Die Paradoxie des Nichtwählens in Anthony Downs "Ökonomischer Theorie der Demokratie"


Mémoire pour le Diplôme Intermédiaire, 2005

21 Pages, Note: 1,7


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Grundlagen des Rational-Choice-Ansatzes
2.1. Zielgerichtetes Handeln
2.2. Nutzenmaximierung
2.3. Präferenzen
2.4. Methodologischer Individualismus
2.5. Abschluss des Grundlagenteils

3. Die ökonomische Theorie der Demokratie
3.1. Die Wähler
3.2. Die politischen Parteien
3.3. Wahlen

4. Das Paradox des Nichtwählens
4.1. Lösungsansatz von Anthony Downs
4.2. Kritik an Downs

5. Ausgewählte Lösungsansätze
5.1. Der Konsumnutzen des Wählers
5.2. Wählen als Katz- und Maus-Spiel

6. Diskussion

7. Quellen

1. Einleitung

Anthony Downs´s „An Economic Theory of Democracy” aus dem Jahre 1957 wird im Allgemeinen als eine der zentralen Schriften in der Rational-Choice- Theorie betrachtet. Green/Shapiro nennen es mit „Social Choice and Individual Values“ von Kenneth Arrows aus dem Jahr 1951 und Mancur Olson´s „The Logic of Collective Action“ von 1965 eines von drei klassischen Werken der Rational-Choice-Literatur.[1]

Deutlich wird das Gewicht der Arbeit von Downs auch in Anbetracht der Tatsache, dass nach ihrer Veröffentlichung 1957 die Zahl der Publikationen im Zusammenhang mit der Rational-Choice-Theorie, beispielsweise in der American Political Science Review, stetig anstieg.[2]

Anthony Downs wurde 1930 geboren und ist seit 1977 als Politik- und Wirtschaftsberater und als Dozent an der Brookings Institution in Washington D.C. tätig.[3] Dies ist eine private gemeinnützige Organisation, die auf public policy studies spezialisiert ist.

Er hat an der Stanford University in Philosophie promoviert und gehörte von 1959 – 1962 der ökonomischen und politikwissenschaftlichen Fakultät der University of Chicago an. Neben dem hier behandelten Werk hat er zahlreiche Bücher verfasst oder mitverfasst.

Diese Arbeit beschäftigt sich rein deskriptiv mit dem „Paradox des Nichtwählens“, welches erstmals in „An Economic Theory of Democracy“ aufgeworfen wurde und welches das Thema unzähliger Publikationen im Anschluss daran war.[4]

Ziel der Arbeit ist es einen soliden Überblick über die wichtigsten Teile des Rational-Choice-Ansatzes und eine ungleich genauere Erläuterung zur Theorie des amerikanischen Nationalökonomen Downs und dem Problem des Wahlparadoxons zu liefern.

Zu diesem Zweck werde ich im nachfolgenden Kapitel die Grundzüge des Rational-Choice-Ansatzes darlegen, um einen Überblick über das Downs zugrunde liegende Forschungsprogramm zu geben. Im Anschluss daran werde ich in Kapitel 3 die wesentlichen Teile der „Ökonomischen Theorie der Demokratie“ herausarbeiten, bevor ich in Kapitel 4 das Problem des Wahlparadoxons erläutere. In Kapitel 5 werde ich ausgewählte Lösungsansätze für das Wahlparadoxon aus der auf Downs´ Theorie folgenden Literatur wiedergeben und mit einer Diskussion in Kapitel 6 diese Arbeit zum Abschluss bringen.

Ich hoffe mit meinen Ausführungen das Interesse des Lesers auf dieses interessante Problem der politischen Theorie lenken zu können.

2. Grundlagen des Rational-Choice-Ansatzes

Der Grundgedanke des Rational-Choice-Ansatzes[5] geht auf Harold Hotelling zurück, der 1929 erstmals eine Parallele zwischen dem Wettbewerb in der Marktwirtschaft um Konsumenten und dem Wettbewerb der Parteien um Wählerstimmen zog.[6]

Dieser Gedanke wurde von Joseph Schumpeter in seinem Werk „Capitalism, Socialism and Democracy“ von 1942 aufgegriffen, indem er Parteien mit Firmen vergleicht, die um die Marktherrschaft kämpfen.

Danach folgen die oben bereits genannten Arrows, Downs und Olson als wichtigste Entwickler des RC-Ansatzes.

Darüber hinaus wurde die RC-Theorie in zahlreichen Publikationen bis heute stetig weiterentwickelt, wobei vor allem Probleme von bereits bestehenden Ansätzen gelöst werden sollen.

Wie aus diesen Erläuterungen bereits ersichtlich, gibt es nicht „die“ Rational-Choice-Theorie schlechthin, sondern viele verschiedene Theorien, die alle bestimmte Gemeinsamkeiten und Grundannahmen beinhalten, die sie zu

RC-Theorien machen. Imre Lakatos nennt einen solchen Teil eines Ansatzes 1970 den „harten Kern“ eines Forschungsprogramms, der Theorien eines Forschungsprogramms von nicht aus demselben stammenden Theorien abgrenzt.[7]

Somit ist der harte Kern der Teil der Theorien ein und desselben Forschungsprogramms, den alle gemeinsam haben.[8] In diesem Kapitel werde ich versuchen die Gemeinsamkeiten der verschiedenen Theorien des RC-Ansatzes darzustellen.

In den RC-Theorien wird immer über das Verhalten der Akteure spekuliert. Das diesen Theorien zugrundeliegende Menschenbild entspricht dem des aus den Wirtschaftswissenschaften bekannten Homo oeconomicus[9]. Dieser Akteur handelt, dem Namen der Theorie entsprechend rational, in dem Sinne, dass er Entscheidungen immer unter dem Aspekt der Nützlichkeit trifft.

