Unsterblichkeitsmotive in J.R.R. Tolkiens "Der Herr der Ringe"


Seminararbeit, 2005

23 Seiten, Note: 1,2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Wie die Geschichte „sich wuchs“

3. Welche Motive treten auf

4. Die Elben in Buch und Film
4.1. Wie unsterblich sind Tolkiens Elben?
4.2. Arwen und Aragorn

5. Unsterblichkeit bei den Ringträgern
5.1. Isildur.
5.2. Gollum/Sméagol
5.3. Bilbo Beutlin
5.4. Frodo Beutlin
5.5. Samweis Gamdschie
5.6. Fazit: Wie unsterblich macht der Ring?

6. Vergleich der beiden Motive und Versuch einer Bewertung/Interpretation

7. Schluss

8. Literaturverzeichnis

9. Glossar

1. Einleitung

Auf den Herrn der Ringe kam ich, weil das Thema „Literatur“ aus Zeitgründen vom Semesterplan unseres Proseminars gestrichen wurde. Mir fielen wieder die vielen Fragen ein, die sich mir während der Lektüre des „Herrn der Ringe“ aufdrängten und denen ich nie ganz auf den Grund gegangen bin.

Beginnt man nun, an der Oberfläche zu kratzen, so ergeben sich, selbst nach zufriedenstellenden Antworten, wieder neue Fragen. Darum stellt diese Arbeit in jedem Fall nur eine Auswahl dessen dar, was es verdient hätte, in diesem Zusammenhang erforscht zu werden.

Dennoch handelt es sich dabei nicht um unzusammenhängende Bruchstücke eines unvollständigen Ganzen. Die auffälligsten Motive werden erwähnt, zwei davon ausführlich behandelt und abschließend einander gegenüber gestellt.

Dem voran steht ein kurzer Umriss, wie in etwa Tolkiens Gesamtfiktion entstand – sofern sich das nachvollziehen lässt - um zu zeigen, wie viel Zeit in das Entwickeln einer fantastischen Welt gesteckt werden muss, um sie so lückenlos werden zu lassen, dass sich daran forschen lässt.

Bei den, bei ihrem jeweils ersten Auftreten, mit * gekennzeichneten Begriffen handelt es sich um Namen von Orten und Personen aus Tolkiens Fiktion, die in keinem direkten Zusammenhang mit der Verständlichkeit der Gedankengänge stehen, die aber trotzdem nicht einfach weggelassen werden sollen. Um das Ganze abzurunden und, soweit möglich, formal vollständig zu bleiben, findet sich im Anhang ein Glossar, das diese Begriffe in alphabethischer Reihenfolge erklärt.

2. Wie die Geschichte „sich wuchs“

„Alles begann mit dem Satz: ,In einem Loch im Boden, da lebte ein Hobbit.’.“[1][2] den Tolkien beim Korrigieren einer Prüfungsarbeit – denn er war damals schon Professor – geistesabwesend notiert. Das war irgendwann um das Jahr 1925 in Oxford. Tolkien schrieb eine Weile weiter an dieser Geschichte, die er damals als Unterhaltung für seine Kinder entwickelte, ließ sie dann jedoch unvollendet wieder liegen.

Auf Bitten eines Verlages schloss er die Geschichte einige Jahre später dann doch ab und „The Hobbit“ erschien 1937.

Aufgrund des großen Erfolgs dieses ersten Buches, das die Vorgeschichte zum „Herrn der Ringe“ lieferte, drängte der Verlag auf eine Fortsetzung. Die Arbeit am „Herrn der Ringe“ selbst zog sich über 13 Jahre hin (1936-1949), 1954 erschienen die ersten beiden Bände der Trilogie, die Tolkien eigentlich immer als ganzes herausbringen wollte, da er der Ansicht war, man könne diese Geschichte nicht zergliedern.

Das Silmarillion, das Tolkien selbst als sein Lebenswerk betrachtete wurde erst 1977, vier Jahre nach seinem Tod, von seinem Sohn Christopher herausgegeben. Es ist „eine Erzählung von den Ältesten Tagen oder dem ersten Zeitalter der Welt“,[3] schreibt Christopher Tolkien im Vorwort des Silmarillion. Er berichtet weiter, dass das Silmarillion eigentlich die älteste Schrift seines Vaters sei, deren grobe Entwürfe auf diversen Notizzetteln bis ins Jahr 1917 zurückreichen – also vor dem Zeitpunkt des berühmtgewordenen Satzes von dem Hobbit im Loch liegen. Auch wenn das „Silmarillion“ nicht von Anfang an diesen Namen trug und sich vermutlich erst im Lauf der Jahre zu seiner vollständigen Größe entwickelte, arbeitete Tolkien tatsächlich fast sein ganzes Leben lang, also sowohl vor als auch während als auch nach dem Verfassen des „Herrn der Ringe“, daran.

