1.Einleitung
Der Titel „Linguistische Qualitätskriterien für Hypertexte“ klingt abstrakt und lässt viel graue Theorie erwarten. Doch eigentlich sind es ganz alltägliche Probleme, die diese Arbeit antreiben: Hypertexte finden sich in vielen Lebensbereichen wieder: als Bedienungsanleitung für ein neues Betriebssystem am Heimcomputer, CD-Rom zu einem neuen Lehrbuch oder in Form von guten Ratschlägen vom Online-Doktor. Doch warum ist die Bedienungsanleitung so verwirrend, die CD-Rom langweilig und führt die Suche nach einem Hausmittel gegen Erkältungen nur zu einem Artikel über Hühneraugen?
Hypertexte zählen zu den neuen Medien und neue Medien bringen auch neue Probleme mit sich. Natürlich finden sich in Hypertexten auch jene Schwierigkeiten wieder, die schon bei traditionellen Texten immer wieder auftauchen. Ich möchte diese hier jedoch ausklammern und mich in meiner Arbeit nur auf die hypertextspezifischen Rezeptions- und Produktionsprobleme konzentrieren. Sich so einen Schritt von der Betrachtung gedruckter Texte und somit auch von der traditionellen Textlinguistik zu lösen, kann zu Problemen führen, doch ich denke es lohnt sich. Auch wenn für den/die Forschenden die Gefahr besteht, sich in einem fremden Gebiet zu verirren bzw. sich zu sehr von der eigenen Disziplin zu entfernen, denke ich, dass die Hypertexttheorie und die Textlinguistik voneinander profitieren können. Das zeigt sich auch in der bereits recht großen Zahl der Arbeiten1, in denen sich die beiden Disziplinen einander annähern, weil sie ihre Gemeinsamkeiten entdeckt haben:
When designers of computer software examine the pages of Glas or Of Grammatology, they encounter a digitalized, hypertextual Derrida; and when literary theorists examine Literary Machines, they encounter a deconstructionist or poststructuralist Nelson. These shocks of recognition occur because over the past several decades literary theory and computer hypertext, apparently unconnected areas of inquiry, have increasingly converged. (Landow 1992, S.2) [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Das Konzept Hypertext
- 2.1 Die historische Entwicklung der Hypertextidee
- 2.2 Das Verhältnis von Hypertext und traditionellem Text
- 2.2.1 Vorbemerkungen und Begriffsklärungen
- 2.2.2 Methodisches
- 2.2.3 Funktion
- 2.2.3.1 Kommunikation von Wissen
- 2.2.3.2 Der/die aktive Nutzer/in
- 2.2.3.3 Fazit
- 2.2.4 Struktur
- 2.2.4.1 Die äußere Struktur
- 2.2.4.2 Die innere Struktur
- 2.2.4.3 Ordnungsmöglichkeiten
- 2.2.4.3.1 Achse
- 2.2.4.3.2 Hierarchie
- 2.2.4.3.3 Netzwerk
- 2.2.4.4 Fazit
- 3. Probleme und Lösungen
- 3.1 Kohärenz im traditionellen Text
- 3.2 Kohärenz im Hypertext
- 3.3 Anleitung zur Kohärenzbildung
- 3.3.1 Hypertextinhärente Maßnahmen
- 3.3.1.1 Knoten
- 3.3.1.2 Links
- 3.3.1.3 Fazit
- 3.3.2 Metainformationen
- 3.3.2.1 Navigation
- 3.3.2.1.1 Räumliche Orientierung
- 3.3.2.1.2 Zeitliche Orientierung
- 3.3.2.1.3 Gezielte Suche
- 3.3.2.2 Rezipient/inn/enführung
- 3.3.2.2.1 „Guided tours“
- 3.3.2.2.2 Pfade
- 3.3.2.3 Fazit
- 3.4 Fazit
- 4. Hypertextanalyse
- 4.1 Wie analysiert man ein Netzwerk aus Assoziationen?
