Der Bundespräsidentenwahlkampf 2004 war geprägt von der Vorstellung, dass sich vor allem Frauen für die weibliche Bundespräsidentschaftskandidatin, Frau Dr. Benita Ferrero-Waldner, entscheiden müssten, da zum ersten Mal in Österreich eine Frau die reelle Chance auf das höchste Amt im Staat hat.
Kann „Frau-Sein“/ „Mann-Sein“ für eine Wahlentscheidung ausreichen? Ist der Faktor Geschlecht wirklich ausschlaggebend, dass dieser die Wahlentscheidung beeinflusst, oder kommt es doch auf andere Aspekte bei den zur Wahl stehenden Kandidaten an?
Betrachtet man die politische Geschichte weltweit, dann fällt auf, dass bei politischen Angelegenheiten oft das Geschlecht eine große Rolle spielte.
Es ist einer Frau – Elenore Roosevelt – zu verdanken, dass der Name der Menschenrechtserklärung (1948) von „Declaration on the Rights of Men“ in „Declaration on Human Rights“ umbenannt wurde.
Frauen gestand man politische Partizipation lange weltweit nicht zu. Auch heute noch können Frauen in einigen Ländern und Kulturkreisen ihren politischen Willen nicht frei und unabhängig äußern. Dabei kämpfte Olympe de Gouges bereits während der Französischen Revolution (1791) für die völlige Gleichstellung der Geschlechter in politischen, sozialen und rechtlichen Belangen.
In Österreich wurde 1918 das allgemeine, direkte, geheime und gleiche Wahlrecht, ohne Unterschied des Geschlechts eingeführt. 1919 konnten die wahlberechtigten Österreicherinnen ab 20 Jahren zum ersten Mal ihren politischen Willen äußern. Bemerkenswert ist, dass in der Schweiz erst seit 1971 und in Liechtenstein gar erst seit 1984 das Wahlrecht auch Frauen zusteht.
Die Gleichstellung von Mann und Frau ist also kein neues Thema, und doch hatte man bei dem Bundespräsidentschaftswahlkampf 2004 den Eindruck, dass Frau/ Mann sich besonders darstellen muss, was sie/ er kann, um für das höchste Amt im Staat geeignet zu sein.
Geschlechtliche Zuschreibungen wie „Frauen sind dialogfähiger“ bis „Männer gelten als ausgeglichener“ wurden aus den Schubladen gezogen.
Wie nie zuvor bei einer Wahl in Österreich wurde der Faktor Geschlecht derart diskutiert und medial aufbereitet.
Die Tatsache, warum der Aspekt Geschlecht bei der Bundespräsidentenwahl 2004 dermaßen im Mittelpunkt stand, und wie er sich auf das Wahlverhalten auswirken kann, soll anhand von wissenschaftlichen Fakten erklärt werden, um danach analysiert werden zu können.
Inhaltsverzeichnis
- I. THEORETISCHER TEIL
- 1. Einleitung
- 1.1 Fragestellung
- 1.2 Aufbau der Arbeit und Kapitelerläuterung
- 2. Politische Wahlforschung
- 2.1 Erklärungsmodelle zum Wahlverhalten
- 2.1.1 Das sozialstrukturelle Modell – „Columbia School“
- 2.1.2 Das sozialpsychologische Modell – „Michigan School“
- 2.1.3 Das Rational-Choice Modell
- 2. 2 Faktoren des Wahlverhaltens von Wählern und Wählerinnen
- 3. Politik und Gender
- 3.1 Kategorie Geschlecht
- 3.2 Definition Gender
- 3.3 Geschichtlicher Rückblick zur Geschlechterdifferenz
- 3.4 Geschlecht und Medien
- 3.5 Darstellung von Politikerinnen in den Medien
- 3.6 Frauen und Politik
- 3.7 Geschlechtsspezifisches Wahlverhalten
- 3.7.1 Geschichtlicher Rückblick
- 3.7.2 Bestimmungsfaktoren zur politischen Partizipation von Frauen
- 3.7.3 Wählen Frauen eher Frauen?
- 3.7.4 Bundespräsidentenwahl 1998: Genderspezifische Aspekte
- 4. Aspekte zur Österreichischen Bundespräsidentschaft.
