Fremdenfeindlichkeit in Italien


Hausarbeit, 2005

13 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

Einleitung

1. Die Entstehung rassistischer Strömungen in der Politik Italiens Nach 1945

2. Die Lega Nord und der Vorwurf des Rassismus

3. Das Klientel der Lega Nord

4. Der Erfolg der Lega Nord

5. Über den Umgang mit Einwanderern in Italien
5. 1. Isolierung
5. 2. Leben in Gruppen

6. Über die Diskriminierung von Einwanderern
6. 1. Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt
6. 2. Sprachbarrieren
6. 3. Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt
6. 4. Gewalt gegen Einwanderer

7. Wie ist nun das Phänomen der Fremdenfeindlichkeit auf Angst vor

Machtverlusten zurückzuführen?

Bibliographie

Einleitung:

Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema der Fremdenfeindlichkeit in Italien, die dort, wie auch in gesamt Europa zu sehen, starke Tendenzen entwickelt. Fremdenfeindliche Strömungen sind immer mehr im Vormarsch. Doch wie sieht diese Fremdenfeindlichkeit nun aus, und wie kann man sich ihre Entstehung erklären? Um diese Fragen zu beantworten, wird sowohl der politische Rassismus etwas näher analysiert, aber auch die Fremdenfeindlichkeit in der Zivilbevölkerung.

1. Die Entstehung rassistischer Strömungen in der Politik Italiens nach 1945:

In den Nachkriegsjahren war es in Italien relativ ruhig, was fremdenfeindliche und rassistische Strömungen und Parteien betrifft. Es existierte zwar die rechtsradikale Partei MSI ( Movimento Sociale Italiano ), doch war diese stets isoliert, und konnte somit keine ernst zu nehmende Bedrohung darstellen. Erst in den achtziger Jahren entstanden fremdenfeindliche Bewegungen, die noch heute, besonders im Norden Italiens, auf Zustimmung stoßen.

In den achtziger Jahren griff man dann auch in den anderen italienischen Parteien die Ausländerfrage auf. Nun ist Italien nie ein attraktives Einwanderungsland gewesen. Die Bevölkerung selbst wanderte ja schließlich aufgrund der schlechten Lebensbedingungen in andere Länder aus, das bedeutete auch ein großer Mangel an Arbeitsplätzen.

In den siebziger Jahren war die Zuwanderung nach Italien auch noch nicht bemerkenswert, sie schuf keine Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt.

In den achtziger Jahren sah die Sache dann schon anders aus. Besonders Mitte der achtziger Jahre war die Präsenz von vor allem Nichteuropäern in Italien unübersehbar. Dies führte vor allem auch zu politischen Problemen. Es kam zu Konkurrenzerscheinungen auf dem Arbeitsmarkt. Billigarbeiter verdrängten italienische Arbeitskräfte. Es herrschte ein Unterkunftsmangel oder aber es kam zu Konflikten mit italienischen Nachbarn. Außerdem begannen Straßenhändler das Stadtbild zu beherrschen.

Ein weiteres Phänomen in der Politlandschaft Italiens war die Entstehung des sogenannten „leghismo“, die Entstehung der norditalienischen Ligen, angefangen mit der Liga Veneta, deren Beginn auf den Zeitraum zwischen 1979 bis 1983 datiert wird. 1984 wurde die Lega Autonomista Lombarda ins Leben gerufen, als wichtigstes Gründungsmitglied tritt Umberto Bossi hervor. Der Zeitraum von 1987 bis 1993 wird als „Konsolidierungsphase“[1] bezeichnet. Es kam zur Vereinigung von Liga Veneta und Liga Lombarda, die nun zusammen die Lega Nord bildeten. Bei den Wahlen 1987 besaß diese Lega jeweils einen Sitz im Parlament und einen Sitz im Senat, 1992 waren es schon 56 Sitze im Parlament und 26 im Senat. Der Erfolg der Lega war jedoch vorerst nur im Norden spürbar, Italien war geographisch in verschiedene politische Lager gespalten.

