Die materialistische Theorie, sei es in Form des anthropologischen Materialismus nach Feuerbach oder des Historischen Materialismus nach Marx und Engels, gestaltet sich als ein Themenkomplex, der sich über ein breites Spektrum der Geisteswissenschaften erstreckt, damit einhergehend ein ebenso facettenreiches Feld der philosophischen Anschauungsweisen eröffnet: Philosophische, theologische, gesellschaftliche, psychologische und materielle Aspekte determinieren die Betrachtung und die aus dem Materialismus resultierende Kritik. Die Relation zwischen dem Bewusstsein, dem Geist und dem Sein, der Materie ist die Sphäre der materialistischen Reflexion. Die Grundfrage der Philosophie, mit dem Materialismus erörtert, erhält in Divergenz zu der Anschauung der spekulativen Philosophie eine neue Konnotation: Die Materie steht im Zentrum der Betrachtung. Die Bewegung der Wirklichkeit entfaltet sich aus der Materie, der Geist wird zum Produkt der materiellen Gegebenheiten. Die Schere zwischen der idealistischen und der materialistischen Auffassung ist sichtbar, doch sind es nicht ausschließlich Differenzen, die die Beziehung der beiden Theorien bestimmen. Insbesondere an den materialistischen Konzeptionen von Feuerbach und Marx kommt die gleichzeitige Nähe und Ferne der Denkrichtungen zum Vorschein und findet ihren Ausdruck.
In der Umkehrung der Anschauung der spekulativen Philosophie, dem Schließen von dem Sein auf das Bewusstsein, liegt der subversive Aspekt des Materialismus. Dieses umwälzende Moment bezieht sich jedoch nicht ausschließlich auf eine veränderte theoretisch-philosophische Betrachtungsweise, sondern ist ebenso im Praktischen, im Bereich der real existierenden Gegebenheiten, von Bedeutung: der Veränderung der bestehenden gesellschaftlichen Ordnung mittels einer unverhüllten Darstellung der Wirklichkeit. Die Kritik in Das Wesen des Christentums steht im Zeichen der Abkehr von dem hegelianischen Idealismus sowie der Überwindung christlich geprägter Anschauungen und Institutionen – der Mensch wird Ausgangspunkt der Betrachtung. Marx und Engels vollziehen in Die Deutsche Ideologie zugleich den Bruch mit dem Idealismus und dem anthropologischen Materialismus Feuerbachs. Die menschliche Tätigkeit sowie damit einhergehend die Betrachtung der historischen Voraussetzungen der gegebenen Gesellschaftsordnung stellen dabei den Kern der neuen Auslegung der materialistischen Methode dar.
Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung
- B. Anschauung der Entwicklung der materialistischen Methode
- a. Der metaphysische Materialismus
- b. Der anthropologische Materialismus
- c. Der Historische Materialismus
- C. Zwischenfazit
- D. Die materialistische Methode Ludwig Feuerbachs
- a. Aspekte des anthropologischen Materialismus
- b. Feuerbach im Spiegel der marxschen Kritik
- E. Der Historische Materialismus
- F. Konklusion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Entwicklung der materialistischen Methode vom metaphysischen Materialismus des 18. Jahrhunderts über den anthropologischen Materialismus Feuerbachs bis hin zum historischen Materialismus von Marx und Engels. Ziel ist es, die Unterschiede und Gemeinsamkeiten dieser Ansätze aufzuzeigen und die spezifischen Formen des anthropologischen und historischen Materialismus zu verdeutlichen. Die Marxsche Kritik an Feuerbach spielt dabei eine zentrale Rolle.
- Entwicklung der materialistischen Methode
- Vergleich metaphysischer, anthropologischer und historischer Materialismus
- Feuerbachs anthropologischer Materialismus und seine Kritik
- Marx' Kritik an Feuerbach und die Entstehung des historischen Materialismus
- Der historische Materialismus und seine dialektische Methode
Zusammenfassung der Kapitel
A. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik des historischen und anthropologischen Materialismus ein und benennt die zentralen Fragestellungen der Arbeit. Sie betont die Bedeutung des Bruchs und der Kontinuität zwischen den verschiedenen materialistischen Ansätzen, insbesondere zwischen Feuerbachs anthropologischem und Marx' historischem Materialismus. Der Fokus liegt auf der Untersuchung der materialistischen Methode anhand der Werke Feuerbachs ("Das Wesen des Christentums") und Marx' und Engels' ("Die Deutsche Ideologie"). Die Arbeit kündigt eine chronologische Darstellung der Entwicklung der materialistischen Methode an, beginnend mit dem metaphysischen Materialismus des 18. Jahrhunderts.
B. Anschauung der Entwicklung der materialistischen Methode: Dieses Kapitel bietet eine chronologische Übersicht über die Entwicklung der materialistischen Methode. Es beginnt mit dem metaphysischen Materialismus des 18. Jahrhunderts, charakterisiert durch eine atomistische Betrachtungsweise und die Unfähigkeit, gesellschaftliche Antagonismen zu erklären. Der Übergang zum anthropologischen Materialismus Feuerbachs wird skizziert, der den Menschen als Ausgangspunkt der Betrachtung wählt und eine Kritik am Hegelianismus darstellt. Das Kapitel bereitet den Boden für den Vergleich mit dem historischen Materialismus von Marx und Engels, der im weiteren Verlauf der Arbeit im Detail behandelt wird. Es wird deutlich gemacht, dass, obwohl sich der historische Materialismus von den Vorgängermodellen unterscheidet, er auch auf diesen aufbaut.