Bei den folgenden Erläuterungen handelt es sich um weitere, von RC-Theoretikern allgemein anerkannte Annahmen über das Handeln der Akteure.

2.1. Zielgerichtetes Handeln

Die Annahme, dass die Akteure Ziele verfolgen, ist unter den Vertretern des RC-Ansatzes allgemein anerkannt.[10]

Sie haben gewisse Ziele, Bedürfnisse und Wünsche, die es zu erreichen oder zu erfüllen gilt. Das Handeln der Akteure orientiert sich einzig an dem Willen seine Ziele zu erreichen, was jedoch nicht bedeutet, dass seine Ziele auch unbedingt egoistischer Natur sein müssen.[11] Ebenso müssen die Ziele, die ein Akteur verfolgt, nicht unbedingt objektiv rational sein.[12]

Wichtig ist immer nur der individuelle Nutzen, den eine Person aus einem bestimmten Sachverhalt zieht. So kann es für einen Akteur von großem persönlichem Nutzen und somit rational sein, wenn seine Regierung mehr Steuern erheben würde, um Essen an hungernde Menschen zu verteilen, obwohl er dadurch erhöhte Kosten hätte.[13] Dies ist einfach dadurch zu begründen, dass Wohltätigkeit für manche Menschen einen sehr großen Wert haben kann, deren Nutzen die finanziellen Kosten überwiegt.

2.2. Nutzenmaximierung

Der rational handelnde Akteur entscheidet sich immer im Sinne seiner eigenen Nutzenmaximierung. Diese Nutzenmaximierung entspricht der Gewinnmaximierung in der Wirtschaftswissenschaft, übertragen auf den Nutzen des Akteurs. Das Prinzip der Nutzenmaximierung ist grundlegend für die RC-Theorie und bedeutet kurz, dass die Akteure so handeln, dass sie „ihre Ziele in höchstmöglichem Maße realisieren.“[14]

Green/Shapiro drücken sich wie folgt aus:

„To say that a person maximizes utility is to say that when confronted with an array of options, she picks the one she believes best serves her objectives.”[15]

Sollte also ein Akteur vor eine Entscheidungssituation mit mehreren Optionen gestellt werden, wählt er diejenige, der zur Verfügung stehenden Optionen, die seine Ziele am ehesten verwirklicht und damit den maximalen Nutzen für ihn einbringt.

Damit die Maximierung seines Nutzens garantiert ist, muss es sich jedoch um eine Situation der Sicherheit handeln, was bedeutet, dass die gewählte Option in jedem Fall eintritt und der Akteur muss vollständig über die Umstände, die seine Entscheidung betreffen informiert sein. Nur unter diesen Umständen kann der Akteur die Resultate seiner Handlungsmöglichkeiten vollständig überblicken.[16]

Ist dies nicht der Fall und geht es um eine Entscheidung unter Risiko mit unvollständiger Information, so kann der Akteur nur Wahrscheinlichkeiten für die Resultate seiner Handlungsmöglichkeiten angeben. Doch auch in diesem Fall vergleicht der Akteur den Nutzen der erwarteten Resultate und sucht den erwarteten Nutzen zu Maximieren.[17]

[...]


[1] Green/Shapiro: Pathologies of Rational Choice Theory, Yale University Press,

New Haven/London 1994, S. 7

[2] Ebd., S.2 u. 3

[3] http://www.anthonydowns.com/bio.htm

[4] Behnke, Joachim: Die politische Theorie des Rational Choice: Anthony Downs, in: Brodocz, Andre´/Schaal, Gary S. (Hrsg.): Politische Theorien der Gegenwart II, Leske und Budrich, Opladen 2001, S. 448

[5] Im Folgenden wird Rational Choice meist mit RC abgekürzt.

[6] Green/Shapiro 1994, S. 1

[7] Mensch, Kirsten: Die segmentierte Gültigkeit von Rational-Choice-Erklärungen, Warum Rational-Choice-Modelle die Wahlbeteiligung nicht erklären können Leske und Budrich, Opladen 1999, S.57 ff.

[8]

[9] Behnke 2001, S. 434

[10] Mensch1999, S.76 ff.

[11] Kunz: Rational Choice, Campus Verlag, Frankfurt/Main 2004, S. 11

[12] Downs, Anthony: Die ökonomische Theorie der Demokratie, J.B.C. Mohr, Tübingen 1968, S.4 ff.

[13] Downs 1968, S. 36

[14] Kunz 2004, S. 36

[15] Green/Shapiro 1994, S. 14

[16] Mensch 1999, S. 84

[17] Green/Shapiro 1994, S. 15

Fin de l'extrait de 21 pages

Résumé des informations

Titre
Die Paradoxie des Nichtwählens in Anthony Downs "Ökonomischer Theorie der Demokratie"
Université
University of Marburg  (Inst. für Politikwissenschaft)
Note
1,7
Auteur
Année
2005
Pages
21
N° de catalogue
V38896
ISBN (ebook)
9783638378338
Taille d'un fichier
553 KB
Langue
allemand
Annotations
Bei dieser Arbeit handelt es sich um eine sog. studienbegleitende Hausarbeit, die der schriftliche Teil der Vordiplomprüfung ist.
Mots clés
Paradoxie, Nichtwählens, Anthony, Downs, Theorie, Demokratie
Citation du texte
Michael Bleidt (Auteur), 2005, Die Paradoxie des Nichtwählens in Anthony Downs "Ökonomischer Theorie der Demokratie", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/38896

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