Die gleichnamige Hauptfigur in Johann Wolfgang von Goethes Tragödie „Faust“ ist ein bereits recht betagter Mann, dessen Lebensziel das Erlangen eines allumfassenden Wissens ist. Dennoch zweifelt er am menschlichen Erkenntnisvermögen, da er trotz seines hohen Alters keinen endgültigen Aufschluss über den Sinn des Seins finden konnte. Aus diesem Grund versucht er auf allen ihm sinnvoll erscheinenden Wegen, zu einer allumfassenden Erkenntnis zu gelangen. Er hat sich mit verschiedenen Wissenschaften auseinander gesetzt und ist bereit, sich auch mit übernatürlichen Phänomenen zu befassen, wenn diese ihm nur Antworten geben. Bei all seinen Versuchen, sein Ziel zu erreichen, versteift er sich jedoch auf das Wissen, dass er Büchern entnehmen kann.
Mit dem, was seine Bücher enthalten, gibt sich aber nicht ohne weiteres zufrieden, sondern hat eine eigene Meinung dazu. So verhält es sich selbst mit der Bibel. Faust besitzt ein Exemplar der Luther-Bibel, aber als er in seinem Erkenntnisdrang hofft, im Johannesevangelium Antworten auf seine Fragen zu finden, stellt er fest, dass die Übersetzung Luthers seinen Ansprüchen nicht genügt. Er wagt sich an eine eigene Übertragung. Welche Bedeutung diese Bibelübersetzung allerdings für das Zustandekommen des Paktes (den Faust infolge seines Übersetzungsversuchs mit der Teufelsfigur Mephistopheles eingeht) und damit für das Gesamtdrama hat, ist damit noch nicht geklärt. Mit dieser Frage soll sich diese Arbeit auseinandersetzen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Fragestellung
- Forschungsstand
- Aufbau der Arbeit
- Die Vorgeschichte der Logosszene
- Die Wette zwischen Mephistopheles und dem Herren
- Das Leiden des Dr. Faust
- Die Übersetzungen des Johannesevangeliums und ihre Bedeutung
- „Sinn“ – „Kraft“ – „That“
- Die Bedeutung der Übersetzung
- Der Pakt zwischen Faust und Mephistopheles
- Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Bedeutung der Bibelübersetzung im ersten Teil von Goethes „Faust-Tragödie“ für das Zustandekommen des Paktes zwischen Faust und Mephistopheles sowie für das Gesamtdrama. Sie analysiert Fausts Bemühungen um eine eigene Interpretation des Johannesevangeliums im Kontext seiner Suche nach Erkenntnis und dem Dilemma des menschlichen Erkenntnisvermögens.
- Fausts Suche nach Erkenntnis und die Grenzen des menschlichen Wissens
- Die Bedeutung der Bibelübersetzung als Ausdruck von Eigenständigkeit und Kritik
- Der Einfluss der Übersetzung auf den Pakt zwischen Faust und Mephistopheles
- Die Rolle der Logosszene im Gesamtdrama
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 stellt die Fragestellung der Arbeit vor und beleuchtet den Forschungsstand zum Thema der Bibelübersetzung in Goethes „Faust“. Kapitel 2 beleuchtet die Vorgeschichte der Logosszene, insbesondere die Wette zwischen Mephistopheles und dem Herren sowie Fausts Leiden. Kapitel 3 analysiert Fausts Übersetzungsversuche des Johannesevangeliums und deren Bedeutung im Kontext seines Erkenntnisdrangs. Kapitel 4 untersucht den Pakt zwischen Faust und Mephistopheles und seine Verbindung zu Fausts Übersetzungsversuchen. Die Schlussbemerkungen im Kapitel 5 ordnen die Ergebnisse der Arbeit im Gesamtzusammenhang des Dramas ein.
Schlüsselwörter
Goethes Faust, Bibelübersetzung, Logosszene, Erkenntnisdrang, Pakt, Mephistopheles, Johannesevangelium, Interpretation, Selbstständigkeit, Kritik, Drama.
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- Doreen Fricke (Author), 2004, Die Bedeutung der Bibelübersetzung im ersten Teil der Faust-Tragödie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39011