1995: „Multimedia“ wird zum Wort des Jahres gekürt.
1997: „Die bundesweite Initiative ‚Schulen ans Netz’ will in den nächsten Jahren rund 10 000 Bildungsanstalten mit einem Datenanschluss ausstatten, doch noch pflegen viele Lehrer die alten Vorurteile, der Computer würde die Kinder nur ihrer natürlichen Umwelt entfremden und die Kommunikation zwischen den Menschen zerstören.“(1)
2000: Bundeskanzler Schröder verspricht, dass bis zum Jahr 2001 alle deutschen Schulen einen Internet-Zugang haben und „die Initiative D 21, in der über 100 Unternehmen und Wirtschaftsvertreter zusammengeschlossen sind, will in den nächsten eineinhalb Jahren 20 000 Schulen mit modernster Technik ausstatten.“(2) Auch in der Bevölkerung besteht ein breiter Konsens, dass Schulkinder mit der Computer- und Internet-Technologie vertraut gemacht werden müssen, wenn man nicht wirtschaftlich ins Hintertreffen geraten will.(3)
Aber, schenkt man dem Spiegel glauben, so gehören die meisten Pädagogen noch immer zu den Analphabeten des Informationszeitalters: Nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung haben 80 Prozent der Lehrer noch nie im Internet gesurft. Zwei Drittel der Lehrer sind älter als 45 Jahre und gelten weitgehend als „computerresistent“.
[...]
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1 : „Fit fürs wahre Leben“, in: Der Spiegel 10/97 (http://www.englisch.schule.de/spiegel.htm)
2 „Ausfall im System“, in: Der Spiegel 13/2000 (http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,71794,00.html)
3 Wolfgang Steinig: Kommunikation im Internet: Perspektiven zwischen Deutsch als Erst- und Fremdsprache, in:Zeitschrift für Fremdsprachenforschung, 11(2), 2000 S. 136
Inhaltsverzeichnis
1 Internet in der Schule
2 Die Sprache und Schrift des Fremdsprachenunterrichts und der E-Mail
3 Themen von E-Mail-Projekten
4 Chancen und Risiken interkultureller Thematik
5 Motivation
6 Lernziele von E-Mail Projekten
6.1 Sprachliche Lernziele
6.2 Eigen-, Sozial-, und Methodenkompetenz
6.3 Sachkompetenz
6.4 Interkulturelle Lernziele
7 Planung, Vorbereitung und Durchführung von E-Mail-Projekten
7.1 Partnersuche
7.2 Partner kennen lernen
7.3 Mögliche Ablaufphasen eines E-Mail-Projektes
7.3.1 Koordination mit dem Partnerlehrer
7.3.2 Vorbereitung innerhalb der eigenen Schule
7.3.3 Arbeit am PC
7.3.4 Arbeit ohne PC
7.4 Vorschlag einer zeitlichen Planung
8 Leistungsbewertung, Lernzielkontrolle
9 Abschließend
Quellen:
1 Internet in der Schule
1995: „Multimedia“ wird zum Wort des Jahres gekürt.
1997: „Die bundesweite Initiative ‚Schulen ans Netz’ will in den nächsten Jahren rund 10 000 Bildungsanstalten mit einem Datenanschluss ausstatten, doch noch pflegen viele Lehrer die alten Vorurteile, der Computer würde die Kinder nur ihrer natürlichen Umwelt entfremden und die Kommunikation zwischen den Menschen zerstören.“[1]
2000: Bundeskanzler Schröder verspricht, dass bis zum Jahr 2001 alle deutschen Schulen einen Internet-Zugang haben und „die Initiative D 21, in der über 100 Unternehmen und Wirtschaftsvertreter zusammengeschlossen sind, will in den nächsten eineinhalb Jahren 20 000 Schulen mit modernster Technik ausstatten.“[2] Auch in der Bevölkerung besteht ein breiter Konsens, dass Schulkinder mit der Computer- und Internet-Technologie vertraut gemacht werden müssen, wenn man nicht wirtschaftlich ins Hintertreffen geraten will.[3]
Aber, schenkt man dem Spiegel glauben, so gehören die meisten Pädagogen noch immer zu den Analphabeten des Informationszeitalters: Nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung haben 80 Prozent der Lehrer noch nie im Internet gesurft. Zwei Drittel der Lehrer sind älter als 45 Jahre und gelten weitgehend als „computerresistent“.
