Kuba: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

27 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Geschichte Kubas
2.1. Kolonialzeit
2.2. Übergang zur Militärdiktatur
2.3. Die Revolution
2.4. Die Ära des Sozialismus
2.5. Zusammenbruch des Ostblocks

3. Kubas Situation
3.1. Wirtschaftliche Entwicklung in den letzten Jahren
3.2. Politische Entwicklung
3.3. Bevölkerung

4. Fidel Castro
4.1 Familie und Kindheit
4.2 Kuba = Fidel Castro?

5. Ausblick

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Man kann von Fidel Castro halten was man will. Die einen sehen in ihm einen Diktator, die anderen einen Befreier oder den letzten Streiter für den Sozialismus. Egal welche Meinung man hat, man muss Kubas Staatschef auf jeden Fall zugestehen, ein Phänomen zu sein. Seit über 40 Jahren im Amt, seit über 40 Jahren ununterbrochen Im Kampf gegen den Kapitalismus. Seine Reden enden regelmäßig mit den Parolen: „Vaterland oder Tod!“ und „Wir werden siegen!“. Siegen über den Kapitalismus, gegen die USA, gegen die Missstände im eigenen Land.

Die Frage, wie es in einem Land aussieht, das sich 40 Jahre im ‚Revolutionszustand’ befindet, soll der rote Faden dieser Hausarbeit sein, die im Rahmen des Seminars „Politik und politische Systeme in Lateinamerika“ unter der Leitung von Prof. Nikolaus Werz entstand.

Es soll untersucht werden, wie die geschichtspolitische Entwicklung hin zu einem der letzten sozialistischen Systeme verlief, weiterhin soll eine „Bestandsaufnahme“ des politischen Systems und der gesellschaftlichen Situation erfolgen. Darüber hinaus soll versucht werden, in die Zukunft zu blicken, um eventuelle Entwicklungen, gerade auch im Hinblick auf den immer näher rückenden Wechsel an der Führungsspitze, der altersbedingt unausweichlich scheint, abzuschätzen.

Zunächst soll hierbei die Geschichte Kubas umrissen werden, da bereits dort und speziell in der Kolonialzeit erste Gründe dafür liegen, dass Kuba so fruchtbar für revolutionäre Ideen war.

Der größte Wendepunkt (nach der sozialistischen Revolution) in der kubanischen Politik stellt aber ohne Zweifel der Zusammenbruch des Ostblocks dar, der Kuba plötzlich weitgehend isoliert zurückließ und wirtschaftlich schwere Schäden verursachte, da der wichtigste Exportmarkt wegbrach. Die Embargopolitik der USA tat und tut ein übriges, so dass auch diesen Vorgängen genauer Betrachtung geschenkt werden soll.

Danach wird das derzeitige politische System Kubas skizziert und die Probleme des Staates werden umrissen. Die Bedeutung der Person Fidel Castro für den Staat Kuba soll ansatzweise erläutert und verdeutlicht werden.

2. Geschichte Kubas

2.1. Kolonialzeit

Seit der Entdeckung Kubas 1492 durch Christoph Kolumbus ist die Geschichte des Landes durch Interessen fremder Staaten bestimmt. Geografische Vorteile, wie zum Beispiel die vielen Naturhäfen, schiffbare Flüsse und das Klima machten Kuba seit jeher interessant für eine Besitznahme. 1511 begann die Fremdherrschaft mit dem von der spanischen Krone beauftragten Konquistador Diego Velázquez, in dessen Gefolge spanische Adlige und Geistliche die Insel besiedelten. Auf der Suche nach Gold wurden rund 500.000 Ureinwohner innerhalb weniger Jahre nahezu ausgerottet.[1]

Die Eroberung von weiteren Kolonien in Lateinamerika ließ Kubas strategische Stellung weiter wachsen. Die spanische Flotte hatte in Havanna ihren größten Stützpunkt und gleichzeitig den größten Hafen und Haupthandelsplatz in der ganzen Karibik. Der Anbau von Tabak und Zuckerrohr genoss höchste Priorität, so dass ab ca. 1650 vermehrt Sklaven vom afrikanischen Kontinent nach Kuba gebracht werden mussten, um die benötigten Arbeitskraft bereitzustellen.

