Interkulturelle Konflikte in westlich-japanischen Ehen aufgrund unterschiedlicher geschlechts- und kulturspezifischer Rollenerwartungen


Seminar Paper, 2004

30 Pages, Grade: 2


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. EINLEITUNG

2. Geschlechterrollen in einer japanischen Familie
2.1. Die Rolle der Frau in einer japanischen Familie
2.2. Die Rolle des Mannes in einer japanischen Familie
2.3. Die Rollenverteilung zwischen Ehemann und Ehefrau in einer japanischen Familie Klassifikation der Familie nach Morioka

3. Geschlechtsspezifische Kommunikationsmuster

4. Kulturspezifische Kommunikationsmuster
4.1. Soziokulturelle Merkmale der unterschiedlichen Kulturen
4.2. „Low-Context“ Kultur versus „High-Context“ Kultur
4.3. Japanische Mentalität und Kultur – zwei untrennbare Welten
4.4. Kommunikationsprobleme zwischen Japanern und Europäern
4.4.1.Direkter versus indirektem Kommunikationsstil
4.4.2. Japanisch – eine „männliche“ Sprache?

5. Interkulturelle westlich-japanische Ehen
5.1 Fragebogenauswertung: Allgemeine Angaben
5.2 Auswertung über die Konflikte in interkulturellen Ehen
5.3 Auswertung über die Lösung der Konflikte
5.4 Tsengs interkulturelle Partnerschaftsarrangements
Das einseitige Arrangement
Das alternative Arrangement
Das kreative Arrangement
Verschiedene Konfliktbereiche

6. ZUSAMMENFASSUNG

LITERATURVERZEICHNIS

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Das unabhängige Selbst versus das abhängige Selbst nach Markus und Kitayama (1991: 226)

Abbildung 2: Integratives Modell der Entwicklung des Menschenbilds in östlichen und westlichen Kulturen (nach Oerter u.a. 1996 Abb. 2)

Abbildung 3: Nationalität des Befragten

Abbildung 4: Nationalität des Partners

Abbildung 5: Häufigkeit der Konflikte

Abbildung 6: Konflikte wegen der unterschiedlichen Kultur

Abbildung 7: Konflikte wegen unterschiedlichen Rollenerwartungen

Abbildung 8: Konflikte wegen anderen Erwartungen an den Partner

Abbildung 9: Konflikte wegen anderen Erwartungen/Kreuztabelle

Abbildung 10: Komplette Übernahme der Kultur des Partners

Abbildung 11: Beide Kulturen existieren weiterhin

Abbildung 12: Neue Werte wurden kreiert

Abbildung 13: Probleme in der Kommunikation

Abbildung 14: Probleme, die Gefühle auszudrücken

Abbildung 15: Probleme Kritik und Meinungen zu äußern

Abbildung 16: Probleme aufgrund unterschiedlicher Rollenerwartungen

Abbildung 17: Probleme aufgrund der unterschiedlichen Traditionen

1. EINLEITUNG

Es gibt in einer rein-japanischen Familie ein klar differenziertes Rollenverhalten der Eheleute. In meinem ersten Teil der Arbeit, möchte ich das japanische Familiensystem betrachten. Im Gegensatz zum Westen hat sich die japanische Familie erst relativ spät im Sinne einer Gleichberechtigung für beide Ehepartner entwickelt. Die beiden Eheleute gehen getrennte Wege und jeder hat seinen eigenen Bereich und seine eigenen Aufgaben im Leben. Ich möchte versuchen keine Stereotypen aufzuzeigen, sondern nur den allgemeinen Trend in der japanischen Familie zu analysieren.

Danach möchte ich mich den geschlechtsspezifischen Kommunikationsmustern widmen. Mann-Frau Gespräche sind oft gekennzeichnet durch Missverständnisse, aufgrund von unterschiedlichen Sozialisationen. Ich möchte ein paar Kommunikationsmuster erläutern und anführen, warum es hier zu geschlechtsspezifischen Unverständlichkeiten kommt.

Anschließend werde ich die unterschiedlichen Kommunikationsmuster aufgrund der nationalen Kulturen erläutern. Dabei werde ich einige Klassifikationen von der japanischen und westlichen Kultur heranziehen und analysieren, welche Probleme bei der Kommunikation zwischen Menschen aus diesen beiden unterschiedlichen Kulturkreisen auftreten können.