September 2001: Edelgard Buhlmann, die Bildungsministerin Nordrheinwestfahlens, kündigt an, dass im Herbst alle Schulen in Deutschland einen Internet-Zugang haben werden. „Wir sind kurz davor, es sind schon fast alle Schulen am Netz“, sagte sie der „Braunschweiger Zeitung“ am Mittwoch, 19.09.2001.[4]
15.10.2001: Alle Schulen in Deutschland sind seit heute mit einem kostenlosen Internetzugang der Deutschen Telekom ausgestattet.
Es wird deutlich, dass sowohl in der Politik wie auch in der Bevölkerung dem Medium Internet eine immer größere Bedeutung beigemessen wird und dieses auch in der Schule vermehrt zum Einsatz kommen sollte. Allerdings hinkt Deutschland in dieser Beziehung einigen anderen Ländern deutlich hinterher. In den USA beispielsweise haben über 80% der Klassenräume einen Internet-Zugang. 1994 waren es gerade mal 3%[5]. Bis Deutschland, wo gerade erst jede Schule mit einem Internet-Zugang ausgestattet ist, diesen Vorsprung aufgeholt hat, dürften, trotz der ins Leben gerufenen Initiativen und der zunehmenden Unterstützung der Wirtschaft und der Telekommunikationsanbieter, noch einige Jahre vergehen.
Ich möchte mit dieser Hausarbeit einen kleinen Einblick geben, wie die E-Mail für den Fremdsprachenunterricht gewinnbringend genutzt werden kann, welche Vorteile dieses Medium mit sich bringt, aber auch welche Probleme bei E-Mail-Projekten während der Vorbereitung und Durchführung auftreten können.
Der Übersichtlichkeit halber, verwende ich jeweils nur die maskuline Form. Gemeint sind beide Geschlechter.
2 Die Sprache und Schrift des Fremdsprachenunterrichts und der E-Mail
Die Bedeutung der Schriftlichkeit als Kommunikationsform hat sich im Laufe der Geschichte und vor allem in den letzten Jahrzehnten erheblich gewandelt. Mit den neuen Medien ist die Schriftlichkeit leichter, flüchtiger und unbeschwerter geworden.[6]
Vor vielen tausend Jahren schon wurden Schriftzeichen mühevoll in Stein und Felswände gemeißelt. Später diente Holz dann Ton als Grundlage der schriftlichen Kommunikation, bis sich der Kraftaufwand deutlich reduzierte und auf Papier geschrieben wurde, schriftliche Texte somit mühelos von einem Ort zum anderen gebracht werden konnten. Die Erfindung des Buchdruckes war ein weiterer Meilenstein in der Geschichte.
Per Fax gelangen schriftliche Dokumente in sekundenschnelle ans andere Ende der Welt. Die E-Mail allerdings hat die Schriftlichkeit noch einmal revolutioniert. Schriftzeichen entstehen auf dem Bildschirm und wandern mühelos über elektronische Brücken durch Raum und Zeit. Die Schriftlichkeit der E-Mail, des Chat und der SMS bekommt beinahe die Leichtigkeit der Mündlichkeit, was an Form und Sprache dieser Art der Kommunikation erkennbar wird, und wird so der Mündlichkeit immer ähnlicher.
