Lateinamerika in der Globalisierung - Der Einfluss der globalen Integration


Dossier / Travail de Séminaire, 2005

25 Pages, Note: 2,0


Extrait


Inhaltverzeichnis

0. Abstract

1. Einleitung

2. Methodik und Operationalisierung
2.1 Die Hypothesen
2.2 Die Fallauswahl

3. Lateinamerika in der Globalisierung
3.1 Was ist Globalisierung?
3.2 Die globale Integration Lateinamerikas- Ein Rückblick
3.3 Die Globalisierungsentwicklungen der letzten Jahre
3.4 Einflüsse auf die Integrationsbestrebungen
3.5 Die Armutsentwicklung der letzten zehn Jahre
3.6 Die Sonderfälle
3.6.1 Chiles und Panamas Armutsraten im Vergleich zum Rest der Region
3.6.2 Was machen Chile und Panama anders?

4. Fazit

5. Liste der zitierten Literatur

0. Abstract

Die grundlegende Fragestellung der vorliegenden Arbeit ist, welchen Zusammenhang gesellschaftliche Öffnung, hier als Globalisierung bezeichnet, und die Entwicklung der Armutsraten in lateinamerikanischen Ländern haben. Angesichts der Globalisierung spaltet sich die Welt in zwei Lager. Die zwei gegensätzlichen Hypothesen ergeben sich aus den Positionen der Wirtschafts-liberalisten und der Globalisierungskritiker. Die Hypothesen lauten: 1. Globa-lisierung reduziert die Armut, 2. Globalisierung erhöht die Armut. Anhand von Daten werden die Zusammenhänge beleuchtet. Das Ergebnis fällt für Latein-amerika zugunsten der Liberalisten nur für bestimmte Länder aus. Die Globa-lisierung hat kaum etwas an den bestehenden Verhältnissen geändert. Dies kann unter anderem mit schlechter Regierungsführung begründet werden.

1. Einleitung

Nach Meinung einiger Wissenschaftler, die sich am derzeitigen Diskurs über die Globalisierung beteiligen, sind die Globalisierung und die damit einher-gehende Öffnung der Märkte und die sich verstärkenden politischen Interdepen-denzen das Heilmittel für die Probleme der Entwicklungs- und Schwellenländer. Marktöffnung, so die Freihandelsverfechter und Wirtschaftsliberalisten, bedeutet Wirtschaftswachstum und Wirtschaftswachstum führt zu Wohlstand und Ent-wicklung. Graham bezeichnet die Globalisierung als einen Weg für die Entwicklungsländer „out of a life of poverty and depriviation“[1]. Als Beispiel führt er den Wirtschaftsboom in Indien im Zuge der Entwicklung eines lokalen Softwaresektors an. Auch Mildner und Decker, die sich in ihrem Artikel „Wohlstand für alle?“ für die Marktöffnung der Entwicklungsländer aussprechen, sehen einen eindeutig kausalen Zusammenhang zwischen Freihandel, nachhaltiger Entwicklung und Armutsreduktion. Dabei stützen sie sich auf Studien der Welt-bank, nach denen in Ländern mit erheblichem Wirtschaftswachstum (rund 8% jährlich) die Armut um 6% gesenkt werden konnte. Nach ihrer Aussage ist es wichtig, dass die Länder ihre Standortvorteile ausnutzen können, und so eine regionsspezifische Spezialisierung erfolgt[2].

Neben den Befürwortern der Globalisierung gibt es aber auch etliche, die in ihr die Wurzel allen Übels sehen. Globalisierung, sagen die Kritiker, die meistens aus den Reihen der NGOs (Nicht-Regierungs-Organisation) kommen, verschärfe die bereits bestehende Ungleichheit zwischen den Staaten und innerhalb der Gesellschaften und produziere neben wenigen Gewinnern in den Industrieländern vor allen Dingen Verlierer, und das sowohl in den Entwicklungs-ländern als auch in der industrialisierten Welt[3]. Durch die Öffnung der Märkte, so die Kritiker, würden Firmen ihre Produktionsstätten in sogenannte Billiglohn-länder verlagern, so dass einer Vielzahl von Arbeitern die Arbeitslosigkeit drohe, wenn sie nicht in anderen Sektoren unterkommen könnten. Die Arbeiter in den Billiglohnländern wiederum würden zum Teil unter katastrophalen Bedingungen ihre Arbeit verrichten müssen. Die multinationalen Konzerne hätten kaum rechtliche oder steuerliche Verpflichtungen gegenüber ihren Gastländern, wodurch sie die Arbeiter ausbeuten könnten (z.B.: Verweigerung von Pausen, Pflicht zur Verrichtung von Überstunden oder Verbot der Gründung gewerk-schaftlicher Verbindungen)[4]. Überdies steigt nach Aussage der Kritiker der Anteil der Armen an der Weltbevölkerung.