1762 wurde die Insel von England erobert, was wiederum einen wirtschaftlichen Aufschwung zur Folge hatte. Zum einen ergaben sich in Nordamerika neue Absatzmärkte für Tabak und Zuckerrohr und zum anderen konnte Kuba industrielle und landwirtschaftliche Güter aus England importieren. Nur ein Jahr später fiel Kuba dann erneut an Spanien, die im Gegenzug Florida an England abtraten. Bis zum Jahr 1869 wurde Kuba die reichste Kolonie der Welt, was auf Industrialisierung und verbesserte und vergrößerte Anbauflächen zurückzuführen war.[2]

Allerdings war dieser Reichtum ungleichmäßig verteilt und die Differenzen zwischen den reichen Plantagenbesitzern und der armen Bevölkerung wurden immer tiefer. Die Spannungen entluden sich im ersten kubanischen Befreiungskrieg zwischen 1868 und 1878, der allerdings zu einer Niederlage der unterdrückten Massen führte. Der zweite Bürgerkrieg begann 1895 und wurde vom kubanischen Nationalhelden José Marti angeführt. Nachdem im Februar 1898 das US-Amerikanische Kriegsschiff „Maine“ unter ungeklärten Umständen in Havanna explodierte, kam es zum Krieg zwischen den USA und Spanien, an dessen Ende die Übergabe Kubas an die Vereinigten Staaten stand, die daraufhin eine Militärverwaltung etablierten.[3]

2.2. Übergang zur Militärdiktatur

1898 endete für Kuba somit zwar die Kolonialzeit, aber nicht die Zeit der Unterdrückung. 1902 verabschiedete der US-Amerikanische Kongress das so genannte „Platt-Amendment“ als Zusatz zur Verfassung, in welchem den Vereinigten Staaten ein Interventionsrecht in die inneren Angelegenheiten Kubas zugestanden wird Zusätzlich wurde der Militärstützpunkt Guantánamo gepachtet, um dem amerikanischen Militär die Möglichkeit zu geben, dieses Interventionsrecht wahrzunehmen.[4]

Es ist also nahe liegend, dass die unter dem ersten Präsidenten Tomás Estrada Palma ausgerufene Republik Kuba lediglich pro forma den Status eines unabhängigen Staates besaß.

Als Folge der kubanischen Konzentration auf den Zuckerrohranbau und der damit verbundenen Monokultur kam es nach dem Verfall des Zuckerpreises zu größeren Unruhen und einem Militärputsch, in dessen Folge sich 1933 Fulgencio Batista Zaldívar zum Führer des Militärs, und später, 1940, auch zum Präsidenten aufschwingt. Die Verfassung wird abgeschafft, und ein diktatorisches Regime installiert.

2.3. Die Revolution

Die Geschichte der kubanischen Revolution beginnt am 26. Juli 1953 mit einem Überraschungsangriff einer schlecht ausgerüsteter Guerillagruppe unter der Führung des 27 Jahre alten Rechtsanwalt Fidel Castro Ruz auf die Moncada-Kaserne von Santiago de Cuba. Nach der Zerschlagung des Angriffs wurde Castor inhaftiert, 1955 ging er ins Exil und gründete mit anderen Oppositionellen, u.a. seinem Bruder Rául und dem argentinischen Arzt Ernesto „Che“ Guevara, die „Bewegung des 26. Juli“ – die Keimzelle der kubanischen Revolution. Die Ziele der „ Movimiento 26 de julio“ sind: Sozialreformen, Demokratie und Wiederherstellung der Verfassung von 1940.

