- Studienrat Sebastian Heil (Autor:in), 2017, Konzentrationsförderung im Unterricht an einer Schule mit Förderschwerpunkt "Lernen", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/388860