Internet: Von der Massenkommunikation wieder zurück zur Individualkommunikation?


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 1998

13 Pages, Note: Sehr Gut


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Vorwort

2. Einleitung

3. Von der Massenkonmmunikation zur technisch vermittelten Individualkommunikation..

4. „Elektronische Gemeinschaften“ eine Vision?

5. Gleichheit in der Computergemeinschaft: Mythos oder Wirklichkeit?

6. „Elektronische Gemeinschaften“ - Gruppen im virtuellen Raum

7. Konstitution „elektronischer Gemeinschaften“

8. Literaturverzeichnis

Abbkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Vorwort

Diese Arbeit wurde im Rahmen der Vorlesung/Übung 1.1. erarbeitet, von Univ.-Prof. Gottschlich und Univ.-Prof. Langenbucher im Wintersemester 1997/98 gehalten wurde. Die Aufgabenstellung war die wissenschaftliche Abhandlung eines kommunikationswissen- schaftlichen Problems. Diese Herausforderung haben wir in Gruppenarbeit gelöst, indem wir ein für uns überaus interessantes Thema, das uns drei auch in unserer Freizeit beschäftigt, ausgewählt haben. Eine uns selbst gestellte Fragestellung haben wir mittels einer intensiven Literatursuche versucht zu beantworten: Führt das Internet von der Massenkommunikation wieder zurück zur Individualkommunikation?

2. Einleitung

Noch vor der Wende zum 21. Jahrhundert steht die Kommunikations- und Medienwissenschaft vor neuen Herausforderungen und Aufgaben. Das Zeitalter „Multimedia“ läßt es nicht mehr zu, bloß von „Kommunikation“, dispersen Publika, Rezipienten, etc. zu sprechen. Diese Begriffe verlangen nach neuen Definitionen, Interpretationen bzw. neuen Begrifflichkeiten, die Wissenschaft einen neuen, erweiternden Wortschatz. Der Computer etabliert sich zu einem neuen Massenmedium und Kommunikationsmittel; das disperse Publikum tendiert zu elektronischen Gemeinschaften; die Grenzen zwischen Massen- und Individualkommunikation scheinen sich aufzulösen, der Repizient zeigt sich auch als Produzent; der „aktive“ Rezipient wird zum „interaktiven“ Nutzer.1

3. Von der Massenkonmmunikation zur technisch vermittelten Individualkommunikation

Das „disperse Publikum“ gründet sich nach Maletzke durch eine „gemeinsame Zuwendung mehrerer in der Regel vieler Menschen, zu einem gemeinsamen Gegenstand, nämlich zu den Aussagen der Massenkommunikation. Es ist „weder strukturiert noch organisiert, es weist keine Rollenspezialisierung auf und hat keine Sitte und Tradition, keine Verhaltensregeln und Riten und keine Institutionen“2. Doch sind disperse Publika nicht als soziale Gebilde, die sich über einen längeren Zeitraum etablieren, zu verstehen, sondern als eine unbestimmte Anzahl von Personen, die sich von einander unabhängig massenmedial vermittelten Inhalten zuwenden und sich in keinster Weise ähnlich sein müssen. Zwar ist die Massenmediennutzung als soziales Handeln zu verstehen, doch diese geschieht individuell, unabhängig und unter Umständen auch allein. Der Rezipient hat, wie es Krotz ausdrückt, „kein Gegenüber, dessen Symbolproduktion er beeinflussen kann“3. Im Gegensatz zu Individualmedien findet hier keine Interaktion statt.

Individualkommunikation charakterisiert sich u.a. durch Interaktivität im Sinne von Wechselseitigkeit ein gegenseitig aufeinanderbezogenes soziales und kommunikatives Handeln. Betrachtet man nun „Interaktivität“ in Zusammenhang mit dem Begriff der „interpersonalen Kommunikation“, so ist es angemessener von „interaktionsermöglichenden Medien“ zu sprechen. Da „interaktionsermöglichende Medien“ zwei oder mehrere Kommunikationspartner verbinden können , sind diese als solche nicht mehr „interaktiv“ zu bezeichnen. Der Nutzer erhält nicht nur ein „feedback“ (Computerspiel bpw.), sondern hat überdies die Möglichkeit eines gegenseitig aufeinanderbezogenen, technisch vermittelten kommunikativen Handelns. Der „aktive“ Rezipient wandelt sich zum „inter-aktiven“ Nutzer, unabhängig davon, ob dies gleichzeitig oder zeitlich verschoben geschieht.

