Tagespflege Chance oder Notlösung. Grenzen der ambulanten Betreuung Demenzkranker


Term Paper, 2005

36 Pages, Grade: 2


Excerpt


Inhalt

1. Einleitung

2. Demenz
2.1. Demenzformen
2.2 Verlauf von Demenzerkrankungen
2.3 Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten

3. Tagespflege und Formen der Finanzierung
3.1 Tagespflegeeinrichtungen
3.1.1 Voraussetzungen und Rahmenbedingungen für den Besuch einer Tagespflegeeinrichtung
3.1.2 Handlungskonzepte
3.1.3 Personelle Anforderungen und Fachliche Kompetenz
3.2 Finanzierung von Pflege und Betreuung
3.2.1 Finanzierung von Tagespflege
3.2.2 Finanzierung der häuslichen Pflege

4. Grenzbetrachtungen und Aspekte der häuslichen Versorgung
4.1 Grenzen aus der Sicht des Demenzkranken
4.1.1 Alleine in der eigenen Wohnung
4.1.2 Scham
4.1.3 Der Zustand des Demenzkranken
4.1.4 Gewalt durch Pflegende
4.2 Grenzen aus der Perspektive pflegender Angehöriger
4.2.1 Körperliche Belastung
4.2.2 Seelische Belastung
4.2.3 Die Scham des Pflegenden
4.2.4 Gewalt und Aggression
4.3 Allgemeine und Soziale Bedingungen
4.4 Verhaltensweisen Demenzkranker gegenüber Angehörigen oder Fachkräften
4.5 Bedeutung von Pflege und Betreuung durch Fachkräfte oder Angehörige

5. Versorgung von Demenzkranken in der häuslichen Umgebung

6. Bedeutung von Tagespflege oder Heim für den Demenzkranken

7. Fazit – Einen alten Baum verpflanzt man nicht

8. Literatur- und Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Die Betreuungsform der Tagespflege hat sich in den letzten Jahren, insbesondere für die Betreuung und Pflege von demenziell veränderten Menschen etabliert. Vielen Menschen ist diese Betreuungsform unbekannt, obwohl sie gerade für pflegende Angehörige älterer Menschen eine Möglichkeit darstellt, für ein paar Stunden am Tag Entlastung zu finden und Zeit für sich oder den Beruf zu haben.

Auch gerichtlich bestellte Betreuer nutzen diese Betreuungsform gern, solange sie die Möglichkeit bietet, die betreute Person in der häuslichen Umgebung zu belassen.

Seit vier Jahren arbeite ich in einer Tagespflegeeinrichtung. In dieser Zeit stellte sich mir immer wieder die Frage, wie lange eine ambulante Betreuung Demenzkranker wohl sinnvoll und vor allen Dingen tragbar ist. Welche Grenzen müssen in der häuslichen und teilstationären Versorgung beachtet werden? Von welchen Faktoren ist eine Entscheidung für eine Heimunterbringung oder die Versorgung in der häuslichen Umgebung abhängig? Stellt die Tagespflege eine wirkliche Chance für den Betroffenen dar, oder ist sie nur eine Notlösung, weil ein Heimaufenthalt aus bestimmten Gründen von Angehörigen oder Betreuern nicht gewünscht oder möglich ist?

Diesen Fragen werde ich in dieser Arbeit nachgehen. Nach einer Einführung in das Krankheitsbild der Demenz, werde ich eine Beschreibung von Tagespflege und den dazugehörigen Handlungsmodellen darstellen, sowie Möglichkeiten der Finanzierung von Tagespflege und häuslicher Pflege aufzeigen. Im anschließenden Kapitel sollen mögliche Grenzen und Aspekte der ambulanten Versorgung vorgestellt werden. Dabei geht es um Grenzen, die sich aus der Sicht der Betroffenen und der pflegenden Angehörigen ergeben können. Sowie weitere Aspekte, welche die allgemeinen und sozialen Bedingungen der häuslichen Versorgung aufzeigen und darstellen, welche Unterschiede in der Versorgung durch Angehörige oder Fachkräfte bestehen. Im fünften Teil werde ich die Situation der häusliche Versorgung von Demenzkranken, mit ihren Möglichkeiten und Grenzen für Betroffene und Angehörige, verdeutlichen. Abschließend folgt eine Gegenüberstellung der Bedeutung von Tagespflege und Heimaufenthalt für Demenzkranke.

