Die letzten Jahre der Donaumonarchie waren geprägt durch sich zuspitzende Nationalitätenkonflikte, die den Habsburgerstaat zu zerreißen drohten. Dies wurde durchaus als Problem erkannt. So mangelte es nicht an Vorschlägen zur mehr oder weniger radikalen Umgestaltung des Habsburgerstaates auf nationaler und bundesstaatlicher Grundlage. Eines der bekannteren Reformkonzepte stammte aus der Feder des ungarischen Rumänen Aurel Popovici. Es sah die Liquidierung der Sonderstellung Ungarns und die Schaffung eines Bundesstaates vor, dessen Glieder ethnisch homogene Nationalstaaten sein sollten.
Diese Arbeit spürt zunächst den Beweggründen Popovicis nach und beschäftigt sich dementsprechend mit der besonderen (schwierigen) Lage der nichtmagyarischen Nationalitäten im Königreich Ungarn, um danach die Vorschläge des Rumänen einer Analyse zu unterziehen, die auch die "dunklen" Seiten des Konzeptes (Antiliberalismus, ethnischer Nationalismus, Antisemitismus) nicht unbeachtet lässt. Zuletzt wird der Einfluss Popovicis auf den engeren Kreis um Thronfolger Franz Ferdinand untersucht.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung und Fragestellung
- II. Die staatsrechtliche Verfasstheit der Donaumonarchie
- 1. Österreich-Ungarn: Ein Staatenbund
- 2. Die Sonderstellung Ungarns
- III. Popovicis Prägung
- 1. Die Nationalitätenpolitik im Königreich Ungarn
- 2. Liberale Traditionen und „großmagyarischer“ Nationalismus
- 3. Schule und Verwaltung
- 4. Die Praxis der Rechtsprechung
- IV. Die Denkschrift „Die Vereinigten Staaten von Großösterreich“
- 1. Ethnischer Nationalist, Sozialdarwinist, Antisemit: die dunklen Seiten des Aurel Popovici
- 2. Zentrale Konzepte
- a. Zentralisierung
- b. Föderalisierung
- c. Das Modell einer neuen Reichsverfassung
- 3. Vorteile der Reichsreform und „Groß-Österreichs Beruf“
- V. Die Wirkung des Großösterreichkonzeptes Popovicis
- 1. Die Großösterreicher im Dunstkreis des Thronfolgers Franz Ferdinand
- VI. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Föderalisierungskonzept des rumänischen Politikers Aurel Popovici und dessen Entwurf „Die Vereinigten Staaten von Groß-Österreich“. Die Arbeit analysiert Popovicis Konzept im Kontext der nationalen und politischen Entwicklungen der Donaumonarchie im frühen 20. Jahrhundert. Sie beleuchtet die historische Bedeutung des Reformvorschlags und untersucht die politischen und gesellschaftlichen Kräfte, die hinter ihm standen.
- Die staatsrechtliche Verfasstheit der Donaumonarchie und die Positionierung der verschiedenen Nationalitäten
- Popovicis biografische Prägung und die Einflüsse auf seine politische Ideologie
- Die zentralen Konzepte und Ziele des „Großösterreich-Projekts“
- Die Wirkungsgeschichte und die Rezeption des Reformkonzepts in der historischen Forschung
- Die Rolle des Thronfolgers Franz Ferdinand im Kontext der Reichsreform-Diskussionen
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel I führt in die Thematik ein und beschreibt den historischen Hintergrund des „Großösterreich-Projekts“ im Kontext der nationalen Konflikte in der Donaumonarchie. Kapitel II beleuchtet die staatsrechtliche Verfasstheit der Donaumonarchie und die Sonderstellung Ungarns. Kapitel III beschäftigt sich mit der politischen Prägung Popovicis und seiner Ansichten zur Nationalitätenpolitik im Königreich Ungarn. Kapitel IV analysiert die Denkschrift „Die Vereinigten Staaten von Groß-Österreich“ und die zentralen Konzepte des Reformvorschlags, einschließlich der Ziele, der Verfassungsstruktur und der politischen Umsetzung. Kapitel V untersucht die Wirkung und die Rezeption des „Großösterreich-Projekts“ und die Rolle des Thronfolgers Franz Ferdinand. Kapitel VI bietet eine Zusammenfassung der Arbeit und diskutiert die Bedeutung des Großösterreich-Konzepts im Kontext der österreichischen Geschichte.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter der Arbeit sind: Donaumonarchie, Nationalitätenkonflikte, Föderalismus, Reichsreform, Großösterreich-Projekt, Aurel Popovici, Franz Ferdinand, Magyarisierung, Staatsgrundgesetz, Cis- und Transleithanien, Triallismus, Nationalismus, Antisemitismus, Sozialdarwinismus, Kronlandföderalismus, historische Forschung.
- Quote paper
- Christian Albert Planteu (Author), 2017, Das Großösterreich-Projekt Aurel Popovicis, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/388865