Ich habe deshalb dieses Thema ausgesucht, weil Menschen, die am Tourette-Syndrom (TS) leiden, zu diesem Aussergewöhnlichen, Andersartigen und Besonderen zählen. In einer Gesellschaft, die an Leistung und Ästhetik orientiert ist, fällt es besonders TS-Betroffenen schwer, sich einzugliedern und somit akzeptiert und respektiert zu werden. Aus eigenen Erlebnissen kann ich sagen, dass mein Unwissen über das Andersartige, mich unsicher macht. Bei meinen zwei mal wöchentlichem Einkauf in den Coop, treffe ich an der Kasse auf einen TS-Betroffenen. Unsicher wie auf seine Ticstörungen zu reagieren, schaute ich jeweils beschämt auf die andere Seite. Forschungsresultate zeigen auf, dass wie der junge Kassier im Coop ca. 5 bis 24% Kinder und Jugendliche in der Schweiz unter Ticstörungen leiden, darunter fallen ca. 300, die an einem Tourette-Syndrom erkrankt sind. Die meisten TS-Betroffenen leben zurückgezogen in der Isolation. Ich bin der festen Überzeugung, die Isolation kann nur aufgehoben werden, wenn das TS in der Gesellschaft thematisiert wird. Deshalb versuche ich dazu, anhand dieser Seminararbeit, einen kleinen Beitrag zu leisten. Die Arbeit beschäftigt sich vor allem mit Kindern und Jugendlichen. Ich möchte das Tourette-Syndrom aus drei verschiedenen Blickwinkeln darstellen. Erstens aus der psychopathologischen Sicht, zweitens aus der Sicht der Betroffenen und drittens aus der Sicht der sozialpädagogischen Arbeit. Deshalb habe ich die Arbeit in drei Interessensschwerpunkte gegliedert. Ich werde mit einem historischen Rückblick beginnen. Seit wann ist die Krankheit bekannt und wer gab dieser Krankheit den Namen „Gilles de la Tourette“? Das Tourette-Syndrom ist eine Sonderform von Ticstörungen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemzusammenhang
- Hauptfragestellung
- Historischer Rückblick
- Diagnostik und Klinik von Tic-Störungen
- Definitionen
- Klassifikation
- Erscheinungsformen und Häufigkeit
- Ursachen und Verlauf
- Therapie
- Gilles de la Tourette
- Bericht eines 15-jährigen Mädchens
- Beschreibung des Tourette-Syndroms
- „Mit dem Tourette-Syndrom leben“ aus verschiedenen Perspektiven
- Betroffene
- Familienangehörige
- Die Schule
- Sozialpädagogische Interventionsmöglichkeiten
- Kinder- und Jugendpsychiatrie
- Kinder- und Jugendpsychiatrische Ambulanz
- Hilfen zur Erziehung und Eingliederungshilfen
- Erziehungsberatung
- Tagesgruppe
- Fazit
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit zielt darauf ab, das Tourette-Syndrom (TS) aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten, insbesondere aus der psychopathologischen Sicht, der Sicht der Betroffenen und der Sicht der sozialpädagogischen Arbeit. Die Arbeit möchte einen Beitrag zur Thematisierung des TS in der Gesellschaft leisten, um Isolation und Ausgrenzung zu reduzieren.
- Historische Entwicklung des Tourette-Syndroms
- Psychopathologische Beschreibung des TS
- Lebenswelt von Menschen mit TS: Erfahrungen von Betroffenen, Familienangehörigen und Lehrkräften
- Sozialpädagogische Interventionsmöglichkeiten für Betroffene und ihre Familien
- Integrationsmöglichkeiten und -herausforderungen für TS-Betroffene in der Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema Tourette-Syndrom ein und erläutert die Problematik der Ausgrenzung von TS-Betroffenen in der Gesellschaft. Die Arbeit möchte einen Beitrag zur Reduktion dieser Ausgrenzung leisten.
Das Kapitel „Historischer Rückblick“ zeichnet die Entwicklung des Verständnisses des TS über die Jahrhunderte nach, angefangen von den antiken Beschreibungen als dämonische Besessenheit bis hin zu den ersten wissenschaftlichen Untersuchungen. Es wird deutlich, dass die Krankheit lange Zeit mit Stigma und Vorurteilen behaftet war.
Im Kapitel „Diagnostik und Klinik von Tic-Störungen“ werden die verschiedenen Formen von Tic-Störungen definiert und klassifiziert. Es werden die Ursachen, der Verlauf und die Behandlungsmöglichkeiten des TS erörtert.
Das Kapitel „Gilles de la Tourette“ präsentiert den Erfahrungsbericht eines 15-jährigen Mädchens mit TS und beschreibt die Symptome und Herausforderungen des Tourette-Syndroms im Detail.
Das Kapitel „„Mit dem Tourette-Syndrom leben“ aus verschiedenen Perspektiven“ beleuchtet die Erfahrungen von Betroffenen, Familienangehörigen und Lehrkräften mit dem TS. Es werden die Herausforderungen der Integration in die Gesellschaft und die Möglichkeiten der Inklusion im Schulalltag betrachtet.
Das Kapitel „Sozialpädagogische Interventionsmöglichkeiten“ beleuchtet die verschiedenen Interventionen, die der Sozialpädagogik zur Verfügung stehen, um Betroffene und ihre Familien zu unterstützen. Es werden die Möglichkeiten der (Re-)Integration von TS-Betroffenen in die Gesellschaft erörtert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Tourette-Syndrom (TS), einer neurologischen Erkrankung, die durch unwillkürliche Bewegungen und Laute (Tics) gekennzeichnet ist. Wichtige Themen sind die psychopathologische Beschreibung des TS, die Erfahrungen von Betroffenen, Familienangehörigen und Lehrkräften, die Herausforderungen der Integration in die Gesellschaft, die Möglichkeiten der Inklusion sowie sozialpädagogische Interventionsmöglichkeiten. Die Arbeit analysiert auch die Stigmatisierung von TS-Betroffenen und die Bedeutung von Aufklärung und Sensibilisierung in der Gesellschaft.
- Arbeit zitieren
- Lic phil I Fränzi Meili (Autor:in), 2003, Wenn Zwänge das Leben von Kindern und Jugendlichen bestimmen , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39919