Über 2 Millionen Menschen sind in Europa von Taubheit betroffen. Auch in Deutschland ertauben Jahr für Jahr mehrere hundert Erwachsene, mehr als 500 Kinder kommen gehörlos zur Welt, und etwa 100 ertauben in den ersten Lebensjahren als Folge einer Meningitis (Lehnhardt, 1996, S.68). Insgesamt leben in der Bundesrepublik Deutschland etwa 120 000 gehörlose Menschen (Leonhardt, 2002, S.63).
Nicht hören zu können, schränkt die persönliche Entfaltung eines Menschen in vielen Bereichen des Lebens besonders stark ein. Als Folge dieser Behinderung sind Beeinträchtigungen wie retardierte Sprachentwicklung, Lernschwäche sowie soziale Ausgrenzungen durch Kommunikationsstörungen allgemein bekannt. Darüber hinaus wird durch eine Hörschädigung auch das synchrone Wirken der Sinnesorgane, die sich einander in ihrer Funktion ergänzen, gestört. Dadurch können Probleme im komplexen System der Gleichgewichts- und Haltungsregulation entstehen. Bereits in einer Vielzahl von Untersuchungen konnte ein signifikant niedrigeres Niveau in der Gleichgewichtskompetenz bei hörgeschädigten Personen im Vergleich zu Normalsinnigen nachgewiesen werden (Althoff & Eggert, 1980; Beger, 1983; Kotonski-Immig, 1994; Schnuch, 1987).
Primäres Ziel dieser Studie war es, das Niveau der Haltungs- und Gleichgewichtsregulation bei Patienten mit Cochlea Implantat zu untersuchen. Darüber hinaus galt es herauszufinden, welchen Einfluss die zusätzliche auditive Information durch ein CI auf die posturale Steuerung hat und ob der Ertaubungszeitpunkt (prälingual versus postlingual) für die Qualität der Gleichgewichtskompetenz von Bedeutung ist.
Im Ergebnis der Untersuchung ist festzustellen, dass Personen mit Cochlea Implantat im Vergleich zu Hörgesunden hinsichtlich der Haltungs- und Gleichgewichtsregulation deutlich unterlegen sind. Folglich scheint die auditive Information sehr wesentlich für das Zustandekommen einer situationsadäquaten Gleichgewichtskompetenz zu sein.
Erstaunlicherweise konnte zwischen den beiden Messsituationen – aktiviertes versus deaktiviertes Implantat – kein signifikanter Unterschied verzeichnet werden. Dies lässt sich damit erklären, dass während der Rehabilitationszeit nicht auf die Verarbeitung und Integration von auditiven Informationen bei Gleichgewichtsprozessen eingegangen wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Grundlagen
- Anatomie des Ohres
- Äußeres Ohr (Auris externa)
- Mittelohr (Auris media)
- Innenohr (Auris interna)
- Schallwellen und Hörvorgang
- Auseinandersetzung mit dem strittigen Begriff der Gleichgewichtsfähigkeit
- Bedeutung der Hörfähigkeit für die Gleichgewichtsregulation
- Hörstörungen und ihre Ursachen
- Schalleitungsschwerhörigkeit
- Schallempfindungsschwerhörigkeit
- Kombinierte Hörstörung
- Das Cochlea Implantat
- Überblick über die medizinisch-technische Entwicklung des Cochlea Implantats
- Bestandteile des Cochlea Implantats
- Funktionsweise des CI – Systems
- Nutzen und Grenzen des CIs
- Zur Indikationslage bei Cochlea Implantat
- Versorgung mit einem Cochlea Implantat
- Anatomie des Ohres
- Zielstellung und Arbeitshypothesen
- Untersuchungsmethodik
- Untersuchungsstichprobe
- Untersuchungsablauf
- Mess- und Untersuchungsmethoden
- Posturographie
- Balancier-Gleichgewichts-Test nach Hirtz (BGT)
- Statistik Methode der Datenauswertung
- Untersuchungsergebnisse
- Posturographie
- Balancier-Gleichgewichts-Test (BGT)
- Diskussion
- Diskussion der Untersuchungsergebnisse
- Methodendiskussion
- Zusammenfassung und Ausblick
- Literaturverzeichnis
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit untersucht die Haltungs- und Gleichgewichtsregulation bei Patienten mit Cochlea Implantat. Ziel ist es, die Auswirkungen des Cochlea Implantats auf die Gleichgewichtsfähigkeit und die Haltungsregulation bei diesen Patienten zu analysieren.
- Anatomie und Funktionsweise des Ohres, insbesondere des Innenohrs
- Die Rolle des Hörens für die Gleichgewichtsregulation
- Hörstörungen und ihre Auswirkungen auf die Gleichgewichtsfähigkeit
- Das Cochlea Implantat als Hörhilfe und seine Funktionsweise
- Methoden zur Untersuchung der Gleichgewichtsregulation
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung stellt die Thematik der Diplomarbeit vor und beleuchtet die Bedeutung des Hörens für die Gleichgewichtsregulation. Sie zeigt auf, dass Hörstörungen zu Beeinträchtigungen in der Gleichgewichtsfähigkeit führen können.
- Theoretische Grundlagen: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den anatomischen und physiologischen Grundlagen des Hörens und Gleichgewichts. Es werden die Strukturen des Ohres, der Schallübertragungsweg sowie die Funktionsweise des Cochlea Implantats erläutert. Darüber hinaus werden verschiedene Arten von Hörstörungen und ihre Auswirkungen auf die Gleichgewichtsregulation beschrieben.
- Zielstellung und Arbeitshypothesen: Dieses Kapitel formuliert die Ziele der Diplomarbeit und stellt die zu untersuchenden Hypothesen dar. Es geht um die Analyse der Auswirkungen des Cochlea Implantats auf die Gleichgewichtsfähigkeit und die Haltungsregulation bei CI-Patienten.
- Untersuchungsmethodik: Hier werden die Methoden zur Durchführung der Untersuchung beschrieben, darunter die Auswahl der Versuchspersonen, die Durchführung der Tests sowie die statistische Analyse der Daten. Es werden verschiedene Methoden zur Erfassung der Gleichgewichtsregulation vorgestellt, wie die Posturographie und der Balancier-Gleichgewichts-Test (BGT).
- Untersuchungsergebnisse: Dieses Kapitel präsentiert die Ergebnisse der Untersuchung. Es werden die Ergebnisse der Posturographie und des BGT vorgestellt und interpretiert.
- Diskussion: Dieses Kapitel diskutiert die Ergebnisse der Untersuchung im Kontext des aktuellen Forschungsstands. Es werden die Stärken und Schwächen der verwendeten Methoden sowie die Limitationen der Untersuchung erörtert. Darüber hinaus werden die Ergebnisse im Hinblick auf die Auswirkungen des Cochlea Implantats auf die Gleichgewichtsregulation diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Diplomarbeit befasst sich mit den Themenschwerpunkten Cochlea Implantat, Gleichgewichtsregulation, Haltungsregulation, Hörstörungen, Posturographie, Balancier-Gleichgewichts-Test (BGT) und Rehabilitation.
- Quote paper
- Uwe Schwender (Author), 2004, Untersuchung zur Haltungs- und Gleichgewichtsregulation bei Patienten mit Cochlea Implantat, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/40208