Ökonomische Erklärungsansätze für Lebensqualität und -zufriedenheit


Diplomarbeit, 2017

259 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einführung

2 Theoretische Grundlagen
2.1Zu den Begriffen - Inhaltliche Bestimmung und Abgrenzungen
2.2 Interdisziplinärst und theoretische Erklärungsansätze
2.3 Historischer Abriss aus ökonomischer Perspektive
2.4 Objektivistischerversus subjektivistischer Ansatz
2.5 Zusammenfassung

3 Messung und Erhebung subjektiven Wohlbefindens
3.1 Mess- und Erhebungsansätze
3.1.1 Selbsteinschätzung durch Befragung
3.1.2 Weitere Ansätze
3.1.3 Gegenüberstellung derverschiedenenMessansätze
3.2 Zur Aussagekraft und interkulturellen Vergleichbarkeit der Messung subjektiven Wohlbefindens
3.2.1 Gütekriterien und bestätigende Indikatoren
3.2.2 Interpersonelle und intertemporale Vergleichbarkeit
3.2.3 Formate und Termini der Befragung
3.2.4 Effekte des Antwortformats
3.2.5 Soziale Erwünschtheit und Kontexteffekte
3.2.6 Unterschiede in der Teilnahmebereitschaft
3.2.7 Vergleichbarkeit zwischen Ländern, Kulturen und Sprachen
3.3 Fazit zur Messung und Erhebung subjektiven Wohlbefindens

4 Überblick zur Bedeutung ökonomischer, institutioneller und nicht-ökonomischer Einflussgrößen für das subjektive Wohlbefinden
4.1 Systematisierung der Einflussgrößen
4.2 Der ökonometrische Modell- und Schätzansatz
4.2.1 Darstellung des Modell- und Schätzansatzes
4.2.2 Schwierigkeiten und Lösungsansätze
4.3 Individuelles und nationales Einkommen
4.3.1 Theoretische Erklärungsansätze
4.3.2 Empirische Befunde - Individuelles Einkommen
4.3.3 Empirische Befunde - Nationales Einkommen im Ländervergleich
4.3.4 Empirische Befunde - Nationales Einkommen im Zeitverlauf.
4.3.5 Easterlin-Paradox und psychologische Erklärungsansätze
4.3.6 Fazit und kritische Anmerkungen
4.4 Konsum
4.4.1 Erklärung des Easterlin-Paradox mittels des Konsums von Positionsgütern
4.4.2 Abweichungen von der Theorie rationaler Entscheidungen
4.5 Einkommensungleichheit
4.6 Sozialstaatliche und institutionelle Rahmenbedingungen
4.6.1 Sozialstaatliche Absicherung
4.6.2 Politische Institutionen
4.7 Weitere ökonomische Einflussgrößen
4.7.1 Inflationsrate
4.7.2 Ausbildungsgrad
4.8 Weitere nicht-ökonomische Einflussgrößen
4.8.1 Alter
4.8.2 Geschlecht
4.8.3 Persönliche Anlagen
4.8.4 Gesundheit
4.8.5 Soziale Kontakte und Beziehungen
4.8.6 Religiosität
4.9 Weitere diskutierte Einflussgrößen

5 Bedeutung arbeitsbezogener Größen für das subjektive Wohlbefinden
5.1 Individuelle Arbeitslosigkeit
5.1.1 Theoretische Erklärungsansätze
5.1.2 Empirische Befunde
5.1.3 Fazit
5.2 Allgemeine Arbeitslosigkeit
5.2.1 Theoretische Erklärungsansätze
5.2.2 Empirische Befunde und Fazit
5.3 Zielkonflikt zwischen Inflationsrate und Arbeitslosenquote
5.4 Weitere arbeitsbezogene Einflussgrößen
5.4.1 Vollzeit- versus Teilzeit-Erwerbsbeschäftigung
5.4.2 Selbständige Erwerbstätigkeit versus abhängige Beschäftigung
5.4.3 Ruhestand
5.4.4 Weitere arbeitsbezogene Aktivitäten

6 Zusammenführung der empirischen Ergebnisse und weitere relevante Aspekte bezüglich der Bestimmung von Einflussgrößen auf das subjektive Wohlbefinden
6.1 Zusammenführung der empirischen Ergebnisse
6.2 Psychologische Setpoint-Theorie und bereichsspezifische Gewöhnungseffekte
6.3 Methodische Aspekte und Anmerkungen

7 Politische Schlussfolgerungen
7.1 Wohlwollender Diktator versus konstitutioneller und prozeduraler Ansatz
7.2 Politische Handlungsempfehlungen
7.2.1 Einkommen und Konsum
7.2.2 Einkommensungleichheit sowie sozialstaatliche und institutionelle
Rahmenbedingungen
7.2.3 Individuelle und allgemeine Arbeitslosigkeit sowie weitere arbeitsbezogene Größen
7.2.4 Inflationsrate und Ausbildungsgrad
7.2.5 Gesundheit sowie Soziale Kontakte und Beziehungen
7.2.6 Zusammenfassung
7.3 Informationsbereitstellung an politische Entscheidungsträger
7.3.1 Bemessung des Nutzenwerts öffentlicher Güter
7.3.2 Aggregierte Wohlfahrtsindizes und -indikatoren aufBasis von Angaben zum subjektiven Wohlbefinden
7.3.3 Zusammenfassung
7.4 Kritische Anmerkungen und offene Punkte hinsichtlich der Bestimmung politischer Schlussfolgerungen
7.5 Zusammenfassung

8 Resümee und Ausblick

Anhang

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Monatliches Nettoeinkommen und Lebenszufriedenheit in Deutschland 2010

Abbildung 2: Pro-Kopf-Einkommen und subjektives Wohlbefinden im Länderver­gleich

Abbildung 3: BIP pro Kopf und Lebenszufriedenheit in Deutschland 1985-2010

Abbildung 4: Lebenszufriedenheit vor, während, und nach einer Arbeitslosigkeit

Abbildung 5: Durchschnittliches subjektives Wohlbefinden und reales Pro-Kopf-Ein­kommen in den USA für die Jahre 1975 bis 1997 aufBasis von Querschnittsstudien.

Abbildung 6: Lebenszufriedenheit von arbeitslosen und erwerbstätigen Europäern

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Mentales Wohlbefinden und Lebenszufriedenheit von Erwerbstätigen und Arbeitslosen nach Daten des BHPS

Tabelle 2: Korrelierende Indikatoren zu Lebenszufriedenheit und subjektivem Wohlbe­finden

Tabelle 3: Bestimmungsfaktoren der Lebenszufriedenheit 1992-2005

Tabelle 4: Sozio-oekonomische Determinanten der Lebenszufriedenheit in Deutschland 2010

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einführung

Die Beschäftigung mit dem Thema des Glücks, der Lebensqualität und -Zufriedenheit sowie dem subjektives Wohlbefinden1 hat in der ökonomischen Forschungsliteratur in den letzten Jahren einen deutlichen Auftrieb erlebt. Sie ist dabei zu einem bedeutenden Untersuchungsgebiet in der Ökonomik herangewachsen. So nahm die Anzahl der in EconLit2 verzeichneten Zeitschriftenartikel, die die Begriffe „Happiness“, „Lebenszu­friedenheit“ oder „subjektives Wohlbefinden“ im Titel oder Abstract enthalten, in den letzten Jahren, vor allem nach der Jahrtausendwende, deutlich zu.3 4 Waren es zwischen I960 und 1989 noch 57 Artikel, verdoppelte sich diese Zahl in den 1990er Jahren nahe­zu auf insgesamt 112 Zeitschriftenaufsätze. In den darauf folgenden Jahren 2000 bis 2003 setzte sich dieser Trend weiter fort und konnten 148 Einträge, sowie allein für das Jahr2011 wiederum 146 Artikel verzeichnetwerden.5

Dass sich die Ökonomik mit dem Thema des Glücks, subjektiven Wohlbefindens, der Lebenszufriedenheit und Lebensqualität des Menschen auseinandersetzt, mag auf den ersten Blick überraschend oder ungewohnt erscheinen. Sind Fragestellungen und die Analyse dessen, was Glück, Lebenszufriedenheit, Lebensqualität und subjektives Wohl­befinden eigentlich sind und ausmachen, wie und wodurch sie entstehen sowie ob und wie sie erreicht werden können, doch ein zentraler Gegenstand der Philosophie, der Psychologie und weiterer sozial- und geisteswissenschaftlicher Disziplinen. Jedoch wird seitens einiger Autoren argumentiert, dass die Auseinandersetzung mit dieser Thematik auch für die Ökonomik von Relevanz sei, da das Ziel und der Zweck wirtschaftlichen

Handelns letztendlich in der Erhöhung menschlicher Wohlfahrt liege6, und ökonomi­sches Handeln sowie der Kauf und Besitz von Gütern die Aufgabe und Intension in sich trage, zum individuellen, menschlichen Wohlbefinden beizutragen.7 Dies findet sich auch in der Mikroökonomik in der zentralen Bedeutung des Nutzenkonzepts und der in­dividuellen Nutzenmaximierung in gewisser Weise wieder.8

Da der Umfang der Forschungsliteratur in der Ökonomik zu dem Thema des Glücks, der Lebensqualität und -zufriedenheit sowie des subjektiven Wohlbefindens in den letz­ten Jahren auf ein umfangreiches Maß angewachsen ist, ist eine Eingrenzung der Frage­stellung für diese Arbeit von Nöten. Gegenstand soll sein, ob und inwiefern insbesonde­re mikro- und makroökonomische sowie institutionelle Größen und Bedingungen für das subjektive Wohlbefinden von Menschen von Bedeutung sind. Hierzu können u. a. das individuelle und nationale Einkommen sowie der Konsum von Gütern und Dienst­leistungen, die Einkommensungleichheit innerhalb einer Gesellschaft sowie sozialstaat­liche und institutionelle politische Rahmenbedingungen, der individuelle Beschäfti­gungsstatus als auch die Arbeitslosen- und Inflationsrate gezählt werden.9 Der Hauptfo­kus in dieser Arbeit liegt dabei auf der Frage eines Effekts individueller sowie allgemei­ner Arbeitslosigkeit auf das subjektive Wohlbefinden. Weitere in der Forschung häufig diskutierte ökonomische und nicht-ökonomische Einflussgrößen werden darüber hinaus überblicksartig in kürzerem Umfang behandelt.10 11