Im Vergleich der Massenmediennutzung mit der interpersonalen Kommunikation ist festzustellen, daß Berührungsängste bzw. Unsicherheiten, welche bei der interpersonalen Kommunikation - abhängig vom Bekanntheitsgrad der Kommunikationspartner - auftreten können, bezüglich der Massenmediennutzung kaum vorhanden sind. Steht der Rezipient wie z.B. mittels Leserbrief bei einer Zeitschrift mit dem Kommunikator in Kontakt, so spricht man von einer „Quasi- Bekanntheit“. Die Medienakteure sind „bekannt“, ohne daß man sie kennt. Telephonkontakte dagegen sind meist technisch verlängerte „Primärkontakte“, wenn zwischen den telefonierenden Personen auch ein persönlicher Kontakt - von Angesicht zu Angesicht - besteht.

Technisch vermittelte Kommunikation, die losgelöst von primärkommunikativen Kontakten bloß auf Basis medial vermittelter Kontakte existiert, ermöglicht „Medienidentitäten“ anzunehmen, erfordert also kein persönliches „Kennen“. Diesbezüglich können sich die Kommunikationspartner durch eine Namensgebung zu erkennen geben und eröffnen dadurch die Gelegenheit einer Erwiderung bzw. Kontaktaufnahme. Es ist nicht ausgeschlossen, daß sich diese Kontakte bei längerem Bestehen zunehmend persönlich gestalten, ohne den Kommunikationspartner jemals gehört oder gesehen zu haben, geschweige denn zu wissen, ob dessen individuelle Namensgebung auch tatsächlich der Realität entspricht. Als Beispiel kann die „Black Box“ im Internet angeführt werden.

Technisch vermittelte interpersonale Kommunikation setzt nicht nur eine Beteiligung von mehr als einer Person voraus bzw. eine Gruppe von aktiven Mitnutzern, sondern grundlegend auch die Gemeinsamkeit der Medienverwendung und eine Gegenseitigkeit medialer Identitäten zur gegenseitigen Bezugnahme der Kommunikationspartner. Ist die Gruppe der aktiven Mitnutzern zu klein, so sinkt die Wahrscheinlichkeit, mit anderen medienvermittelt in Kontakt zu treten oder von anderen kontaktiert zu werden.

Führt man diese Prinzipien weiter aus, so ist die Nutzung von Medien interpersonaler Kommunikation nicht individuell, sondern gruppenbezogen und gruppenabhängig. Bilden sich medial miteinander verbundene Gruppen, so können sich daraus unter bestimmten Voraussetzungen, auf die zunächst noch nicht näher eingegangen werden soll, Kommunikationsnetzwerke bzw. „elektronische Gemeinschaften“ bilden. Ein Merkmal elektronischer Gemeinschaften ist die relative Dauerhaftigkeit ihrer medialen Kontakte, welche entweder an vorgängige Sozialkontakte anknüpfen (medial verlängerte interpersonale Beziehungen), neue Kontakte schaffen, wobei nicht auszuschließen ist, daß diese über die mediale Kommunikation hinaus erweitert werden können (medial ermöglichte interpersonale Beziehungen), oder von einer persönlichen, nicht-medial vermittelten Kontaktierung losgelöst sind (rein virtuelle „elektronische Beziehungen“4 ).

[...]


1 Höflich, Joachim: Vom dispersen Publikum zu "elektronischen Gemeinschaften". Plädoyer für einen erweiterten kommunikationswissenschaftlichen Blickwinkel. S. 518 - 537, In: Rundfunk und Fernsehen, 43. Jg., Heft 4. S. 519. 1995.

2 Ders.: S. 518-519.

3 Krotz, F.: Handlungsrollen und Fernsehnutzung. Umriß eines theoretischen und empirischen Konzepts. In: Rundfunk und Fernsehen, 1992/40. S. 236.

4 Als Beispiel für elektronische Beziehungen sind die "Party Lines" zu nennen. Diese sind weder Erotik-, noch Kontakt-Lines, sondern korrespondieren mittels öffentlich telephonischen Konfrerenzschaltungen mit "Fremden". Über diese "Party-Lines" können sich darüber hinaus neue Gemeinschaften bilden, die sich von den "Party-Lines" wieder abkapseln und eine eigene Gemeinschaft bilden.

Fin de l'extrait de 13 pages

Résumé des informations

Titre
Internet: Von der Massenkommunikation wieder zurück zur Individualkommunikation?
Université
University of Vienna  (Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaften)
Cours
1. Abschnitt
Note
Sehr Gut
Auteurs
Année
1998
Pages
13
N° de catalogue
V4014
ISBN (ebook)
9783638124980
Taille d'un fichier
426 KB
Langue
allemand
Mots clés
Massenkommunikation, Internet, Individualkommunikation, Kommunikationstheorie
Citation du texte
MMag. Philipp Kaufmann (Auteur)Angelika Obermayr (Auteur)Gudrun Amersberger (Auteur), 1998, Internet: Von der Massenkommunikation wieder zurück zur Individualkommunikation?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/4014

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