Der Gedanke einer englischen Sprachakademie im 17. und 18. Jahrhundert


Seminararbeit, 2000

10 Seiten, Note: 2


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Die ersten gelehrten Gesellschaften und Akademien

2. Die Académie française als Vorläufer der Royal Society

3. Der Akademiegedanke bei Defoe

4. Der Akademiegedanke bei Swift

5. Swifts Motivation

6. Die Abkehr von einer englischen Akademie

7. Bibliographie

1. Die ersten gelehrten Gesellschaften und Akademien

Rund zwei Jahrhunderte hinweg beschäftigte der Gedanke, eine englische Sprachakademie zu errichten, die englischen Gemüter; man forderte eine Fixierung der Orthographie und Grammatik, die durch die Einführung des Buchdruckes in England 1475 auch zwingend notwendig erschien. Bücher konnten nun überall in England rezipiert werden, so war es nötig, aus den verschiedenen Varianten des Englischen eine gemeinsame Standardsprache zu entwickeln.

Zu Regierungszeiten Königin Elisabeths (1558-1603) existierten in England bereits einige gelehrte Gesellschaften, deren Ziele eher historischer denn sprachlich-literarischer Art waren, so hatte die Societät der Antiquare, gegründet von Erzbischof Parker 1572, von der Königin den Auftrag erhalten, das Altertum und die Geschichte genauer zu untersuchen.

Der erste schriftlich belegte Vorschlag, das Parlament solle durch einen Erlaß dafür sorgen, die englische Sprache durch eine konkrete Grammatik und Orthographie zu normieren, findet sich in der privaten Korrespondenz Harvey/Spenser um 1580 wieder, blieb aber mangels Veröffentlichung unberücksichtigt.

Fast zur gleichen Zeit (1582) findet in Italien die Gründung der Accademia della Crusca zum Zweck der Reinigung der italienischen Sprache statt. In England jedoch wurde der weiteren Entwicklung der gelehrten Gesellschaften durch König Jakob I. ein jähes Ende gesetzt, ca. 1604 ließ er diese auflösen; seine Beweggründe dafür sind nicht näher bekannt. Erst als sich um 1616 der allmächtige Günstling des Königs, der Duke of Buckingham für den Plan des Antiquars Edmund Bolton, eine antiquarische als auch literarische Gesellschaft zu gründen, einsetzte, fand König Jakob wieder Gefallen an solch einer Akademie und definierte selbst noch weitere Aufgabenbereiche, so zum Beispiel die Zensur aller in Druck gehenden Bücher, soweit sie nicht theologischen Inhalts waren.

Als König Jakob jedoch im März 1625 verstarb, war das Vorhaben immer noch nicht konkretisiert worden, und der Thronfolger Karl zeigte kein Interesse daran, die Akademie ins Leben zu rufen.

2. Die Académie française als vorläufer der Royal Society

Obwohl es immer wieder historische oder philosophische Institutionen gab, wurde die Forderung nach einer rein literarischen Akademie erst wieder zu Zeiten der Restauration laut, als England die sozialen Kontakte mit Frankreich wieder stark ausweitete. Schriftsteller orientierten sich an französischen Werten und nahmen sich die französische Literatur zum Vorbild. Die Académie française, 1634 gegründet von Kardinal Richelieu mit dem Ziel, der französischen Sprache eindeutige Regeln zu geben und sie rein und tauglich zur Behandlung der Wissenschaften und Künste zu machen, wurde als großes Vorbild angesehen. 1660 entstand dann aus den informellen, kleinen Gruppen, die sich in England regelmäßig trafen, um wissenschaftliche Themen zu diskutieren, die sogenannte Royal Society. Im Gegensatz zu den Akademien auf dem Kontinent, die von den jeweiligen Regierungen getragen wurden, erhielt diese nur die moralische Unterstützung der britischen Krone, (Charter durch Karl II. 1662) war aber dafür unabhängig in ihrer Arbeit und erreichte so bereits im 18.Jahrhundert große internationale Anerkennung.