Ende 1956 setze eine kleine Gruppe von 82 Revolutionären an Bord der „ Granma “, einer hoffnungslos überfüllten Yacht nach Kuba über. Trotz Gegenwehr und widrigen Umständen: „Against axtraordinary odds, the Granma expeditionaries reached the Sierra Maestra and survived the first encounters with the Army“[5], konnten sich 15 Rebellen nach Osten, in den Schutz der Sierra Maestra durchschlagen.

Es fiel nicht schwer, Unterstützung bei der Bevölkerung gegen das verhasste Batista-Regime zu finden, so dass die Revolutionäre in den nächsten Jahren immer stärker wurden und schliesslich am 1. Januar 1959 die Hauptstadt Havanna erobern können, und damit Batista zur Flucht zwingen.[6]

2.4. Die Ära des Sozialismus

Der neue Regierungschef Fidel Castro betonte den sozialen Charakter der Revolution. Erste Maßnahmen waren Mietpreissenkungen, Wohnungsbauprogramme, die Einführung einer Sozialversicherung, Aktionen gegen Rassendiskriminierung, eine Alphabetisierungskampagne, die Einführung eines umfassenden Gesundheits- und Bildungssystems und eine Agrarreform.

„Those were euphoric times in Cuba. Expectations ran high, were met, and then raised higher again. Cuba had become an aroused nation. Everywhere and, it seemed, continually, Cubans were marching in protest, meeting in mass rallies, dramatizing demands in public demonstrations. And somehow, Fidel seemed always in the thick of it.

The early reform measures won the revolutionary government widespread popular support, instantly. Workers, peasants, the unemployed received benefits that were immediate and direct. Labour received wage increases, the unemployed received jobs. The urban proletariat received rent and utility rate reductions. Peasants received land credit.”[7]

Dies führte zum Aufbau von neuen Spannungen mit der USA, da die enteigneten Landbesitzer vor allem US-Amerikaner waren.

Die USA reduzieren die Zuckerimporte und verschärften damit den wirtschaftlichen Druck auf Kuba. Dadurch war der Inselstaat gezwungen sich neue Handelspartner zu suchen, vor allem die Sowjetunion und China. Gipfel der gespannten Beziehung zwischen den USA und Kuba war das Handelsembargo, das die USA 1960 verhängten. Die Spitzen der Wirtschaft, sowie einige Intellektuelle zogen es vor, Kuba zu verlassen. Die USA unterstützten revolutionäre Contra-Gruppen.

1961 landeten 1500 Exilkubaner und Söldner, geleitet vom CIA und mit Unterstützung der US-Luftwaffe und Marine in der „Schweinebucht“ Kubas. „After some hesitation President Eisenhower ruled out the sending of the Marines into Cuba and decided that the Cubans themselves should overthrow the Castro regime.”[8]

Die Kubaner schafften es innerhalb von drei Tagen den Angriff trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit niederzuschlagen. Daraufhin verhängten die Vereinigten Staaten die bis heute gültige totale Wirtschaftsblockade. Kuba wiederum lehnte sich noch enger an die Sowjetunion an und Castro proklamierte Kuba 1962 als sozialistischen Staat. Es folgte im Oktober die „Kuba-Krise“ – die Sowjetunion stationierte Atomraketen auf Kuba und die USA forderten unter Androhung eines Atomkrieges den Abzug der Raketen. Bis zum Einlenken der Sowjetunion hielt die Welt den Atem an.

Kubas Anlehnung an die sozialistischen Länder brachte der Wirtschaft zunächst einen Aufschwung. Man lieferte Zuckerrohr zu fest ausgemachten (niedrigen) Preisen und erhielt im Gegenzug dafür Öl von der Sowjetunion. Es wurde eine neue Planwirtschaft eingeführt, welche aber schon bald die Symptome der sozialistischen Misswirtschaft aufwies[9].

