Immer wieder wurden Anarchisten im Laufe der Geschichte diffamiert und aufgrund ihrer politischen Überzeugung verfolgt. Ihnen wurden häufig terroristische Aktionen angelastet, die jedoch fast nie von Anarchisten begangen wurden. Dies führte nicht selten zu ungerechtfertigten Vorverurteilungen durch die Gesellschaft, aber auch durch die staatlichen Institutionen, was oft schwerwiegende Konsequenzen für die Beschuldigten hatte. Aktive Anarchismus-Anhänger mussten häufig langjährige Haftstrafen absitzen oder Ihr Land aufgrund politischer Verfolgung verlassen und wurden sogar ungerechtfertigter Weise zum Tode verurteilt. Der Begriff Anarchie ist im allgemeinen Sprachgebrauch schon lange mit Chaos, Terror, Gesetzlosigkeit etc. verbunden und wird immer wieder genutzt, um unliebsame Gegner zu diffamieren, obwohl die anarchistische Weltanschauung diese Begriffe ganz und gar nicht beinhaltet. In dieser Arbeit werde ich am Beispiel der Haymarket-Affäre aufzeigen, dass eine schnelle Vorverurteilung von Anarchisten durch die Justiz immer wieder stattgefunden hat, jedoch nicht aus berechtigten Motiven heraus, sondern aufgrund politischer Machtverhältnisse, die die Machthabenden durch die Anarchisten bedroht sahen. Es soll gezeigt werden, dass Anarchisten keineswegs Gesetzlose sind, die das Chaos und die Gewalt befürworten. Ich gebe die Abläufe am Haymarket im Mai 1886, sowie die Ermittlungs- und Verhandlungstaktiken von Staatsanwaltschaft und Gericht wieder. Im besonderen werde ich hier auf die schweren Verfahrensfehler eingehen, an denen deutlich wird, dass die Angeklagten zu Unrecht verurteilt und vier von ihnen sogar gehängt wurden. Danach stelle ich die Begriffsentwicklung zu „Anarchie“ dar und ziehe Definitionen heran, um schon hier die „falsche“ Verwendung des Begriffs sichtbar zu machen. Abschließen werden einige anarchistische Grundsätze aufgezeigt und in wie fern Anarchisten sich auf die Gewalt als politisches Mittel berufen und ob die Gleichsetzung von Anarchie und Terrorismus gerechtfertigt ist, oder ob die Verfechter dieser Theorien nicht doch etwas anderes im Sinn haben. Außerdem werde ich Gründe für die immer wiederkehrende Diffamierung suchen. Die Endergebnisse werden in Teil 6 nochmals zusammengefasst.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die deutschen Anarchisten von Chicago
- Die Vorgeschichte
- Die Bombe
- Die Ermittlungen und der Prozess
- Revision und Rehabilitierung
- Die Entwicklung des Begriffs Anarchie im allgemeinen Sprachgebrauch
- Berechtigte Ablehnung einer politischen Strömung?
- Fazit
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Haymarket-Affäre von 1886 in Chicago, um aufzuzeigen, wie schnell Anarchisten aufgrund ihrer politischen Überzeugung vorverurteilt werden. Der Fokus liegt auf der unberechtigten Diffamierung und Verfolgung von Anarchisten, die durch die Justiz und gesellschaftliche Vorurteile verstärkt wurde. Das Hauptziel ist es, die Vorverurteilung von Anarchisten durch die Justiz zu beleuchten und die historischen Hintergründe aufzudecken, die zu Ungerechtigkeiten führten.
- Die Vorverurteilung von Anarchisten in der Haymarket-Affäre
- Die politische und gesellschaftliche Situation in Chicago im 19. Jahrhundert
- Die Entwicklung des Begriffs Anarchie und seine Verwendung im Sprachgebrauch
- Die Auseinandersetzung mit dem Vorwurf des Terrorismus und der Gewaltbereitschaft von Anarchisten
- Die Rolle der Medien und der staatlichen Institutionen in der Manipulation öffentlicher Meinung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung beleuchtet die Geschichte der Verfolgung und Diffamierung von Anarchisten, insbesondere die falschen Anschuldigungen von terroristischen Aktionen. Sie führt in das Thema der Haymarket-Affäre ein und erklärt die Notwendigkeit, die Vorverurteilung von Anarchisten durch die Justiz zu untersuchen.
- Die deutschen Anarchisten von Chicago: Dieses Kapitel beschreibt die Ankunft deutscher Einwanderer in Chicago und ihre Rolle in der Arbeiterbewegung. Es wird auf die Entstehung der International Working People's Association und die unterschiedlichen Ideologien der „Propaganda der Tat“ und der „Chicago Idea“ eingegangen. Das Kapitel führt in die Ereignisse des 1. Mai 1886 ein, die zu den Protestkundgebungen und dem anschließenden Bombenanschlag am Haymarket führten.
- Die Bombe: Dieses Kapitel beschreibt den Bombenanschlag am 4. Mai 1886, die Reaktion der Polizei auf die Arbeiterbewegung und die daran anschließenden Ermittlungen. Es werden die Rolle von August Spies und die Ereignisse vor und nach der Detonation näher beleuchtet.
- Die Ermittlungen und der Prozess: Dieses Kapitel beleuchtet die Ermittlungen und den Prozess der Haymarket-Affäre. Es geht auf die Verfahrensfehler ein, die zu einer unrechtmäßigen Verurteilung der Angeklagten führten. Das Kapitel zeigt die Manipulationen der Staatsanwaltschaft und die Verzerrung der Fakten auf.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Themen dieser Arbeit sind: Anarchismus, Haymarket-Affäre, Vorverurteilung, politische Verfolgung, Terrorismus, „Propaganda der Tat“, „Chicago Idea“, Arbeiterbewegung, Gewerkschaften, Medienmanipulation, Justizfehler, Begriffsentwicklung.
- Citar trabajo
- Diana Schumann (Autor), 2003, Anarchie: Zur Vorverurteilung eines Begriffsund seiner Anhänger am Beispiel der Haymarket-Affäre 1886 in Chicago, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39348