Geschichte der Erwachsenenbildung


Dossier / Travail, 2004

15 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Geschichtliche Voraussetzungen der Erwachsenenbildung

Aufklärung, Vormärz, Industrialisierung

Soziale Frage, Arbeiterbewegung, Erster Weltkrieg

Weimarer Republik

Nationalsozialismus, Zweiter Weltkrieg

Rekonstruktionsphase

Die große Bildungsreform

Bildungspolitischer Aufschwung

Qualifikationsoffensive, Privatisierung, Pluralisierung, Individualisierung

Quellennachweis

Geschichtliche Voraussetzung der Erwachsenenbildung

Eine Antwort auf die Frage nach dem eigentlichen Beginn der Erwachsenenbildung zu finden, ist sehr kompliziert. Manche lassen Erwachsenbildung bereits mit Moses und den Propheten des Alten Testaments beginnen, andere machen es fest beim antiken Bildungsdenken. Doch die wesentliche geschichtliche Voraussetzung für das Lernen Erwachsener ist die Erfindung des Buchdrucks im 15. Jahrhundert. Die eigentlichen bedeutsamen Impulse für die Profilierung einer organisierten Erwachsenenbildung finden sich erst in der Verbreitung der aufklärerischen Gedanken im 18. Jahrhundert. Gerade in dieser Zeit wurde versucht, „einer Erziehung des Menschengeschlechts eine breitere Grundlage in der Bevölkerung zu verschaffen“ (Tietgens, 1994, S.25). Durch die Industrielle und die Französische Revolution hat sich dann die Bildung der Erwachsenen weiterentwickelt.

Die Geschichte der Erwachsenenbildung lässt sich nun wie folgt in acht Entwicklungsphasen einteilen. Diese sind durch spezifische Rahmenbedingungen und durch neuartige Entwicklungsansätze der Erwachsenbildung geprägt. Diese Abfolge, von der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis in die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts, teilt Rolf Arnold folgendermaßen ein:

1. Phase: Aufklärung, Vormärz, Industrialisierung (1800-1870)
2. Phase: Soziale Frage, Arbeiterbewegung, Erster Weltkrieg (1871-1918)
3. Phase: Weimarer Republik (1918-1933)
4. Phase: Nationalsozialismus, Zweiter Weltkrieg (1933-1945)
5. Phase: Rekonstruktionsphase (1945-1966)
6. Phase: Die große Bildungsreform (1967-1975)
7. Phase: Bildungspolitischer Aufschwung (1976-1985)
8. Phase: Qualifikationsoffensive, Privatisierung, Pluralisierung, Individualisierung

(1986ff)

Eine neuere Darstellung der Phaseneinteilung von Horst Siebert, auf die nicht weiter eingegangen wird, ist zwar inhaltlich ähnlich, aber zeitlich anders strukturiert. So teilt er in den „Wiederaufbau nach 1945“ ein, gefolgt vom „Pluralismus und Aufschwung“ der 50er Jahre, der „realistischen Wende und Planungseuphorie“ der 60er, diesem folgt der „Verrechtlichung und Zielgruppenorientierung“

der 70er Jahre und diesen wiederum die „Modernisierung und Krisenstimmung“ der 80er. Als Leitthema für die 90er Jahre definiert Siebert die „Internationalisierung und Postmoderne“ (Siebert, 1994, S. 52ff).

Aufklärung, Vormärz, Industrialisierung

Ein großer und wichtiger Bestandteil, der durch die Volkserziehung zu verfolgenden Mündigkeit des Menschen, war das Lernen der Erwachsenen in der Zeit der Aufklärung. Das folgende Zitat Immanuel Kants führt diesen erwachsenenpädagogischen Bildungsanspruch der Aufklärung deutlich vor Augen:

„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht im Mangelnden Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut dich deines Verstandes zu bedienen! Ist also der Wahlspruch der Aufklärung. Faulheit und Feigheit sind Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung freigesprochen, dennoch gerne zeitlebens unmündig bleiben, und warum es anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen. Es ist so bequem unmündig zu sein.“ (Kant, 1784; zit. Nach Blankertz, 1982, S.22)

Die geistige und politische Bewegung im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts fand ihre Betonung in der Autonomie und Menschenwürde des Einzelnen. Die Aufklärung fand ihren unmittelbaren Ausdruck in dem grundlegenden Glauben an die Kraft des Vernunftgebrauchs sowie der starken Verweltlichung der Kultur. Dies wird unter anderem bei Kants Feststellung deutlich. Man bemühte sich auf politischem Weg ein Verhältnis des Individuums zu Gesellschaft und Staat ebenfalls vernunftgemäß durch die Staatsvertragstheorien zu begründen. Erst recht durch die Französische Revolution gewannen die allgemeinen Menschen- und Bürgerrechte eine wachsende politische Bedeutung. Durch die liberalistischen Vorstellungen in der Wirtschaft wurde der merkantilistische Staat zurück gedrängt und auf die Funktion des „Nachtwächterstaates“ beschränkt. Als Voraussetzung für die Wohlfahrt aller Gesellschaftsmitglieder stellte sich die unbeschränkte Entfaltung der auf Eigennutz gerichteten Aktivitäten der Wirtschaftssubjekte von Adam Smith heraus. (vgl. Arnold, 2001, S.10)

Die Tendenz der Aufklärung zu einer Volksbildungsbewegung wies der Erwachsenenbildung immer wichtigere Funktionen auf dem Wege zu einer Bildungsgesellschaft zu. Sie trat am Anfang des 19. Jahrhunderts stark zu tage.

Ansätze zur Institutionalisierung finden sich in Form von Lebensgesellschaften, Harmonie- oder Museumsgesellschaften wieder. Die in dieser Form volksbildnerischen Tendenzen im 18., Anfang des 19. Jahrhunderts, widmeten sich der Verbreitung von Literatur und gaben ein großes Angebot von Vorträgen über wissenschaftliche Themen. Außerdem verfolgten jetzt auch die Abend- und Sonntagsschulen diese volksbildnerischen Intentionen.

„Eine andere ebenso wichtige Wurzel der Erwachsenenbildung sind die Handwerksvereine, die Handwerkerbildungsvereine und landwirtschaftliche Vereine. […] Die Handwerkervereine richteten regelmäßige Unterrichtskurse für Lehrlinge und Gesellen ein; oft besaßen sie eine eigene Bücherei. Sie konnten vielfach noch auf die durch die liberale Wirtschaftspolitik absterbenden Zunfteinrichtungen und ihre überregionalen Verbindungen zurückgreifen. Aus der Initiative der Handwerkerschaft oder der Gewerbevereine sind in der Regel auch die Sonntagsschulen entstanden, welche von den 20er Jahren ab sich besonders um die Hebung des Bildungsstandes der Bevölkerung bemühten, die infolge ihrer mangelnden Schulbildung nicht die für die Ausübung von handwerklichen und gewerblichen Tätigkeiten erforderliche Grundkenntnisse besaßen.“ (Meyer, 1975, S.48)

[...]

Fin de l'extrait de 15 pages

Résumé des informations

Titre
Geschichte der Erwachsenenbildung
Université
University of Rostock  (Philosophische Fakultät)
Note
1,3
Auteur
Année
2004
Pages
15
N° de catalogue
V39550
ISBN (ebook)
9783638382878
Taille d'un fichier
371 KB
Langue
allemand
Mots clés
Geschichte, Erwachsenenbildung
Citation du texte
Madeleine Nickel (Auteur), 2004, Geschichte der Erwachsenenbildung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39550

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