Gegensätzlicher könnten die Positionen kaum sein. Aber wer hat nun Recht? Ist die heutige Eigendynamik der Märkte, entstanden durch die Liberalisierung des Güter- und Kapitalverkehrs, die neben dem rasanten Fortschritt in Informations- und Kommunikationstechnologie als die wichtigsten Triebfedern der Globalisierung gelten[5], in bezug auf die Armut positiv oder negativ zu bewerten? Gibt es tatsächlich so viele Verlierer, oder trägt genau diese Eigendynamik nicht eher dazu bei, dass es weniger Arme in der Welt gibt? In einem Punkt sind sich Kritiker und Befürworter jedoch einig: Globalisierung erzeugt gesellschaftlichen Wandel.

2. Methodik und Operationalisierung

Auch ich möchte mich der Frage widmen, in welcher Richtung sich sozialer Wandel unter dem Einfluss der Globalisierung vollzieht. Globalisierung ist in diesem Fall meine unabhängige Variable, sozialer Wandel meine abhängige. Der Grad der Globalisierung wird mithilfe des Globalisierungsindex gemessen, der im Jahre 2001 von der Consultingfirma A.T. Kearney in Zusammenarbeit mit dem Magazin Foreign Policy entwickelt wurde. Der Globalisierungsindex hat vier Kriterien, nach denen der Grad der Teilhabe eines Landes am Globalisierungsprozess bemessen wird.

1. ökonomische Integration anhand von Handelsbeziehungen, ausländischen Direktinvestitionen, Portfolio Kapitalströmen und Investitionseinkommen
2. technologische Verbindungen anhand der Anzahl von Internetbenutzern, Internet Hosts und Servern
3. persönlicher Kontakt anhand von internationalem Tourismus, Reisefreudigkeit, internationalen Telefongesprächen, Auslandsüberweisungen und Gastarbeitern im Ausland
4. politische Eingebundenheit ermittelt über Mitgliedschaften in internationalen Organisationen, finanzielle und personelle Beiträge zu Missionen des U.N.-Sicherheitsrats, ratifizierte internationale Verträge

Diese Liste an Indikatoren, die den Grad der Globalisierung darstellen sollen, ist natürlich reduziert. Der Einfluss der Globalisierung auf die Kultur eines Landes fehlt zum Beispiel völlig. Dazu gibt Foreign Policy im Internet folgenden Kommentar: “Culture is an important source of cross-border contact, but it is devilishly difficult to measure that impact, especially given the dearth of reliable and comparable annual measures for all the countries we survey.”[6]

Mithilfe der obengenannten Kriterien wird also ein Wert zwischen 0 und 1 ermittelt, wobei 1 der höchste bzw. beste Wert ist. Danach wird eine Rangliste der 50 (in 2001) bzw. der 62 Länder (ab 2002) erstellt, die in die Wertung einbezogen werden[7].

Bei der Darstellung des gesellschaftlichen Wandels möchte ich mich auf Armut konzentrieren. Die Veränderung (oder Nicht-Veränderung) des Prozent-anteils der Menschen innerhalb der Bevölkerung, die unter der Armutsgrenze leben, wird in Beziehung zur jeweiligen Ausprägung des Globalisierungsgrades gesetzt. Die Armutsgrenze wird in diesem Fall bei einem bzw. zwei Dollar pro Tag festgesetzt. Menschen, die von einem Dollar pro Tag leben müssen, gelten als extrem arm. Mit zwei Dollar pro Tag gilt mal als arm. Diese Meßmethode richtet sich nach der Fähigkeit zu konsumieren und ist nicht unumstritten. Sie wurde von Ravallion (et al.) im Jahre 1991 entwickelt und ist gegenwärtig die gängigste[8].

