Wohin Gen wir? Die Gentechnik auf dem Weg zur zweiten Schöpfung


Seminararbeit, 2002

16 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

1. Gentechnische Projekte in der Humangenetik
1.1 Klonen – wie wirklich ist der künstliche Mensch?
1.2 Wann fängt künstliches Leben an?
1.3 Rechtliche Voraussetzungen – ein kurzer Überblick

2. Wohin Gen wir?
2.1 Genetik oder Künstliche Intelligenz?
2.2 Genetik und KI versus Religion
2.3 Der Mythos der zweiten Schöpfung

3. Die Literatur der Jahrhunderte

4. Schluss

5. Anhang

6. Literaturhinweise

1. Einleitung

Kaum ein Thema erregt in der öffentlichen Debatte und im politischen Streit so viel Aufmerksamkeit wie die Bio- und Gentechnik. Der Graben zwischen Befürwortern und Gegnern geht quer durch alle Parteien, Gesellschaftsschichten und Wissenschaftskreise.

Gegner halten die neuen Manipulations- und Eingriffsmöglichkeiten für eines der schlimmsten Vergehen, dessen sich die Menschheit überhaupt schuldig machen kann. Die Befürworter dagegen sehen die neuen Technologien als eine der größten Errungenschaften und Chancen, die der Menschheit je zuteil wurden. Klonen ist die erste Möglichkeit, nicht nur fiktional sondern tatsächlich Leben zu erschaffen.

Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit dem stark umstrittenen Thema Gentechnologie und im Speziellen mit der daraus resultierenden Möglichkeit, Menschen zu klonen. Im Vorfeld werden die Prozesse des Klonens dargestellt und erklärt sowie die rechtlichen Voraussetzungen und Bestimmungen in Deutschland und anderen Ländern kurz dargestellt. Die beiden Hauptteile der Arbeit befassen sich mit der Erschaffung künstlicher Menschen durch Gentechnik oder in Form von Künstlicher Intelligenz und der Literatur, die sich über die Jahrhunderte damit beschäftigt hat.

Der Mensch befasste sich schon immer mit dem faszinierenden Versuch, sich selbst nachzubilden. Ob verstofflicht anhand von Zeichnungen, in Form von Puppen und Robotern oder rein gedanklich in Filmen, Computerspielen und Büchern - der künstliche Mensch wird immer aufs Neue thematisiert. Beispiele sind Figuren wie der „Terminator“ und „Data“, „Lara Croft“ und „Olimpia“.

Künstlichkeit in Verbindung mit Menschsein hat immer die große Frage aufgeworfen, was den Menschen von seinen künstlichen Nachbildungen unterscheidet. Auch dieser Frage soll in Ansätzen nachgegangen werden.

1. Gentechnische Projekte in der Humangenetik

Wage zu wissen, aber wende es weise an – Horaz

1.1 Klonen – wie wirklich ist der künstliche Mensch?

„Der biomedizinische Fortschritt beschert den Menschen manches großes Dilemma. Er stellt sie vor Entscheidungen, die sie überfordern. Überfordern ist noch ein zu schwächliches Wort: Die Menschen treffen Entscheidungen, die sie bei ihrer psychisch-moralischen Beschaffenheit eigentlich nicht treffen können, jedenfalls solange sie bei Trost und Verstand sind.“[1] Im Februar 1997 wurde der erschreckten Öffentlichkeit das erste geklonte Säugetier der Welt vorgestellt. Es handelte sich dabei um das Schaf „Dolly“. Dollys genetischer Mutter wurde aus einer Euterzelle der Zellkern entfernt und in eine entkernte Eizelle übertragen. Aus ihr entwickelte sich das Schaf Dolly. Was sich vergleichsweise einfach anhört, ist das Ergebnis jahrelanger Forschung und etlicher missglückter Versuche. Dolly hatte 400 „Geschwister“, doch sie war die einzige, die überlebte.

Das Klonen eines Menschen ist noch nicht gelungen, der gentechnologische Prozess ist in beiden Fällen aber nahezu identisch. Und auch wenn Wissenschaftler immer wieder darauf hinweisen, dass man vom Klonen eines Menschen technisch gesehen noch weit entfernt wäre, sollte man doch nicht vergessen, wie jung die Gentechnik eigentlich ist und in welch kurzer Zeit sie es bis zum Klonen des ersten Säugers gebracht hat.