Diese Affinität der E-Mails zur Mündlichkeit, bedingt durch die Geschwindigkeit der Übermittlung, durch die „Flüchtigkeit“ des elektronischen Mediums und die Möglichkeit durch die Copy-Funktion direkt auf Textstellen Bezug zu nehmen, ermöglicht eine größere Spontaneität und somit eine höhere kommunikative Dichte, die für mündliche Interaktionen typisch ist. Trotzdem aber, weil schriftlich fixiert, hat die E-Mail eine größere Kontinuität und gedankliche Präzision als die Mündlichkeit und erlaubt so eine gründlichere Analyse der sprachlichen Strukturen. Allerdings erreicht die Sprache der E-Mail i. d. R. nicht die gedankliche Strukturierung und Kontinuität des Briefs. E-Mail und Chat stehen also zwischen brieflicher Kommunikation und Mündlichkeit, wobei die E-Mail näher beim Brief und das Chat-Gespräch näher bei der mündlichen Kommunikation, vergleichbar mit einem Telefongespräch an dem mehrere Kommunikationspartner beteiligt sind, anzusiedeln ist.
Der E-Mail-Austausch –und in noch stärkerem Maße der Briefwechsel– erfolgt zeitlich versetzt, also asynchron, wohingegen der Chat zeitgleich, also synchron, stattfindet.
Möchte man die elektronischen Medien Chat, DCR[7], E-Mail und BSCW-Server[8] hinsichtlich der Kontinuität, des Stils und der orthographischen Exaktheit untersuchen, kommt man zu folgender Einteilung:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Es ist einsichtig, dass man bei der Erstellung eines auf dem BSCW-Server veröffentlichten Textes, der von allen eingesehen werden kann und dort dauerhaft abrufbar ist, mehr Wert auf Orthographie und Stil legt als bei einem Chat-Gespräch.
Die hohe Affinität dieser Medien zur Mündlichkeit gereicht vor allem mündlich schwächeren Schülern zum Vorteil, denn schreiben fördert Sprechen und umgekehrt. So haben manche mit E-Mail arbeitenden Lehrer beobachtet, dass Schüler, die scheu und zurückhaltend sind, sich schnell an das elektronische Medium gewöhnen, viel schreiben und sich deshalb später auch im Unterricht leichter tun. Sie blühen regelrecht auf.[9]
Die (Schrift-) Sprache bei E-Mail-Projekten unterscheidet sich oft erheblich von der im Unterricht vom Lehrer oder Lehrbuch vermittelten Sprache. So haben die Schüler über Kontakte mit ausländischen Kindern oder Jugendlichen die Möglichkeit, sich mit authentischen Texten, die von den Partnern in der Muttersprache abgefasst wurden, zu befassen. Im herkömmlichen Fremdsprachenunterricht hingegen, der sich hauptsächlich auf Lehrbucharbeit konzentriert, ist die Lehrkraft für die Schüler der dominante Kommunikationspartner im fremdsprachlichen Kommunikationsprozess. Die Anlässe zur mündlichen und schriftlichen Kommunikation entspringen zumeist dem Lehrbuch und bedienen sich dessen Sprach- und Textmaterials, das normalerweise weniger motivierend ist, als die Arbeit mit authentischen E-Mail-Texten, bei denen die Künstlichkeit des Lehrbuches wegfällt und Sprache in ihrer eigentlichen Funktion genutzt wird.
Im Vergleich zur formalen Standardsprache, die im Fremdsprachenunterricht vermittelt wird, findet sich in Briefen und E-Mails viel Umgangssprachliches, so dass die deutschen Schüler mit einer Sprachebene vertraut werden, die ihnen das Schulbuch und der Unterricht nicht bietet.
Ich habe diese Diskrepanz zwischen in der Schule gelehrter Standardsprache und der real-gesprochenen Sprache selbst erlebt, als ich das erste Mal in Frankreich gearbeitet habe und oft groß angeschaut wurde, weil ich Wörter benutzte, die Molière zwar gut gestanden hätten, heute aber aus der gesprochenen Sprache verschwunden sind.
Die Sprache dient bei E-Mail-Projekten ihrer eigentlichen Bestimmung entsprechend als Mittel der Verständigung und nicht als Selbstzweck wie meist im Unterricht.
