Lebenslagen in Deutschland - Armut, Unterversorgung und Ungleichheit im Wohlfahrtsstaat Deutschland - Der erste Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung (2001)


Trabajo Escrito, 2001

25 Páginas, Calificación: 1,0


Extracto


GLIEDERUNG

1. VORWORT

2. EINLEITUNG
2.1. BEDEUTUNGSWANDEL VON ARMUT IN DER EUROPÄISCHEN GESCHICHTE
2.2. ARMUT IN DEN INDUSTRIENATIONEN
2.3. ARMUT IN DER DRITTEN WELT

3. LEBENSLAGEN IN DEUTSCHLAND
DER ERSTE ARMUTS- UND REICHTUMSBERICHT DER BUNDESREGIERUNG(APRIL 2001)
3.1. LEBENSLAGEN VON FAMILIEN MIT KINDERN
3.2. FAMILIEN IN DEUTSCHLANDS
3.3. FAMILIENFORMEN
3.4. ALLEIN ERZIEHENDE
3.5. ERWERBSBETEILIGUNG
3.6. GEBURTENENTWICKLUNG UND KINDERZAHL IN DEN FAMILIEN
3.7. GENERATIONSSOLIDARITÄT IN FAMILIENS
3.8. FAMILIEN AUSLÄNDISCHER HERKUNFTS
3.9. EINKOMMENSSITUATION VON FAMILIEN
3.10. ENTWICKLUNG DER FAMILIENEINKOMMENS
3.11. EINKOMMEN DER ALLEIN ERZIEHENDEN
3.12. EINKOMMEN DER FAMILIEN IN DEN NEUEN LÄNDERN
3.13. FAMILIEN IN DER SOZIALHILFES
3.14. EINFLUßFAKTOREN BEI VERARMUNGSPROZESSEN VON FAMILIEN
3.15. MANGELNDE VEREINBARKEIT VON FAMILIEN- UND ERWERBSARBEIT
3.16. SOZIALE NOTLAGEN VON FAMILIEN MIT KINDERN.
3.17. DAS ECHO IN DER TAGESPRESSE
3.18. KRITIK AM BERICHTS

4. RESUMEE
4.1. NACHWORTS
4.2. LITERATUR

1. VORWORT

Jeder fünfte Mensch auf der Erde lebt in absoluter Armut. Mehr als eine Milliarde Menschen in den Entwicklungsländern, das ist fast ein Drittel der Gesamtbevölkerung, kämpfen um ihr nacktes Überleben. Die Lebenserwartung der Menschen in Afrika südlich der Sahara beläuft sich auf etwa 52 Jahre – zum Vergleich: in Deutschland auf 75 Jahre. Von 1000 Kindern in Südasien sterben 170 bevor sie 5 Jahre alt werden – in Deutschland weniger als 10. Über 110 Millionen Kindern in Entwicklungsländern ist der Zugang selbst zur Grundschule versagt.(Dikova, 1998,S.15)

Armut ist „die Unfähigkeit, einen Mindeslebensstandart zu erreichen“, so die Weltbank. Nur: Was ist ein „Mindeslebensstandart“? Und wie kann man ihn messen? Die Weltbank mißt den Lebensstandart der Bevölkerung eines Landes einerseits an ihrem Pro-Kopf-Einkommen – einschließlich der Produktion für den Eigenverbrauch – andererseits an Gesichtspunkten wie Ernährung, Lebenserwartung, Sterblichkeitsrate von Kleinkindern und Einschulungsquoten.

Dennoch ist Armut ein relativer Begriff: Denn die Kosten zur Aufrechterhaltung eines Mindestlebensstandards und die Lebensumstände eines verarmten Menschen in Simbabwe sind anders, als die eines in Armut lebenden Menschen in Deutschland.

Wie oft laufe ich an den Schildern der Menschen vorbei, bemüht nicht hinzuschauen, wo zu lesen ist „Habe Hunger, keine Arbeit und schlafe draußen. Bitte eine kleine Gabe. Danke.“. Aber noch viel öfter, der im Gehirn automatisch negativ behaftete, ablaufende Film, wenn ich Menschen sehe, die offensichtlich sozial benachteiligt sind. Weshalb? Bin ich es selbst, die Vorurteile auf Menschen projiziert, die mir unbekannt sind, oder ist es die Gesellschaft, die unterstützend mein Bild formte?

Armut im Wohlstand – wie ist das möglich?

Bietet der Staat ausreichende Konzepte zur Eindämmung und Bekämpfung der Armut in der Bundesrepublik Deutschland? Sind sich die PolitikerInnen und BürgerInnen der Verantwortung gegenüber sozial schwachen Menschen genügend bewußt? Wie stark befindet sich die Armutsdiskussion im Blickfeld der Öffentlichkeit und inwieweit reicht dies aus, um aktiver gegen anstehende Probleme vor zu gehen.

Auf diese Fragen kann meine Arbeit keine Antworten geben, sie soll als Grundlage zur Diskussion, als Denkanstoß, dienen und wird diesem hoffentlich auch in der sehr straffen Form gerecht.

