Da Franz Kafkas Gesamtwerk durch seine parabolische Metaphorik einen überaus großen Deutungsspielraum zulässt, stellt die hermetische Welt seiner Werke eine ständige Herausforderung an seine Leser dar, verwehrt ihm letztlich aber jede eindeutige Interpretation. Obwohl Kafka mit Sicherheit einer der Autoren der letzten Jahrzehnte ist, der am meisten überinterpretiert wurde, so lässt sich doch das Charakteristikum seines Gesamtwerkes kurz und knapp auf einen Punkt bringen: Kafka baut aus Bruchstücken der Wirklichkeitserfahrung eine Welt der Orientierungslosigkeit und er stellt nicht nur den Menschen in der Selbstentfremdung, sondern auch den Kampf dessen gegen anonyme Mächte und das Ausgeliefertsein an die eigene Existenz dar. In dieser Arbeit möchte ich dem Thema der Nahrung im Werk Kafkas, oder vielmehr dem Thema der nutritiven Abstinenz, auf den Grund gehen und Parallelen zu Kafkas eigenem Leben ziehen. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen die Erzählungen „die Verwandlung“ und „ein Hungerkünstler“. Die Wahl der beiden Beispielwerke erfolgte nach sorgfältiger Überlegung aus fo lgenden Gründen: In beiden Erzählungen werden von Franz Kafka Ausnahmeexistenzen dargestellt, die eine Sache gemeinsam haben, nämlich die Suche nach der für sie geeigneten Nahrung. Zunächst möchte ich eine Interpretation der Nahrungsmetapher der 1912 entstandenen Erzählung „die Verwandlung“ geben und die Nahrungsmetapher in Bezug zu der 12 Jahre späteren Erzählung „ein Hungerkünstler setzen, woraufhin Parallelen der beiden Werke bezüglich des Nahrungsmotivs und seinen Rahmenbedingungen aufgezeigt werden. Im letzten Teil der Arbeit möchte ich schließlich auf die Lebensproblematik Franz Kafkas eingehen und ihren Niederschlag in den beiden Beispielwerken aufzeigen. Ergo liegt das angestrebte Erkenntnisinteresse in der Frage, ob, aber vor allem in welcher Form sich Parallelen zwischen dem inneren Konflikt und den Werken Kafkas ziehen lassen, und welche Rolle die Nahrungsmetapher dabei spielt. Bevor ich nun aber ,in medias res‘ gehe, möchte ich noch vorausschicken, dass das Thema des Hungermotivs bei Franz Kafka sehr umfangreich ist. Da nun aber diese Hausarbeit nicht über die bemessene Länge von etwa 13 Seiten hinausgehen soll, habe ich mich dazu entschlossen, die einzelnen Themen exemplarisch an den beiden Erzählungen „die Verwandlung“ und „ein Hungerkünstler“ zu bearbeiten.
Inhaltsverzeichnis
- I Vorwort
- II Das Hungermotiv – Nahrung und Ernährung bei Franz Kafka
- 1. Analyse der Erzählungen „die Verwandlung“ und „ein Hungerkünstler“
- 1.1 Die Nahrungsmetapher und die Sehnsucht nach unbekannter Nahrung in der Erzählung „die Verwandlung“
- 1.2 Die Nahrungsmetapher im „Hungerkünstler“
- 1.3 Parallelen der beiden Beispielwerke in Bezug auf das Nahrungsthema und dessen Rahmenbedingungen
- 2. Kafkas persönliche und künstlerische Problematik
- 2.1 Kafkas Verhältnis zu Nahrung, Gesundheit und Körper mit Bezug auf seine künstlerische Problematik
- 2.2 Niederschlag seiner problematischen Lebenseinstellung in seinem Werk
- 1. Analyse der Erzählungen „die Verwandlung“ und „ein Hungerkünstler“
- III Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Motiv der Nahrung, genauer der nutritiven Abstinenz, im Werk Franz Kafkas, insbesondere in den Erzählungen „Die Verwandlung“ und „Ein Hungerkünstler“. Ziel ist es, Parallelen zwischen Kafkas persönlicher Lebensproblematik und seinen literarischen Werken aufzuzeigen, wobei die Nahrungsmetapher als zentrale analytische Kategorie dient. Die Arbeit beleuchtet, inwiefern und in welcher Form sich innere Konflikte Kafkas in seinen Werken niederschlagen.
- Die Nahrungsmetapher als Spiegelbild innerer Konflikte
- Parallelen zwischen Kafkas Leben und seinen literarischen Werken
- Analyse der Darstellung von Nahrung und Ernährung in „Die Verwandlung“
- Interpretation der Nahrungsmetapher in „Ein Hungerkünstler“
- Die Rolle der Nahrung als Symbol für familiäre Beziehungen und Isolation
Zusammenfassung der Kapitel
I Vorwort: Das Vorwort erläutert die hermeneutischen Herausforderungen, die sich aus der parabolischen Metaphorik Kafkas ergeben. Es wird die Notwendigkeit einer exemplarischen Untersuchung des Hungermotivs an Hand von „Die Verwandlung“ und „Ein Hungerkünstler“ begründet, da eine umfassendere Behandlung den Rahmen der Arbeit sprengen würde. Der Fokus liegt auf der Analyse der Nahrungsmetapher und deren Beziehung zu Kafkas Lebensproblematik.
