Sprachentwicklungsstörungen


Dossier / Travail, 2004

18 Pages, Note: 1


Extrait


Inhalt

1. Einleitung

2. Spracherwerbstheorien
2.1 Piaget: Spracherwerb und geistige Entwicklung
2.2 Wygotski: Spracherwerb und soziale Entwicklung
2.3 Lenneberg: Spracherwerb und physische Entwicklung
2.4 Skinner: Behaviorismus, Spracherwerb und Verhaltenserwerb
2.5 Chomsky: Nativismus

3. Der Spracherwerb
3.1 Voraussetzungen für eine normale sprachliche Entwicklung
3.2 Entwicklung der Sprache
3.2.1 Die Vorstufen des Sprechens
3.2.2 Entwicklung des Sprechens
3.2.3 Satzbildung

4. Störungen der Sprache
4.1 Entwicklungsstörungen der Aussprache
4.1.1 Stammeln
4.1.2 Lispeln
4.2 Entwicklungsstörungen des Wortschatzes
4.3 Entwicklungsstörungen der Grammatik
4.4 Entwicklungsstörungen des Sprachverständnis
4.5 Entwicklungsstörungen des Redefluss
4.5.1 Stottern
4.5.2 Poltern

5. Ursachen

6. Behandlung von Sprachentwicklungsstörungen

7. Fazit

8. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Die Fähigkeit zu sprechen, Sprache im allgemeinen Sinn zu benutzen, ist etwas, das in dieser Form die Menschheit doch so deutlich von anderen Lebewesen unterscheidet, dass hier wohl sicher Anlagefaktoren eine Rolle spielen werden.“[1]

Der Spracherwerb gestaltet sich bei allen Kindern erstaunlich ähnlich, d.h. die verschiedenen Stufen der Sprachentwicklung werden von allen Kindern unter Berücksichtigung individueller Differenzen durchlaufen. Dennoch wurde durch verschiedene Isolationsversuche gezeigt, dass auch das soziale Umfeld des Kindes Einfluss auf die sprachliche Entwicklung nimmt. Aufgrund dieser Beobachtungen wurden eine Vielzahl von Theorien entwickelt, die versuchen den Spracherwerb des Kindes zu klären. Ihre Fragestellung bezieht sich vor allem darauf, ob sprachliche Universalien angeboren sind und inwieweit die Sprachentwicklung von der Umwelt des Kindes beeinflusst wird. Zudem werden auch die physiologische sowie die kognitive Entwicklung des Kindes in Bezug zum Verlauf des Spracherwerbs gesetzt. Diese verschiedenen Theorien sollen zu Beginn meiner Arbeit kurz erläutert werden.

Im Hauptteil meiner Arbeit werde ich dann die möglichen Störungen der Sprachentwicklung aufzeigen und deren Ursachen und Therapiemöglichkeiten darstellen.

2. Spracherwerbstheorien

Schon seit der Antike stellen sich die Menschen die Frage nach dem Ursprung der menschlichen Sprache.

Aus diesem Grund ließen viele Könige und Kaiser Kinder in Isolation ohne sprachliche und soziale Zuwendung aufwachsen, um herauszufinden, ob die Sprache ein angeborenes Merkmal sei. Da sie einen göttlichen Ursprung der Sprache vermuteten, nahmen sie an, dass die Kinder von sich aus damit beginnen würden, eine der Ursprachen zu sprechen. Das Resultat war jedoch erschreckend, die Kinder erwarben keine sprachlichen Kompetenzen und gingen aufgrund mangelnder Zuwendung zugrunde. Das prominenteste Beispiel in der Geschichte stellt wohl Kaspar Hauser dar. Entsprechend dieser Erfahrungen kann man annehmen, dass soziale Faktoren beim Spracherwerb eine entscheidende Rolle spielen und es stellt sch die Frage: Welche verschiedenen Faktoren Einfluss auf den Spracherwerb nehmen? Im Folgenden sollen einige Theorien dargelegt werden, welche unterschiedliche Motivationen des Spracherwerbs beschreiben.

2.1 Piaget: Spracherwerb und geistige Entwicklung

Piaget beschreibt die kognitive Entwicklung von Kindern und setzt deren sprachliche Entwicklung in Bezug zur Entwicklung geistiger Fähigkeiten. Piaget entwickelte ein Stufenmodell der sprachlichen und geistigen Entwicklung. In diesen fünf Entwicklungsstufen ist das Denken zunächst noch stark an Handlungen und damit an die reale Umgebung gebunden. Im Laufe der Entwicklung wird das Denken jedoch immer abstrakter und so ist auch der Sprachgebrauch nicht mehr nur noch an die direkt wahrnehmbare Umwelt geknüpft sondern wird reflektierter bis der Mensch schließlich abstrakte Sachverhalte erfassen und artikulieren kann.

