Die folgende Untersuchung soll zunächst Schelmuffsky in seinem Selbstbildnis beschreiben. Dabei wird neben seinem interdisziplinären Rekordgehabe, als angeberisches Mittel gesellschaftlicher Anerkennung, auch auf seine überraschenden Einschübe menschlicher Schwächen eingegangen. Denn an ihnen soll ein für Schelmuffsky typisches Merkmal, Schwächen oder Niederlagen in Triumphe zu verwandeln, aufgezeigt werden. Desweiteren wird das klare Bekenntnis des Protagonisten zur Lüge veranschaulicht, so dass der gesamte Handlungsablauf als bewusster Betrug am Leser identifiziert und die Reisebeschreibung als imaginative Bewegung eines Pseudo-Helden abqualifiziert werden kann. Weiterhin wird darauf hingewiesen, dass Charakterisierungen wie Held, Angeber, Egoist oder Taugenichts nur im Gesamtkontext richtig gedeutet werden können, da erst dann Bezeichnungen des Protagonisten durch Widersprüchlichkeiten neutralisiert werden. Die Neutralisierung soll u.a. am Beispiel von Schelmuffskys Angewohnheit, eigene Leistungsmaßstäbe zu setzen, aufgezeigt werden. Dadurch werden Niederlagen mittels widersinniger Übertreibungen in Siege verwandelt. Die innneren Gegensätze dienen weiterhin der bewussten Bloßstellung als Rüpel, der sich am Beispiel unkontrollierbarer Wutausbrüche regelmäßig selbst entlarvt und damit offen zeigt, dass er seinem angemaßten Anspruch der Adelszugehörigkeit nicht gerecht werden kann. Aber auch auf innere Widersprüche, wie gesellschaftlicher Stand und derbe Ausdrucksweise, unverhältnismäßige Reaktionen im Bezug auf die dramatische Logik und widersinnig geschilderte Fähigkeiten, die trotz ihres zweifelhaften Charakters zu gesellschaftlicher Anerkennung führen, wird eingegangen. Eine Ausweitung auf den Bezug zum Umfeld bezweckt eine Vertiefung der Kontraste in Schelmuffsky, so dass selbst alle übrigen Handlungsträger als Spiegelung seiner Gegensätzlichkeit erscheinen, wie z.B. im Bezug auf das weibliche Geschlecht, wo Schelmuffsky geschlechterspezifische Rollenverteilungen umkehrt und den Frauen die Initiative überlässt, aber auch im Falle von direkten Gegenüberstellungen mit anderen Personen, wo sein Dominanzanspruch durch widersinnige Übertreibungen parodiert wird und im Falle des Hochzeitsgedichts indirekte Forderungen nach einer Ablösung barocker Kultur stellt. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Charakterisierung des Protagonisten
- 2.1. Das Selbstverständnis von Schelmuffsky und eine Beschreibung seiner Fähigkeiten, bzw. wo er an seine Grenzen stößt
- 2.2. Neutralisierung der verschiedenen Charakterbezeichnungen und die Widersprüchlichkeit im Wesen Schelmuffskys
- 3. Die Beziehung des Protagonisten zur Außenwelt
- 3.1. Die Beziehung zwischen Umwelt und Schelmuffsky und die Sichtweise der anderen Handlungsträger auf Schelmuffsky
- 3.2. Veränderung der Umwelt gegenüber der Statik des Protagonisten
- 4. Die Funktion der Widersprüche und komischen Widersinnigkeiten im weiteren Kontext
- 5. Zusammenfassung und Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Untersuchung befasst sich mit der Figur des Schelmuffsky in Christian Reuters Roman „Schelmuffsky“. Ziel ist es, die widersprüchliche Natur des Protagonisten aufzuzeigen und seine Rolle im Kontext des Romans zu analysieren.
- Das Selbstbild des Protagonisten und seine Fähigkeiten
- Die Neutralisierung von Charakterbezeichnungen und die widersprüchliche Natur Schelmuffskys
- Die Beziehung zwischen Schelmuffsky und seiner Umwelt
- Die Funktion der Widersprüche und komischen Elemente im Roman
- Die Kritik an gesellschaftlichen Normen und Konventionen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit der Einleitung und bietet einen Überblick über den Roman „Schelmuffsky“. Es werden die wichtigsten Themen und Ziele der Untersuchung vorgestellt.
Das zweite Kapitel widmet sich der Charakterisierung des Protagonisten Schelmuffsky. Es wird sein Selbstverständnis, seine Fähigkeiten und seine Grenzen untersucht.
Das dritte Kapitel analysiert die Beziehung zwischen Schelmuffsky und seiner Umwelt. Es betrachtet die Sichtweise der anderen Handlungsträger auf den Protagonisten und untersucht die Veränderungen der Umwelt im Kontrast zur Statik des Protagonisten.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Fokusthemen des Textes sind: Schelmuffsky, Widersprüche, komische Widersinnigkeiten, gesellschaftliche Kritik, Naturlichkeitsideal, Lüge, Kontrastierung, Rekordleistungen, Bildung, Rüpel, angeberisches Mittel.
- Arbeit zitieren
- Marco Antonic (Autor:in), 2001, Taugenichts, Schelm oder Angeber? Der Held in "Schelmuffsky" von Christian Reuter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39912