II Das Hungermotiv – Nahrung und Ernährung bei Franz Kafka: Dieses Kapitel analysiert die Nahrungsmetapher in „Die Verwandlung“ und „Ein Hungerkünstler“. Es wird gezeigt, wie die Nahrungsaufnahme (oder deren Verweigerung) als Ausdruck von Gregors Isolation und dem Zerfall der Familienbeziehungen in „Die Verwandlung“ fungiert. Der veränderte Appetit Gregors wird im Kontext seiner Verwandlung und dem Verlust seiner menschlichen Existenz interpretiert. Die Nahrungsmetapher in „Ein Hungerkünstler“ wird als Fortsetzung und Höhepunkt dieser Thematik dargestellt. Parallelen zwischen den beiden Erzählungen bezüglich des Nahrungsmotivs und seinen Rahmenbedingungen werden aufgezeigt. Das Kapitel untersucht den Zusammenhang zwischen Kafkas persönlichem Verhältnis zu Nahrung, Gesundheit und Körper und seiner künstlerischen Problematik, sowie den Niederschlag dieser Problematik in seinen Werken.
Schlüsselwörter
Franz Kafka, Hungermotiv, Nahrungsmetapher, „Die Verwandlung“, „Ein Hungerkünstler“, nutritive Abstinenz, Existenzielle Krise, Familienbeziehungen, Isolation, Selbstentfremdung, künstlerische Problematik, Lebensgeschichte.
Häufig gestellte Fragen zu: Analyse des Hungermotivs bei Franz Kafka
Was ist der Gegenstand der vorliegenden Arbeit?
Die Arbeit analysiert das Motiv der Nahrung, insbesondere der nutritiven Abstinenz, im Werk Franz Kafkas, mit besonderem Fokus auf den Erzählungen „Die Verwandlung“ und „Ein Hungerkünstler“. Sie untersucht Parallelen zwischen Kafkas persönlicher Lebensproblematik und seinen literarischen Werken, wobei die Nahrungsmetapher als zentrale analytische Kategorie dient.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, aufzuzeigen, inwiefern und in welcher Form sich innere Konflikte Kafkas in seinen Werken niederschlagen. Sie untersucht die Nahrungsmetapher als Spiegelbild innerer Konflikte und beleuchtet Parallelen zwischen Kafkas Leben und seinen literarischen Werken.
Welche Texte werden analysiert?
Die Hauptwerke der Analyse sind Franz Kafkas Erzählungen „Die Verwandlung“ und „Ein Hungerkünstler“. Diese wurden exemplarisch ausgewählt, da eine umfassendere Untersuchung den Rahmen der Arbeit gesprengt hätte.
Wie wird die Nahrungsmetapher in den Erzählungen interpretiert?
In „Die Verwandlung“ wird die Nahrungsaufnahme (oder deren Verweigerung) als Ausdruck von Gregors Isolation und dem Zerfall der Familienbeziehungen interpretiert. Der veränderte Appetit Gregors wird im Kontext seiner Verwandlung und dem Verlust seiner menschlichen Existenz gedeutet. In „Ein Hungerkünstler“ wird die Nahrungsmetapher als Fortsetzung und Höhepunkt dieser Thematik dargestellt.
Welche Rolle spielt Kafkas persönliche Lebensproblematik?
Die Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen Kafkas persönlichem Verhältnis zu Nahrung, Gesundheit und Körper und seiner künstlerischen Problematik, sowie den Niederschlag dieser Problematik in seinen Werken. Sie zeigt auf, wie sich Kafkas innere Konflikte in seinen literarischen Werken manifestieren.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit befasst sich mit der Nahrungsmetapher als Spiegelbild innerer Konflikte, Parallelen zwischen Kafkas Leben und seinen literarischen Werken, der Analyse der Darstellung von Nahrung und Ernährung in „Die Verwandlung“, der Interpretation der Nahrungsmetapher in „Ein Hungerkünstler“ und der Rolle der Nahrung als Symbol für familiäre Beziehungen und Isolation.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Franz Kafka, Hungermotiv, Nahrungsmetapher, „Die Verwandlung“, „Ein Hungerkünstler“, nutritive Abstinenz, existenzielle Krise, Familienbeziehungen, Isolation, Selbstentfremdung, künstlerische Problematik, Lebensgeschichte.
Was beinhaltet das Inhaltsverzeichnis?
Das Inhaltsverzeichnis umfasst ein Vorwort, ein Kapitel zur Analyse des Hungermotivs bei Kafka (mit Unterkapiteln zu den Erzählungen „Die Verwandlung“ und „Ein Hungerkünstler“ und Kafkas persönlicher Problematik) und ein Literaturverzeichnis.
Was wird im Vorwort erläutert?
Das Vorwort erläutert die hermeneutischen Herausforderungen, die sich aus der parabolischen Metaphorik Kafkas ergeben und begründet die Notwendigkeit einer exemplarischen Untersuchung des Hungermotivs an Hand von „Die Verwandlung“ und „Ein Hungerkünstler“.
Welche Parallelen werden zwischen den beiden Erzählungen aufgezeigt?
Die Arbeit zeigt Parallelen zwischen den beiden Erzählungen bezüglich des Nahrungsmotivs und seinen Rahmenbedingungen auf, indem sie die Nahrungsmetapher in beiden Texten vergleichend analysiert.
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- Steffi Rothmund (Autor), 2001, Das Hungermotiv - Nahrung und Ernährung bei Franz Kafka, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39995