Tolkien hat bei der Entwicklung seiner Fiktion sowohl aus seiner eigenen Fantasie geschöpft, als auch bereits vorhandene Sagen in seine Erzählungen einfließen lassen. Neben germanischen und angelsächsischen Mythen haben ihn auch Motive aus dem alten und neuen Testament inspiriert.[4]

Es war Tolkien ein Anliegen, das „Sagenloch“ Englands zu füllen. Er war der Meinung, England habe keine eigene Mythologie. Berühmte Erzählungen, wie die Sage um Arthus, seien nicht ursprünglich englisch und England brauche seine eigenen Mythen und Märchen.

Tolkien ging bei seinen Entwicklungen allerdings mehr oder weniger planlos vor. Am Anfang stand nicht ein Konzept, sondern es kam nach und nach eins zum anderen.

So begann er zunächst, die Sprache der Elben zu entwickeln und ihr dann einen historischen Hintergrund zu schaffen, woraus sich wieder neue Ideen ergaben und so weiter.

Wenn man den „Herrn der Ringe“ liest, stößt man also nur auf die Spitze des Eisberges. Hinter alledem verbirgt sich noch viel mehr.[5]

Ich bin im Rahmen dieser Arbeit zunächst vom „Herrn der Ringe“ selbst ausgegangen und habe das Silmarillion dort zu Rate gezogen, wo es anders nicht weiterging.

3. Welche Motive treten auf

Auch ohne das Hinzuziehen des Silmarillions oder Hintergrundwissen aus anderen Primärquellen findet man beim Lesen des „Herrn der Ringe“ zahlreiche Andeutung auf die Unsterblichkeit verschiedenartigster Wesen seiner Fiktion.

Dabei lassen sich formal drei Arten unterscheiden: das (künstlich) verlängerte Leben, das natürlich ewige Leben und die Auferstehung. Das verlängerte Leben tritt vor allem in der Betrachtung der Ringträger und der aus Númenor* abstammenden Menschen zutage – beide werden älter als die Natur es ihrem jeweiligen „Volk“ gestattet hätte. In Bezug auf das „ewige Leben“ wären besonders die Fragen nach Figuren wie Gandalf*, Sauron*, Tom Bombadil* und Völkern wie den Ents* oder den Elben zu stellen. Welchem Volk Mittelerdes gehören sie an? Gehören sie wirklich einem Volk an oder sind sie einzelne Individuen? Sind sie tatsächlich unsterblich oder nur besonders langlebig?

Um den vorgegeben Rahmen nicht zu sprengen, und dennoch in die Tiefe zu gehen, beschäftigt sich diese Arbeit in ausführlicher Form mit nur zwei der genannten Motive, nämlich mit der Unsterblichkeit der Elben und dem stark verlängerten Leben, das der Eine Ring seinem jeweiligen Träger schenkt.

Die Auferstehungserscheinungen werden nicht behandelt. Doch zu nennen wäre hier an erste Stelle natürlich die Auferstehung Gandalfs, des Zauberers, der in Moria* mit einem Balrog* kämpft, in die Tiefe stürzt und von allen seinen Gefährten, so wie auch der weisen Galadriel* tot geglaubt wird. Gandalf kommt zurück – und zwar mächtiger als zuvor. Auch wäre die Betrachtung des Königs Théoden* von Rohan* in diesem Zusammenhang interessant. Durch böse Mächte vor der Zeit gealtert und zu einem willenlosen, völlig entkräfteten Mann geworden, zerstört Gandalf den bösen Zauber, der ihn gefangen hält und holt den König ins Leben zurück. Auch Frodo entgeht oft nur sehr knapp dem Tod: bei seinem Kampf mit den Ringgeistern* an der Wetterspitze*, seinem todesähnlichen Schlaf, in den Kankra* ihn mit ihrem Gift versetzt usw. Man könnte sicher lange so weitersuchen, ohne ein Ende zu finden.

