[...] Große Kriegsherren haben seit jeher die Bedeutung des Wortes erkannt und für sich zu nutzen gesucht; spätestens mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wandelte sich jenes Phänomen von einer Begleiterscheinung des Krieges zu dessen Instrument: Propaganda war zu einer der gezieltest eingesetzten, bedeutendsten Waffen geworden. Speziell die Macht des Bildes hatte sich den Kriegstreibenden erschlossen. Den Erfolg der eigenen Armee ins rechte Licht zu rücken, war ein ebenso gewichtiges Ziel geworden wie der Erfolg selbst: „Schon im Zweiten Weltkrieg experimentiert man mit fernseh-gesteuerten Bomben: Die sogenannte Fernsehbombe entsteht auf den Reisbrettern der Ingenieure.“ Die Art und Weise der Einflussnahme auf die Kriegsberichterstattung hat sich fortan rasant entwickelt. Sind auf kriegstechnologischem Gebiet Tarnkappenbomber und Spürpanzer hervorgebracht worden, so stehen diesen Errungenschaften auf propagandistischem Sektor Berichterstatter-Pools und Embedded Reporting gegenüber. Jene Schlagworte sind in der jüngeren Kriegshistorie der Vereinigten Staaten von Amerika zu verorten. Beide lieferten Anlass zu heftigen Auseinandersetzungen über die Rolle der Medien zu Kriegszeiten. Speziell die Berichterstattung US-amerikanischer Fernsehstationen ist in diesem Zusammenhang in den Fokus der kommunikationswissenschaftlichen Betrachtung gerückt. „Welche Rolle können Medien in Kriegseinsätzen überhaupt spielen? [...] Sind sie zur Einseitigkeit verdammt, Kriegsspielzeug, das die Begleitbilder für ein inszeniertes Spektakel von globaler Herrschaft liefert?“ Oder, vereinfacht und Blick auf den jüngsten Krieg im Irak formuliert: „Wie kritisch kann selbst ein erfahrener Reporter sein, wenn er morgens mit den US-Soldaten frühstückt und mittags mit ihnen um sein Leben fürchten muss?“ Jenen Fragen widmet sich diese Arbeit. Sie soll eine vergleichende Betrachtung zw ischen der Berichterstattung während des Golfkriegs 1991 und des Irakkriegs 2003 liefern. Hierzu soll zunächst eine Untersuchung der wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Berichterstattung des ersten Krieges Aufschluss darüber geben, inwiefern sich Medien haben beeinflussen lassen – respektive welche Auswirkungen die ‚War Coverage’, insbesondere jene des US-Fernsehens, gezeitigt hat; und ferner, inwieweit sie in rückwirkender Weise Einfluss auf das Kriegsgeschehen genommen hat.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung – Kriegsjournalismus oder mediale Kriegsbegleitung?
- 1.1 Begründung der Auswahl der betrachteten Medien
- 2. Berichterstattung während des Golfkrieges 1991
- 2.1 Das Prinzip des Pool-Reporting
- 2.2 Das „CNN-Monopol“: Die exponierte Stellung und besondere Bedeutung der Berichterstattung des Nachrichtensenders
- 2.3 Die Kamera als Waffe - das Fernsehen als kriegsbeeinflussende Komponente
- 2.4 Propagandaerfolg oder effizienter Journalismus? Eine Bewertung der Berichterstattung über den Irakkrieg 1991 und das Pool-Reporting
- 3. Berichterstattung des US-Fernsehens während des Irak-Krieges 2003
- 3.1 Veränderte Bedingungen seit dem 11. September 2001
- 3.2 Das Konzept des Embedded Reporting
- 3.3 Eine erste Evaluierung des Embedded Reporting
- 3.3.1 Studie der Columbia University: What Are Americans Getting?
- 3.3.1.1 Methode
- 3.3.1.2 Ergebnisse
- 3.3.1.3 Kritik
- 3.3.2 Studie der Cardiff University: The role of Embedded Reporting during the 2003 Iraq war
- 3.3.2.1 Methode
- 3.3.2.2 Ergebnisse
- 3.3.2.3 Kritik
- 3.3.3 Embedded Reporting in der wissenschaftlichen Diskussion
- 5. Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit verfolgt das Ziel, die Berichterstattung US-amerikanischer Fernsehstationen während des Golfkriegs 1991 und des Irakkrieges 2003 vergleichend zu untersuchen. Im Fokus stehen die Auswirkungen der jeweiligen Berichterstattungsmethoden (Pool-Reporting und Embedded Reporting) auf die öffentliche Wahrnehmung und den möglichen Einfluss auf das Kriegsgeschehen selbst.
- Vergleichende Analyse des Pool-Reporting und Embedded Reporting
- Einfluss der Medienberichterstattung auf die öffentliche Meinung
- Die Rolle des Fernsehens als kriegsbeeinflussende Komponente
- Bewertung der Objektivität und des journalistischen Ansatzes in Kriegsberichterstattung
- Untersuchung wissenschaftlicher Studien zu den beiden Kriegsberichterstattungen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung – Kriegsjournalismus oder mediale Kriegsbegleitung?: Die Einleitung stellt die zentrale Forschungsfrage nach dem Einfluss der Medienberichterstattung auf die Kriegsführung und die öffentliche Meinung dar. Sie verortet die Arbeit im Kontext der Geschichte der Propaganda und Kriegsberichterstattung, beginnend mit dem Zweiten Weltkrieg und der Entwicklung von Technologien der Einflussnahme auf die öffentliche Meinung. Die Arbeit wird als vergleichende Untersuchung der Berichterstattung während des Golfkriegs 1991 und des Irakkrieges 2003 angekündigt, mit besonderem Fokus auf das Pool-Reporting und das Embedded Reporting.