Für diese Arbeit werden sowohl absolute, als auch relative Zahlen benutzt. Die relativen Zahlen werden durch den HPI (Headcount Poverty Index, nach 1993er Purchasing Power Parity (Kaufkraft)) ermittelt, den man wie folgt berechnet: HPI = P/N

P ist die Anzahl derjenigen die unter der Armutsgrenze leben (1 oder 2 Dollar), N ist die Gesamtbevölkerungszahl[9]. Dies ist selbstverständlich ein sehr grobes Schema, da durch unterschiedliche Einkommensverhältnisse und Lebensstandards der Wert eines Dollars in verschiedenen Ländern variiert. Eine bessere Vergleichbarkeit erhält man zum Beispiel durch nationale Armuts-grenzen, die über die Möglichkeit, eine bestimmte Menge an Nahrung (ermittelt über den durchschnittlichen Kalorienverbrauch eines Menschen) und Gütern zu erwerben, gemessen werden[10]. Die erzielten Werte durch Untersuchungen mit nationalen Armutsgrenzen sind oft höher als beim Vergleich mit der inter-nationalen Armutsgrenze. Armut ist die Unfähigkeit, einen minimalen Lebens-standard zu erreichen und die Grundbedürfnisse zu decken. Damit ist Armut ein multidimensionales Problem, dass aus der Kombination ökonomischer, politischer und umweltbedingter Faktoren entsteht[11]. Armut schließt somit alle Lebensbereiche ein, so zum Beispiel Gesundheit, Konsum, Ernährung, Lebens-erwartung und Bildung. Für ein umfassendes Bild der Armutsentwicklung in Lateinamerika müssten all diese Faktoren berücksichtigt werden. Da der Rahmen einer Hausarbeit dies jedoch nicht zulässt, wird hier die internationale Armuts-grenze als Orientierung dienen.

Veränderungen in der Armutsrate ergeben sich aus der Interaktion von Wachstum und der Ungleichverteilung der Einkommen. Demnach können Ökonomien gute Wachstumsraten haben, ohne dass sich die Situation der Armen merklich verändert, weil die Einkommen innerhalb des Landes sehr ungleich verteilt sind. An manchen Stellen wird es notwendig sein auf diesen Zusammen-hang einzugehen, um das Erklärungspotential einzelner Daten oder Ereignisse zu erhöhen. Separate Daten zu Einkommensungleichheit oder zum Verhältnis des Anteils der Armen und der Reichen an der Bevölkerung werden jedoch nicht gestellt.

Da sich ein Rang im Globalisierungsindex aus sehr vielen Teildaten zusammensetzt, würde ein ausschließliches Operieren mit den jeweiligen Rängen in Verbindung mit der abhängigen Variable ein zu ungenaues Bild erzeugen bzw. ein (positiver oder negativer) Zusammenhang zwischen den Variablen ließe sich wahrscheinlich nicht feststellen. Abhängigkeiten würden verzerrt werden, weil bei einem komplexen Prozess, der mehrere Teilbereiche des sozialen Lebens einschließt, wie der Globalisierung, die Beeinflussung eines weiteren sozialen Phänomens, wie der Armut, nicht unidirektional abläuft. Das kann bedeuten, dass unabhängige und abhängige Variable sehr leicht die Seiten wechseln können. Nehmen wir zum Beispiel den Teilbereich Technologie. In ein Land, in dem 30% der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze von einem Dollar leben, haben die Menschen wahrscheinlich andere Sorgen, als unbedingt einen Computer mit Internetanschluss - ein Gut, das teuer ist und nicht zur unmittelbaren Deckung der Grundbedürfnisse beiträgt - haben zu wollen. Das bedeutet, dass ein gewisses Maß an Wohlstand innerhalb der Bevölkerung vorhanden sein muss, bis die breite Masse den Wunsch entwickeln kann, „online zu gehen“. Um diese Verzerrung der Zusammenhänge auszuschließen, wird sich die Analyse auf die ökonomische und politische Globalisierung und ihren Einfluss auf die Armut innerhalb des Landes konzentrieren.

[...]


[1] (Graham 2000: 162)

[2] (2004:3)

[3] (Atlas der Globalisierung, Monde Diplomatique 2003: 7)

[4] (Klein 2000: 235)

[5] (Birle, Faust, Maihold, Rüland 2002: 7)

[6] (http://www.foreignpolicy.com/story/files/story2455.php)

[7] (http://www.foreignpolicy.com/story/files/story2455.php)

[8] (Chen, Ravallion 2004: 28)

[9] (Santarelli, Figini 2004: 251)

[10] (World Bank 2003, Poverty Reduction and Economic Management, Main Report: 5)

[11] (Santarelli, Figini 2004: 248)

Fin de l'extrait de 25 pages

Résumé des informations

Titre
Lateinamerika in der Globalisierung - Der Einfluss der globalen Integration
Université
Free University of Berlin
Note
2,0
Auteur
Année
2005
Pages
25
N° de catalogue
V39358
ISBN (ebook)
9783638381475
Taille d'un fichier
755 KB
Langue
allemand
Mots clés
Lateinamerika, Globalisierung, Einfluss, Integration
Citation du texte
Tonia Fondermann (Auteur), 2005, Lateinamerika in der Globalisierung - Der Einfluss der globalen Integration, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39358

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