1.2 Wann fängt künstliches Leben an?

Bei dem Wort „künstliches Leben“ haben die meisten Menschen sofort eine Reproduktion wie die von Dolly vor Augen. Künstliches Leben ist aber an sich ein sehr weit gefasster Begriff, und die Veränderung menschlichen Lebens, die Bestimmung genetischer Voraussetzungen, fängt eigentlich viel früher an.

Die Pränatale Diagnostik ist beispielsweise eine Untersuchung, die im Mutterbauch stattfindet. Der Fötus wird auf genetische Defekte untersucht, fällt die Untersuchung positiv aus so werden die Eltern vor die Wahl einer Abtreibung gestellt.

Bei der In-Vitro-Fertilisation findet die Zeugung des Kindes, also die Verschmelzung von Ei- und Samenzelle, nicht im Eileiter der Mutter sondern im Reagenzglas statt. Anschließend wird die befruchtete Eizelle der Mutter – oder einer Leihmutter – eingesetzt. Es werden beim heutigen Stand der Technik jedoch aus Verlustgründen mehr Embryonen gezeugt, als der Mutter eingesetzt werden, und der Umgang mit diesen „Überschussprodukten“ ist umstritten.

Eine Verschärfung des Prozesses stellt die Präimplantationsdiagnostik dar, bei der die gezeugten Embryonen noch vor ihrem Einsetzen auf genetische Defekte untersucht werden, damit „schadhafte“ Exemplare aussortiert werden können.

Auf den ersten Blick mögen die genannten Praktiken im vergleich zum Angstwort „Klonen“ harmlos scheinen. Der medizinische Nutzen und die Chancen für kinderlose Paare sind nicht zu leugnen. Trotzdem wird hier bereits in die Entstehung menschlichen Lebens eingegriffen, sie wird künstlich. Und es kommt sogar bereits zu ersten „Wertungen“ von Leben – Embryonen mit genetischen Defekten werden ausgesiebt, der erste Schritt zum „besseren“ Menschen dank Gentechnik findet hier bereits statt.

Einen echten Durchbruch verspricht das Therapeutische Klonen. Böse gesagt wird hier ein Ersatzteillager für menschliche Organe geschaffen. Da bei dieser Technik keine fremden Spenderorgane eingepflanzt werden, sondern das Organ aus einer „körpereigenen“ Zelle hergestellt wird, erkennt der Organismus es sofort als ein eigenes an. Die Vorteile dieser Methode liegen also klar auf der Hand. Mittlerweile ist die Wissenschaft so weit, dass für die Zucht eines solchen Organs eigentlich kein Klon-Embryo mehr geschaffen werden muss[2], leider wird in den USA aber trotzdem noch vom reproduktiven Klonen zur Organgewinnung Gebrauch gemacht.

Der Weg zum „Supermensch“, und das, was in uns die meisten Ängste weckt, ist die Keimbahntherapie, eine Therapieform, die in Deutschland durch das Embryonenschutzgesetz verboten ist. Sie ist das eigentliche Mittel zur „Verbesserung“ der Menschheit – es handelt sich um eine Gentherapie der Keimzellen (Spermien und Eizellen) oder der embryonalen Stammzellen. Ihr Erbgut wird gezielt manipuliert, so dass die Veränderung für alle Zukunft auf die nächsten Generationen weitervererbt wird. Die große Chance, Erbkrankheiten zu vernichten, liegt hier. Und auch die Chance, die Menschheit irgendwann schöner oder intelligenter zu machen. Sie ist aufgrund ihrer Endgültigkeit eine sehr umstrittene Behandlungsform und Forschungsrichtung. Die Keimbahntherapie ist eine Art Eugenischer Anwendung, eine Verbesserung der Erbanlagen.[3]

Als Abschwächung gilt die Somatische Gentherapie, die aber noch in den Kinderschuhen steckt. Sie ermöglicht eine genetische Manipulation, die Erbdefekte am erwachsenen Körper repariert aber nicht weitervererbt wird.

Der künstliche Mensch, der Klon oder der genetisch perfekte Mensch, sind in der Ferne liegende, aber erkennbare Höhepunkte der genannten Behandlungsmethoden. Jede Behandlungsmethode stellt einen Schritt in diese Richtung dar. Wenn man bedenkt, dass die Humangenetik erst rund 50 Jahre alt ist, sind es beachtliche Schritte, die auch Angst machen können.