Passagen in dieser Arbeit, die nicht durch Literatur belegt sind, beziehen sich auf Erfahrungen aus meiner Arbeit in einer Tagespflegeeinrichtung, der ambulanter Pflege und den damit einhergehenden Gesprächen und Beratungen von betroffenen Angehörigen.

2. Demenz

„Der hat wohl Alzheimer!“ ist eine Aussage die man heutzutage des öfteren hört und jeder weiß, was damit gemeint ist. Aber ob die betreffende Person unter Alzheimer leidet, ist damit noch lange nicht gesagt, da Alzheimer oft nur als Synonym für Altersverwirrtheit bzw. Demenz steht.

Eine Demenz wird im Duden als „ ... auf organischen Hirnschädigungen beruhender dauernder Intelligenzdefekt“[1] definiert.

Demenz beschreibt also das, was so gerne mit „Alzheimer“ benannt wird. Es ist ein Oberbegriff für Schädigungen des Gehirns, die altersbedingt auftreten.

Demenzerkrankungen können im Wesentlichen in drei Gruppen unterteilt werden. Zum einen die „Demenz vom Alzheimer Typ“ (DAT), dann die „vaskulative Demenz“ (Multiple Infarkt Demenz = MID) und als dritte Gruppe zahlreiche weitere Krankheitsbilder, die durch ihre Auswirkungen auch als Demenzerkrankungen beschrieben werden.[2]

Grundsätzliche Gemeinsamkeiten von Demenzerkrankungen sind Auswirkungen auf das Denkvermögen, dieses wird in der Regel langsamer, einhergehend mit Konzentrationsschwierigkeiten und dem Verlust des Kurzzeitgedächtnisses.[3]

Je nach Demenzform, deren Ausprägung und Stadium, kann es zu verschiedensten Ausfällen des Gehirns kommen. Unter anderem können Aphasien (Sprachstörungen), Anomien (Benennungsstörungen), Störungen des Urteilsvermögens, Orientierungsstörungen, Agnosien (Störungen des Erkennens), Apraxien (Störungen des Bewegens und Handelns), Lese-, Schreib- und Rechenstörungen, Antriebs- und Aufmerksamkeitsstörungen sowie Persönlichkeitsstörungen auftreten.[4]

2.1. Demenzformen

Die Demenz vom Alzheimer Typ ist die am häufigsten vorkommende Form einer Demenzerkrankung. Bei dieser Erkrankung geht primär das Nervengewebe im Gehirn des Betroffenen zu Grunde.[5]

Dies erfolgt aufgrund von Amyloidablagerungen (Protein) innerhalb und zwischen den Nervenzellen sowie in den Wänden zerebraler Blutgefäße. Durch diese Ablagerungen wird die Funktion der Nervenzellen und ihrer Kontaktstellen beeinträchtigt.[6]

Ca. 60% aller an Demenzerkrankten leiden an dieser Krankheitsform.[7]

Bei der vaskulären Demenz (auch Multiple Infarkt-Demenz genannt) kommt es zu Schädigungen und zum Untergang von Nervengewebe aufgrund von Durchblutungsstörungen.[8]

Diese Krankheitsform betrifft etwa 20% der an Demenz erkrankten Personen. Bei den restlichen ca. 20 % handelt es sich um seltenere Formen von Demenz.[9] Hierbei können verschiedene Ursachen eine Rolle spielen. So können Beispielsweise Tumore eine Ursache sein, aber auch Vergiftungen durch Alkohol, Drogen oder Medikamente. Ebenso kommen Stoffwechselerkrankungen und Entzündungen als möglicher Grund für die Entstehung der Demenz in Betracht.[10]

Im Folgenden werde ich mich bei der Beschreibung von Demenz und Demenzpatienten auf die Demenz vom Alzheimer Typ beziehen, soweit nichts anderes erwähnt wird. Sie betrifft mit ca. 60% den Großteil der Erkrankungen und ist in ihrem Verlauf sowie ihren einzelnen Stadien relativ einfach zu bennen.

2.2 Verlauf von Demenzerkrankungen

Demenzerkrankungen haben abhängig von ihrer Form einen unterschiedlichen Verlauf. Aus diesem Grund, werde ich an dieser Stelle nur auf die zwei häufigsten Formen, die Alzheimer- und die vaskuläre Demenz eingehen. Hinzu kommt, dass die Auswirkungen der Demenzen sich von Mensch zu Mensch unterschiedlich darstellen. Es gibt aber, je nach Krankheitsform eine grundsätzliche typische Entwicklung. So tritt die vaskuläre Demenz plötzlich auf und verläuft in der Regel phasenweise. Dabei sind Durchblutungsstörungen die Ursache für den plötzlichen Ausfall ganzer Teile des Gehirns. Dies führt dazu, dass mit dieser Demenzform Lähmungen einzelner Gliedmaßen und Taubheitsgefühle einhergehen können.[11]

Die Entwicklung der Alzheimer Demenz (AD) erfolgt schleichend, oft wird sie in den ersten Lebensjahren gar nicht wahrgenommen, sie schreitet jedoch kontinuierlich fort. Dabei ist es möglich, dass es zwischendurch zu stabilen Phasen kommt, in denen der Verlauf der Erkrankung hemmt.