Das letzte Kapitel befasst sich dann mit meiner eigenen Auswertung, die ich auf der Grundlage eines Fragebogens vornehmen werde.

Methodische Vorgehensweise

Methodisch ist meine Arbeit in zwei Bereiche gegliedert.

Im ersten Teil habe ich nach einer umfangreichen Literaturrecherche die mir wichtig erscheinenden kulturellen Unterschiede zusammengefasst.

Dabei habe ich verschiedene Thesen aus der Literatur vorgestellt. In meinem zweiten Teil der Arbeit will ich nun diese Thesen anhand eines quantitativen Fragebogens überprüfen.

Ich habe einen Online-Fragebogen erstellt und in diversen Japan bezogenen Internetforen, die Leute gebeten, mir, falls sie in einer interkulturellen Ehe sind, den Fragebogen auszufüllen.

Ich habe insgesamt 50 ausgefüllte Fragebogen erhalten, die ich in meiner Arbeit auswerte. Meine Ergebnisse werde ich anhand des ersten Teils meiner Arbeit interpretieren.

2. Geschlechterrollen in einer japanischen Familie

Die Familie besitzt in Japan einen sehr hohen Stellenwert. Das Leben beginnt in einer Familie und in der Familie bekommt man den ersten Eindruck von der Welt. (Hendry 1994:21)

Die japanische Familie hat sich in ihrer Struktur in den letzten Jahrzehnten sehr geändert.

Das Familiensystem war bis nach 1945 hierarchisch aufgebaut. An oberster Stelle stand der Hausvorstand. Alle waren ihm untergeordnet und mussten seinen Entscheidungen Folge leisten. Die Kinder waren den Eltern und die Ehefrau war dem Ehemann untergeordnet. (Mitterauer, Ortmayr 1997)

Nach 1945 vollzog sich dann gleichzeitig mit dem wirtschaftlichen Aufschwung Japans ein rascher Wandel des traditionellen Familiensystems. Das Ehepaar hatte die rechtliche Verantwortung nun gemeinsam für die Familie zu tragen, deren Größe seit 1970 von fünf auf 3,6 Personen drastisch geschrumpft ist. (Kaneko 1990:99)

Die japanische Familie hat sich schließlich, wie in anderen Industrienationen auch, von der Großfamilie zur Kernfamilie gewandelt.

2.1. Die Rolle der Frau in einer japanischen Familie

Dadurch, dass die Frau in der Familie lange Zeit dem Mann untergeordnet war, war sie sehr stark an das Heim gebunden. Sie war zuständig für die Hausarbeit und es hieß, dass ihre Hauptaufgabe im Leben darin bestand zu gehorchen. Zuerst ihrem Vater gegenüber, dann ihrem Mann und seinen Eltern und schließlich, wenn verwitwet, ihrem Sohn. (Joy 1994:34) Diese konfuzianische Grundeinstellung ist in der heutigen Familie kaum mehr vertreten.

Mitte der 1980er Jahre beschwerten sich die Frauen über eine so genannte „Bewusstseinsspalte“ (ishiki no gyappu) zwischen japanischen Männern, die eine Frau haben wollten, die ihre „Pflichten im Haushalt“ erfüllen, sich um die Kinder kümmern und den ganzen Tag zu Hause verbringen sollten, und japanischen Frauen, die einen gleichwertigen Partner suchten, der mit ihnen ihre Interessen und den Haushalt teilen sollte, und dem die Beziehung wichtiger war als die Arbeit. (Kelsky 2001:88)

Diese „Bewusstseinsspalte“ war sicher auch ein Grund, warum das Heiratsalter unter den Frauen angestiegen ist. 1997 lag das durchschnittliche Heiratsalter von Frauen bei siebenundzwanzig Jahren. Das ist nicht nur das höchste in der japanischen Geschichte, sondern auch das höchste unter den Industrienationen. (Kelsky 2001:88)

Auch die Geburtenrate ist drastisch gesunken und erreichte nach dem legendären „1,57 Schock“ 1989 1,39 im Jahr 1997. (Kelsky 2001:89) (Hisatake 1997: 236)

Diese Entwicklung zeigt deutlich, dass der Familie nicht mehr soviel Wert beigemessen wird. Früher wurden Frauen, die nicht heiraten wollten, diskriminiert. Heutzutage wird dies aber immer mehr geduldet.