Im Zuge ihrer Arbeit bestellte die Royal Society 1664 auch ein Komitee zur Verbesserung der Englischen Sprache, unter den 21 Mitgliedern befanden sich John Dryden, John Evelyn, Bischof Thomas Sprat und der Dichter Edmund Waller. Es war vorgesehen, sich ein- bis zweimal monatlich Donnerstags zu treffen, doch da Evelyn auf Grund seiner Amtsgeschäfte an einigen Sitzungen des Komitees nicht teilnehmen konnte, unterbreitete er seine Vorstellung von der Arbeit des Komitees in schriftlicher Form. Dabei ist es erstaunlich, wie präzise und komplex er die Zielsetzung des Gremiums beschreibt. Ganz offensichtlich hatte er sich stark an der Académie française orientiert und fordert so konkret das Erstellen einer englischen Grammatik, eine Regelung der Orthographie und Satzintonation, sowie Allgemeine, Etymologische und Reallexika neben Synonym- und Homonymwörterbüchern. Für ihn galt es, die Fremdwortfrage und den Universitätsjargon zu regeln, die verschiedenen Dialekte zu untersuchen, über Archaismen und Übersetzungen zu entscheiden.

Doch trotz aller Bemühungen gelang es dem Komitee nicht, eben jene Sprachautorität und jenes Ansehen in der englischen Bevölkerung zu erlangen, das eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Arbeit des Komitees darstellte. Evelyn hatte ganz richtig erkannt, daß das Komitee hart arbeiten müßte, um sich seine Sprachautorität zu verdienen; doch hatte die Kommission dazu aufgrund der widrigen äußeren Umstände wie dem Ausbruch der großen Pest 1664, dem Krieg gegen Holland und dem große Brand im September 1666 wenig Gelegenheit. Evelyns Aufzeichnungen belegen, daß die 1664 ernannte Kommission bis 1689 wohl nur drei bis viermal zusammentraf. 1693 war schließlich selbst Dryden, der schon früh darüber klagte, daß England im Gegensatz zu Italien und Frankreich keine Sprachakademie besaß, stark desillusioniert über die Arbeit des Komitees, da bis zu diesem Zeitpunkt weder ein akzeptables Wörterbuch, noch eine Grammatik vorlag; er empfand das Englische auf seine Art und Weise als barbarisch und hatte die Hoffnung aufgegeben, daß sich je eine englische Regierung für einen Protektor der englischen Sprache einsetzen würde.

3. Der Akademiegedanke bei Defoe

Erst als Daniel Defoe 1697 den Forderungen nach einem übergeordneten Sprachgremium in seinem Essay upon Projects ein eigenes Kapitel widmet, erhält der Gedanke, eine englische Sprachakademie zu errichten, einen neuen Impetus. Geschickt nutzt Defoe die Rivalität König Williams III (1689-1702) zu Louis XIV von Frankreich, um die Einrichtung einer Akademie voranzutreiben. So macht er immer wieder auf die Académie française aufmerksam, die großzügig von Louis XIV unterstützt wird und ihm zu großem Ruhm gereicht. Die Errichtung einer englischen Akademie wäre ein Seitenhieb in Friedenszeiten gegen Frankreich, man könnte so geschickt den Ruhm des französischen Königs herabsetzten, wie sonst nur im Krieg. Außerdem, so argumentiert Defoe, ist das Englische dem Französischen mindestens gleichwertig, wenn nicht sogar fähig zu noch größerer Perfektion, was per se schon die gleichen Bemühungen um die Sprache erfordert. Nach Defoe hat die Académie française das Französische in einem Maße verfeinert und korrigiert, daß es nun universell an allen christlichen Höfen gesprochen wird. Für die Royal Society und die kleineren learned societies sei das aber ein zu großes Unterfangen, ein so edles Thema müsse eben von hochrangigen Persönlichkeiten aufgegriffen werden, und die Gründung einer englischen Sprachakademie würde die Nachwelt als eine der vielen Glanztaten König Williams ansehen.

[...]

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Details

Titel
Der Gedanke einer englischen Sprachakademie im 17. und 18. Jahrhundert
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (Institut für englische Philologie)
Veranstaltung
Die Geschichte der englischen Sprache von der Renaissance bis zum Zeitalter der Aufklärung
Note
2
Autor
Jahr
2000
Seiten
10
Katalognummer
V41165
ISBN (eBook)
9783638394895
Dateigröße
474 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gedanke, Sprachakademie, Jahrhundert, Geschichte, Sprache, Renaissance, Zeitalter, Aufklärung
Arbeit zitieren
Stephanie Helmer (Autor:in), 2000, Der Gedanke einer englischen Sprachakademie im 17. und 18. Jahrhundert, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41165

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