Der japanische Künstler On Kawara1 thematisiert seit den sechziger Jahren die Verbindung von persönlicher Biographie, gemeinschaftlicher Lebenszeit und künstlerischer Produktion. On Kawara versucht, das persönliche subjektive Leben durch die Methode des Schreibens festzuhalten. Aktivitäten seines eigenen Lebens werden innerhalb räumlicher und zeitlicher Betrachtungsweisen dargelegt. Seine Arbeiten entstehen auf der Grundlage streng angelegter Dokumentationsmethoden, die logischen Abläufen folgen und feststehende konsequente Anwendung im künstlerischen Prozess der Selbstbestimmung finden. On Kawara benennt Ortswechsel sowie das Verstreichen von Zeit und untersucht dabei, welche Rolle Daten und archivarische Verfahren bei der individuellen Selbstbestimmung des Menschen innerhalb der modernen Gesellschaft, im zeitlichen und räumlichen Bezug zur Umwelt, spielen. Sich selbst in Entsprechung zu den Anzeichen von Zeit zu verstehen und in Einklang mit Zeit zu bringen ist Kern der künstlerischen Auseinandersetzung des Künstlers. On Kawara selbst setzt sich hierbei in Relation zu Zeitmaßen, indem er hinter den Fakten, die seine Lebenseckdaten bestimmen, zurück tritt und beispielsweise den 15. Dezember 1991 als den Tag bestimmt, an dem er seit 21.540 Tagen lebt. In seriell angelegten Langzeitprojekten registriert On Kawara Unterschiede und Fehler, die sich in den wiederholenden Mustern der Zeitmessung niederschlagen, wodurch das unabhängig vom künstlerischen Werk verbrachte Leben On Kawaras erfahrbar wird. Hierbei stellen sich Fragen nach der künstlerischen Objektivierbarkeit des Lebens. Das Erfahren und das Erfassen von Zeit und Raum formen sich kontinuierlich zu einem persönlichen Zeitarchiv des Künstlers. 1 geboren 1933 in Kariya/Aichi, Japan, lebt in New York
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zeitlichkeit
- Erfahrung und Dokumentation von Raum und Zeit
- Räumliche und zeitliche Positionierung
- Archivierte Daten als Maß für Existenz
- Existenzmessung durch Langzeitprojekte
- Existenzbekundung
- Zeitaufzeichnung
- Datum Bilder
- Eine Million Jahre – Vergangenheit und Zukunft
- Lücken und Fehler im System
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die künstlerische Auseinandersetzung On Kawaras mit Raum und Zeit. Ziel ist es, seine Methoden der Dokumentation und die Bedeutung von Archivstrategien für seine Selbstfindung und künstlerische Produktion zu analysieren. Der Fokus liegt auf der Verbindung von persönlicher Biographie, gemeinschaftlicher Lebenszeit und künstlerischer Praxis.
- Dokumentation von Raum und Zeit als künstlerisches Mittel
- Die Rolle archivarischer Verfahren in der Selbstbestimmung
- Messung der Existenz durch Langzeitprojekte
- Die Verbindung von persönlicher Erfahrung und künstlerischer Objektivierung
- Zeitlichkeit als zentrale Dimension in der Conceptual Art
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Werk On Kawaras ein und beschreibt dessen Beschäftigung mit der Verbindung von persönlicher Biographie, gemeinschaftlicher Lebenszeit und künstlerischer Produktion. Kawara dokumentiert sein Leben durch schriftliche Fixierung von Aktivitäten innerhalb räumlicher und zeitlicher Betrachtungsweisen, basierend auf strengen Dokumentationsmethoden, die logische Abläufe folgen und konsequent im künstlerischen Prozess angewendet werden. Seine Arbeiten untersuchen die Rolle von Daten und archivarischen Verfahren bei der individuellen Selbstbestimmung innerhalb der modernen Gesellschaft.
Zeitlichkeit: Dieses Kapitel diskutiert den Begriff der „Verzeitlichung“ in der modernen Kunst, analog zur „Verräumlichung“ der Renaissance. Es betont die Bedeutung des realen Zeitverlaufs und des Handelns als ästhetische Rezeptionsform in der Conceptual Art. On Kawaras Langzeitprojekte werden als ein „Erhandeln“ der Zeit verstanden, wobei Daseinsmomente über Jahre festgehalten und zu kontinuierlichen Selbstbestimmungen zusammengeführt werden. Der Fokus liegt nicht auf einzelnen Werken, sondern auf der Gesamtheit des künstlerischen Handelns im Zeitfluss.
Erfahrung und Dokumentation von Raum und Zeit: Dieses Kapitel unterteilt sich in zwei Abschnitte. Der erste beleuchtet Kawaras räumliche und zeitliche Positionierung in seinem künstlerischen Schaffen. Er definiert sich selbst durch seine vierdimensionale Bestimmung im Kontext seiner Umgebung und seiner Begegnungen. Der zweite Abschnitt thematisiert archivierte Daten als Maß für Existenz. Kawara nutzt archivarische Strategien, um das Abstraktum Zeit zu messen und sein eigenes Verständnis davon zu schärfen. Klassifizierte und archivierte Daten fixieren die Realität und spiegeln das Dasein wider. Seine Arbeiten entwickeln sich zu einem persönlichen Archiv, in dem Lebenszeit zum zentralen Thema wird und existentielle Aktivitäten objektiv erfasst werden.