Japanische Frauen heiraten auch deswegen erst so spät, weil die Heirat für viele als Freiheitsverlust empfunden wird. Und wenn sie heiraten, dann weniger aus Liebe, sondern vielmehr um von ihrem Mann einen finanziellen Halt zu bekommen. (Refsing 1998:199)

Frauen sind für die Kindererziehung und den Haushalt verantwortlich, da der Mann den ganzen Tag berufstätig ist. Frauen sehen sich in der Rolle der „guten Ehefrau“ und „weisen Mutter“. (Refsing 1998:199)

Da es nun den Frauen auch erlaubt ist, eine höhere Schulbildung zu absolvieren, sind viele Frauen vor ihrer Ehe berufstätig. Anders als bei uns gibt es jedoch in Japan keine Sicherheiten für Frauen, nach der Babypause wieder ihren vorherigen Arbeitsplatz zu bekommen. So geben sie meistens den Beruf auf und kümmern sich gänzlich um die Kindererziehung. Nachdem die Kinder erwachsen sind, können Frauen meist nur mittels Halbtagsjobs, die in Japan minder bewertet sind als Vollzeitjobs, wieder Einstieg in das Berufsleben finden.

2.2. Die Rolle des Mannes in einer japanischen Familie

Männer in Japan müssen vorrangig für den Unterhalt der Familie aufkommen. Die Familie wird von den Männern hauptsächlich als ein „Ort der Erholung und der Befriedigung grundlegender Bedürfnisse des Menschenlebens wie Schlafen und Essen angesehen.“ (Linhart 1990:553)

Viele Männer haben daher keine Zeit sich um die Erziehung der Kinder zu kümmern. Sie sind weniger Ehemann und Vater, sondern geben der Familie vielmehr den finanziellen Halt.

Aber auch bei den Männern ist das durchschnittliche Heiratsalter stark angestiegen. Ich möchte hier einen Auszug aus einem Interview von Oerter u.a. zitieren, das sehr gut diese Abneigung gegen das Heiraten veranschaulicht:

„In einer komplizierten Gesellschaft wie Japan ist es selbstverständlich, dass man mehr Zeit braucht, um erwachsen zu werden, dass man nicht dazu neigt, Kinder zu haben. Es gibt darüber hinaus sicher auch einen anderen Grund, dass man in Japan keine Kinder haben will. Die Konsumgesellschaft, so könnte man es wohl nennen, ist eine Gesellschaft, in der großen Wert auf Konsum gelegt wird, in der Geldausgeben wichtig ist…, (hier) achtet man weniger auf Kindererziehung….Kinder aufziehen heißt nicht (wie in armen Ländern), dass man wohlhabender wird. Es scheint als wolle man keine Kinder haben, da die Kindererziehung viel Geld kostet….Man kann nicht lange warten. Deshalb vertieft man sich ins Konsumleben und denkt nicht an die Zukunft. (männlich, 25, Japan)“ (Oerter u.a. 1996: 371)

2.3. Die Rollenverteilung zwischen Ehemann und Ehefrau in einer japanischen Familie

Der amerikanische Soziologe D.M. Wolfe hat zur Erforschung der Autoritätsstruktur in der japanischen Familie drei Typen herausgefunden: „die Vorherrschaft des Mannes“, „die Vorherrschaft der Frau“ und wenn Frauen und Männer die Autorität teilen, so bezeichnete er das als „Autonomie“. Auf japanische Familien angewendet stellte sich eine Tendenz in Richtung „Autonomie“ der Eheleute heraus. Denn in Japan herrscht innerhalb der Familie eine klare Rollenverteilung. Jeder von den Eheleuten hat einen klaren Kompetenzbereich, der schon, wie vorher angeführt, bei der Frau in der Kindererziehung und dem Haushalt liegt, und beim Mann im Bereich der finanziellen Absicherung der Familie. (Shimada 1976:56)