Der Untersuchungsgegenstand ist gleichfalls nicht auf einzelne Länder oder Bevölke­rungsgruppen, wie z. B. Jugendliche oder Menschen im Rentenalter, beschränkt, son­dern sucht nach übergreifend gültigen Effekten bzw. versucht, sofern Unterschiede be­stehen, diese herauszuarbeiten und ggf. zu erklären. Ferner wird die Frage, inwiefern aggregierte Wohlfahrtsindizes und -indikatoren auf Basis des subjektiven Wohlbefin­dens bzw. alternative Indizes und Indikatoren unter Einschluss nicht-materieller Berech­nungsgrößen, wie z. B. Umweltqualität oder Kriminalität, gesellschaftliche Wohlfahrt ergänzend oder alternativ zum Bruttoinlandsprodukt (nachfolgend: BIP) besser abzubil­den vermögen, und welche konkreten Ansätze diesbezüglich existieren, nur am Rande gestreift. Weitere aus Sicht des Verfassers interessante Fragestellungen und Untersu­chungsgebiete, die in der Arbeit nicht in der gebotenen Weise und nicht ausführlich dar­gestellt werden können, stammen u. a. aus der Verhaltensökonomik, inwieweit Men­schen ihr Handeln im ökonomischen Kontext tatsächlich an der Maximierung ihres Nut­zens oder Wohlbefindens ausrichten oder in welcher Weise dies ggf. hiervon abweicht12, sowie inwiefern individuelle ökonomische Verhaltensweisen und Handlungen, z. B. eine zukünftige Kündigung einer beruflichen Tätigkeit aus vorherigen Angaben zum selbst­berichteten subjektiven Wohlbefinden bzw. zur Lebenszufriedenheit prognostiziert und abgeleitet werden können.13 Ein weiteres einschlägiges Gebiet, auf das nicht tiefer ein­gegangen werden kann, stellt die Bewertung von Umweltgütern mittels Informationen zum subjektiven Wohlbefinden bzw. zur Lebenszufriedenheit innerhalb der Umwelt- und ökologischen Ökonomik dar.14 Ferner wird die Frage, in welcher Weise menschli­ches Wohlbefinden zu Nachhaltigkeit in Beziehung gesetzt und welche Rolle ökonomi­schem Wachstum hierbei zu Teil werden kann, nicht näher betrachtet.15

Zur Untersuchung der Relevanz ökonomischer und nicht-ökonomischer Einflussgrößen für das subjektive Wohlbefinden ist es zunächst nötig, einige theoretische Grundlagen zu legen. Aufgrund dessen werden in Kapitel 2 die verschiedenen Begriffe des Glücks, subjektiven Wohlbefindens, der Lebenszufriedenheit und -qualität inhaltlich spezifiziert, ihre Dimensionen, Bedeutungen und Bezüge zueinander aufgezeigt, sowie die begriffli­che Verwendung für den weiteren Verlauf der Arbeit geklärt. Weiter wird im Anschluss in der gebotenen Kürze auf verschiedene Sichtweisen und Auffassungen zu Glück, sub­jektivem Wohlbefinden, Lebenszufriedenheit und -qualität in anderen wissenschaftli­chen Disziplinen eingegangen sowie den historischen ökonomischen Diskurs hierzu

dargelegt. Anschließend werden zwei grundlegenden Ansätze und Herangehensweisen in der Ökonomik zur Ableitung individuellen Nutzens aufgegriffen und gegenüberge­stellt sowie in Bezug zur ökonomischen Forschung zum subjektiven Wohlbefinden ge­bracht. Kapitel 3 dient in der Folge der Darstellung, wie subjektives Wohlbefinden für die Analyse von Einflussgrößen messbar gemacht werden kann. Zu diesem Zweck wer­den verschiedene methodische Ansätze und die ihnen zugrunde liegenden Annahmen vorgestellt sowie mögliche Schwierigkeiten im Hinblick auf die Aussagekraft und Eig­nung dieser Ansätze aufgeworfen. Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf der Heran­gehensweise der direkten Befragung zum subjektiven Wohlbefinden bzw. zur Lebenszu­friedenheit.

Im vierten Kapitel wird sodann ein Überblick über den aktuellen Forschungsstand zur Bedeutung verschiedener wissenschaftlich diskutierter, vorwiegend ökonomischer, Einflussgrößen für das subjektive Wohlbefinden in Relation zu theoretischen ökonomi­schen Auffassungen gegeben. Zunächst erfolgt dazu eine Systematisierung der in der Li­teratur und in dieser Arbeit diskutierten Einflussgrößen, bevor im Anschluss der ökono­metrische Modell- und Schätzansatz, welcher als Grundlage für die Berechnung von Einflussstärken dient, vorgestellt wird. Darauf folgend wird überblicksartig auf ver­schiedene, vorwiegend ökonomische, Einflussfaktoren und ihren Bezug zum subjekti­ven Wohlbefinden und zur Lebenszufriedenheit eingegangen. Das fünfte Kapitel ist so­dann der Frage der Relevanz arbeitsbezogener Größen, vor allem individueller Arbeits­losigkeit sowie des Niveaus allgemeiner Arbeitslosigkeit, für das subjektive Wohlbefin­den von Erwerbstätigen und Arbeitslosen gemäß empirischer Befunde gewidmet. Die­sem Aspekt wird gegenüber den anderen diskutierten Einflussgrößen im Besonderen Raum eingeräumt. Das sechste Kapitel gibt eine Zusammenführung der in den darge­stellten empirischen Studien gewonnenen Ergebnisse und Evidenzen und wirft weitere relevante Aspekte zur Forschung und zur Beziehung von Einflussgrößen zum subjekti­ven Wohlbefinden auf. Des Weiteren stellt sich hinsichtlich der in den Kapiteln 4 und 5 dargestellten und in Kapitel 6 zusammengeführten Ergebnisse, in Kapitel 7 vor allem die Frage, welche politischen Schlussfolgerungen aus den empirischen Befunden gezo­gen werden können. Dabei werden einige Handlungsempfehlungen aus den empirischen Evidenzen abgeleitet sowie zwei Instrumente der Informationsbereitstellung an politische Entscheidungsträger thematisiert. Ferner werden diesbezüglich mehrere kritische Anmerkungen und offene Punkte angesprochen. Das abschließende Resümee dient sodann dem Zweck, die Hauptergebnisse nochmals kurz zusammen zu fassen und einen Ausblick auf eine Auswahl anstehender Forschungsfragen und -herausforderun­gen zu geben.

2 Theoretische Grundlagen

In diesem zweiten Kapitel sollen zunächst ein paar theoretische Grundlagen für die em­pirische Bestimmung von ökonomischen, institutionellen und nicht-ökonomischen Einflussgrößen auf das subjektive Wohlbefinden in den weiteren Kapiteln gelegt wer­den. Hierzu werden zunächst im Abschnitt 2.1 die verschiedenen in der wissenschaftli­chen Literatur sowie in der Alltagssprache verwendeten Begriffe des Glücks, subjekti­ven Wohlbefindens, der Lebenszufriedenheit und -qualität inhaltlich spezifiziert, Di­mensionen der Begriffe aufgezeigt, sowie diese voneinander abgegrenzt. Darauf folgend werden theoretische Betrachtungsweisen mehrerer nicht-ökonomischer Fachdisziplinen zu Glück, subjektivem Wohlbefinden, Lebenszufriedenheit und -qualität sowie dessen Beeinflussbarkeit durch Lebensbedingungen im Abschnitt 2.2, sowie daran anknüpfend ökonomische Sichtweisen und Auffassungen hierzu aus einer historischen Entwick­lungsperspektive im Abschnitt 2.3 vorgestellt. Weiter werden in diesem Kapitel in Ab­schnitt 2.4 mit dem objektivistischen und dem subjektivistischen Ansatz zwei grund­sätzlich verschiedene Herangehensweisen zur Ableitung des individuellen Nutzens bzw. subjektiven Wohlbefindens innerhalb der Ökonomik zueinander abgrenzend in Bezug gesetzt sowie die Bedeutung des subjektivistischen Ansatzes für die empirische For­schung zu Einflussgrößen auf das subjektive Wohlbefinden aufgezeigt. Mit einer darauf folgenden Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse im Hinblick auf die weiteren Darstellungen schließt das Kapitel in Abschnitt 2.5 sodann ab.

2.1 Zu den Begriffen - Inhaltliche Bestimmung und Abgrenzungen

In der Alltagssprache als auch in der wissenschaftlichen Literatur werden eine Vielzahl unterschiedlicher Begriffe, von Glück, über Lebenszufriedenheit und Lebensqualität bis zum subjektiven Wohlbefinden verwendet. Dies geschieht auch im wissenschaftlichen Kontext oftmals synonym oder in einem ähnlichen Bedeutungszusammenhang, obwohl diesen Begriffen ein unterschiedliches Verständnis hinsichtlich ihrer Definition und ih­res Bedeutungsinhalts zugrunde liegt.16 Daher ist es im Hinblick auf die Verwendung der verschiedenen Termini im weiteren Verlauf dieser Arbeit zunächst wichtig, die Be­deutungsinhalte und Dimensionen der einzelnen Begriffe zu klären und heraus zu stel­len, in welcher Weise diese zueinander in Beziehung stehen.

Ein Begriff, welcher sich in der deutschsprachigen Literatur des Öfteren wieder findet und genannt wird, ist der Terminus des Glücks.17 Glück kann dabei zwei unterschiedli­che Formen hinsichtlich seiner Bedeutung aufweisen. Zum einen kann es sich auf zufäl­liges Glück bzw. Glück im Verständnis von Glück haben beziehen, zum anderen lässt sich der Begriff auch als Glück im Sinne von Glücklichsein bzw. Glückseligkeit begrei­fen. In dieser zweiten Auffassung kann Glück als subjektives Wohlbefinden oder als Be­standteil dessen verstanden werden.18 19 Subjektives Wohlbefinden stellt demgegenüber einen Sammelbegriff dar, welcher sowohl kognitive evaluative, als auch affektive Kom­ponenten bzw. Gefühlszustände, welche im Zeitverlauf in Zusammenhang mit bestimm­ten Lebensereignissen auftreten können, mit einschließt. Hinsichtlich der Affekte wird i. d. R. weiter entlang von zwei Dimensionen zwischen positiven, i. d. R. angenehmen, und negativen, i. d. R. unangenehmen, Affekten unterschieden. Zu den positiven Affekten zählen dabei z. B. Freude, Begeisterung, Stolz, Rührung, Glücklichsein, Eksta­se, zu den negativen Affekten werden bspw. Schuld, Scham, Angst und Sorgen, Wut und Neid gerechnet.20 Als dritte Komponente des subjektiven Wohlbefindens tritt zu den Affekten die Lebenszufriedenheit hinzu. Hierunter wird eine globale kognitive eher re­flektierende Einschätzung zum eigenen Leben oder zu Aspekten des Lebens, z. B. auf Basis eines Abgleichs eines Soll an Zielen, Wünschen und Erwartungen zu einem Ist- Zustand verstanden, wobei der Zeitraum zum einen offen und unbestimmt gehalten oder sich auf einen konkreten Lebenszeitraum beziehen kann.21 22 23 Da ein Großteil der Un­tersuchungen zu Einflussgrößen auf das subjektive Wohlbefinden im Spezifischen die kognitive Komponente der Lebenszufriedenheit im Blick hat, ist diese für die nachfol­genden Kapitel von einschlägiger Bedeutung.

