Vormittagsspuk stellt einen Einschnitt im Schaffen des Künstlers Hans Richter dar. Durch den Dadaismus inspiriert, wendet sich Richter vom abstrakten Film ab und stellt sein erstes komplett realverfilmtes Werk her. Im Gegensatz zu seinen bisher streng konstruktivistischen Filmen, zeigt sich hier eine Kombination verschiedener Stilrichtungen – hauptsächlich aus Futurismus, Konstruktivismus und Dadaismus.
Entgegen Richters vorangehenden, rein ästhetisch-funktionell wirkenden Filmen, verfügt Vormittagsspuk über eine narrative Handlung. Die Objekte des Alltags rebellieren gegen den Menschen und bringen die gewohnte Ordnung ins Chaos. Anhand der vielen denotativen und konnotativen Bilder wird in vorliegender Arbeit der Versuch unternommen, eine rhythmische Dramaturgie des Filmes nachzuweisen, sowie eine grundlegende Inhaltsanalyse zu erstellen. Dieser bietet sich ein breites Spektrum an Interpretationsmöglichkeiten, denn kaum ein Autor hat sich bislang mit einer tiefgründigen Deutung von Richters Filmen befasst. Besonders Vormittagsspuk wird in der Sekundärliteratur oft nur mit einer oberflächlichen Inhaltsangabe erwähnt. Aufgrund der Fokussierung der Arbeit auf Richters visuelles Schaffen, wird von einer Analyse der auf den Film abgestimmten Musik Paul Hindemiths verzichtet.
Hans Richter hatte als langlebiger Dadaist die Gelegenheit, im Nachhinein als Chronist der Bewegung auftreten zu können. Leider äußert er sich in den von ihm verfassten Büchern meist nur über das Werk seiner Kollegen, nicht jedoch über sein eigenes. Aus der Untersuchung von Richters Filmtheorien, insbesondere in „Filmgegner von heute – Filmfreunde von morgen“ und „Der Kampf um den Film“ lassen sich jedoch viele Schlüsse für die Analyse von Vormittagsspuk ziehen. Für eine abschließende, kurze Betrachtung des Films in seiner rahmengebenden Entstehung und Rezeption ist weiterhin ein Interview von Phillippe Sers mit Richter von großer Hilfe.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung - Vormittag
- 2. Der Film als Kunst
- 3.1 Denotationen in Vormittagsspuk
- 3.2 Konnotationen in Vormittagsspuk
- 3.2.1 Die Rebellion der Objekte
- 3.2.2 Die Sicht der Kamera
- 3.2.3 Richters Montagerhythmus
- 4. Der Spuk geht weiter
- 5. Schlusswort-Nachmittag
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert Hans Richters „Vormittagsspuk“ und untersucht dessen künstlerische Besonderheiten im Kontext des Dadaismus und weiterer Kunstströmungen. Sie zeigt, wie Richter im Film die Rebellion von Alltagsgegenständen gegen den Menschen inszeniert und dabei eine einzigartige rhythmische Dramaturgie verwendet.
- Dadaistische Elemente in „Vormittagsspuk“
- Rhythmische Dramaturgie des Films
- Konstruktivistische und futuristische Einflüsse
- Zusammenhang zwischen Kunsttheorien und filmischer Umsetzung
- Analyse von Richters visuellen Stilmitteln
Zusammenfassung der Kapitel
- 1. Einleitung - Vormittag: Die Einleitung stellt „Vormittagsspuk“ als Richters erstes komplett realverfilmtes Werk vor und hebt seine Verbindung zum Dadaismus, Futurismus und Konstruktivismus hervor. Sie betont die narrative Handlung, die Rebellion der Alltagsgegenstände und das Ziel, eine rhythmische Dramaturgie des Films nachzuweisen.
- 2. Der Film als Kunst: Dieses Kapitel analysiert den Film in Bezug auf die Revolte der Gegenstände gegen ihre menschliche Herrschaft. Es werden Dadaistische Elemente und die ironische Haltung gegenüber bürgerlichen Konventionen beschrieben. Der Fokus liegt auf der konstruktivistischen Montagetechnik, die den Film zu einer rhythmischen Collage aus verschiedenen Bildern und Stilmitteln macht.
Schlüsselwörter
„Vormittagsspuk“, Hans Richter, Dadaismus, Konstruktivismus, Futurismus, Rhythmische Dramaturgie, Filmmontage, Objekt-Revolte, visuelle Stilmittel, Kunsttheorien, Experimentalfilm.
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- Julius Pöhnert (Author), 2004, Zwischen Kunst und Antikunst: Hans Richters 'Vormittagsspuk', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39548