Medienberichterstattung im Krieg


Hausarbeit, 2003

21 Seiten, Note: gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Kriegsberichterstattung
2.1 Definition
2.2 Typen von Kriegsberichterstattern
2.3 Kriegsberichterstattung aus historischer Perspektive

3. Presserechtliche Dimension
3.1 Rechtliche Grundlagen
3.2 Pressecodex des Deutschen Presserats
3.3 Informationsmanagement durch Manipulation
3.4 Pool-System im Golfkrieg

4. Organisatorische Dimension
4.1 Technische Ausstattung
4.2 Grundlagen journalistischer Tätigkeiten am Kriegsgebiet
4.3 Recherchemöglichkeiten unter Kriegsbedingungen

5. Arbeiten im Krieg
5.1 Einreise-Modalitäten
5.2 Aufenthaltsspezifika
5.3 Risiken

6. Kritik und Schlussfolgerungen

7. Literaturnachweis

1. Einleitung

„War correspondents, Kriegsberichterstatter, Kriegsreporter, Reporter des Krieges? Kriegspropagandisten, Mythenerfinder, Nachrichtenverfälscher, Kriegsverherrlicher? Was waren wir? Was sind wir?“[1]

Sobald irgendwo auf der Welt ein Krieg ausbricht, kann man per Fernbedienung des Fernsehers direkt mit in den Schützengraben springen. Der Rezipient wird förmlich von einer Bilderflut überschüttet. Kriege werden immer mehr zu Medienkriegen, in denen die Reporter der verschiedenen Kanäle um die besten und spektakulärsten Bilder wetteifern.

Es ist für uns selbstverständlich, von den Medien aktuellste Meldungen aus Krisengebieten zu erhalten, doch dabei bleibt der Blick hinter die Kulissen dieses risikoreichen Berufs aus. Erst wenn Todesopfer unter den Kriegsberichterstattern bekannt werden, werden die Gefahren dieser journalistischen Arbeit sichtbar. Um die Öffentlichkeit mit Informationen zu beliefern, begeben sich Kriegsberichterstatter in riskante und häufig lebensbedrohliche Situationen.

Ich werden im Folgenden den Beruf des Kriegsberichterstatters vorstellen und dabei seine Aufgabe durchleuchten, einen Konflikt darzustellen, in dem Menschen ungeheure brutale Kräfte gegen andere Menschen entwickeln.[2]

2. Kriegsberichterstattung

2.1 Definition

Der Beruf des Kriegsberichterstatters stellt eine Sonderform des Journalismus‘ dar. Die Tätigkeit ist zeitlich beschränkt und endet in der Regel mit dem Abschluss der kriegerischen Auseinandersetzung. Diese Art der Berichterstattung zählt zu den problematischsten, wobei Entscheidungsdruck und Zeitknappheit die Arbeit nur zweitrangig erschweren. Die unsichere Situation, die den Journalisten bei seiner Tätigkeit umgibt, beeinflusst ihn am meisten, „denn erst diese Umweltbedingungen wirken auf den Kommunikator“[3].

2.2 Typen von Kriegsberichterstattern

Foggensteiner unterscheidet drei typische Gruppen von Kriegsberichterstattern:[4]

Die erst Gruppe bilden Journalisten, „die ihre Informationen lediglich aus Pressekonferenzen erhalten und sich ansonsten an Cocktailbars und bei Botschaftsempfängen aufhalten, um dort mit den wichtigsten politischen und militärischen Akteuren zu verkehren.“

Die zweite Partei besteht aus Reportern, die mit sicherem Abstand zum Kriegsgeschehen recherchieren. Ihnen ist die Sensationsgefahr, die das Thema Krieg mit sich führt, bewusst, so dass sie dem durch gründlich ermittelte und universelle Berichte entgegenwirken.

Die letzte Gruppe umfasst „Abenteurer, die durch Frontberichterstattung ihren Einstieg in die Branche bzw. einen Aufstieg innerhalb der Redaktion nutzen wollen“. Sie sind nicht selten fanatisch in das Geschehen involviert, da man sie oftmals kriegsbegeistert im Schützengraben finden kann.

Alle drei Typen haben jedoch die gleiche Basis in ihrem journalistischen Handeln: Objektivität und die Suche nach der Wahrheit, was sich im Kriegsgeschehen als sehr diffizil herausstellt.