Neben dem Begriff der Lebenszufriedenheit existiert ferner als Pendant der Terminus der Lebensqualität. Obgleich es sich hierbei um einen bedeutungsvielfältigen Begriff handelt24, werden im Verständnis der Lebensqualität in Abgrenzung zur Lebenszu­friedenheit intersubjektiv geteilte Qualitätseinschätzungen zu äußeren Lebensbedingun­gen, wie z. B. die Höhe des Einkommens oder die Wohnsituation, mit einbezogen.25 Le­bensqualität lässt sichjedoch auch aus einer subjektiven Perspektive in Bezug zu exter­nen Lebensumständen verstehen, d. h. inwiefern sich diese in der subjektiven Wahrneh­mung und im Erleben aufgrund von Eigenschaften, Fähigkeiten und Erfahrungen eines Menschen tatsächlich abbilden.26 In diesem Sinne beinhaltet Lebensqualität als eine Di­mension unter mehreren auch das subjektive Wohlbefinden und ist in diesem Verständ­nis ebenso wie die Lebenszufriedenheit für die weiteren Darstellungen, welche auf eine subjektive Sicht abstellen, relevant.27 28 In diesen wird vornehmlich auf den Begriff des subjektiven Wohlbefindens zurückgegriffen, da dieser sowohl kognitive als auch affekti­ve Aspekte, die Lebenszufriedenheit und subjektive Lebensqualität umfasst. Sofern je­doch explizit auf die Lebenszufriedenheit als Teilkomponente des subjektiven Wohlbe­findens oder die (subjektive) Lebensqualität im Spezifischen Bezug genommen wird, werden diese Begriffe an denjeweiligen Stellen verwendet.

2.2 Interdisziplinarität und theoretische Erklärungsansätze

Werden in dieser Arbeit vornehmlich die Bedeutung ökonomischer Einflussgrößen und Umstände für das subjektive Wohlbefinden diskutiert, so sind wissenschaftliche Überle­gungen und Untersuchungen abseits der Ökonomik darüber, was subjektives Wohlbefin­den ausmacht, gleichwohl keinesfalls neu. Nachdem im vorangegangenen Abschnitt die verschiedenen Termini des Glücks, subjektiven Wohlbefindens, der Lebenszufriedenheit und Lebensqualität hinsichtlich ihrer Bedeutungsinhalte dargestellt und zueinander in Beziehung gesetzt wurden, werden daher nachfolgend in Erweiterung dessen Auffassun­gen und Erklärungsansätze verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen, im Konkreten der Philosophie, Psychologie und Soziologie, zu Glück im Verständnis von Glücklich­sein bzw. Glückseligkeit und subjektivem Wohlbefinden in Kürze dargelegt.29

So setzten sich schon in der griechischen Antike große Philosophen wie Sokrates, Pla­ton und Aristoteles mit dem Thema des Glücks bzw. der Glückseligkeit auseinander. Sie verbanden hiermit die Vorstellung des eudaimonischen Wohlbefindens als Ziel mensch­lichen Lebens. Nach dieser Anschauung entsteht dieses, wenn Menschen im Zuge von Tugendhaftigkeit und moralischem Handeln im Einklang mit ihrem wahren Selbst und den eigenen Werten leben.30 Hierzu seien Selbstbestimmung, Kompetenz und Ver­bundenheit notwendig.31 In Bezug zum eudaimonischen Wohlbefinden formulierte in Erweiterung dazu u. a. Epikur die Vorstellung des hedonistischen Wohlbefindens, wo­nach Glückseligkeit bzw. Wohlbefinden auch mit dem Erleben von Genuss und der Ab­wesenheit von Leid und Schmerz verbunden sei und durch die Erfüllung gesetzter Ziele und Absichten erfahrbar werde. Auf dieses Verständnis von Wohlbefinden stützten sich auch frühe utilitaristische Nationalökonomen wie J. Bentham, wie an späterer Stelle in diesem Kapitel ausgeführt werden wird.32

Neben der Philosophie beschäftigt sich auch diejüngere Tochterdisziplin der Psycholo­gie mit der Thematik des individuellen und subjektiven Wohlbefindens. So ist injünge­rer Vergangenheit das Teilfachgebiet der positiven Psychologie als eine Strömung in der Psychologie entstanden, welches sich explizit der Frage widmet, ob und ggf. was für das subjektive Wohlbefinden eines Menschen förderlich ist.33 34 Im Rahmen der Psycho­logie existieren darüber hinaus eine Reihe theoretischer Ansätze zur Erklärung des Phä­nomens des subjektiven Wohlbefindens. Einer hiervon ist die Vorstellung eines Set­points des Wohlbefindens, welcher u. a. der Theorie der hedonistischen Tretmühle nach Brickman und Campbell (1971) zugeordnet werden kann.35 Der Setpoint-Ansatz geht dabei davon aus, dass das Niveau subjektiven Wohlbefindens individuell aufgrund von Anlagen und Persönlichkeitseigenschaften weitgehend bestimmt und festgelegt sei und positive wie negative Lebensereignisse dieses nur vorübergehend beeinflussten. Im An­schluss kehrten Menschen nach einer gewissen Dauer zu einem festgelegten Niveau des subjektiven Wohlbefindens zurück. Somit wird eine vollständige Gewöhnung an sich verändernde Lebensgegebenheiten impliziert.36 Diese Auffassung ist an dem sog. Top- down-Ansatz angelehnt, wonach die Lebenszufriedenheit und das Wohlbefinden von Menschen primär durch persönliche Anlagen beeinflusst werde.37

Im Gegensatz hierzu untersuchen die empirischen Analysen zu ökonomischen und weiteren Einflussgrößen auf das subjektive Wohlbefinden, ob und inwieweit Lebensum­stände und -ereignisse einen andauernden Effekt auf dieses haben können. Dies knüpft wiederum an dem sog. Bottom-up-Ansatz der subjektiven Lebensqualität an. Hiernach wird das individuelle Wohlbefinden anhand subjektiver Wertzuschreibungen zu ver­schiedenen objektiven Lebensaspekten theoretisch erklärt, aus denen sich das globale subjektive Wohlbefinden speist. Zu diesen zählen neben dem materiellen Wohlbefinden aufgrund des materiellen Lebensstandards, auch das Wohlbefinden aus sozialen Bezie­hungen und Netzwerken, das Wohlbefinden aus Freizeit- und sonstigen Aktivitäten, so­wie das Wohlbefinden in Bezug auf die eigene körperliche und psychische Gesundheit. Die subjektive Lebensqualität kann aufgrund dessen, diesem Ansatz folgend, mittels ei­ner Verbesserung objektiver Tatbestände gesteigert werden. In dieser Gestalt sind die untersuchten Einflussgrößen auf das subjektive Wohlbefinden auch eng an dieses Mo­dell angelehnt, als dass neben ökonomisch-materiellen Größen u. a. auch die Bedeutung sozialer Kontakte sowie der Gesundheit für das subjektive Wohlbefinden in den Blick genommen wird.38 39

Abseits der Theorien, welche dem Setpoint-Ansatz zugeordnet werden können, existie­ren in der Psychologie weitere theoretische Ansätze zur Erklärung eudaimonischen und hedonistischen Wohlbefindens. Hier ist an erster Stelle die auf Maslow (1943) initiativ fußende Bedürfnispyramide zu nennen, nach der Bedürfnisse in mehreren Stufen hierar- chisiert sind. An erster Stelle stehen dabei grundlegende körperliche, Schutz-, und sozia­le Bedürfnisse. Die Befriedigung dieser eröffnet wiederum Raum für weitere höhere menschliche Bedürfnisse nach Wertschätzung, Status und Selbstverwirklichung.40 In Anlehnung hieran führen Ryan und Deci (2000) im Rahmen der von ihnen formulierten Selbstbestimmungstheorie drei grundlegende intrinsische Bedürfnisse nach Autonomie, Kompetenz und Beziehung an, deren Erfüllung im Gegensatz zu extrinsisch motivierten Bedürfnissen maßgeblich für langfristiges eudaimonisches und hedonistisches Wohlbe­finden sowie Lebenszufriedenheit sei.41

Neben diesen grundlegenden psychologischen Erklärungsansätzen existieren weitere Theorien, welche u. a. die Annäherung an und das Erreichen von Lebenszielen und die Relevanz sozialer Vergleiche bei der Bildung von Ansprüchen und somit die Lebensum­stände anderer in den Blick nehmen. So können bspw. nach der sozialen Vergleichstheo­rie Menschen Zufriedenheit und Wohlbefinden durch sozialen Vergleich mit anderen hinsichtlich subjektiv relevanter Merkmale schlechter gestellten erlangen.42 Den Wert von Lebenszielen für die subjektive Lebensqualität im Zuge deren Verwirklichung und durch Sinngebung und Orientierung bei der Verfolgung geeigneter Lebensziele hebt hin­gegen ein anderer Ansatz hervor. Um eine Integration dieser Ansätze ist wiederum die Theorie der multiplen Diskrepanzen von Michalos (1985, 2003) bemüht, wonach die subjektive Soll-Einschätzung einer als relevant eingestuften Situation in Relation zum tatsächlichen Ist-Zustand für evaluatives subjektives Wohlbefinden bzw. die Lebenszu­friedenheit und subjektive Lebensqualität von Bedeutung sei. Hierfür einschlägige Wünsche und Bedürfnisse, Ziele und Erwartungen sowie betroffene Lebensbereiche würden u. a. durch soziale Vergleichsprozesse sowie Gerechtigkeitsvorstellungen be­stimmt.43

Neben diesen stärker intrapersonell ausgerichteten Ansätzen hebt der Livability-Ansatz des Soziologen R. Veenhoven den primären Stellenwert von äußeren gesellschaftlichen Umweltbedingungen bzw. des Lebenskontextes für das subjektive Wohlbefinden hervor. Zusätzlich benötige ein Individuumjedoch auch Fähigkeiten und Potenziale, um Leben­sumstände im Einklang mit denjeweils eigenen Bedürfnissen und Wünschen zu gestal­ten.44 Veenhoven formuliert das wiefolgt: „Happiness depends on the livability of the environment, and on the individual's ability to deal with that environment.“45

Im Gegensatz zu Veenhoven rücken Lane (1994) sowie Sen (1993) wiederum die zur Verfügung stehenden Potenziale als Voraussetzungen für Lebensqualität in den Mittel­punkt. Dabei stehen nach Sen die vorhandenen Befähigungen und Verwirklichungschan­cen (engl.: Capabilities) eines Menschen als relevantes Merkmal für Lebensqualität im Fokus, während sich nach Lane Lebensqualität als das Produkt des Zusammenspiels und der Kongruenz innerer Eigenschaften und Qualitäten einer Person zu denen der um­gebenden Gesellschaft auffassen lässt.46

Abweichend hiervon geht der Soziologie Allardt (1976, 1993) von einer Triade des Wohlbefindens aus. Nach diesem Ansatz bestimmen drei Eigenschaften das subjektive Wohlbefinden. Hierzu zählen das „Having“, die Ausstattung mit materiellen Gütern bzw. der materielle Lebensstandard, darüber hinaus ferner das „Loving“ im Sinne des Erfahrens von sozialer Integration und Zugehörigkeit, sowie das „Being“, wobei hier­unter Anerkennung und Selbstverwirklichung47 gefasst werden können. In dieser Triade hebt Allardt somit die Bedeutung sowohl materieller Güter als auch immaterieller Güter für die Lebensqualität hervor.48 Dies findet sich in gewisser Weise auch in den in dieser Arbeit in Kapitel 4 und 5 vorgestellten empirischen Analysen zu Einflussgrößen auf das subjektive Wohlbefinden wieder, welche sowohl ökonomische, materielle als auch po­tenzielle immaterielle Wirkfaktoren in den Blick nehmen.