2. Die Lega Nord und der Vorwurf des Rassismus:

„Sie sind eine Gefahr für den sozialen Frieden: Wenn seine Straßen voller Farbiger sind, ist das, was der Bürger sieht, nicht mehr seine Welt, sondern er sieht einen fremden Ort.[...] Die Augen der Italiener sind noch nicht an schwarz gewöhnt.“[2]

„ Eins, zehn, einhundert, eintausend Südstaatler tot. Welchen Unterschied würde es machen? Sie zerstören unsere edle Rasse, die Rasse der Norditaliener.“[3]

„Ich bin vor vielen Jahren Arzt in Eritrea gewesen. Heute ist es nicht mehr nötig, so weit zu fahren, denn die Afrikaner haben wir mittlerweile hier. Nächsten Sonntag habt ihr in der Wahlkabine die Möglichkeit sie zu sterilisieren.“[4]

Durch diese und andere Äußerungen ist die Lega Nord sehr schnell unter den Vorwurf des Rassismus geraten. Schon in der Anfangsphase der Lega konnte man deutlich einen inneritalienischen Rassismus erkennen. Im ersten politischen Programm von 1982 fordern sie bereits eine Dezentralisierung des Staates und eine Umformung in eine Föderation autonomer Regionen. Weiterhin fordern sie die Verteidigung des lombardischen Kulturgutes und die Rückkehr der Einwanderer in ihre Heimatländer. Auf ihren Wahlplakaten beschreibt die Lega Nord den Süden Italiens als korrupt uns arbeitsscheu, den Norden hingegen als produktiv und fleißig. Es wird der „mediterrane Mensch“ ( also der Süditaliener ) dem „europäischen Menschen“ (dem Norditaliener ) gegenübergestellt. Umberto Bossi sagt dazu: „[...] die eine Kultur ist europäisch, unternehmerisch, risikofreudig, liberal. Die andere, levantinische Kultur ist fürsorgeorientiert, sie stützt sich auf die Bürokratie und auf parasitäre Schichten, sie verläßt sich auf staatliche Garantien und steht der Logik der Mafia nahe [...]. Keiner kann leugnen, daß diese zweite Kultur – obwohl sie leider auch im Norden im Fortschreiten begriffen ist, im tiefen Süden ihre Wurzeln hat [...]“[5]

Doch nicht nur gegen den Süden wird geschimpft, sondern auch gegen Homosexuelle, Drogenabhängige und autonome Jugendliche. „ Fremde sind Süditaliener, Marokkaner, aber auch Arbeitslose, Drogenabhängige und im kulturellen Bereich Beschäftigte, wie Museumsdirektoren oder Bibliothekare. Kurz, all jene, die nicht produktiv sind und nicht in die Vorstellung einer produktiven Arbeitskultur passen.“[6]

3. Das Klientel der Lega Nord:

Als Wähler uns Sympathisanten der ersten Stunde kann man die „Ausgegrenzten und Orientierungslosen“[7] nennen. Es handelt sich um Klein – und Kleinstunternehmer, wohnhaft im Veneto und in der Lombardei. Seit zwei Jahrzehnten herrscht ein wirtschaftlicher Aufschwung in Lombardei und Triveneto und man kann davon ausgehen, dass in der Bevölkerung eine gewisse Angst vor dessen Ende umgeht.