Das Hauptaugenmerk in der Familie liegt nicht so sehr zwischen Mann und Frau, sondern vielmehr auf der Erziehung der Kinder. Über Kinder und Schule wird zwischen den Eheleuten rege Kommunikation betrieben. Die meisten Männer lehnen es aber ab mit ihren Frauen über den Haushalt zu reden, und viele Frauen zeigen nur wenig Interesse am Berufsleben des Mannes. Dennoch fühlen sich Männer und Frauen gegenseitig nicht unverstanden, sondern haben Verständnis für die Arbeit des jeweils anderen. Dieses zeigt sich aber nicht in Form intensiver Kommunikation, sondern durch das Nichteindringen in den Kompetenzbereich des anderen. Demnach gestalten sich auch die Rollenerwartungen: Die Frau wünscht sich von ihrem Mann, dass er fleißig in der Arbeit ist und der Mann wünscht sich eine sorgende Mutter und saubere Ehefrau. (Linhart 1990:554)

Allgemein ist zu sagen, dass die japanische Familie dem Ideal der partnerschaftlich orientierten Familie in westlichen Ländern nur wenig entspricht Man kann sagen, dass die japanische Gegenwartsfamilie eine Kindzentrierte Familie ist. Den emotionalen Beziehungen zwischen Eltern und Kindern wird hohe Priorität beigemessen, während die Eheleute untereinander eher ein distanziertes Verhalten an den Tag legen und nur über eine geringe Kommunikation untereinander verfügen. (Linhart 1990:556)

Klassifikation der Familie nach Morioka

Morioka (1982) unterscheidet sechs Arten von Familie. Er nennt die „Kleine Familie“ (sho kazoku), die mittelgroße Familie (chokusetsu kazoku), die biologische Familie (seibutsu gakuteki kazoku), die elementare Familie (kihon kazoku), die polygame Familie (fukukan kazoku) und die Großfamilie (kakudai kazoku).

Der amerikanische Anthropologe George P. Murdock hat 1949 den Begriff der Kernfamilie (kaku kazoku) eingeführt. Darunter versteht man, dass die Eheleute mit den Kindern im gleichen Haushalt leben. (Morioka 1982:9)
Als „Reproduktions-Familien“ (seishoku kazoku) bezeichnet Morioka Ehen, die geschlossen werden um kurz darauf Kinder zu bekommen. Dem gegenüber stellt er die „ Heirats-Familie “ (kekkon kazoku).

Die „Orientierungs-Familie“ (teii kazoku) ist gekennzeichnet durch die enge Bindung und Beziehung zwischen Eltern und Kindern. (Morioka 1982:10)

Bevor ich nun näher auf die Konflikte in interkulturellen Ehen eingehen möchte, stellen sich mir ein paar Fragen: Wenn es innerhalb der japanischen Familie so klare Rollenvorstellungen gibt, wie manifestieren sie sich in einer interkulturellen Ehe? Sind hier dann nicht schon Missverständnisse vorprogrammiert, wenn die Rollenerwartungen nicht erfüllt werden?

Bevor ich mich auf diese spezielle Konfliktsituation konzentriere, möchte ich vorher mein Augenmerk auf allgemeine geschlechterspezifische und kulturspezifische Kommunikationsprobleme legen.

3. Geschlechtsspezifische Kommunikationsmuster

„Mann-Frau-Gespräche sind interkulturelle Kommunikation. Kultur ist einfach ein Netzwerk von Gewohnheiten und Verhaltensmustern, das sich aus vergangenen Erfahrungen zusammensetzt, und Frauen und Männer haben unterscherschiedliche Erfahrungen gemacht.“ (Tannen 1994:159)

Wie sich Männer und Frauen mitteilen, wird durch ihre unterschiedlichen Sozialisationen geprägt. Als Erwachsene werden diese Verhaltensmuster, die sie während der Kindheit erlebt haben, vertieft. Durch diese kulturellen Unterschiede entstehen gewisse Aufgaben, die ein Gespräch in Beziehungen zukommen.

Ich möchte nun näher auf diese Unterschiede in der Gesprächsführung zwischen Mann und Frau und der daraus resultierenden Konflikte eingehen. Dabei ist zu beachten, dass Frauen oft mittels Metamitteilungen kommunizieren. (Tannen 1994:160) Metamittelungen sind eine Form der Indirektheit. Die unterschiedliche Konzentration auf Mitteilungen und Metamitteilungen kann dazu führen, dass Männer und Frauen beinahe jede Äußerung anders auffassen. (Tannen 1994:163) Frauen kommunizieren mehr mit Metamittelungen, weil sie stärker auf Verbundenheit, auf zwischenmenschliche Beziehungen achten. Sie unterhalten sich z.B. gerne über Alltagssituationen, weil darüber zu reden ein Zeichen von Verbundenheit ist. Männer hingegen finden es nicht normal über solche Dinge zu reden, sie konzentrieren sich auf Fakten aus Bereichen wie Sport, Politik, usw. Frauen fühlen durch solche „Vorträge“ eine Metamitteilung der Herablassung, denn sie lassen sich nicht gerne belehren. (Tannen 1994:175-176)