Abschließend soll an dieser Stelle noch kurz auf das Bestands- und Flussgrößenmodell von Headey und Wearing (1991, 1992) eingegangen werden. Nach diesem Modell, wel­ches vergleichsweise eng an die Idee verschiedener externer, u. a. ökonomischer, Einflussgrößen für das subjektive Wohlbefinden angelehnt ist, wird zwischen Flussgrö­ßen und Bestandsgrößen unterschieden, die beide bedeutsam für das subjektive Wohlbe­finden seien. Als Flussgröße wird dabei das psychische Einkommen aufgrund von erfül­lenden oder belastenden Lebensereignissen, als Bestandsgrößen feste Persönlichkeits­und soziodemographische Merkmale betrachtet. Darüber hinaus lässt sich mit dem An­satz der sozialen Produktionsfunktion nach Ormel et al. (1999) ein weiterer Erklärungs­ansatz zur Bildung menschlichen Wohlbefindens anführen. Für eine kurze Beschreibung dieses Ansatzes seijedoch auf die Darstellung in Stutzer (2003) verwiesen.49 Stattdessen soll nachfolgend der Blick auf den historischen ökonomischen Diskurs zu Glück und subjektivem Wohlbefinden gerichtet werden.

2.3 Historischer Abriss aus ökonomischer Perspektive

Nicht nur Philosophen, Psychologen und Soziologen setzen sich seit Jahrzehnten und Jahrhunderten mit dem Thema des Glücks im Verständnis von Glücklichsein bzw. Glückseligkeit, dem subjektiven Wohlbefinden, sowie der Lebensqualität und -zufriedenheit auseinander. Auch die Ökonomik kann eine lange Geschichte der Be­schäftigung mit der Wohlfahrt und dem Wohlbefinden des Menschen vorweisen. Dies ist auch in der Hinsicht relevant, um zu verstehen, auf welchen Auffassungen und Her­angehensweisen die heutige Ökonomik zum Gegenstand des subjektiven Wohlbefindens fußt und in welcher Weise sie sich von Betrachtungs- und Vorgehensweisen anderer Disziplinen abgrenzt. Dies soll in diesem historischen Abriss sowie in der Darstellung des objektivistischen sowie subjektivistischen Ansatzes im Anschluss zum Ausdruck kommen.

Der Ursprung der expliziten Auseinandersetzung mit dem Thema Glück in der Ökono­mik lässt sich auf die klassischen Ökonomen und Utilitaristen des 18. und 19. Jahr­hunderts, insbesondere J. Bentham (1789), zurückführen. Nach Benthams Verständnis sind menschliche Individuen bestrebt, ihr Glück im Sinne von Glückseligkeit zu maxi­mieren sowie ihr Leid zu minimieren. Nutzen drückt sich seinen Ausführungen nach in Form subjektiver Zufriedenheit bzw. Befriedigung durch das Erfahren von Genuss im Verhältnis zu Leid aus: „Nature has placed mankind under the governance of two sover­eign masters,pam and pleasure. It is for them alone to point out what we ought to do, as well as to determine what we shall do.“50 Hieraus abgeleitet solle als Maßstab für die Politik des Staates „das größte Glück der größten Zahl“ gelten.51 Bentham und gleichge­sinnte Ökonomen seiner Zeit stellten dabei nicht in Frage, dass Nutzen kardinal messbar und interpersonell vergleichbar sei.52 F. Edgeworth (1881) ging dabei sogar einen Schritt weiter, indem er die Idee eines Hedonimeters zur kardinalen Messung des individuellen Nutzens entwarf.53

Eine radikale Wende von dieser Auffassung leiteten V. Pareto (1904) und später L. Rob­bins (1932) und J. Hicks mit dem Konzept der Nutzenmaximierung im Rahmen einer ordinalen Nutzenmessung ein. Sie verwarfen den Gedanken der Quantifizierbarkeit und der interpersonellen Vergleichbarkeit der individuellen Nutzen und beeinflussten sowohl die heutige Wohlfahrts- als auch Standardmikroökonomik, welche durch die Modellie­rung individueller Entscheidungen bei ordinalem Nutzen- und Wohlfahrtskonzept ge­kennzeichnet sind und keiner kardinalen Nutzen- und Wohlfahrtsmessung bedürfen. Auf aggregierter Ebene der gesellschaftlichen Wohlfahrt dient ferner das Pareto-Kriterium54 als Maßstab, wonach nur dann eine Pareto-Wohlfahrtsverbesserung erzielt ist, sofern durch eine Maßnahme oder ein Ereignis niemand schlechter und mindestens eine Person besser als zuvor gestellt sei. Eine arithmetische Aggregation individueller Wohlfahrtsef­fekte findet hier nicht statt.55

In jüngerer Vergangenheit ist jedoch, unterstützt durch den Artikel von R. A. Easterlin (1974), eine neuerliche Abkehr in der ökonomischen Forschung zum subjektiven Wohl­befinden und der Lebenszufriedenheit im Spezifischen zu verzeichnen, auf der auch die empirischen Untersuchungen zu ökonomischen Einflussgrößen als Gegenstand dieser Arbeit aufbauen.56 Aus diesem Grund wird nachfolgend das ökonomische Konzept der objektivistischen Nutzenbestimmung mittels offenbarter Präferenzen (engl.: Revealed Preferences) diesem subjektivistischen Ansatz gegenübergestellt und letzterer etwas ausführlicher dargelegt.

2.4 Objektivistischer versus subjektivistischer Ansatz

Aus der Darstellung der historischen Strömungen und Auffassungen in der Ökonomik wurden verschiedene Auffassungen zur kardinalen Messbarkeit und interpersonellen Vergleichbarkeit individueller Nutzen deutlich. Auch hinsichtlich der Ableitung des Nutzens lassen sich verschiedene Verfahrensweisen abbilden. Hierzu können zum einen der objektivistische Ansatz der offenbarten Präferenzen (engl.: Revealed Preferences), sowie zum anderen der subjektivistische Ansatz der direkten Nutzen- und Wohlfahrtsbe­stimmung mittels Angaben zum subjektiven Wohlbefinden gezählt werden. Auf letzte­ren greift dabei die empirische Forschung zu ökonomischen und weiteren Einflussgrö­ßen auf das subjektive Wohlbefinden zurück.57 Aufgrund dessen werden beide Heran­gehensweisen nachfolgend zueinander kontrastiert und der subjektivistische Ansatz be­gründet.

Kennzeichnend für den Ansatz der offenbarten Präferenzen ist die Ableitung individuel­ler Präferenzen und des Nutzens mittels beobachteter (Konsum-)entscheidungen.58 Die­se Vorgehensweise fußt auf mehreren Annahmen, die Individuen axiomatisch zuge­schrieben werden. So wird für die Modellierung davon ausgegangen, dass Individuen über stabile konsistente Präferenzen59 sowie vollständige Informationen verfügen, die den Axiomen der Vollständigkeit, Transitivität und Reflexivität für ökonomische Ratio­nalität genügen60, und infolgedessen durch (Konsum-)entscheidungen ihren Erwartungs­nutzen bei Entscheidungen zwischen mehreren Alternativen maximieren. Nutzen stellt dabei eine Präferenzordnung dar, wobei die Möglichkeiten zur Befriedigung von Be­dürfnissen jedoch u. a. aufgrund eines begrenzten finanziellen Budgets beschränkt sind.61

An diesem Konzept der Nutzenbestimmung sowie an den Prämissen wird von Befür­wortern eines subjektivistischen Ansatzes Kritik geübt. Hiernach existierten systema­tisch verzerrte Entscheidungen und zur Annahme des nutzenmaximierenden Individu­ums inkonsistente Verhaltensweisen bzw. -anomalien aufgrund begrenzter menschlicher Rationalität, weshalb diese nicht die tatsächlichen Präferenzen widerspiegelten und die Aussagekraft des Ansatzes offenbarter Präferenzen beschränken oder in Frage stellen.62 Ein Beispiel hierfür sei durch mangelnde Selbstkontrolle bedingtes nicht nutzenmaxi­mierendes intertemporales Konsumentenverhalten, welches sich sowohl in der Realität als auch im Labor zeige.63 64 Ferner habe es mit Hilfe der Psychologie eine Weiterent­wicklung in der direkten Messbarkeit des subjektiven Wohlbefindens gegeben, die sich auch die Ökonomik zu Nutze machen solle.65

Nach dem subjektivistischen Ansatz kann der individuelle Nutzen und die individuelle Wohlfahrt mittels direkter Erhebung des subjektiven Wohlbefindens mindestens nähe­rungsweise erfasst werden.66 67 Auf eine verallgemeinernde Aussage, was subjektives Wohlbefinden für einen einzelnen ausmache, wird dabei gleichfalls verzichtet.68 Folgen­des Zitat fasst diese Auffassung zusammen: „A subjective view of utility recognizes that everybody has their own ideas about happiness and the good life and that observed be­havior is an incomplete indicator for individual well-being. Nevertheless, individuals' happiness can be captured and analyzed: people can be asked how satisfied they are with their lives.“69 Auf diesem Wege ließen sich dann die Bedeutung verschiedener öko­nomischer Größen, wie Einkommen, Arbeitslosigkeit, Inflation, Einkommensungleich­heit sowie nicht-ökonomischer Größen, wie die persönliche Gesundheit, soziale Kontakte und Beziehungen u. w. für das subjektive Wohlbefinden als Näherungsgröße der individuellen Wohlfahrt empirisch ableiten.70

2.5 Zusammenfassung

Fasst man nun die Darlegungen dieses Kapitels zusammen, so wurde hierbei das Ziel verfolgt, einige theoretische Grundlagen für die nachfolgende Bearbeitung der Frage­stellung dieser Arbeit zur Bedeutung verschiedener, vorwiegend ökonomischer, Einflussgrößen auf das subjektive Wohlbefinden zu legen.

Dabei war es zunächst notwendig, in Abschnitt 2.1 die verschiedenen Begriffe des Glücks, subjektiven Wohlbefindens, der Lebenszufriedenheit und Lebensqualität inhalt­lich zu bestimmen, ihre Dimensionen, Bedeutungen und Bezüge zueinander aufzuzei­gen, als auch die begriffliche Verwendung für den weiteren Verlauf der Arbeit zu klären. So wird in der weiteren Arbeit vornehmlich auf den Terminus des subjektiven Wohlbe­findens als Oberbegriff sowie auf die Lebenszufriedenheit als kognitive Komponente des subjektiven Wohlbefindens zurückgegriffen. Auf den Begriff des Glücks wird hin­gegen aufgrund dessen Bedeutungspluralität verzichtet.

Hierauf folgend wurde sodann im Abschnitt 2.2 auf die Interdisziplinarität der For­schung zu Glück, subjektivem Wohlbefinden, Lebensqualität und -zufriedenheit einge­gangen sowie mehrere theoretische Sichtweisen und Erklärungsansätze verschiedener wissenschaftlicher, nicht-ökonomischer Fachdisziplinen, im Konkreten der Philosophie, Psychologie sowie Soziologie, kurz vorgestellt. Diese heben dabeijeweils unterschiedli­che relevante Aspekte für das subjektive Wohlbefinden hervor. Eine Unterteilung kann dabei aus Sicht des Verfassers u. a. zwischen Vorstellungen zur Bestimmtheit des sub­jektiven Wohlbefindens und der subjektiven Lebensqualität auf Basis intrapersoneller Eigenschaften (Top-down-Ansatz, sowie psychologische Setpoint-Theorie) sowie der Beeinflussbarkeit mittels äußerer, objektiver gesellschaftlicher und ökonomischer Le­bensbedingungen (Bottom-up-Ansatz) erfolgen.71 Die Darlegungen in dieser Arbeit sind insbesondere an dieser Vorstellung angelehnt.

