Als Herzog von Bayern und Sachsen besaß Heinrich der Löwe (1129-1195) eine Machtbasis, die die der anderen Reichsfürsten, mit Ausnahme des Kaisers, bei weitem übertraf. Während andere Fürsten mit nur einem Herzogtum belehnt wurden, hatte Heinrich es nach 1156 durch Hartnäckigkeit und ein gutes Verhältnis zu Kaiser Friedrich I. geschafft, auch seine Ansprüche auf Bayern durchzusetzen. Nach langwierigen Verhandlungen wurde der bisherige Herzog Heinrich Jasomirgott (1114-1177) mit einem Teil Bayerns, dem neuentstandenem Herzogtum Österreich, abgefunden. Sachsen gehörte bereits seit 1142 zu Heinrichs anerkanntem Besitz. In diesem Gebiet, im Norden des Reiches, konzentrierte sich auch die welfische Hausmacht, die die Grundlage der Machtposition des Herzogs war. Da Sachsen nicht wie Bayern ausschließlich an christliche Länder grenzte, war außerdem die Möglichkeit gegeben, mithilfe der Missionierung und damit einhergehender Landnahme das eigene Territorium auf Kosten der Slawen zu vergrößern. Allerdings war der Löwe nicht alleiniger Herr in seinen Gebieten. Neben ihm standen die eingesessenen Familien, die besonders in Bayern vergleichbare Autoritäten darstellten. Sich gegen diese Kräfte, geistlich und weltlich, durchzusetzen, war eine der dringenden innenpolitischen Aufgaben, denen sich der Herzog stellen musste. Zur Stärkung der eigenen Position begann Heinrich auf die Städte einzuwirken, die ein Machtfaktor zu werden begannen. Diese Orte waren in mehrfacher Hinsicht interessant. Zum einen brachten sie als Handelsplätze Steuern in Form von Markt- und Brückenzöllen auf, waren also für die finanzielle Grundlage des Herzogtums wichtig. Andererseits konnte mit einer städtischen Burg das Umland sowohl administrativ verwaltet als auch militärisch kontrolliert werden. Dieses alles führte zu einem Autoritätsgewinn, der in der Konkurrenz anderen Herren gegenüber wichtig war, die nicht über derartige Einnahme- und Einflussmöglichkeiten verfügten.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung und Quellenlage
- 2. Sachsen
- 2.1. Braunschweig
- 2.2. Lübeck/Bardowick
- 2.3. Stade
- 3. Bayern
- 3.1. München
- 3.2. Landsberg
- 3.3. Regensburg
- 4. Zusammenfassung und Schlussbetrachtung
- 5. Quellen und Literatur
- 5.1. Quellen
- 5.2. Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Städtepolitik Heinrichs des Löwen und analysiert seinen Einfluss auf die Entwicklung städtischer Zentren in seinen Herzogtümern Sachsen und Bayern. Dabei wird untersucht, ob es sich um eine gezielte Strategie zur Stärkung seiner Machtposition oder um ein opportunistisches Eingreifen nach Möglichkeit handelte.
- Die Bedeutung von Städten als Handelsplätze und Steuerquellen für die herzogliche Finanzkraft
- Die Rolle von Städten als administrative und militärische Zentren für die Kontrolle des Umlands
- Die Auswirkungen von Heinrichs Politik auf die Entwicklung städtischer Infrastruktur und Verwaltung
- Die Beziehungen zwischen Heinrich und den etablierten Familien in Sachsen und Bayern
- Der Einfluss von Heinrichs Machtposition auf die Städteentwicklung in seinen Herzogtümern
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beschäftigt sich mit der Einleitung und der Quellenlage der Arbeit. Es werden die wichtigsten Quellen für die Untersuchung der Städtepolitik Heinrichs des Löwen vorgestellt, darunter die Cronica Slavorum von Helmold von Bosau und verschiedene Urkunden Heinrichs.
Im zweiten Kapitel wird die Städtepolitik Heinrichs in Sachsen anhand einiger Beispiele untersucht, darunter Braunschweig, Lübeck/Bardowick und Stade. Es wird beschrieben, wie Heinrich durch Förderung des Handels und des Städtebaus seine Machtposition in Sachsen stärkte.
Das dritte Kapitel widmet sich Heinrichs Städtepolitik in Bayern. Hierbei werden die Städte München, Landsberg und Regensburg behandelt. Auch hier zeigt sich, dass Heinrich durch eine strategische Förderung des städtischen Wachstums seine Autorität in Bayern zu festigen versuchte.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Städtepolitik, Heinrich der Löwe, Sachsen, Bayern, Herzogtum, Handel, Steuern, Verwaltung, Militär, Machtposition, Herrschaft, Städtebau, Residenzbildung.
- Quote paper
- M.A. Carl Christian Wahrmann (Author), 2004, Zur Städtepolitik Heinrichs des Löwen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39489