Existenzmessung durch Langzeitprojekte: Dieser Abschnitt fokussiert auf Kawaras Methoden der Existenzbekundung und -messung durch Langzeitprojekte. Er erläutert, wie Kawara durch Setzung von Lebenszeichen im räumlichen und zeitlichen Kontext seine Existenz bekundet, wobei seine Person hinter dem Werk zurücktritt. Die Werkreihe „I Got Up“ wird als Beispiel für die Dokumentation von alltäglichen Handlungen und deren zeitliche Einordnung angeführt. Die verschiedenen Projekte zeigen unterschiedliche Strategien der Zeitaufzeichnung und der Fixierung von Momenten im Leben des Künstlers.
Schlüsselwörter
On Kawara, Zeitlichkeit, Raum, Dokumentation, Archiv, Selbstbestimmung, Langzeitprojekte, Conceptual Art, Existenzmessung, Identität, Archivstrategien, Daten, Lebenszeichen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: On Kawaras künstlerische Auseinandersetzung mit Raum und Zeit
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die künstlerische Auseinandersetzung On Kawaras mit Raum und Zeit. Sie untersucht seine Methoden der Dokumentation und die Bedeutung von Archivstrategien für seine Selbstfindung und künstlerische Produktion, mit Fokus auf der Verbindung von persönlicher Biographie, gemeinschaftlicher Lebenszeit und künstlerischer Praxis.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt Themen wie die Dokumentation von Raum und Zeit als künstlerisches Mittel, die Rolle archivarischer Verfahren in der Selbstbestimmung, die Messung der Existenz durch Langzeitprojekte, die Verbindung von persönlicher Erfahrung und künstlerischer Objektivierung sowie Zeitlichkeit als zentrale Dimension in der Conceptual Art.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit umfasst Kapitel zu Einleitung, Zeitlichkeit, Erfahrung und Dokumentation von Raum und Zeit (mit Unterkapiteln zu räumlicher/zeitlicher Positionierung und archivierten Daten als Existenzmaß), Existenzmessung durch Langzeitprojekte (mit Unterkapiteln zu Existenzbekundung, Zeitaufzeichnung, Datum Bilder und "Eine Million Jahre – Vergangenheit und Zukunft") und Lücken und Fehler im System.
Wie beschreibt die Arbeit On Kawaras künstlerisches Vorgehen?
On Kawara dokumentiert sein Leben durch schriftliche Fixierung von Aktivitäten innerhalb räumlicher und zeitlicher Betrachtungsweisen, basierend auf strengen, logischen Dokumentationsmethoden. Seine Arbeiten untersuchen die Rolle von Daten und archivarischen Verfahren bei der individuellen Selbstbestimmung.
Was ist die Bedeutung von Langzeitprojekten in Kawaras Werk?
Kawaras Langzeitprojekte werden als ein "Erhandeln" der Zeit verstanden. Sie halten Daseinsmomente über Jahre fest und führen diese zu kontinuierlichen Selbstbestimmungen zusammen. Der Fokus liegt nicht auf einzelnen Werken, sondern auf der Gesamtheit des künstlerischen Handelns im Zeitfluss. Sie dienen der Existenzbekundung und -messung.
Welche Rolle spielen Archivstrategien in Kawaras Kunst?
Kawara nutzt archivarische Strategien, um das Abstraktum Zeit zu messen und sein eigenes Verständnis davon zu schärfen. Klassifizierte und archivierte Daten fixieren die Realität und spiegeln das Dasein wider. Seine Arbeiten entwickeln sich zu einem persönlichen Archiv, in dem Lebenszeit zum zentralen Thema wird und existentielle Aktivitäten objektiv erfasst werden.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: On Kawara, Zeitlichkeit, Raum, Dokumentation, Archiv, Selbstbestimmung, Langzeitprojekte, Conceptual Art, Existenzmessung, Identität, Archivstrategien, Daten, Lebenszeichen.
Wie wird die "Verzeitlichung" in der Arbeit betrachtet?
Die Arbeit diskutiert den Begriff der "Verzeitlichung" in der modernen Kunst, analog zur "Verräumlichung" der Renaissance. Sie betont die Bedeutung des realen Zeitverlaufs und des Handelns als ästhetische Rezeptionsform in der Conceptual Art.
Welche Beispiele für Kawaras Arbeiten werden genannt?
Die Arbeit erwähnt die Werkreihe „I Got Up“ als Beispiel für die Dokumentation von alltäglichen Handlungen und deren zeitliche Einordnung.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit ist für akademische Zwecke gedacht und dient der Analyse von Themen in einer strukturierten und professionellen Art und Weise.
- Quote paper
- Matthias Haase (Author), 2005, On Kawara - Erfahrung und Dokumentation von Raum und Zeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/40474