- 4.1.1 Unfassbar?
- 4.1.2 Höhere Aktivität = größere Subjektivität?
- 4.2 Fragen an den Hypertext
- 4.2.1 Struktur
- 4.2.1.1 Entspricht die äußere Struktur dem Hypertextprinzip?
- 4.2.1.2 Welche innere Struktur hat der Hypertext?
- 4.2.2 Funktion
- 4.2.2.1 Werden die Grundfunktionen des Mediums erfüllt?
- 4.2.2.2 In welchen Kommunikationssituationen könnte der Hypertext genutzt werden?
- 4.2.3 Kohärenzbildung
- 4.2.3.1 Wie wird die Kohärenzbildung hypertextinhärent unterstützt?
- 4.2.3.2 Welche Kohärenz unterstützenden Metainformationen sind vorhanden?
- 4.3 Das Analysemodell
- 4.3.1 Auswahl des Analyseobjekts
- 4.3.1.1 Das World Wide Web
- 4.3.1.1.1 Kurze Geschichte des WWW (vgl. Münz 2001b+c)
- 4.3.1.1.2 WWW und Hypertext
- 4.3.1.2 „Hypertextsorten“
- 4.3.2 Vorgehensweise
- 4.4 Analyse des Hypertexts „Wikipedia“
- 4.4.1 Oberflächenanalyse
- 4.4.1.1 Ist es ein Hypertext?
- 4.4.1.2 Wozu dient dieser Hypertext?
- 4.4.2 Analysierende Rezeption
- 4.4.2.1 Erste Orientierung und Themensuche
- 4.4.2.2 Genauere Orientierung innerhalb des Themenbereichs
- 4.4.2.2 Inhaltliche Erforschung der Knoten und Links
- 4.5 Reflexion
- 4.5.1 Vorgehensweise
- 4.5.2 Analyseergebnisse
- 4.5.3 Grenzen und Möglichkeiten
- 5. Schluss
- Die historische Entwicklung der Hypertextidee
- Das Verhältnis von Hypertext und traditionellem Text
- Kohärenz im Hypertext und Möglichkeiten der Kohärenzbildung
- Analysemethoden für Hypertexte
- Anwendung des Analysemodells am Beispiel von Wikipedia
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Frage, wie linguistische Qualitätskriterien für Hypertexte identifiziert und genutzt werden können, um die Rezeption für Nutzer zu verbessern. Dabei werden hypertextspezifische Rezeptions- und Produktionsprobleme in den Fokus genommen. Die Arbeit verfolgt das Ziel, eine Brücke zwischen Hypertexttheorie und Textlinguistik zu schlagen und aufzuzeigen, wie beide Disziplinen voneinander profitieren können.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der linguistischen Qualitätskriterien für Hypertexte ein und erläutert die Relevanz des Themas. Kapitel 2 beschäftigt sich mit dem Konzept Hypertext, beleuchtet die historische Entwicklung und das Verhältnis von Hypertext und traditionellem Text. Dabei werden die Funktionen und Strukturen von Hypertexten im Detail betrachtet. In Kapitel 3 werden die Probleme und Lösungen im Bereich der Kohärenzbildung im Hypertext behandelt. Kapitel 4 widmet sich der Analyse von Hypertexten, wobei ein Analysemodell vorgestellt und an einem konkreten Beispiel, dem Hypertext „Wikipedia“, angewendet wird. Abschließend werden die Ergebnisse der Analyse reflektiert und die Grenzen und Möglichkeiten der linguistischen Qualitätskriterien für Hypertexte beleuchtet.
Schlüsselwörter
Hypertext, Textlinguistik, Kohärenz, Navigation, Metainformationen, Analysemodell, Wikipedia
- Citation du texte
- Magdalena Mayer (Auteur), 2004, Linguistische Qualitätskriterien für Hypertexte - Wie kann man sie finden, wie lassen sie sich nutzen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/40632