Der Verlauf der AD wird meist in drei Stadien beschrieben. Diese Stadien können nur eine ungefähre Zustandsbeschreibung sein, da aufgrund des unterschiedlichen Verlaufs der Krankheit eine Eindeutige Einteilung nach Symptomen nicht möglich ist.

So ist im ersten Stadium der Erkrankung der Patient noch zum Großteil alleine in der Lage für sich zu sorgen. In erster Linie kommt es in diesem Stadium zum Vergessen von Terminen, zu Konzentrationsschwierigkeiten und Verständnisschwierigkeiten. Das Urteilsvermögen lässt nach und Entscheidungen werden gemieden. Der Betroffene nimmt den Verlauf der Erkrankung wahr und leidet unter ihr. Häufig reagiert er mit Aggressionen oder depressiven Verstimmungen.

Im zweiten Stadium treten die bisher vorhandenen Ausprägungen der Erkrankung noch verstärkter auf. Die Gedächtnisstörungen nehmen stark zu. Sprachverständnis und Orientierung können nachlassen. Koordinationsstörungen bei der Verrichtung alltäglicher Dinge wie Körperpflege und Ernährung, können zu einem umfangreichen Bedarf an Hilfe bei der Bewältigung des Alltags führen.

Im dritten Stadium ist der Betroffene praktisch vollkommen von der Hilfe anderer abhängig. Das Gedächtnis ist fast vollkommen ausgeschaltet, die Sprache beschränkt sich auf wenige Wörter oder verschwindet vollständig. Motorische Fähigkeiten nehmen stark ab, so dass Schwierigkeiten beim Gehen oder aufrechten Sitzen entstehen können. Häufig kommt es zu einer vollständigen Inkontinenz.[12]

Ab einem gewissen Zeitpunkt bewegt sich der Betroffene kaum noch und ist gerade noch in der Lage, Gesichter oder Stimmen zu erkennen. So erfolgt in dieser Phase der Erkrankung die Kommunikation nur noch über das Hören von Stimmen und Körperkontakt.[13]

Einen Überblick über mögliche Einschränkungen in den einzelnen Stadien der Krankheit soll auch Tabelle 1 bieten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[...]


[1] Duden: Das Fremdwörterbuch, 1997 S. 176

[2] Vergl.: Linck 2002, S. 11

[3] Vergl.: Linck 2002, S. 11 f.

[4] Vergl.: Grond 2003, S. 28 ff.

[5] Vergl.: Linck 2002, S. 11

[6] Vergl.: Mück im Internet

[7] Vergl.: Berger im Internet

[8] Vergl.: Linck 2002: S. 11

[9] Vergl.: Berger im Internet

[10] Vergl.: Linck 2002: S. 11

[11] Vergl.: Krämer 1996: S. 50

[12] Vergl.: Medizinfo, im Internet

[13] Vergl.: Fischer: 1999, S. 53

Excerpt out of 36 pages

Details

Title
Tagespflege Chance oder Notlösung. Grenzen der ambulanten Betreuung Demenzkranker
College
University of Applied Sciences Hanover
Grade
2
Author
Year
2005
Pages
36
Catalog Number
V39131
ISBN (eBook)
9783638380010
File size
589 KB
Language
German
Notes
Diese Arbeit beschäftigt sich mit den Grenzen der ambulanten Betreuung von Demenzkranken und untersucht wie weit diese sinnvoll ist. Ein besondere Rolle spielt dabei die Tagespflege und die Überlegung, ob solche Einrichtungen in der ambulanten Betreuung von Demenzkranken eine Chance oder nur eine Notlösung darstellen.
Keywords
Tagespflege, Chance, Notlösung, Grenzen, Betreuung, Demenzkranker
Quote paper
Diplom Sozialarbeiter/Sozialpädagoge FH Christian Grieß (Author), 2005, Tagespflege Chance oder Notlösung. Grenzen der ambulanten Betreuung Demenzkranker, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39131

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