Weiter wurde im Anschluss in Abschnitt 2.3 der historische ökonomische Diskurs zum Verständnis und zur Messung des individuellen und gesellschaftlichen Glücks in Form des Nutzens kurz vorgestellt und unterschiedliche Auffassungen zur kardinalen versus ordinalen Messbarkeit und interpersonellen Vergleichbarkeit aus geschichtlicher Per­spektive dargelegt. Insbesondere ließ sich dabei eine Entwicklung zu einem ordinalen Nutzenkonzept in der Wohlfahrts- und Mikroökonomik aufzeigen.

Nutzen lässt sich dabei nach dem im Abschnitt 2.4 vorgestellten Ansatz offenbarter Prä­ferenzen (engl.: Revealed Preferences) als Präferenzordnung darstellen, welche mittels beobachteter (Konsum-)entscheidungen unter den axiomatischen Annahmen der Voll­ständigkeit, Transitivität und Reflexivität individueller Präferenzen72 abgeleitet werden kann. An diesem Verständnis und dieser Vorgehensweise wurden dabei mehrere Kritik­punkte formuliert sowie darauf aufbauend der Ansatz der direkten Bestimmung des in­dividuellen Nutzens und der individuellen Wohlfahrt mittels subjektiver Selbsteinschät­zungen gegenübergestellt, auf dem die ökonomische Forschung zu Einflussfaktoren auf das subjektive Wohlbefinden vornehmlich fußt.

Im nun anschließenden Kapitel zur Messung und Erhebung subjektiven Wohlbefindens werden daher diesbezügliche methodische Herangehensweisen vorgestellt, eingeordnet sowie kritisch hinsichtlich ihres Aussagegehalts beleuchtet.

3 Messung und Erhebung subjektiven Wohlbefindens

Nachdem im vorangegangenen Kapitel die theoretischen Grundlagen gelegt und der subjektivistische Ansatz zur Untersuchung von Einflussgrößen auf das subjektive Wohl­befinden vorgestellt wurde, werden nun hierauf aufbauend in diesem Kapitel verschie­dene Mess- und Erhebungsmethoden zur Erfassung des subjektiven Wohlbefindens ein­gehender thematisiert.

Hierbei sollen zunächst in Abschnitt 3.1 auf mehrere Mess- und Erhebungsansätze des subjektiven Wohlbefindens vorgestellt werden. Dabei wird der Ansatz der direkten Be­fragung, auf dem das Gros der empirischen Forschung zu Einflussgrößen fußt, in Ab­schnitt 3.1.1 gesondert behandelt.73 Anschließend werden im Abschnitt 3.1.2 weitere methodische Herangehensweisen, welche vornehmlich auf den zeitlich erfahrenen Nut­zen bzw. das erfahrene affektive Wohlbefinden abstellen, angesprochen und diese im Abschnitt 3.1.3 dem Ansatz der Befragung erörternd gegenübergestellt.74

Da der Fokus der empirischen Forschung und Befunde zu Einflussgrößen auf das sub­jektive Wohlbefinden als auch der Darstellungen in dieser Arbeit auf dem Ansatz der Befragung liegt, wird dieser im weiteren Fortgang des Kapitels primär behandelt. Dabei wird die Frage zu dessen Aussagekraft anhand von Gütekriterien und unter mehreren vornehmlich methodischen Gesichtspunkten sowie Aspekten der Vergleichbarkeit im Abschnitt 3.2 ausführlicher beleuchtet und bewertet. Abschließend wird sodann in Ab­schnitt 3.3 ein kurzes Fazit gezogen.

3.1 Mess- und Erhebungsansätze

3.1.1 Selbsteinschätzung durch Befragung

Hinsichtlich der Messung subjektiven Wohlbefindens lassen sich verschiedene Metho­den unterscheiden. An dieser Stelle soll der Ansatz der Selbsteinschätzung durch direkte Befragung vorgestellt werden, welcher in der empirischen Praxis i. d. R. im Rahmen groß angelegter Erhebungen, wie z. B. dem European Social Survey (ESS75 ) oder dem Sozio-oekonomischen Panel (nachfolgend: SOEP76 ), Anwendung findet.77 Hierbei wer­den Personen um eine subjektive, meist globale Beurteilung ihres subjektiven Wohlbe­findens anhand einer numerischen und teils verbalisierten Skala in Form einer (Single­Item) oder mehrerer Fragen (Multiple-Items) gebeten.78 79 Diese Angabe wird dabei als Näherungsgröße für die individuelle Wohlfahrt aufgefasst und annahmegemäß ein inter­personell80 und interkulturell81 vergleichbares Verständnis zur Bedeutung der numeri­schen und verbalisierten Kategorien der Skala zugrunde gelegt.82

Der Gegenstand der Frage kann dabei das subjektive Wohlbefinden in Gänze im Blick haben oder spezifisch auf den kognitiven evaluativen Aspekt der Lebenszufriedenheit bzw. auf das affektive Wohlbefinden in Form positiver und negativer Affekte ausgerich­tet sein.83 Hierbei bedienen sich verschiedene Erhebungen unterschiedlicher Fragefor­mulierungen.84 So wurde beispielsweise im Rahmen des SOEP wiefolgt nach der Le­benszufriedenheit gefragt: „Zum Schluss möchten wir Sie noch nach Ihrer Zufriedenheit mit Ihrem Leben insgesamt fragen. Antworten Sie bitte wieder anhand der folgenden Skala, bei der 0 ,ganz und gar unzufrieden', und 10 ,ganz und gar zufrieden' bedeutet. Wie zufrieden sind Sie gegenwärtig, alles in allem mit Ihrem Leben?“85 Die Formulie­rung innerhalb des World Values Survey (WVS86 ), einer Erhebung in mehr als 80 Län­dern, lautet hingegen: „All things considered, how satisfied are you with your life as a whole these days?“87, wobei auch hier die Skala von 0 („completely dissatisfied“) bis 10 („completely satisfied“) reicht.88 Im Verhältnis zu diesem, auf einer globalen Frage zur

Lebenszufriedenheit beruhenden Vorgehen, bedienen sich weitere Erhebungen mehrerer Fragen zur Erfassung der Lebenszufriedenheit. Ein Beispiel hierfür ist die Satisfaction with Life Scale, welche zur Erhebung der Lebenszufriedenheit fünf Fragen zugrunde legt.89

Eine weitere Unterscheidung ist anhand der verwendeten Termini möglich. So kann das subjektive Wohlbefinden unter Verzicht eines Rückgriffs auf die Lebenszufriedenheit allgemein Gegenstand der Befragung sein. Eine typische Frage, wie sie im World Values Survey Verwendung findet, lautet hierbei: „Taken all together, how happy would you say you are: very happy, quite happy, not very happy, not at all happy?“90 Hinsichtlich der Erfassung anhand mehrerer Fragen lässt sich darüber hinaus auf das Midlife Deve­lopment Inventory (MIDI) hinweisen.91 92

Darüber hinaus wird in einigen empirischen Studien, insbesondere zur Bedeutung ar­beitsbezogener Größen, welche in Kapitel 5 eingehender thematisiert werden, sowie in einer Untersuchung von Gardner und Oswald (2007), auf das mentale Wohlbefinden als Näherungsgröße des subjektiven Wohlbefindens rekurriert. Dieses wird im Rahmen des British Household Panel Survey (nachfolgend: BHPS) anhand des General Health Questionnaire (GHQ-12) mittels mehrerer Fragen zur psychischen Verfassung erho­ben.93 94

3.1.2 Weitere Ansätze

In Abgrenzung zum Ansatz der direkten Befragung zum subjektiven Wohlbefinden exis­tieren mehrere weitere Erhebungskonzepte, welche in diesem Abschnitt dargestellt, mit­einander verglichen und anschließend in Abschnitt 3.1.3 dem Befragungsansatz gegen­übergestellt werden sollen. Der Hauptfokus liegt hierbei auf der Experience Sampling Method (nachfolgend: ESM) sowie der Day Reconstruction Method (nachfolgend: DRM), welche auf der Idee des zeitbezogen erfahrenen Nutzens bzw. affektiven Wohl­befindens im Zuge von Ereignissen und Aktivitäten fußen.95 Grundlage dieser methodi­schen Vorgehensweisen sind dabei Befunde, wonach für erinnerungsgestützte retrospek­tive Einschätzungen außergewöhnliche (sog. Peaks) sowie zeitlich nah zurückliegende Ereignisse eine übergeordnete Rolle spielen, während die Dauer des tatsächlichen Erle­bens einer Erfahrung von untergeordneter Bedeutung ist. Hieraus wird der Schluss ge­zogen, dass Erinnerungen kein gutes Mittel zeitlich erfahrenen Wohlbefindens darstel­len.96 Daher schlagen verschiedene Autoren mit der ESM und DRM zwei alternative Methoden zur Erfassung des erfahrenen Nutzens bzw. affektiven Wohlbefindens vor, welche nachfolgend vorgestellt werden sollen:97

So werden im Zuge der ESM Teilnehmende mehrmals täglich über einen bestimmten Zeitraum zu mehreren ausgewählten Zeitpunkten darum gebeten, in Echtzeit und in na­türlicher Umgebung auf Basis mehrerer Fragen Auskunft über ihr jeweiliges affektives Wohlbefinden, ihren Aufenthaltsort, aktuelle Aktivitäten sowie etwaige weitere anwe­sende Personen zu geben.98 Da Informationen in Echtzeit und vor Ort erhoben werden müssen, gilt dieses Vorgehen jedoch vor allem bei größeren Stichprobenumfangen als logistisch sehr aufwändig.99 Allerdings wurden in jüngerer Vergangenheit auch größer angelegte Studien aufBasis der ESM mit mobilen Geräten durchgeführt.100

Als Alternative zur ESM bietet sich die DRM an. Hierbei werden Teilnehmende dazu aufgefordert, rückblickend Angaben zu Geschehnissen der letzten Tage, meist des ver­gangenen Tages, eingeteilt in Zeitperioden, in Form der jeweiligen Aktivitäten, deren zeitlichen Umfang, der räumlichen und sozialen Umgebung, sowie dem dabei erfahre­nen subjektiven Wohlbefinden zu machen.101 Dieses Verfahren ist gegenüber der ESM weniger aufwändig und somit in der Datengewinnung effizienter. Dem stehtj edoch auf der anderen Seite eine höhere Anfälligkeit für verzerrte oder verfälschte Angaben auf­grund ungenauer Erinnerungen gegenüber einer Erhebung des augenblicklichen affekti­ven Wohlbefindens entgegen.102 Insgesamt zeigen sichjedoch sowohl nach Anwendung der ESM als auch der DRM ähnliche empirische Befunde.103 104

Abseits dieser Methoden, welche auf dem erfahrenen Nutzen bzw. der Dauer und Häu­figkeit erlebten subjektiven Wohlbefindens in Form von affektiven Gefühlszuständen aufbauen, bieten neurophysiologische Verfahren auf Basis eines EEG oder fMRT die Möglichkeit zur Messung von Gehirnaktivitäten, die mit dem subjektiven Wohlbefinden in Verbindung gebracht werden können. Zu einer genaueren Beschreibung dieser Vor­gehensweise, welche hier nicht erfolgen kann, sei auf die angegebene vertiefende Lite­ratur verwiesen.105

3.1.3 Gegenüberstellung der verschiedenen Messansätze

In den beiden vorangegangenen Abschnitten wurden mit dem Ansatz der direkten Befra­gung zum subjektiven Wohlbefinden sowie dem Konzept des erfahrenen Nutzens und den hierauf aufbauenden Erhebungstechniken der ESM und DRM unterschiedliche Ide­en und Vorgehensweisen zur Erfassung des subjektiven Wohlbefindens, der Lebenszu­friedenheit und des affektiven Wohlbefindens vorgestellt. In diesem Zusammenhang stellt sich nun die Frage, ob die anhand von Befragungen erhobenen subjektiven Einschätzungen zum eigenen Wohlbefinden bzw. zur Lebenszufriedenheit oder die Ag­gregation zeitlich erfahrenen affektiven Wohlbefindens mittels ESM bzw. DRM die in­dividuelle Wohlfahrt adäquat abzubilden vermögen.