Die Künstlichkeit der Roboter, seien sie noch so menschenähnlich, lässt sich jederzeit nachweisen wenn man sie in ihre Einzelteile zerlegt. Aber woran erkennt man die Künstlichkeit eines geklonten Menschen?

1.3 Rechtliche Voraussetzungen – ein kurzer Überblick

Die Entwicklungen werfen viele Fragen auf. Wo verlaufen die ethischen und rechtlichen Grenzen zu unserem Schutz, und wer zieht sie?

In Deutschland und anderen Ländern sind die Kontrollen und Gesetze sehr streng, sie sollen jeden unnötigen Schritt in der Forschung am Menschen vereiteln und die Wege zum Klonen verbauen.

Wann beginnt menschliches Leben? Ob die Forschung an menschlichen Embryonen in den jeweiligen Ländern erlaubt ist oder nicht, hängt eng mit dieser Frage zusammen. Es geht um die Definition über den Beginn des Lebens und der menschlichen Existenz. Ab wann ist „die Würde des Menschen unantastbar“? Der Zeitpunkt variiert in den Gesetzgebungen der Wirtschaftsländer zwischen dem Moment der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle und der achten Schwangerschaftswoche, wenn das Gehirn anfängt zu arbeiten.

In Deutschland, Österreich und Irland gilt die Verschmelzung als Beginn des Lebens, daher sind in diesen Ländern weder Klonversuche noch sonstige Forschungen an menschlichen Embryonen erlaubt. Allerdings bietet der Import von embryonalen Stammzellen und die Forschung an denselben ein Schlupfloch, sie ist unter bestimmten Umständen straffrei. In Großbritannien ist die verbrauchende Forschung an menschlichen Embryonen während der ersten 14 Tage uneingeschränkt erlaubt, therapeutisches Klonen wird unter Aufsicht einer Kontrollbehörde sogar staatlich gefördert. Etwas weitergehend sind die Gesetze in den USA, hier ist zwar ebenfalls das Klonen eines Individuums verboten, aber reproduktives Klonen, zur Organgewinnung beispielsweise, wird staatlich gefördert, und auch die Produktion von Embryos zu reinen Forschungszwecken ist gestattet, also die so genannte verbrauchende Forschung. Eine weitere Eigenheit der amerikanischen Gesetzgebung zur Embryonenforschung ist die Förderung der Verschmelzung pluripotenter[4] menschlicher Stammzellen mit tierischen Embryonen. Diese Forschung verfolgt den Zweck, tierische Ersatzteillager zu produzieren. Hauptsächlich wird mit Schweinen geforscht, da deren genetischer Code dem menschlichen am ähnlichsten ist, selbst unveränderte Schweineorgane wurden von Patienten schon angenommen. Die Gene von Schweinen werden nun dahingehend verändert, dass sie beispielsweise mit einem menschlichen Herzen oder einer menschlichen Lunge geboren werden. Bis 2005 sollen die Forschungen vorerst abgeschlossen sein und den ersten Menschen diese Organe eingepflanzt werden.

[...]


[1] Dieter E. Zimmer

[2] was zu Beginn der Fall war und dank einiger Science Fiction Autoren zum Horrorszenario der menschlichen „Vorratskammer“ geführt hat.

[3] Eugenius, ein Grieche der Antike, meinte damals, dass die besonders Tüchtigen und Tapferen sich hauptsächlich vermehren sollten, damit man „bessere“ Kinder habe. Der Grundgedanke ist also der selbe wie bereits in der Antike.

[4] Aus pluripotenten Zellen können sich alle unterschiedlichen Gewebe des Organismus entwickeln, jedoch nicht ein ganzes Individuum.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Wohin Gen wir? Die Gentechnik auf dem Weg zur zweiten Schöpfung
Hochschule
Universität Karlsruhe (TH)  (Institut für Literaturwissenschaft)
Veranstaltung
Olimpia, Lara Croft: Künstliche Frauen und Literatur
Note
1,3
Autor
Jahr
2002
Seiten
16
Katalognummer
V40708
ISBN (eBook)
9783638391610
Dateigröße
563 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wohin, Gentechnik, Schöpfung, Olimpia, Lara, Croft, Künstliche, Frauen, Literatur
Arbeit zitieren
Julia Krknjak (Autor:in), 2002, Wohin Gen wir? Die Gentechnik auf dem Weg zur zweiten Schöpfung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/40708

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