Nach einer Einleitung zu nationaler und globaler Armut, fahre ich mit der Schilderung des Armuts- und Reichtumsberichtes der Bundesregierung fort, indem ich mich jedoch lediglich auf die Situation von Familien beschränken möchte.

Anschließend folgt ein kurzer Abriß aus der Tagespresse zum Thema. Die Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung.

2. EINLEITUNG

Armut ist eine wirtschaftliche Lage, in der es Menschen an ausreichenden Mitteln fehlt, um ein bestimmtes minimales Niveau der Gesundheitsvorsorge, Ernährung, Kleidung, Bildung und des Wohnens aufrechtzuerhalten, das allgemein als notwendig erachtet wird, um einen angemessenen Lebensstandard zu gewährleisten. Was dabei als angemessen gilt, hängt allerdings stark vom durchschnittlichen Lebensstandard der jeweiligen Gesellschaft ab.

Der Begriff relative Armut findet Verwendung zur Beschreibung der materiellen Lage von Personen, deren Einkommen beträchtlich unter dem jeweiligen gesellschaftlichen Durchschnitt liegt. Subjektive Armut liegt dann vor, wenn die Betroffenen selbst ihre Lage als Armut empfinden. Als absolute Armut bezeichnet man den Mangel an der für den Erhalt der Gesundheit notwendigen Nahrung.

2.1. BEDEUTUNGSWANDEL VON ARMUT IN DER EUROPÄISCHEN GESCHICHTE

Historisch wurde Armut in der europäischen Geistesgeschichte unterschiedlich bewertet. Im Alten Testament wurde Armut als selbstverschuldet gerechtfertigt. Das Neue Testament thematisierte den Gegensatz von Arm und Reich als moralische Problematik. Im Christentum gilt Armut als geistlicher Wert. Freiwillige Armut, wie etwa von den Bettelorden propagiert und gelebt, soll auf die Bedeutungslosigkeit von materiellem Besitz für das Seelenheil der Menschen verweisen. Armut wurde als weitgehend unveränderliches, da gottgegebenes Schicksal angesehen, das in engen Zusammenhang mit der Erbschuld der Menschen gebracht wurde. Diese vormoderne Einstellung des Christentums lenkte von den politischen und ökonomischen Ursachen der Armut ab und half so, feudale Herrschaftsverhältnisse zu stabilisieren. Mit dem Aufkommen des weltlich diesseitig ausgerichteten Humanismus der Neuzeit und verschiedener reformatorischer, sozialreformerischer Bewegungen rückten die wirtschaftlichen und politischen Ursachen der Armut ins Blickfeld. (vgl. Pöpperl, 1999,S.56-76)

Bedingt durch die Industrialisierung und damit Proletarisierung weiter Bevölkerungsteile Europas kam es im 18. und 19. Jahrhundert zu Massenarmut in Europa. Armut wurde erstmals Gegenstand wirtschaftspolitischer Untersuchungen. Für den Ökonomen Malthus (1766-1834) tendierte die Bevölkerung dazu, schneller zu wachsen als die Lebensmittelproduktion. Ihm zufolge wären Hilfen für die Armen sinnlos gewesen, da sie nur zu einer weiteren Vermehrung der armen Bevölkerung geführt hätten. Karl Marx setzte den Lebensstandard der Arbeiter ins Verhältnis zu dem Reichtum, den sie während des Arbeitsprozesses erzeugen. Diesen (wachsenden) Reichtum eigneten sich jedoch die Arbeitgeber an. Die Arbeiter seien insofern arm, als sie durch das Eigentum von den Produktionsmitteln und den hergestellten Produkten getrennt seien. Nicht eine bestimmte Lohnhöhe, sondern das Lohnarbeitsverhältnis als solches implizierte für Marx Armut auf Seiten der Lohnarbeiter. (vgl. Pöpperl, 1999,S.56-76)

2.2. ARMUT IN DEN INDUSTRIENATIONEN

Die EU hat arme Haushalte als Haushalte definiert, deren Nettoeinkommen weniger als die Hälfte des Durchschnittsnettohaushaltseinkommens in einem Land beträgt. Nach dieser Definition leben in der Bundesrepublik Deutschland bereits 12,3 Prozent (1996) der Bevölkerung in Armut. Mehr als 2,5 Millionen Bundesbürger beziehen Sozialhilfe. Besonders betroffen von Armut sind ältere Menschen, Behinderte sowie soziale Randgruppen. Außerdem besteht ein enger Zusammenhang zwischen Armut und Arbeitslosigkeit. In der westlichen Welt besteht heute ein großer Teil der armen Bevölkerung aus allein erziehenden Müttern und ihren Kindern; diese Familien machen etwa ein Drittel der Gesamtzahl der Armen aus. Die Gründe hierfür liegen nicht nur in der Tatsache, daß berufstätige Frauen im Allgemeinen weniger verdienen als Männer; eine allein erziehende Mutter hat es auch oft schwer, gleichzeitig für die Kinder zu sorgen, den Haushalt zu führen und ein angemessenes Einkommen zu verdienen. Andere Gruppen, die überproportional unterhalb der Armutsgrenze leben, sind Behinderte und von ihnen abhängige Personen, sehr große Familien und Familien, in denen der Hauptverdiener entweder arbeitslos ist oder nur ein geringes Einkommen erzielt. Gerade in den unteren Lohngruppen werden Einkommen erzielt, die oft nur geringfügig über dem Niveau der Sozialhilfe liegen. Krasse Formen der Verelendung (z. B. Obdachlosigkeit) haben in den letzten Jahren in allen Industrienationen zugenommen. (vgl. Pöpperl, 1999, S. 77-104)

