Rund zwei Jahrhunderte hinweg beschäftigte der Gedanke, eine englische Sprachakademie zu errichten, die englischen Gemüter; man forderte eine Fixierung der Orthographie und Grammatik, die durch die Einführung des Buchdruckes in England 1475 auch zwingend notwendig erschien. Bücher konnten nun überall in England rezipiert werden, so war es nötig, aus den verschiedenen Varianten des Englischen eine gemeinsame Standardsprache zu entwickeln.
Zu Regierungszeiten Königin Elisabeths (1558-1603) existierten in England bereits einige gelehrte Gesellschaften, deren Ziele eher historischer denn sprachlich-literarischer Art waren, so hatte die Societät der Antiquare, gegründet von Erzbischof Parker 1572, von der Königin den Auftrag erhalten, das Altertum und die Geschichte genauer zu untersuchen.
Der erste schriftlich belegte Vorschlag, das Parlament solle durch einen Erlaß dafür sorgen, die englische Sprache durch eine konkrete Grammatik und Orthographie zu normieren, findet sich in der privaten Korrespondenz Harvey/Spenser um 1580 wieder, blieb aber mangels Veröffentlichung unberücksichtigt.
Fast zur gleichen Zeit (1582) findet in Italien die Gründung der Accademia della Crusca zum Zweck der Reinigung der italienischen Sprache statt. In England jedoch wurde der weiteren Entwicklung der gelehrten Gesellschaften durch König Jakob I. ein jähes Ende gesetzt, ca. 1604 ließ er diese auflösen; seine Beweggründe dafür sind nicht näher bekannt. Erst als sich um 1616 der allmächtige Günstling des Königs, der Duke of Buckingham für den Plan des Antiquars Edmund Bolton, eine antiquarische als auch literarische Gesellschaft zu gründen, einsetzte, fand König Jakob wieder Gefallen an solch einer Akademie und definierte selbst noch weitere Aufgabenbereiche, so zum Beispiel die Zensur aller in Druck gehenden Bücher, soweit sie nicht theologischen Inhalts waren.
Als König Jakob jedoch im März 1625 verstarb, war das Vorhaben immer noch nicht konkretisiert worden, und der Thronfolger Karl zeigte kein Interesse daran, die Akademie ins Leben zu rufen.
Inhaltsverzeichnis
- Die ersten gelehrten Gesellschaften und Akademien
- Die Académie française als Vorläufer der Royal Society
- Der Akademiegedanke bei Defoe
- Der Akademiegedanke bei Swift
- Swifts Motivation
- Die Abkehr von einer englischen Akademie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert den Gedanken einer englischen Sprachakademie im 17. und 18. Jahrhundert. Sie untersucht die historischen und gesellschaftlichen Faktoren, die zur Entstehung dieses Gedankens führten, und beleuchtet die Argumentationen wichtiger Protagonisten wie Defoe und Swift. Der Text zeichnet die Entwicklung von gelehrten Gesellschaften bis hin zur Gründung der Royal Society nach und zeigt auf, wie die Académie française als Vorbild für die englische Sprachreform diente.
- Die Entwicklung des Akademiegedankens in England
- Die Rolle der Royal Society in der Sprachreform
- Die Argumente von Defoe und Swift für eine englische Sprachakademie
- Die gesellschaftlichen und politischen Strömungen des 17. und 18. Jahrhunderts
- Die Auswirkungen der Académie française auf den englischen Sprachdiskurs
Zusammenfassung der Kapitel
- Die ersten gelehrten Gesellschaften und Akademien: Dieses Kapitel beschreibt den Kontext der frühen gelehrten Gesellschaften in England, die sich vorwiegend mit Geschichte und Altertum beschäftigten. Es beleuchtet den ersten Vorschlag für eine Grammatik und Orthographie der englischen Sprache sowie die Auflösung dieser frühen Gesellschaften durch König Jakob I.
- Die Académie française als Vorläufer der Royal Society: Dieses Kapitel zeigt die wachsende Bedeutung der französischen Sprache und Literatur in England auf und analysiert die Académie française als Vorbild für eine Sprachreform in England. Es beschreibt die Gründung der Royal Society als wissenschaftliche Institution und deren Einfluss auf den Gedanken einer englischen Sprachakademie.
- Der Akademiegedanke bei Defoe: Dieses Kapitel beleuchtet Daniel Defoes Argumentation für eine englische Sprachakademie. Es untersucht Defoes Kritik an der Sprachvielfalt und seinen Vorschlag für ein Sprachgremium, das die englische Sprache regulieren sollte.
- Der Akademiegedanke bei Swift: Dieses Kapitel analysiert Jonathan Swifts Argumente für eine englische Sprachakademie und zeigt die Motivationen hinter seiner Kritik an der englischen Sprache auf. Es untersucht, wie Swift die Sprache als Instrument der Macht und sozialen Ordnung sah und wie er sich für eine Reform der englischen Sprache einsetzte.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit dem Akademiegedanken, der Sprachreform, der englischen Sprache, der Royal Society, der Académie française, Daniel Defoe, Jonathan Swift, Sprachvielfalt, Grammatik, Orthographie, Lexikografie, gelehrte Gesellschaften, und dem Einfluss der Französischen Sprache und Kultur auf die englische Gesellschaft.
- Citation du texte
- Stephanie Helmer (Auteur), 2000, Der Gedanke einer englischen Sprachakademie im 17. und 18. Jahrhundert, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41165