2.5. Zusammenbruch des Ostblocks

Der Zusammenbruch des Ostblocks hatte extreme Auswirkungen auf Kuba. Bis 1989 wickelte Kuba 85% seines Außenhandels mit der Sowjetunion ab. Doch die GUS stellte den Handel mit Kuba nahezu ein. Damit verlor man den Hauptabnehmer des Zuckers und den Partner günstiger Ölimporte. 1992 erhielt das Land nur noch 65 Millionen US-Dollar von der GUS, dies entspricht 6% des Wertes von 1990. Die Erdöllieferungen gingen von durchschnittlichen 13 Millionen Tonnen jährlich auf vier Millionen 1993 zurück. Der Devisen- und Treibstoffmangel führte zu umfassenden Rationalisierungen, Stromsperren und Produktionsausfällen.

Das Land geriet in die tiefste Krise seiner Geschichte. Der private Autoverkehr, sowie der öffentliche Personenverkehr kamen gänzlich zum Erliegen; nur noch 20% der Produktionskapazitäten konnten genutzt werden; das Gesundheitswesen konnte aufgrund des Medikamenten- und Materialmangels die Grundversorgung kaum aufrecht erhalten; die Versorgungslage verschlechterte sich dramatisch. Es war nur noch ein absolutes Minimum an Grundnahrungsmitteln vorhanden.[10]

Fidel Castro rief die „período especial“ (Spezialperiode) aus und appellierte an den Durchhaltewillen des Volkes.[11]

„Durchhalten“ ist immer noch eine Anspielung auf die Revolution, denn diese meint im Gegensatz zu unserer Auffassung den Gesamtprozess seit 1953. Die kubanische Revolution ist also ein andauernder Prozeß der Umgestaltung, welcher der kubanischen Nation Unabhängigkeit, Gerechtigkeit und Würde bringen soll. Als deren Träger wird das „Volk“ verstanden, das heißt vor allem die kleinen Bauern, die Landarbeiter und die städtische Arbeiterschaft. Dies bedeutet, dass die Revolution erst abgeschlossen ist, wenn die absolut nationale, vor allem eigenstaatliche Unabhängigkeit und ein radikales Maß an sozialer Gerechtigkeit und Gleichheit erreicht ist.[12]

1996 verschärften die USA nochmals das Embargo gegen Kuba. Der altgediente „Anti-Castro-Hardliner“ Jesse Helms verfasste zusammen mit Dan Burton das so genannte Helms-Burton-Gesetz. (Cuban Liberty and Solidarity Act).[13]

[...]


[1] Vgl. Baedeker Allianz Reiseführer: Kuba, 3. Auflage, Stuttgart 1999/2000, S.48

[2] Vgl. ebd., S. 49

[3] Vgl. ebd., S. 50

[4] Vgl. ebd., S. 50

[5] Pérez-Stable, Marifelli: The Cuban Revolution. Origins, Couse and Legacy, New York 1993, S. 56

[6] Vgl. Baedeker Allianz Reiseführer: Kuba, 3. Auflage, Stuttgart 1999/2000, S.51f.

[7] Pérez, Louis A. Jr.: Cuba. Between Reform and Revolution, 2nd edition, Oxford 1995, S. 320f

[8] Rivero, Nicolas: Castro’s Cuba. An American Dilemma, Washington 1962, S. 171

[9] Vgl. Baedeker Allianz Reiseführer: Kuba, 3. Auflage, Stuttgart 1999/2000, S. 51

[10] Vgl.: Zeuske, Michael: Kleine Geschichte Kubas, München 2000, S. 207f.

[11] Vgl. ebd., S. 54

[12] Vgl. ebd., S.187

[13] zu finden bei: http://thomas.loc.gov/cgi-bin/query/z?c104:H.R.927.ENR:

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Kuba: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
Hochschule
Universität Rostock  (Institut für Politik- und Verwaltungswissenschaften)
Veranstaltung
Politik und politische Systeme in Lateinamerika
Note
2,7
Autor
Jahr
2004
Seiten
27
Katalognummer
V39113
ISBN (eBook)
9783638379908
ISBN (Buch)
9783638654845
Dateigröße
682 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kuba, Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, Politik, Systeme, Lateinamerika
Arbeit zitieren
MA Thorsten Schankin (Autor:in), 2004, Kuba: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39113

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