Arme sehen sich häufig in einem Teufelskreis gefangen, aus dem es kein Entrinnen gibt. Armut kann krank machen, zur Gettoisierung oder in die Kriminalität führen. Mit Armut verbindet man heute nicht nur den Ausschluß von materiellen Gütern, sondern auch den tendenziellen Ausschluß aus der Gesellschaft. Vielfach wird es als Widerspruch gesehen, daß in der Werbung freizügiger Konsum propagiert wird, während ein wachsender Teil der Bevölkerung zum Konsumverzicht gezwungen ist, obwohl noch nie zuvor in der Geschichte ein solcher Überfluß an Produkten erzeugt wurde.

Seit Ende der siebziger Jahre hat sich in allen Industrienationen der Trend verstärkt, immer mehr Güter mit immer weniger Beschäftigten zu produzieren. Auf diese Weise hat sich z.B. in der Bundesrepublik Deutschland eine Sockelarbeitslosigkeit gebildet, die scheinbar unaufhaltsam anwächst. Von staatlicher Seite vorgenommene Einschnitte in den sozialen Sicherungssystemen haben die Lebenssituation der Betroffenen spürbar verschlechtert. Zudem schmälert die Inflation den Lebensstandard von Bevölkerungsgruppen, die nicht über die Möglichkeit verfügen, Preise zu gestalten.

Der Mangel an Bildungsmöglichkeiten stellt ebenfalls eine Ursache für Armut dar. Hiervon sind in den Industriestaaten häufig ethnische Gruppen, wie z.B. Afroamerikaner in den Vereinigten Staaten, oder Randgruppen betroffen.

2.3. ARMUT IN DER DRITTEN WELT

Auf der ganzen Welt sterben jedes Jahr Hunderttausende armer Menschen an Hunger und Unterernährung. 20 Prozent der Weltbevölkerung gelten als chronisch unterernährt, rund 80 Prozent leben in weniger entwickelten Regionen. 1996 mußte ein Viertel der Weltbevölkerung mit einem jährlichen Durchschnittseinkommen von weniger als 365 US-Dollar auskommen. Unter den Armen der Dritten Welt ist die Kindersterblichkeitsrate höher und die Lebenserwartung niedriger. Lediglich im Bildungsbereich ist seit den sechziger Jahren eine positive Entwicklung zu verzeichnen. (vgl. Pöpperl, 1999, S.8-31)

Armut ist nicht zuletzt auch ein Indikator für das wirtschaftliche Verhältnis zwischen den Industriestaaten und den so genannten Entwicklungsländern, wobei die Armut der letzteren ursächlich mit der Anhäufung von Reichtum in den ersteren zusammenhängt, was man als Nord-Süd-Gefälle bezeichnet. Die ärmsten Nationen der Welt liegen in Südasien (Bangladesh und Pakistan), südlich der Sahara und in der Karibik (Haïti gilt als eines der ärmsten Länder der Welt). In der Tatsache, das diese Staaten bei wachsender Bevölkerung mit zunehmender Armut zu kämpfen haben, während sich in den westlichen Industriestaaten ein immer größerer Reichtum anhäuft, und den sich aus dieser Konstellation zwangsläufig ergebenden Wanderungsbewegungen aus den armen in die reichen Regionen der Welt, liegt erheblicher Sprengstoff für die zukünftige weltpolitische Entwicklung.

[...]

Final del extracto de 25 páginas

Detalles

Título
Lebenslagen in Deutschland - Armut, Unterversorgung und Ungleichheit im Wohlfahrtsstaat Deutschland - Der erste Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung (2001)
Universidad
Alice Salomon University of Applied Sciences Berlin AS  (Sozialarbeit)
Curso
Soziologie
Calificación
1,0
Autor
Año
2001
Páginas
25
No. de catálogo
V401
ISBN (Ebook)
9783638102872
Tamaño de fichero
426 KB
Idioma
Alemán
Notas
Armut, Unterversorgung und Ungleichheit im Wohlfahrtsstaat Deutschland unter besonderer Berücksichtigung der Situation von Familien.
Palabras clave
Lebenslagen, Deutschland, Armut, Unterversorgung, Ungleichheit, Wohlfahrtsstaat, Deutschland, Armuts-, Reichtumsbericht, Bundesregierung, Soziologie
Citar trabajo
Ulrike Martius (Autor), 2001, Lebenslagen in Deutschland - Armut, Unterversorgung und Ungleichheit im Wohlfahrtsstaat Deutschland - Der erste Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung (2001), Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/401

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