B.a. Der metaphysische Materialismus: Dieser Abschnitt untersucht den metaphysischen Materialismus des 18. Jahrhunderts, insbesondere anhand der französischen Materialisten Holbach und Helvetius. Er beschreibt die metaphysisch-materialistische Methode als eine atomistische, die Gegenstände unabhängig voneinander betrachtet und die wechselseitigen Beziehungen nicht ausreichend erklären kann. Der Abschnitt hebt hervor, dass der metaphysische Materialismus, obwohl er nicht in der Lage war, die gesellschaftlichen Antagonismen des Kapitalismus zu verstehen, dennoch ein revolutionäres Moment im Kampf gegen das feudale System besaß. Der Gegensatz zwischen Vernunft und ökonomischer Notwendigkeit wird als zentrale Schwäche des metaphysischen Materialismus herausgestellt.
B.b. Der anthropologische Materialismus: Dieser Teil konzentriert sich auf Feuerbachs anthropologischen Materialismus und seinen Bruch mit dem Hegelianismus. Feuerbachs "Das Wesen des Christentums" wird als zentrale Quelle analysiert. Es wird beschrieben, wie Feuerbach den Menschen zum Ausgangspunkt seiner Betrachtung macht und die Sinnlichkeit in den Mittelpunkt rückt. Die Kritik an der hegelianischen Philosophie und an den traditionellen Vorstellungen wird hervorgehoben. Dieser Abschnitt legt die Grundlage für das Verständnis der marxschen Kritik an Feuerbach, die im folgenden Kapitel behandelt wird.
FAQ: Entwicklung der materialistischen Methode
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung der materialistischen Methode vom metaphysischen Materialismus des 18. Jahrhunderts über den anthropologischen Materialismus Feuerbachs bis zum historischen Materialismus von Marx und Engels. Sie beleuchtet Unterschiede und Gemeinsamkeiten dieser Ansätze und verdeutlicht die spezifischen Formen des anthropologischen und historischen Materialismus. Die Marxsche Kritik an Feuerbach spielt dabei eine zentrale Rolle.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit konzentriert sich auf die Entwicklung der materialistischen Methode, den Vergleich metaphysischer, anthropologischer und historischer Materialismus, Feuerbachs anthropologischen Materialismus und dessen Kritik, Marx' Kritik an Feuerbach und die Entstehung des historischen Materialismus sowie den historischen Materialismus und seine dialektische Methode.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in jedem Kapitel?
Die Arbeit gliedert sich in die Kapitel A. Einleitung, B. Anschauung der Entwicklung der materialistischen Methode (mit Unterkapiteln zu metaphysischem und anthropologischem Materialismus), C. Zwischenfazit, D. Die materialistische Methode Ludwig Feuerbachs (mit Unterkapiteln zu Aspekten des anthropologischen Materialismus und Feuerbach im Spiegel der marxschen Kritik), E. Der Historische Materialismus und F. Konklusion. Die Einleitung führt in die Thematik ein, Kapitel B bietet einen chronologischen Überblick über die Entwicklung der materialistischen Methode, Kapitel D analysiert Feuerbachs Werk und die Marxsche Kritik, und Kapitel E behandelt den historischen Materialismus. Die Zwischenfazit und die Konklusion runden die Arbeit ab.
Was ist der metaphysische Materialismus und welche Rolle spielt er?
Der metaphysische Materialismus des 18. Jahrhunderts, repräsentiert durch Denker wie Holbach und Helvetius, wird als atomistische Betrachtungsweise beschrieben, die die wechselseitigen Beziehungen zwischen Gegenständen nicht ausreichend erklärt und gesellschaftliche Antagonismen nicht versteht. Trotz seiner Schwächen besaß er ein revolutionäres Moment im Kampf gegen das feudale System. Er dient als Ausgangspunkt für den Vergleich mit späteren materialistischen Ansätzen.
Welche Bedeutung hat Feuerbachs anthropologischer Materialismus?
Feuerbachs anthropologischer Materialismus, insbesondere in seinem Werk "Das Wesen des Christentums", stellt einen Bruch mit dem Hegelianismus dar. Er setzt den Menschen und die Sinnlichkeit in den Mittelpunkt seiner Betrachtung und kritisiert traditionelle Vorstellungen. Dieser Ansatz wird als Grundlage für das Verständnis der marxschen Kritik an Feuerbach betrachtet.
Wie beurteilt Marx Feuerbach und wie entsteht der historische Materialismus?
Marx kritisiert Feuerbachs anthropologischen Materialismus, weil dieser die gesellschaftlichen Verhältnisse und die ökonomischen Grundlagen nicht ausreichend berücksichtigt. Aus dieser Kritik entwickelt sich der historische Materialismus, der die gesellschaftlichen Verhältnisse und die materiellen Bedingungen der Produktion als Ausgangspunkt der Betrachtung nimmt und die dialektische Methode anwendet.
Welche Quellen werden in der Arbeit verwendet?
Die Arbeit bezieht sich auf die Werke Feuerbachs ("Das Wesen des Christentums") und Marx' und Engels' ("Die Deutsche Ideologie"). Weitere Quellen werden im Text explizit genannt.
Welche Methode wird in der Arbeit angewandt?
Die Arbeit verwendet eine chronologische Darstellung der Entwicklung der materialistischen Methode, um die verschiedenen Ansätze zu vergleichen und die jeweiligen Stärken und Schwächen zu analysieren. Die Marxsche Kritik an Feuerbach wird als zentrales Element der Argumentation verwendet.
- Quote paper
- Kevin-Michael Neimeier (Author), 2017, Der anthropologische Materialismus Feuerbachs im Spiegel der marxschen Kritik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/412832