Piaget nahm an, dass der Mensch von Geburt an mit sprachlichen Universalien ausgestattet ist, die ihm das Hineinwachsen in die Sprachstruktur der Gesellschaft ermöglichen. Das Erlernen einer bestimmten Sprache ist jedoch laut Piaget an das gesellschaftliche Umfeld des Menschen gebunden und wird von diesem bestimmt. Dass die Sprache von Kindern jedoch noch häufig von der der Erwachsenen abweicht, erklärt Piaget durch die

unterschiedliche Wahrnehmung von Kinder und Erwachsenen:

„Sie nehmen ihre Umwelt anders wahr als Erwachsene und kommen zu anderen Schlussfolgerungen. Oft gehen sie von ihrer eignen Position aus, ihren eigenen Erfahrungen. Diese Eigenschaft kindlicher Kognition nennt Piaget den Egozentrismus des Kleinkindes.“[2]

Um also den gleichen Sprachstand wie der Erwachsene zu erreichen, muss sich das Kleinkind von seinem Egozentrismus befreien und ein gleichwertiger Teil der Gesellschaft werden.

2.2 Wygotski: Spracherwerb und soziale Entwicklung

Ähnlich wie Piaget bedient sich auch Wygotski der Entwicklungspsychologie, um den Spracherwerb des Kindes zu erläutern. Im Gegensatz zu Piaget setzt sich Wygotski jedoch keine angeborenen Dispositionen zum Erwerb der Erstsprache voraus. Stattdessen stellt er die These auf, dass das soziale Umfeld allein für die kognitive und damit auch für die sprachliche Entwicklung entscheidend ist. „Wichtigster Faktor für die menschliche Sprachentwicklung ist bei Wygotski die soziale Interaktion mit der Umwelt.“[3] Der Sprache kommt bei der kognitiven Entwicklung eine entscheidende Rolle zu, da diese einerseits als Mittel zur Kommunikation mit der Umwelt dient und da dem Kind andererseits über sprachliche Äußerungen Einsichten vermittelt werden. Obwohl Denken und Sprache also eng miteinander verknüpft sind, verläuft deren Entwicklung dennoch unabhängig voneinander.

2.3 Lenneberg: Spracherwerb und physische Entwicklung

Der Biologie und Hirnpsychologe Eric Lenneberg betrachtet den Spracherwerb unter Berücksichtigung physiologischer Faktoren. Zwar sieht Lenneberg Sprache beim Menschen als genetisch vorprogrammiert an, er beschreibt jedoch, dass die kognitive Entwicklung des indes nach der Geburt erst so weit fortschreiten muss bis ein Zustand der Sprachbereitschaft erreicht ist. Diesen bezeichnet Lenneberg als ’latente Sprachstruktur’, welche dann durch einen Prozess der ’Aktualisierung’ in eine ’realisierte Sprachstruktur’ umgewandelt wird.[4] Dafür bedarf es jedoch der Impulse der Umwelt. Die Phase der Sprachbereitschaft setzt laut Lenneberg im zweiten Lebensjahr ein und endet mit der Pubertät. Nach der Pubertät, welche wiederum einhergeht mit verschiedenen Veränderungen auf der Physiologischen Ebene, lässt sich die Fähigkeit Sprachen vollständig zu erlernen stark nach, was auch die Schwierigkeiten Jugendlicher beim Erwerb von Fremdsprachen erklärt.

2.4 Skinner: Behaviorismus, Spracherwerb und Verhaltenserwerb

Skinner, der Begründer der behavioristischen Lerntheorie, vertritt die Ansicht, dass Sprache eine Verhaltensweise wie jede andere auch ist. Deshalb wird Sprache laut Skinner durch operante Konditionierung erlernt. Um ein bestimmtes Verhalten auszulösen, bedarf es bestimmter Reize, welche aus Skinners Sicht durch di Umwelt des Kindes geliefert werden. Auf jeden reiz folgt dann eine sprachliche Reaktion welche von der Umwelt durch ein Antwort verstärkt wird. So wird dieses Verhalten verstärkt auftreten, es wird präziser, bis einschließlich die Sprache erlernt ist. Dementsprechend orientiert sich das Kind beim Spracherwerb an den sprachlichen Verhaltensmustern seiner jeweiligen Umwelt.

[...]


[1] Langenmeyer, Arnold: Sprachpsychologie: Ein Lehrbuch. Göttingen, Hogrefe, S. 127.

[2] Ruff, Claudia: Wie drücken Kinder Besitz sprachlich aus? Der Erwerb des Pronomengebrauchs: Frankfurt am Main. Lang. S. 18

[3] Merten, Stephan: Wie man Sprache(n) lernt. Eine Einführung in die Grundlagen der Erst und Zweitspracherwerbsforschung mit Beispielen für das Unterrichtsfach Deutsch. Frankfurt am Main. Lang. S. 47

[4] vgl. ebd. S. 49

Fin de l'extrait de 18 pages

Résumé des informations

Titre
Sprachentwicklungsstörungen
Université
University of Duisburg-Essen
Note
1
Auteur
Année
2004
Pages
18
N° de catalogue
V38987
ISBN (ebook)
9783638378956
Taille d'un fichier
513 KB
Langue
allemand
Mots clés
Sprachentwicklungsstörungen
Citation du texte
Daniela Rusche (Auteur), 2004, Sprachentwicklungsstörungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/38987

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