„Unbestritten ist (...), daß es Korrespondenten besonders im Krieg schwer gemacht wird, objektiv zu berichten.“[5]

2.3 Kriegsberichterstattung aus historischer Perspektive

Seitdem es Kriege gibt, gibt es auch Kriegsberichterstatter, die Front und Heimat verbinden sollten.[6] In der Antike fungierten Feldherren, Schreiber und Boten als Kriegsberichterstatter, um den Gegner durch Desinformation zu irritieren, die öffentliche Meinung zu beeinflussen und Ruhm zu erlangen. Im frühen 19. Jahrhundert entstanden auf Grund der Entwicklung von Massenmedien die ersten unabhängigen Kriegsberichterstatter.[7]

Die Zeit von 1860 bis 1914 gilt als „goldenes Zeitalter“, in dem die Institutionalisierung des Berufstandes der Kriegskorrespondenten stattfand. Neue Technologien, wie Fotografie und Telegrafie führten zu einem neuen Aktualitätshorizont. Krieg wurde medial zum Abenteuer inszeniert. 1856 schrieb der britische General Sir William Codrington mittels einem Befehl Kriegsberichterstattern vor, worüber sie berichten durften – „die moderne Militärzensur erblickte das Licht der Welt“[8] und verdrängt seitdem die Pressefreiheit.

Im Ersten Weltkrieg wurden Medien an Hand von Zensur und Presselenkung als Propagandaapparat zur geistigen Kriegsführung verwendet. „Der ‚Massen‘krieg wurde zum ‚Massen‘sterben, und die ‚Massen‘medien wurden – in neuer Qualität – zu Instrumenten der ‚Massen‘propaganda.“[9]
Der erste Kriegseinsatz von Hörfunk und Film fand im Zweiten Weltkrieg statt. Die Nationalsozialisten expandierten die Informationslenkung von der Zensur und Nachrichtensperre zum perfekten Informationsmanagement.

Als „Krieg im Wohnzimmer“[10] konnte man den Vietnamkrieg im Fernsehen verfolgen. Er gilt als erster Krieg ohne offizielle Zensur, was eine Anti-Kriegs-Stimmung hervorrief. Dies machte den politischen Eliten bewusst, „dass eine Strategie der Bilder ebenso kriegswichtig ist wie der kalkulierte Einsatz der Waffensysteme“[11].

Die ungewohnte mediale Unmittelbarkeit beim Golfkrieg 1991 verhüllte die Tatsache eines gewissermaßen bilderlosen Krieges. Denn die Vorschriften durch das Pentagon bewilligten lediglich Luftaufnahmen, die als Beweis für die Treffsicherheit der „intelligenten“ Waffensysteme gelten sollte.[12] Die alles entscheidenden „Panzerkämpfe und Wüstenschlachten waren mit einem strikten Bilderverbot belegt“[13].

Im Gegensatz dazu steht die Berichterstattung vom Bosnien-Krieg, die durch Schreckensbilder gekennzeichnet war. Die übertragenen Horrorszenarien vom Kriegsgeschehen verursachten, dass die Zuschauer nicht mehr zwischen Täter und Opfer unterscheiden konnten.

Bei der Fernsehberichterstattung waren westliche Sender beträchtlichen Problemen ausgesetzt, da sie über kein eigenes Bildmaterial von der Front disponierten. „Die Bilder, die die NATO lieferte, (...) gehorchten allein einer militärischen Funktionalität (...); als Dokumentationsmaterial sind sie gänzlich ungeeignet.“[14] Eine autonome Berichterstattung war folglich unerreichbar.

[...]


[1] Stiller 1989, S. 99.

[2] Vgl. Galtung / Vincent in: Löffelholz 1993, S. 210.

[3] Richter 1999, S. 35.

[4] Foggensteiner 1993, S. 51f.

[5] Ludwig 1992, S. 20.

[6] Vgl. Dominikowski in: Löffelholz 1993, S. 36.

[7] Vgl. ebd. S. 37f.

[8] Stein 1991, S. 226.

[9] Dominikowski in: Löffelholz 1993, S. 39.

[10] Dominikowski in: Löffelholz 1993, S. 44.

[11] Journalist 2/2000, S. 11.

[12] Vgl. ebd. S. 12.

[13] Ebd. S. 12.

[14] Ebd. S. 12.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Medienberichterstattung im Krieg
Hochschule
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Note
gut
Autor
Jahr
2003
Seiten
21
Katalognummer
V38951
ISBN (eBook)
9783638378673
ISBN (Buch)
9783638772501
Dateigröße
453 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Medienberichterstattung, Krieg
Arbeit zitieren
Esther Geißdörfer (Autor:in), 2003, Medienberichterstattung im Krieg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/38951

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