Kahneman und Kollegen vertreten hierbei empirisch unterstützt die Position, dass retro­spektive Einschätzungen zu Erfahrungen auf Basis von Erinnerungen, so auch zum sub­jektiven Wohlbefinden, in Bezug auf die tatsächliche Dauer des Erlebens dieser Erfah­rungen verzerrt sind. Stattdessen blieben das Ende und der Peak einer Erfahrung stärker haften. Hieraus leiten sie ab, dass erinnerungsgestützte Einschätzungen zum subjektiven Wohlbefinden kein gutes Mittel bzw. Integral des tatsächlichen subjektiven Wohlbefin­dens darstellen.106 Auf der anderen Seite lässt sichjedoch ggf. auch argumentieren, dass eine erinnerungsbasierte subjektive Einschätzung mit einer von der zeitlichen Dauer des Erlebens abweichender Gewichtung eine adäquate valide Messung des subjektiven Wohlbefindens abbilden könne, sofern nicht die Dauer jeweils augenblicklich erfahre­nen affektiven Wohlbefindens als normativ gültiger Maßstab für die Gewichtung und Bemessung des subjektiven Wohlbefindens angesehen wird.107 108

Ferner lässt sich anführen, dass wichtige Entscheidungen, z. B. für eine operative Be­handlung oder Urlaubspläne, oftmals auf Basis erinnerungsgestützter kognitiver Prozes­se getroffen werden und für andauernde Lebensumstände eine kognitive evaluative Einschätzung der Lebenszufriedenheit von höherer Bedeutung als das anhand der Zeit­dauer gewichtete erfahrene affektive Wohlbefinden sei.109 Aber insbesondere der Einfluss i. d. R. andauernder ökonomischer und weiterer Lebensumstände ist Gegen­stand der Forschung zur Frage der Rolle verschiedener potenzieller Einflussgrößen für das subjektive Wohlbefinden und die Lebenszufriedenheit als kognitive Komponente im Spezifischen.110

Durch Anwendung der ESM und DRM in Ergänzung zu direkten Befragungen kann da­bei das Verständnis über die Rolle verschiedener Einflussgrößen auf einzelne Aspekte des subjektiven Wohlbefindens erweitert, Befunde gegenübergestellt sowie miteinander verglichen und so nach Überzeugung des Verfassers eine differenziertere Sicht gewon­nen werden. Darüber hinaus liegt es auch in der Frage des Forschungsinteresses, inwie­weit auf die zeitliche Dauer und auf Entwicklungen des affektiven Wohlbefindens im Zeitverlauf oder auf Unterschiede im subjektiven Wohlbefinden in Bezug auf die kogni­tive Evaluation von Lebensumständen rekurriert wird.111 Hinsichtlich der Auswahl des Verfahrens spielen möglicherweise auch Kostengesichtspunkte eine Rolle, da die Inte­gration von Fragen zum subjektiven Wohlbefinden bzw. Komponenten desselben im Rahmen groß angelegter Bevölkerungsumfragen mit geringeren Grenzkosten im Ver­gleich zur Anwendung einer DRM und insbesondere einer ESM verbunden sein dürf­te.112

Ein zu bedenkender und offener Punkt bleibtjedoch, inwiefern ein bestimmtes Verfah­ren zur Messung des subjektiven Wohlbefindens ein guter Näherungsmaßstab für dieje- weilige personenspezifische Interpretation individueller Wohlfahrt ist bzw. woran ein Individuum individuelle Wohlfahrt tatsächlich bemisst. Hier könnte es interpersonelle Unterschiede geben. Stutzer und Frey (2010b) verweisen unter Bezugnahme auf Kel- man (2005) darauf, dass bestimmte Menschen eine ex-post bezogene, andere eine ex­ante orientierte kognitive Einschätzung der Zufriedenheit mit ihren Lebensumständen und Erfahrungen bevorzugen könnten, während weitere wiederum ihre individuelle Wohlfahrt anhand erlebter Momente affektiven Wohlbefindens bemessen. Letzteres könne dann mittels ESM oder DRM näherungsweise erfasst werden.113 Die Frage inter­individueller Unterschiede im Verständnis eines guten Lebens stellt somit sicherlich einen Gegenstand für den weiteren Forschungsdiskurs dar.

3.2 Zur Aussagekraft und interkulturellen Vergleichbarkeit der Messung subjektiven Wohlbefindens

Anknüpfend an die Darstellung des vorhergehenden Abschnitts, in der die Herangehens­weise der direkten Befragung den auf einem alternativen Konzept fußenden Methoden der ESM und DRM gegenübergestellt wurde, ist dieser Abschnitt dem Ansatz des selbstberichteten subjektiven Wohlbefindens mittels Befragung gewidmet, welcher in der Praxis i. d. R. Verwendung findet und auf dem das Gros der empirischen Untersu­chungen zu Einflussgrößen auf das subjektive Wohlbefinden fußt.114 Hinsichtlich der Messung des subjektiven Wohlbefindens als Näherungsgröße der individuellen Wohl­fahrt stellt sich dabei die Frage, ob durch das im Befragungsprozess erfasste selbstbe­richtete subjektive Wohlbefinden auch das tatsächlich empfundene subjektive Wohlbe­finden abgebildet wird, oder inwieweit aufgrund verschiedener potenzieller Störeinflüs­se Differenzen hierbei auftreten können, welche die Validität, Reliabilität und Konsis­tenz des Ansatzes in Zweifel ziehen.115 116 In diesem Kontext werden zum einen in Ab­schnitt 3.2.1 unterstützende Indikatoren herangezogen, als auch zum anderen mögliche verzerrende Aspekte in Form von Eigenschaften des Erhebungsdesigns sowie sozialen und kulturellen Sachverhalten in den daran folgenden Abschnitten aufgegriffen. Ab­schließend soll sodann in Abschnitt 3.3 eine zusammenfassende Bewertung der ange­sprochenen Punkte erfolgen.

3.2.1 Gütekriterien und bestätigende Indikatoren

Zur Heranführung an die Erörterung zur Frage der Abbildung des tatsächlich empfunde­nen subjektiven Wohlbefindens mittels selbstberichteter Angaben wird dem Leser zu­nächst eine kurze Erklärung gegeben, welches Verständnis sich hinter den Begriffen der Validität, Reliabilität und der Konsistenz verbirgt. Anschließend wird auf verschiedene Indikatoren eingegangen, die mit dem subjektiven Wohlbefinden in Verbindung ge­bracht werden.

Als zentrales Kriterium der Güte einer Messung fordert dabei die Validität, dass die Messung eines Merkmals möglichst genau das abbildet, was sie zu messen beabsichtigt. Potenzielle Verzerrungen bei der Erhebung des subjektiven Wohlbefindens durch Befra­gung können dabei bspw. durch Effekte sozialer Erwünschtheit hervorgerufen werden. Demgegenüber wird unter Reliabilität die Kongruenz bzw. Reproduzierbarkeit eines Er­gebnisses der Messung eines Merkmals mit verschiedenen Instrumenten sowie zu ver­schiedenen Zeitpunkten unter ansonsten gleichen Bedingungen verstanden. Eine poten­zielle Einschränkung der Reliabilität bei der Erfassung subjektiven Wohlbefindens mit­tels Befragung kann dabei u. a. durch Kontext- und situative Effekte sowie Variationen hinsichtlich der kognitiv zugänglichen Informationen gegeben sein. 117 Abgeleitet aus der Reliabilität einer Messung stellt das dritte Kriterium der Konsistenz auf die Frage ab, in­wieweit alternative Indikatoren, die in Verbindung mit dem subjektiven Wohlbefinden gebracht werden, mit diesem koinzidieren.118 Für das auf Basis einer Befragung erhobe­ne selbstberichtete subjektive Wohlbefinden lassen sich hierauf Bezug nehmend einige Merkmale anführen, auf die zunächst eingegangen werden soll:

So existiert eine Reihe von Indikatoren, die mit dem selbstberichteten subjektiven Wohlbefinden in Verbindung gebracht werden können und signifikant korrelieren. Hier­zu zählen auf sozialer Ebene externe Einschätzungen des Wohlbefindens einer Person durch Freunde, Familienmitglieder, Partner(in) und weitere Angehörige sowie den Inter­viewenden selbst.119 Als weitere physiologische Merkmale, die mit dem berichteten sub­jektiven Wohlbefinden korrelativ assoziiert sind, können die Schlafqualität, die gesund­heitliche Verfassung, sowie die Herzschlagrate und der Blutdruck in Bezug auf Stress­empfinden, genannt werden.120 Auf psychisch-mentaler Ebene stehen subjektive Einschätzungen des Wohlbefindens weiter mit der Zugänglichkeit positiver Erinnerun­gen an Lebensereignisse, einem freudigen Gesichtsausdruck, Selbstbewusstsein, Opti­mismus sowie Depression korrelativ in Zusammenhang.121 Ferner weisen EEG- und fMRT-Messungen auf eine signifikante Korrelation zwischen dem selbstberichteten sub­jektiven Wohlbefinden und neuronaler Aktivität in der linken und der rechten Hemi­sphäre hin.122 123 Zusätzlich zu den angeführten Indikatoren zählen tabellarische Über­sichten und Auflistungen weitere Punkte und Eigenschaften auf, die mit dem selbstbe­richteten subjektiven Wohlbefinden signifikant korrelieren.124 125

Insgesamt können diese Befunde zur Konsistenz als ein Indiz für die Validität und Re­liabilität selbstberichteter Angaben zum subjektiven Wohlbefinden betrachtet werden. Voraussetzung ist aus Sicht des Verfassers jedoch, dass die aufgeführten Indikatoren auch inhaltlich begründet mit dem erfahrenen subjektiven Wohlbefinden in Verbindung gebracht werden können.126