Reinhard Donath beschreibt diese Situation –Unterricht im Klassenraum mit gleichsprachigen Schülern und Lehrern, mit denen in der Fremdsprache kommuniziert wird– als „Schonraum-Simulation“[10]. Es wird eine künstliche Kommunikationssituation geschaffen, die weder der sprachlichen noch der kulturellen Wirklichkeit des jeweiligen Landes, in dem die Zielsprache gesprochen wird, gerecht werden kann. Wenn realitätsnahe, offene Lernsituationen geschaffen werden sollen, kommt man mit dem Schulbuch alleine sicherlich nicht aus.
Im folgenden Abschnitt werde ich auf mögliche Themen und Inhalte von E-Mail-Projekten eingehen.
3 Themen von E-Mail-Projekten
Der Fantasie bei der Auswahl von Themen für E-Mail-Korrespondenzen sind sicherlich keine Grenzen gesetzt und interessante Problemstellungen gibt es zu genüge. Allerdings müssen einige wichtige Aspekte beachtet werden.
Das Thema sollte vor Beginn des Projektes ausführlich mit dem Partnerlehrer abgesprochen und eingegrenzt werden. Entscheidend für das Gelingen ist, dass die Schüler sich mit dem Thema identifizieren können, es also ihren Lebens- und Erfahrungszusammenhängen entspricht, damit überhaupt ein Informations- und Kommunikationsbedürfnis der Schüler besteht, diese also Interesse an der Aufgabenstellung haben. Abstrakte Themen sind in der Sekundarstufe 1 wenig geeignet, es sei denn, sie werden auf beiden Seiten sehr intensiv vorbereitet. Das Thema sollte breit angelegt werden; ausreichend Material muss vorhanden sein, um es aus möglichst vielen Blickwinkeln beleuchten zu können.
Es sollten auf jeden Fall Projekte mit anspruchsvollen Themen angeboten werden, denn wenn man auf der Ebene der Brieffreundschaft stehen bleibt, wird der Austausch für Lehrer und Schüler bald uninteressant. Zu Anfang einer jeden Korrespondenz allerdings ist ein kennen lernen der Partner von entscheidender Bedeutung für das Gelingen des Projektes. Deshalb sollte zu Beginn ein Austausch von persönlichen Informationen, wie Hobbys, Schulsituation etc. zugelassen, ja sogar gefordert werden.
[...]
[1]: „Fit fürs wahre Leben“, in: Der Spiegel 10/97 (http://www.englisch.schule.de/spiegel.htm)
[2] „Ausfall im System“, in: Der Spiegel 13/2000 (http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,71794,00.html)
[3] Wolfgang Steinig: Kommunikation im Internet: Perspektiven zwischen Deutsch als Erst- und Fremdsprache, in:Zeitschrift für Fremdsprachenforschung, 11(2), 2000 S. 136
[4] http://www.learn-line.nrw.de/angebote/lehrerfortbildung/medio/index.html
[5] „Ausfall im System“, in: Der Spiegel 13/2000 (http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,71794,00.html)
[6] vergl.: Wolfgang Steinig: Kommunikation im Internet: Perspektiven zwischen Deutsch als Erst- und Fremdsprache; in: Zeitschrift für Fremdsprachenforschung, 11 (2), 2000, S. 126, 137, 139ff
[7] DCR: didaktischer Chat-Room
[8] BSCW-Server: B asic S upport for C ooperative W ork; ein “virtueller Schreibtisch”, der wie eine Web-Seite aufgerufen werden kann, aber in die man auch, wie bei einer E-Mail, direkt hinein schreibt (weitere Informationen zum BSCW bei: BSCW Projekt GMD-FIT, 53754 Sankt Augustin, E-Mail: bscw@gmd.de)
[9] Adolf N. Hofmann, in: R. Donath, I. Volkmer (Hrsg.): Das Transatlantische Klassenzimmer: Tips und Ideen für Online-Projekte in der Schule; S. 381; Hamburg, 1997 (http://www.tak.schule.de/buch/lesefutter.htm)
[10] Reinhard Donath: Schluss mit der Simulation im Fremdsprachenunterricht! Mit electronic-mail auf die Datenautobahn. In: Computer und Unterricht 18/1995; S. 46