[...] Die Postmoderne lässt sich vor allem am Wandel der Lebensauffassung und der Pluralisierung aller Lebensbereiche festmachen: Eine zunehmende Individualisierung erscheint als Gegenpol zum Globalisierungs-Trend, wobei der Einzelne mit seinem Bemühen um biografische Kontinuität und Krisenbewältigung zunehmend auf sich allein gestellt ist. Der Trend zur Single-Gesellschaft, im Verbund mit der Unfähigkeit zu festen Bindungen, sowohl im privaten, als auch im beruflichen Bereich, scheint das Bild des Individuums in der aufgeklärten westlichen Zivilisation zu sein. Man möchte sich, angesichts einer Vielzahl von Möglichkeiten, möglichst alle Handlungsalternativen offen halten und empfindet bei Festlegung auf einen Sachverhalt nicht selten Ärger über das Nicht-Nutzen anderer Optionen. Das Unverständnis älterer Generationen gegenüber neumodischen Verhaltensweisen und Arten des Auftretens ist dabei zwar nichts neues, allerdings gehen derzeit in besonderem Maße überlieferte Werte und Traditionen verloren. Wie stellt sich nun die Gesellschaft unter diesen gravierenden Veränderungen dar? Führt der sozial entpflichtete Individualismus zum Tode der freiheitlichen, demokratischen Gesellschaft? Diese Arbeit soll die systemtheoretische Sichtweise der postmodernen Gesellschaft darstellen. Die grundlegende Frage, der dabei nachgegangen wird, ist die nach der Möglichkeit der Einbettung der Phänomene der Postmoderne in die soziologische Systemtheorie. Außerdem sollen die sich ergebenden Problemen der Gesellschaft aus systemischer Sicht erörtert werden. Dazu gilt es zunächst zu klären, was man unter der systemischen Sichtweise versteht und in welchem Rahmen der Systemtheorie sich diese Arbeit bewegt. Da sich die Systemtheorie als hochkomplexes Wissenschaftsmodell darstellt, soll hier nach einem Überblick über das Wesen der Theorie der Fokus auf einige ausgewählte Begrifflichkeiten gelegt werden. Daran anschließend muss geklärt werden, was genau man unter der Bezeichnung »postmoderne Gesellschaft« versteht. Hierfür werden eine Reihe von soziologischen Theorien vorgestellt, aus denen schnell ersichtlich werden soll, dass keine Einigkeit über die sichtbaren Auswirkungen bzw. über das eigentliche Existieren einer Postmoderne besteht. Gegen Ende der Arbeit werden die bis dahin dargestellten Stränge zusammengeführt, und somit die systemische Sicht der Postmoderne verständlich gemacht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Einordnung und Wesen von Systemtheorie und Postmoderne
- Systemtheorie
- Entwicklungsgeschichte der Systemtheorie
- Typik der Systemtheorie
- Kritiker der Systemtheorie
- Postmoderne
- Entwicklungsgeschichte der Postmoderne
- Typik der Postmoderne
- Kritiker der Postmoderne
- Grundlegende Begrifflichkeiten und Modelle
- Systemtheoretische Grundtermini
- Systemtypen
- Differenz von System und Umwelt
- Autopoiesis
- Beobachtung
- Soziologische Theorien der postmodernen Gesellschaft
- Becks Risikogesellschaft
- Schulzes Erlebnisgesellschaft
- Gross' Multioptionsgesellschaft
- Funks Psychoanalyse der postmodernen Persönlichkeit
- Systemtheoretische Sicht der postmodernen Gesellschaft
- Gesellschaft/ Weltgesellschaft
- Moderne/Postmoderne
- Differenzierung/ Komplexität
- Risiko
- Steuerung/Intervention
- Probleme der Weltgesellschaft
- Fazit, Persönliches zur Postmoderne
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die postmoderne Gesellschaft aus systemtheoretischer Perspektive. Die zentrale Fragestellung ist, ob sich die Phänomene der Postmoderne in die soziologische Systemtheorie einordnen lassen und welche Probleme die Gesellschaft aus systemischer Sicht aufweist.
- Entwicklungsgeschichte und Typik der Systemtheorie
- Entwicklungsgeschichte und Typik der Postmoderne
- Systemtheoretische Grundbegriffe und Modelle
- Soziologische Theorien der postmodernen Gesellschaft
- Systemtheoretische Betrachtung der postmodernen Gesellschaft und ihrer Probleme
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die These auf, dass wir in einer postmodernen Gesellschaft leben, und beschreibt den Wandel der Lebensauffassung und die Pluralisierung aller Lebensbereiche.
- Kapitel 2 erläutert die Grundlagen der Systemtheorie und der Postmoderne, einschließlich ihrer Entwicklungsgeschichte, typischen Merkmale und Kritikpunkte.
- Kapitel 3 führt wichtige systemtheoretische Begriffe und Modelle ein, darunter Systemtypen, die Differenz von System und Umwelt, Autopoiesis und Beobachtung. Außerdem werden soziologische Theorien der postmodernen Gesellschaft, wie z.B. Becks Risikogesellschaft, vorgestellt.
- Kapitel 4 präsentiert die systemtheoretische Sichtweise der postmodernen Gesellschaft, indem es Themen wie Gesellschaft/Weltgesellschaft, Moderne/Postmoderne, Differenzierung/Komplexität, Risiko, Steuerung/Intervention und Probleme der Weltgesellschaft beleuchtet.
Schlüsselwörter
Systemtheorie, Postmoderne, Gesellschaft, Weltgesellschaft, Risikogesellschaft, Erlebnisgesellschaft, Multioptionsgesellschaft, Differenzierung, Komplexität, Steuerung, Intervention, Probleme der Weltgesellschaft, Individualisierung, Globalisierung.
- Quote paper
- Marcel Bohnert (Author), 2005, Anything Goes? Eine systemtheoretische Betrachtung der postmodernen Gesellschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39765