3.2.2 Interpersonelle und intertemporale Vergleichbarkeit

Die korrelativen Befunde in Abschnitt 3.2.1 aufgreifend stellt sich die Frage, inwiefern Angaben zum selbstberichteten subjektiven Wohlbefinden auf einer Skala tatsächlich in­terpersonell und intertemporal vergleichbar sind.127

Wie in Abschnitt 2.3 dargelegt, wird sowohl die kardinale Messbarkeit als auch die in­terpersonelle Vergleichbarkeit individueller Nutzen vor allem ausgehend von L. Rob­bins in der heutigen Standardökonomik verneint.128 Nach Di Tella und MacCulloch (2006) kann dabei eine Identität des Maßstabs zur Übersetzung des erfahrenen subjekti­ven Wohlbefindens in Angaben zum subjektiven Wohlbefinden im Rahmen von Befra­gungen beim Vergleich von zwei Personen nicht gesichert werden.129 Hohe Korrelatio­nen von physiologischen Messungen, Reaktionen und Fremdeinschätzungen zum selbst­berichteten subjektiven Wohlbefinden sowie zwischen Fremd- und Selbstbeurteilungen können andererseits als Hinweise für die Existenz vergleichbarer, geteilter interner Maßstäbe der Einschätzung des empfundenen subjektiven Wohlbefindens gedeutet wer­den, die sich in Angaben zum subjektiven Wohlbefinden auf einer Skala bei einer gewissen Unschärfe abbilden lassen.130 So weisen auch Befunde zur Prognosegüte indi­viduellen Wohlbefindens durch Dritte anhand von Bildern und Videos auf ein ähnliches interpersonelles Verständnis zum subjektiven Wohlbefinden hin.131 Gleichwohl lässt sich aus Sicht des Verfassers nicht mit Sicherheit sagen, inwieweit die Maßstäbe einer exter­nen Fremdbeurteilung auf eine interne Selbsteinschätzung übertragbar sind. Ferner bleibt offen, inwieweit das subjektive Wohlbefinden des sozialen Umfelds auf Basis so­zialer Vergleiche einen Einfluss auf den Maßstab ausübt, anhand dessen eine Überset­zung des selbst erfahrenen subjektiven Wohlbefindens in auf einer Skala angegebene Werte stattfindet.

Abstrahierend von dieser individuellen Ebene kann nach Di Telia und MacCulloch (2006) sowie Stutzer und Frey (2010b)jedoch davon ausgegangen werden, dass etwaige verzerrende Effekte aufgrund interindividuell verschiedener Maßstäbe der Übersetzung des erfahrenen subjektiven Wohlbefinden in selbstberichtete Angaben bei einer Aggre­gation auf Bevölkerungs- bzw. Makroebene im Hinblick auf das Ziel gruppenbezogener und -vergleichender Aussagen nach Wahrscheinlichkeit an Bedeutung verlieren. Voraus­setzung hierfür ist, dass Abweichungen zwischen dem erfahrenen und selbstberichteten subjektiven Wohlbefinden nicht systematisch in beiden Gruppen auftreten und gruppen­spezifische Charakteristika und Merkmale nicht signifikant mit Einflussgrößen auf das subjektive Wohlbefinden in korrelativem Zusammenhang stehen.132

Ein weiterer Punkt, welcher insbesondere die intertemporale Vergleichbarkeit von An­gaben zum selbstberichteten subjektiven Wohlbefinden in Bezug auf die Bedeutung po­tenzieller Einflussgrößen berührt, stellen mögliche Gewöhnungseffekte an sich verän­dernde Lebensumstände dar. Ein diesbezüglicher Ansatz, die sog. Anspruchstretmühle, greift dabei auf den Gedanken zurück, dass sich Menschen im Zuge der Veränderung von Lebensbedingungen im Zeitverlauf ihre Ansprüche und Ziele neu ausrichten. In der Konsequenz passten sich kognitive Urteile zur Lebenszufriedenheit an diese neu gesetz­ten Erwartungen an, womit eine Abschwächung bis hin zu einer Nivellierung der ur­sprünglichen Effekte der Veränderung von Lebensumständen auf die Lebenszufrieden­heit einherginge. Das affektive Wohlbefinden bleibe jedoch von diesem Gewöhnungs­prozess weitgehend unberührt.133 Allerdings gibt es hierfür bisher wenig empirische Un­terstützung. So wurden Gewöhnungseffekte im subjektiven Wohlbefinden sowohl für subjektive Einschätzungen zur Lebenszufriedenheit mittels Befragung als auch für das erfahrene augenblickliche affektive Wohlbefinden bei Anwendung der ESM gefun­den.134 135

Dies wirft wiederum die sich in den in Abschnitt 2.2 dargelegten theoretischen Erklä­rungsansätzen widerspiegelnde Frage auf, inwiefern subjektive Einschätzungen zum Wohlbefinden die Qualität von Lebensumständen abzubilden vermögen, oder ob diese vielmehr in Relation zu personenspezifischen Eigenschaften sowie zu individuell ver­schiedenen Anspruchsmaßstäben zu setzen seien.136 Empirische Befunde auf Basis von Längsschnitt- und Paneluntersuchungen weisen in diesem Zusammenhang allerdings daraufhin, dass Gewöhnungseffekte im subjektiven Wohlbefinden, z. B. im Falle dauer­hafter körperlicher Beeinträchtigungen in der Lebensführung, nicht immer vollständig verlaufen.137 138

3.2.3 Formate und Termini der Befragung

Neben der Frage der interpersonellen und intertemporalen Vergleichbarkeit von Anga­ben zum subjektiven Wohlbefinden werden in den folgenden Abschnitten verschiedene weitere mögliche Einflüsse auf das selbstberichtete subjektive Wohlbefinden im Hin­blick auf die Güte, Validität und Reliabilität, des Befragungsansatzes diskutiert. Diese lassen sich dabei dem Erhebungsdesign, sowie externen sozialen, kontextuellen, situati­ven und kulturellen Effekten zurechnen.

Der erste Punkt, welcher hier behandelt werden soll, bezieht sich auf die in Frageformu­lierungen genutzten Termini sowie auf Abweichungen in den Formaten der Befragung. So unterscheiden sich in Abhängigkeit derjeweiligen Erhebung die verwendeten Begrif­fe mittels derer das subjektive Wohlbefinden ausgedrückt wird von Glück, über Zu­friedenheit mit dem eigenen Leben oder der eigenen Lebenssituation, bis hin zu Lebens­freude und weiteren verwendeten Begriffen. Dies ist für Vergleiche zwischen Untersu­chungen insofern problematisch, soweit die in einer Befragung genutzten Termini und Konzepte des subjektiven Wohlbefindens das Verständnis der Frage und somit das Ant­wortverhalten der Befragten zu beeinflussen vermögen. Darüber hinaus bieten mehrdi­mensionale Begriffe wie Glück und subjektives Wohlbefinden oder Lebensqualität In­terpretationsspielräume für die befragte Person, was wiederum interpersonelle Verglei­che der Auskünfte zum subjektiven Wohlbefinden erschwert.139

Ferner wird auch der Zeitrahmen bei Fragen zum subjektiven Wohlbefinden oftmals un­präzise mittels „these days“, „nowadays“, „the last few weeks“ etc. beschrieben. Zukunftserwartungen finden dabei i. d. R. keine explizite Berücksichtigung.140 Daher sind nach Einschätzung des Verfassers vergleichende Aussagen zwischen empirischen Befunden, welche auf sich deutlich voneinander unterscheidenden Frageformulierungen und Begriffsverwendungen aufbauen, mit Vorsicht zu betrachten und zu prüfen, inwie­weit diesbezügliche Effekte der Frageformulierung ins Gewicht fallen können. Hierbei ist demzufolge insbesondere darauf zu achten, auf welchen Zeitraum die in einer Erhe­bung verwendete Frage abzielt.

Ein weiterer Aspekt im Hinblick auf das Format der Befragung betrifft die Anzahl der Items. Hierbei lassen sich Ansätze, welche mittels einer einzelnen Frage (Single-Item) und Ansätzen, welche anhand mehrerer Fragen (Multiple Items) das subjektive Wohlbe­finden zu erfassen versuchen, unterscheiden. Die in der empirischen Forschung über­wiegende Vorgehensweise der Erhebung mittels einer einzigen globalen Frage zum sub­jektiven Wohlbefinden bzw. zur Lebenszufriedenheit hat dabei den Vorteil, dass die Fra­ge der Gewichtung bei der Aggregation der Angaben aus mehreren Items umgangen und der subjektiven Bewertung derjeweiligen Befragungsperson implizit überlassen wird.141 Weiterhin lässt sich beim Ansatz der Erhebung mittels multipler Items die Frage aufwer­fen, auf welche Weise diese voneinander inhaltlich abgegrenzt werden können. Hier bie­ten sich neben einer Aufteilung nach dem Wohlbefinden oder der Zufriedenheit mit ver­schiedenen Lebensbereichen weitere Varianten, bspw. nach unterschiedlichen Kompo­nenten des subjektiven Wohlbefindens, an.142 Offen bleibt dabei jedoch auch, inwieweit die ausgewählten Items das globale subjektive Wohlbefinden erschöpfend abzudecken vermögen und inwiefern eine Konfundierung der Angaben zu denjeweiligen Items ver­mieden oder durch eine geeignete Gewichtung berücksichtigt werden kann. Darüber hi­naus ist die Verwendung einer einzelnen Frage mit einem geringeren Befragungsauf­wand und einer hohen Datenverfügbarkeit aufgrund der breiten und regelmäßigen Ver­wendung in groß angelegten Erhebungen verknüpft.143

Diesen Nachteilen stehen jedoch einige Vorteile des Gebrauchs multipler Items zur Er­hebung des subjektiven Wohlbefindens entgegen. So bietet die Erhebung anhand mehre­rer Items die Möglichkeit, unterschiedliche Dimensionen und Interpretationen des sub­jektiven Wohlbefindens, sowohl die affektiven Komponenten als auch den kognitiv eva- luativen Anteil, getrennt voneinander zu erfassen.144 145 Darüber hinaus ermöglicht die­ser Ansatz in Abhängigkeit der konkreten Gestaltung die Reduktion zufälliger Messfeh­ler und eine Verbesserung der Reliabilität.146

Insgesamt ist daher nach Einschätzung des Verfassers eine allgemeine Empfehlung zur Verwendung einer globalen Frage versus mehrerer Items schwierig zu geben, sondern die Vor- und Nachteile beider Vorgehensweisenjeweils kontextbezogen abzuwägen. So­fern das Interesse an mehrere einzelne Komponenten des subjektiven Wohlbefindens, affektive und kognitive Dimensionen, gerichtet ist, oder die Relevanz der Zufriedenheit mit einzelnen Lebensbereichen für die globale Lebenszufriedenheit beleuchtet werden soll, bietet sich ein Vorgehen mittels multipler Items an. Darüber hinaus sind jedoch mögliche Effekte auf den Umfang des Fragebogens sowie den resultierenden Aufwand und die Auskunftsbereitschaft auf Seiten der befragten Person zu berücksichtigen.147

Diesen Abschnitt abschließend soll noch kurz auf die Bedeutung der Fragereihenfolge sowie spezieller, sensibler Begriffe aufmerksam gemacht werden, welche über eine Be­einflussung der für Urteile zum subjektiven Wohlbefinden verfügbaren Informationen einen Effekt auf das Antwortverhalten entfalten können. Aufgrund dessen ist eine sorg­fältige und fachkundige Analyse und Prüfung möglicher hierdurch bedingter Auswir­kungen, bspw. mit Hilfe von randomisierten Variationen in den Frageformulierungen und im Fragebogenlayout, sowie eine etwaige Anpassung des Erhebungsinstruments, er­forderlich.148

[...]