- 4.1 Historischer Rückblick
- 4.2 Das Bundespräsidentenamt
- 5. Repräsentatives Meinungsbild des Bundespräsidenten-wahlkampfs 2004
- 5.1 Kurzbeschreibung der Kandidaten
- 5.2 Ausgangssituation, Wahlkampfverlauf und mediale Berichterstattung
- 5.2.1 Faktor Gender im Bundespräsidentenwahlkampf 2004
- 5.2.2 Wahlausgang.
- II. EMPIRISCHER TEIL
- 6. Beschreibung und Auswertung der Untersuchung von Geschlechts-spezifischem Wahlverhalten bei der Bundespräsidentenwahl 2004
- 6. 1 Beschreibung der Untersuchung.
- 6. 2 Forschungsfrage/ Hypothesen
- 6. 3 Beschreibung der soziodemographischen Merkmale
- 6. 4 Darstellung und Interpretation der Ergebnisse
- 6.4.1 Politische Einstellungen und Einschätzungen
- 6.4.2 Wünsche und Erwartungen an das künftige Staatsoberhaupt
- 6.4.3 Wahlabsicht bei der Bundespräsidentenwahl 2004 und Begründungen
- 6.4.4 Genderspezifische Einstellungen
- 6.5 Hypothesenüberprüfung und Zusammenfassung der Ergebnisse
- 7. Schlussbemerkung
- Analyse des Einflusses von Gender auf das Wahlverhalten bei der Bundespräsidentenwahl 2004
- Untersuchung der Rolle von Gender im Wahlkampf und in der medialen Berichterstattung
- Bewertung von genderspezifischem Wahlverhalten und dessen Ursachen
- Analyse der politischen Einstellungen und Erwartungen von Frauen und Männern an das künftige Staatsoberhaupt
- Relevanz des Themas Frauen in der Politik und deren Einfluss auf die politische Partizipation
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob das Geschlecht (Gender) ein entscheidender Faktor beim Wahlverhalten von Frauen und Männern bei der österreichischen Bundespräsidentenwahl 2004 war. Die Arbeit analysiert die Rolle von Gender im Wahlkampf und untersucht, ob es ein gendere-spezifisches Wahlverhalten gab, d. h., ob Wählerinnen eher Frauen und Wähler eher Männer wählten. Darüber hinaus werden die politischen Einstellungen und Erwartungen von Frauen und Männern an das künftige Staatsoberhaupt betrachtet.
Zusammenfassung der Kapitel
Der theoretische Teil der Diplomarbeit befasst sich zunächst mit der Einleitung und der Fragestellung der Arbeit. Kapitel 2 beleuchtet die politischen Wahlforschungsmodelle und die Faktoren, die das Wahlverhalten beeinflussen. Kapitel 3 widmet sich dem Thema Politik und Gender, wobei die Definition von Gender, die geschichtliche Entwicklung der Geschlechterdifferenz, die Rolle der Medien und die Darstellung von Politikerinnen im Fokus stehen. Zudem werden die Determinanten des genderspezifischen Wahlverhaltens und die Frage, ob Frauen eher Frauen wählen, untersucht. Schließlich wird die Bundespräsidentenwahl 1998 aus einer genderspezifischen Perspektive betrachtet.
Kapitel 4 liefert einen Überblick über die österreichische Bundespräsidentschaft und deren historische Entwicklung. Kapitel 5 analysiert das Meinungsbild des Bundespräsidentenwahlkampfs 2004 und betrachtet die Rolle von Gender in diesem Kontext. Dabei werden die Kandidaten, die Ausgangssituation, der Wahlkampfverlauf und die mediale Berichterstattung beleuchtet.
Der empirische Teil der Arbeit präsentiert die Ergebnisse einer Untersuchung zum genderspezifischen Wahlverhalten bei der Bundespräsidentenwahl 2004. Die Untersuchung umfasste die Beschreibung der soziodemographischen Merkmale der Befragten, die Analyse der politischen Einstellungen und Erwartungen, die Ermittlung der Wahlabsicht und die Identifizierung von genderspezifischen Einstellungen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen Politik und Gender im Kontext der österreichischen Bundespräsidentenwahl 2004. Schlüsselbegriffe sind Geschlechterdifferenz, politische Wahlforschung, genderspezifisches Wahlverhalten, Medien und ihre Darstellung von Politik, politische Partizipation von Frauen, Bundespräsidentenamt, Wahlkampf und Wahlentscheidung.
- Quote paper
- Mag. Edith Hallbauer (Author), 2005, Politik und Gender: Analyse über geschlechsspezifisches Wahlverhalten am Beispiel der Bundespräsidentenwahl 2004 in Österreich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41147