Es folgt nun eine genaue Betrachtung der Unsterblichkeit von Elben und Ringträgern. Ich habe gerade diese beiden Motive ausgewählt, da sie mir, neben Gandalfs „Auferstehung“ als die auffälligsten und – durch den Film – auch als die populärsten erscheinen. Im Abschnitt über die Elben gehe ich deshalb auch speziell auf den Fall von Arwen und Aragorn ein, der, besonders im Film, die Problematik von der Unsterblichkeit der Elben und der Sterblichkeit der Menschen, aufzeigt.

4. Die Elben in Buch und Film

Sowohl in Tolkiens Roman als auch in Peter Jacksons gleichnamiger Film-Trilogie erfährt man zwar, dass die Elben auf irgendeine Art und Weise ein ewiges Leben führen, denn sie treten immer als Wesen von jugendhafter Gestalt und über Jahrtausende gereifter Weisheit auf, es wird jedoch nie erläutert, was es damit nun genau auf sich hat. Der folgende Abschnitt geht auf ebendiese Frage ein.

4.1. Wie unsterblich sind Tolkiens Elben?

Die Elben sind die Ersten Kinder Ilúvatars*, des Weltschöpfers in Tolkiens Fiktion. Als seine Zweiten Kinder werden die Menschen bezeichnet, die nach den Elben geschaffen wurden. Bei Tolkien sind die Menschen sterblich mit Geist und Körper. Allerdings gibt es in Mittelerde Menschen, die sehr alt werden. Die, die von den Königen von Númenor abstammen werden oft mehrer hundert Jahre alt. Doch auch das ist, verglichen mit der Lebenserwartung der Elben, relativ kurz:

„Daß sie [die Elben] unsterblich waren, hieß nur, daß sie diese Welt nicht verlassen können, solange sie besteht. Wenn sie ,die Welt leid’ oder getötet wurden, verloren sie nur den Körper (Quenya hroa[*]), während ihr Geist (fea[*]) in Mandos’[*] Hallen einging. Nach einer Zeit der Erholung, Heilung oder Reinigung konnte er von dort in die Welt zurückkehren und in einem anderen Körper ein zweites Mal geboren werden.“[6]

Die Elben haben also mit den Menschen den sterblichen Körper gemeinsam. Ebenso wie die Menschen können sie getötet werden und ebenso wie der menschliche Körper ist der des Elben einem, wenn auch wesentlich langsameren, Alterungsprozess unterworfen:

[...]


[1] vgl. Tolkien, J.R.R.: „Der Herr der Ringe“, Krege, Wolfgang (Übers.), Stuttgart: Klett-Cotta 32001, S. 10: „Diese Geschichte wuchs sich [...]“

[2] Krege, Wolfgang: „Handbuch der Weisen von Mittelerde“, Stuttgart: Klett-Cotta 1999, S. 64

[3] Tolkien, J.R.R.: „Das Silmarillion“, Krege, Wolfgang (Übers.), Stuttgart: Klett-Cotta 1999, S. 7

[4] vgl. Gloge, Andreas: “J.R.R.Tolkien‘s The Lord of the Rings: Vom Mythos zur Entstehung eines Genres“, Erster Deutscher Fantasy-Club: Sekundärliterarische Reihe, 43, Univ. M.A. Bremen, Passau: Fantasia, 2002

[5] vgl. Grotta, Daniel: “Eine Biographie von J. R. R. Tolkien. Architekt von Mittelerde“, Baier, Sibylle (Übers.), Katwij aan Zeen: Qalandar 1979

[6] Krege, Wolfgang: „Handbuch der Weisen von Mittelerde“, Stuttgart: Klett-Cotta 1999, S. 113

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Unsterblichkeitsmotive in J.R.R. Tolkiens "Der Herr der Ringe"
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (Fakultät für Philosophie, Wissenschaftstheorie und Religionswissenschaft)
Veranstaltung
Proseminar
Note
1,2
Autor
Jahr
2005
Seiten
23
Katalognummer
V40253
ISBN (eBook)
9783638388115
ISBN (Buch)
9783668105393
Dateigröße
579 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Unsterblichkeitsmotive, Tolkiens, Herr, Ringe, Proseminar
Arbeit zitieren
Gislinde Nauy (Autor:in), 2005, Unsterblichkeitsmotive in J.R.R. Tolkiens "Der Herr der Ringe", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/40253

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