Die ersten Legisten sind vorwiegend männlich und mittleren Alters ( zwischen 46 und 65 Jahren ) gewesen. Es waren Selbstständige, Handwerker, Kaufleute, kleine Angestellte mit niedrigem Bildungsstand. Antonia Gohr beschreibt diese Klientel als rückständig in kultureller Hinsicht, „ in dem Sinne, daß sie nicht imstande sind ihren Reichtum umzusetzen.“[8] Über den Grund, die Lega zu wählen schreibt Hans-Georg Betz: „ Man wählt Lega aus Angst vor dem Verlust des Wohlstandes, aus Protest gegen die Gefahr, ihn nach Süden verrinnen zu sehen [...]. Im Aufstieg der Lega spiegelt sich somit der Versuch wider, mittelständischen Wohlstand, Sicherheit und Geborgenheit gegen eine immer unberechenbarer werdende Welt zu isolieren.“[9] Heute sieht das Klientel der Lega etwas gemischter aus, die heutigen Wähler spiegeln weitestgehend die Zusammensetzung der italienischen Gesellschaft wieder. „Mannheimer hat festgestellt, daß die Gründe, die Lega zu wählen, ja nach Bildungsgrad unterschiedlich ausfallen. Bei Legisten mit höherem Bildungsgrad überwiegt als Motivationsgrundlage die Kritik an den traditionellen Parteien und der Ineffizienz öffentlicher Dienste, wohingegen Lega – Anhänger mit niedrigerem Bildungsgrad eher durch regionalistische Themen und Intoleranz gegenüber Immigranten und Süditalienern motiviert werden.“[10]

Auch kann man eine Differenzierung zwischen den einzelnen Regionen feststellen. Die Legisten des Veneto sind älter und ihr Bildungsstand ist niedriger als der der Legisten in der Lombardei, außerdem besteht eine ausgeprägte Intolleranz gegenüber Süditalienern und Immigranten. Lombardische Legisten hingegen haben ein größeres Mißtrauen gegenüber öffentlichen Institutionen und den Parteien. Darüber hinaus muss auch gesagt werden, dass die Lega Nord keinen klassischen Rassismus ausübt: „ Seine Ausländefeindlichkeit ist nicht in einer offensiven Theorie der Überlegenheit einer Rasse begründet, sondern erschöpft sich in einem defensiven Das-Boot-ist-voll Wohlstandschauvinismus.“[11]

[...]


[1] Gohr, Antonia: Die Lega Nord – Eine Herausforderung für Italien, Frankfurt/Main, 2001, S. 25.

[2] Bossi zitiert nach Ottomani, Max: Brigate Rozze – a sud e a nord del senatore Bossi, Napoli, 1992, S.67.

[3] Flugblatt der Lega Lombarda 1989.

[4] Giovanni Airola, zitiert nach Burgio, Alberto: Note sul razzismo della Lega Nord, in: Aldo Bonomi; Pier Paolo Poggio(Hrsg.): Ethnos e Demos. Dal leghismo al neopopulismo, Milano, 1995, S. 217.

[5] Bossi, Umberto, Vimercati, Daniele: La Rivoluzione. La Lega: storie e idee, Milano, 1993, S. 206,207.

[6] De Luna, Giovanni: Dalla spontaneitá all´organizzazione: La restibile acesa della Lega di Bossi, in: Giovanni De Luna (Hrsg.): Figli di un benessere minore. La Lega 1979-1993, Firenze, 1994, S. 59.

[7] Gohr, ( wie Anm. 1 ), S. 78.

[8] Gohr, ( wie Anm. 1 ), S. 78.

[9] Betz, Hans-Georg: Lega Nord – Ein Paradigma für Westdeutschland?, in: Die neue Gesellschaft, Frankfurter Hefte 40, Heft2, 1993, S. 128.

[10] Gohr, (wie anm. 1 ), S.82, Vgl. Mannheimer, Renato: Chi vota la Lega e perché, in: Renato Mannheimer (Hrsg.): La Lega Lombarda, Milano, 1991, S. 146, 147.

[11] Betz, Hans-Georg: Aufstand auf der Wohlfahrtsinsel, Der Aufstieg des radikalen Rechtspopulismus in Westeuropa, in: Die neue Gesellschaft, Frankfurter Hefte 39, Heft 7 1992, S.638.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Fremdenfeindlichkeit in Italien
Hochschule
Universität Passau
Note
2,7
Autor
Jahr
2005
Seiten
13
Katalognummer
V39406
ISBN (eBook)
9783638381789
ISBN (Buch)
9783638790444
Dateigröße
428 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Fremdenfeindlichkeit, Italien
Arbeit zitieren
Susanne Drews (Autor:in), 2005, Fremdenfeindlichkeit in Italien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39406

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