Ein häufiger Vorwurf, den Frauen ihren Partnern machen ist: „Du hörst mir nicht zu.“ Dieser Vorwurf ist aber nicht immer richtig. Denn was Frauen irritiert, ist, dass sie nicht so häufig Zuhörgeräusche wie „mhm“, „aha“, usw. wahrnehmen, da sich Männer allgemein mit solchen Signalen zurückhalten. Sie fordern solche Signale und nur dadurch fühlen sie sich verstanden – „diese Zuhörgeräusche signalisieren freie Fahrt für das Gespräch.“ (Tannen 1994: 173)

Diese geschlechtsspezifischen Missverständnisse in der Kommunikation sind in interkulturellen Ehen natürlich nicht minder vertreten, als in intrakulturellen Ehen. Im nächsten Kapitel möchte ich mich nun den kulturspezifischen Kommunikationsmustern und der daraus resultierenden Konflikte widmen.

4. Kulturspezifische Kommunikationsmuster

4.1. Soziokulturelle Merkmale der unterschiedlichen Kulturen

“Triandis (1984) beschreibt Nationalkulturen mit der Dimension Individualismus-Kollektivismus. Während individualistische Kulturen das „Ich“ als primären Fokus des sozialen Verhaltens betrachten und individuellen Zielen, Rechten und Bedürfnissen eine hohe Priorität einräumen, steht bei kollektivistischen Kulturen die „Wir-Identität“ mit einer Orientierung auf Gruppenziele und kollektive Bedürfnisse im Mittelpunkt“. (Kobayashi-Weinszieher 2000:108)

Nach Hofstede gehören die Länder Europas zu einer individualistischen Kultur, während Japan zu einer kollektivistischen Kultur zu zählen ist. (Hofstede 1993:69)

Ich nehme an, dass in kollektivistischen Kulturen Frauen noch mehr nach Verbundenheit streben und Männer in geringerem Maße an eigenen Zielen orientierte Kommunikationsmuster aufweisen als in individualistischen Kulturen.

Ich wende mich nun dem Terminus „Menschenbild“ zu, den Oerter, Saito und Watanabe (1996) aufgegriffen haben. Dabei handelt es sich um eine subjektive Theorie (auch als Ethnotheorie bezeichnet) vom Menschen. Dem liegen Forschungen über das Selbst in verschiedenen Kulturen zu Grunde. Triandis spricht hier vom kollektiven, öffentlichen und privaten Selbst. (Oerter u.a. 1996:347)

Markus und Kitayama (1991) unterscheiden zwischen unabhängigem und bezogenem Selbst. Während das unabhängige Selbst sich durch Eigenständigkeit, Einmaligkeit und durch das Ziel der Selbstverwirklichung darstellt, betont das bezogene Selbst die Ähnlichkeit zu anderen und stellt sich durch eine starke Beziehung zu signifikanten Personen, wie Eltern, Freunde usw. dar.

Markus und Kitayama zeigen auf, dass die unabhängige Identität stärker in westlichen Kulturen vertreten ist und die bezogene Identität ein Merkmal östlicher Kulturen ist. (Oerter u.a. 1996:361)

[...]

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Details

Title
Interkulturelle Konflikte in westlich-japanischen Ehen aufgrund unterschiedlicher geschlechts- und kulturspezifischer Rollenerwartungen
College
University of Vienna  (Institut für Ostasienwissenschaften)
Course
SE Japanologisches Seminar
Grade
2
Author
Year
2004
Pages
30
Catalog Number
V40852
ISBN (eBook)
9783638392662
ISBN (Book)
9783638655767
File size
685 KB
Language
German
Keywords
Interkulturelle, Konflikte, Ehen, Rollenerwartungen, Japanologisches, Seminar
Quote paper
Mag. B.A. Priska Lautner (Author), 2004, Interkulturelle Konflikte in westlich-japanischen Ehen aufgrund unterschiedlicher geschlechts- und kulturspezifischer Rollenerwartungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/40852

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