2. Berichterstattung während des Golfkrieges 1991: Dieses Kapitel beschreibt die Berichterstattung über den Golfkrieg 1991, wobei der Schwerpunkt auf dem Pool-Reporting-System liegt. Es wird detailliert erklärt, wie das Pentagon die Berichterstattung kontrollierte und beeinflusste, die Rolle des Joint Information Bureau, sowie die Zensur und Einschränkungen für die Journalisten. Die einseitige Darstellung und der Einfluss des "CNN-Monopols" werden ebenfalls thematisiert, betont wird dabei die besondere Bedeutung von CNN und seine Auswirkungen auf die globale Berichterstattung.
3. Berichterstattung des US-Fernsehens während des Irak-Krieges 2003: Dieses Kapitel analysiert die Berichterstattung zum Irakkrieg 2003 unter dem Aspekt des Embedded Reporting. Die veränderten Bedingungen nach dem 11. September 2001 werden als Kontext erläutert. Im Zentrum steht die Analyse von zwei wissenschaftlichen Studien (Columbia und Cardiff University), welche die Methode, die Ergebnisse und die Kritik am Embedded Reporting detailliert untersuchen. Die Diskussion über die Vor- und Nachteile dieser Berichterstattungsmethode im Hinblick auf Objektivität und Einflussnahme wird umfassend beleuchtet.
Schlüsselwörter
Kriegsberichterstattung, US-Fernsehen, Golfkrieg 1991, Irakkrieg 2003, Pool-Reporting, Embedded Reporting, Propaganda, Medienkontrolle, öffentliche Meinung, wissenschaftliche Studien, Vergleichende Analyse, Medienethik.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Analyse der Kriegsberichterstattung im Golfkrieg 1991 und im Irakkrieg 2003
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert vergleichend die Berichterstattung US-amerikanischer Fernsehstationen während des Golfkriegs 1991 und des Irakkrieges 2003. Der Fokus liegt auf den Auswirkungen der Berichterstattungsmethoden (Pool-Reporting und Embedded Reporting) auf die öffentliche Wahrnehmung und den möglichen Einfluss auf das Kriegsgeschehen.
Welche Berichterstattungsmethoden werden untersucht?
Die Arbeit untersucht im Detail das Pool-Reporting im Golfkrieg 1991 und das Embedded Reporting im Irakkrieg 2003. Es wird ein Vergleich beider Methoden hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Objektivität und den Einfluss auf die öffentliche Meinung gezogen.
Welche Rolle spielte CNN im Golfkrieg 1991?
Die Arbeit hebt die exponierte Stellung und besondere Bedeutung der CNN-Berichterstattung im Golfkrieg 1991 hervor, bezeichnet sie als „CNN-Monopol“ und diskutiert deren Auswirkungen auf die globale Berichterstattung und die öffentliche Wahrnehmung.
Welche wissenschaftlichen Studien werden analysiert?
Die Arbeit analysiert zwei wissenschaftliche Studien: eine der Columbia University ("What Are Americans Getting?") und eine der Cardiff University ("The role of Embedded Reporting during the 2003 Iraq war"). Beide Studien untersuchen die Methoden, Ergebnisse und Kritikpunkte des Embedded Reportings im Irakkrieg 2003.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Vergleichende Analyse von Pool-Reporting und Embedded Reporting; Einfluss der Medienberichterstattung auf die öffentliche Meinung; Rolle des Fernsehens als kriegsbeeinflussende Komponente; Bewertung der Objektivität und des journalistischen Ansatzes in Kriegsberichterstattung; und Untersuchung wissenschaftlicher Studien zu den beiden Kriegsberichterstattungen.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Das Fazit und der Ausblick der Arbeit werden im Kapitel 5 präsentiert und fassen die Ergebnisse der vergleichenden Analyse von Pool-Reporting und Embedded Reporting zusammen, bewerten den Einfluss auf die öffentliche Meinung und diskutieren die ethischen Implikationen der jeweiligen Berichterstattungsmethoden.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Kriegsberichterstattung, US-Fernsehen, Golfkrieg 1991, Irakkrieg 2003, Pool-Reporting, Embedded Reporting, Propaganda, Medienkontrolle, öffentliche Meinung, wissenschaftliche Studien, Vergleichende Analyse, Medienethik.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, Kapitel zur Berichterstattung im Golfkrieg 1991 (inkl. Pool-Reporting und CNNs Rolle), Kapitel zur Berichterstattung im Irakkrieg 2003 (inkl. Embedded Reporting und Analyse wissenschaftlicher Studien), und ein Fazit mit Ausblick. Ein detailliertes Inhaltsverzeichnis ist im Dokument enthalten.
- Citar trabajo
- Daniel Pontzen (Autor), 2004, Die Reihen festgeschlossen? Die Rolle des US-Fernsehens in den Irak-Kriegen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39630