1 In der Arbeit wird i. d. R. auf den Begriff des subjektiven Wohlbefindens rekurriert. Sofern explizit im weiteren Text oder in der zitierten Literatur auf die Lebenszufriedenheit oder Lebensqualität Bezug ge­nommen wird, werden diese Begriffe verwendet. Auf den Begriff des Glücks wird aufgrund dessen Be­deutungspluralität nur an einzelnen Stellen, an denen dies aus Sicht des Verfassers als erforderlich bzw. dem Verständnis zuträglich eingeschätzt wird, zurückgegriffen. Eine inhaltliche Einordnung und Abgren­zung der Begriffe Glück, subjektives Wohlbefinden, Lebenszufriedenheit und -qualität findet der geneigte Leser zu Beginn des zweiten Kapitels in Abschnitt 2.1.

2 EconLit ist eine akademische Literaturdatenbank der American Economic Association mit wissenschaft­lichen Journalartikeln und Arbeitspapieren aus dem Gebiet der Ökonomik (S. American Economic Asso­ciation (2017)).

3 S. MacKerron (2010), S. 1f.; Stutzer und Frey (2012), S. 2.

4 Da der Artikel von MacKerron (2012) im Journal of Economic Surveys nicht frei zugänglich ist, wird hier auf ein Textdokument des Artikels von 2010 Bezug genommen. Beide Quellen sind im Literaturver­zeichnis aufgeführt.

5 S. Rätzel (2007), S. 336; Stutzer und Frey (2012), S. 2.

6 S. Frey und Steiner (2012), S. 12.

7 S. Frey und Steiner (2012), S. 12; Rätzel (2007), S. 335; Stutzer undFrey (2010b), S. 3.

8 S. Frey und Stutzer (2010a), S. 76.

9 S. Frey und Steiner (2012), S. 12; Frey und Stutzer (2013), S. 434; MacKerron (2010), S. 9.

10 Es existieren mehrere umfängliche Artikel, die einen Überblick über die ökonomische Forschung zu Glück, Lebensqualität und -zufriedenheit sowie subjektives Wohlbefinden geben. Hierzu zählen u. a. Frey und Stutzer (2002c), Di Tella und MacCulloch (2006), Dolan et al. (2008), Stutzer und Frey (2010b), so­wie die Bücher von Bruni und Porta (2005, 2007), Diener et al. (2010), Easterlin (2002), Frey und Stutzer (2002a), Frey (2008), Layard (2005a) sowie Van Praag und Ferrer-i-Carbonell (2004), nach den Empfeh­lungen von Frey und Stutzer (2013), S. 431 sowie Stutzer und Frey (2012), S. 4f.

11 Literaturtechnisch stützt sich die Arbeit primär auf Texte aus ökonomischen Fachjournalen sowie auf weitere Arbeits-, Forschungs-, und Überblicksartikel, die mittels Schlagwortsuche im Web of Science, so­wie über Literaturverweise in einschlägigen Grundlagenwerken identifiziert wurden, wobei bei Bedarf auch auf Publikationen aus anderen Disziplinen zurückgegriffen wird.

12 S. MacKerron (2010), S. 15.

13 S. Ferrer-i-Carbonell (2011), S. 25f., und darin zitiert Clark (2001), Guven et al. (2009) sowie Oswald et al. (2009); Guven et al. (2012); Oswald et al. (2015).

14 S. Welsch und Kühling (2009) sowie Ferreira und Moro (2010), nach der Empfehlung von MacKerron (2010), S. 16.

15 S. Welsch (2009), Jackson (2005), Gowdy (2005), Dolan et al. (2006) sowie Marks et al. (2006a), nach der Empfehlung von MacKerron (2010), S. 16; O'Brien (2008).

16 S. MacKerron (2010), S. 5.

17 S. Frey und Frey Marti (2010); Rätzel (2007); Ruckriegel (2014); u. w.

18 S. Ruckriegel (o. J.), S. 131f.; Ruckriegel (2014), S. 121.

19 Aufgrund dessen und der Unschärfe des Begriffs Glücks wird der Terminus des subjektiven Wohlbe­findens in dieser Arbeit nachfolgend dem Begriff des Glücks vorgezogen.

20 S. Diener et al. (1999), zitiert nach Stutzer (2003), S. 26; Diener (2006), S. 399f.; Weidekamp-Maicher (2008), S. 151.

21 S. Diener et al. (1999), zitiert nach Frey und Stutzer (2002a), S. 28; Diener und Seligman (2004), S. 4; Diener (2006), S. 401; Kahneman und Krueger (2006), S. 9; Kahneman (2012), S. 488, 495, zitiert nach Ruckriegel (2014), S. 121; Stutzer (2003), S. 4, 26.

22 Während die Lebenszufriedenheit eine höhere Konstanz zu andauernden Lebensumständen aufweist, unterliegen positive wie negative Affekte stärkeren Schwankungen im Tages- und Zeitverlauf. Siehe hier­zu u. a. Krueger und Schkade (2008), zitiert nach Helliwell und Barrington-Leigh (2010), S. 734; Layard (2003), Lecture 1, S. 5ff.

23 Der Begriff des Wohlbefindens lässt sich über das subjektive Wohlbefinden hinaus noch weiter fassen und ausdifferenzieren (S. Dolan et al. (2006), zitiert nach MacKerron (2010), S. 2).

24 Eine ausführliche Auseinandersetzung mit der inhaltlichen Pluralität des Begriffs der Lebensqualität und unterschiedlichen Differenzierungskriterien findet sich u. a. in Weidekamp-Maicher (2008), S. 48-52.

25 S. Weidekamp-Maicher (2008), S. 48f.

26 S. Diener (2006), S. 401f.

27 S. Weidekamp-Maicher (2008), S. 50ff., und darin zitiert Veenhoven (2000b).

28 Eine anschauliche Grafik zu den verschiedenen Dimensionen des Begriffs der Lebensqualität inklusive der subjektiven Komponente des Wohlbefindens und der Zufriedenheit findet sich in Petersen et al. (2011), abgedruckt in Ruckriegel (o. J.), S. 143.

29 Eine vertiefende Darlegung der Beschäftigung mit dem Thema Glück bzw. Wohlbefinden in der Philo­sophie findet sich u. a. in McMahon (2006), Bruni (2006), Bruni und Porta (2007), Sugden (2005) sowie Nussbaum und Sen (1993). Mit Blick auf die Psychologie sei auf Argyle (1987), Csikszentmihalyi (1990), Michalos (1991), Diener (1984), Diener und Biswas-Diener (2008), Myers (1993) sowie Ryan und Deci (2001), für die Soziologie auf Veenhoven (1993, 1999) und für die Politikwissenschaft auf Inglehart (1990) sowie Lane (2000b) verwiesen. Diese Auflistung beruht auf der Empfehlung von Stutzer und Frey (2010b), S. 2.

30 S. Stutzer (2003), S. 18f.

31 S. Frey und Steiner (2012), S. 15.

32 S. Stutzer (2003), S. 18f.

33 S. Helliwell und Barrington-Leigh (2010), S. 730f.; Stutzer und Frey (2010b), S. 5.

34 Als Grund- und Überblickswerke zur positiven bzw. hedonistischen Psychologie lassen sich nach der Empfehlung von Stutzer und Frey (2010b), S.5 u. a. Diener et al. (1999) sowie Kahneman et al. (1999) anführen.

35 S. Stutzer (2003), S. 29f., und darin zitiert Brickman und Campbell (1971); Ferrer-i-Carbonell und Fri- jters (2004), S. 655; Powdthavee und Stutzer (2014), S. 4.

36 S. Easterlin (2003b), S. 11176; Ferrer-i-Carbonell (2011), S. 17; Powdthavee und Stutzer (2014), S. 4, 17.

37 S. Weidekamp-Maicher (2008), S. 72ff., und darin zitiert Headey et al. (1991).

38 S. Weidekamp-Maicher (2008), S. 18, 72f., 151f., und darin zitiert Headey et al. (1991).

39 Im Gegensatz hierzu geht der Top-down-Ansatz davon aus, dass die Lebenszufriedenheit und das Wohlbefinden von Menschen primär durch persönliche Anlagen und weniger durch äußere Lebensum­ständen beeinflusst wird (S. Headey et al. (1991), zitiert nach Weidekamp-Maicher (2008), S. 73). Diese

Auffassung knüpft folglich in gewisser Weise an den psychologischen Setpoint-Ansatz an.

40 S. Maslow (1943, 2002), zitiert nach Breyer und Kolmar (2014), S. 256f.

41 S. Ryan und Deci (2000), Ryan et al. (1996) sowie Kasser (2000), zitiert nach Stutzer (2003), S. 19, 29f.

42 S. Emmons (1996), zitiert nach Stutzer (2003), S. 30; Weidekamp-Maicher (2008), S. 110f., und darin zitiert Wills (1981).

43 S. Weidekamp-Maicher (2008), S. 111, 121f., 133-142, und darin zitiert Michalos (1985, 2003).

44 S. Weidekamp-Maicher (2008), S. 101f.

45 S. Veenhoven (2004), S.11.

46 S. Lane (1994) sowie Sen (1993), zitiertnach Weidekamp-Maicher (2008), S. 51.

47 Dies knüpft an den Aspekt der Verwirklichungschancen nach Sen an (S. Böhnke und Kohler (2007), S. 374, und darin zitiert Sen (1993, 1999) sowie Allardt (1976, 1993).

48 S. Allardt (1976, 1993), zitiert nach Böhnke und Kohler (2007), S. 374.

49 S. Headey und Wearing (1991, 1992) sowie Ormel etal. (1999), zitiertnach Stutzer (2003), S.31.

50 S. Bentham (1970), S. 1.

51 S. Bentham (1789, 1996), zitiertundübersetztnach Stutzer (2003), S. 12.

52 S. Layard (2003), Lecture 1, S. 2; Rätzel (2007), S. 335f.; Stutzer (2003), S. 12.

53 S. Edgeworth (1881), zitiertnach Stutzer (2003), S. 12.

54 In Abgrenzung zum Pareto-Kriterium erlaubt hingegen das Kaldor-Hicks-Kriterium die Bewertung von gesamtgesellschaftlichen Wohlfahrtsveränderungen, welche mit Wohlfahrtseinbußen bei einer Teil­menge der betrachteten Wirtschaftssubjekte einhergehen. Eine soziale Wohlfahrtsverbesserung kann die­sem Kriterium folgend dann erzielt werden, sofern eine vollständige Kompensation individueller Wohl­fahrtsverluste mittels der Wohlfahrtsgewinne weiterer Individuen zumindest möglich ist (S. Hicks (1939) sowie Kaldor (1939)). Jedoch ist auch dieses Kriterium mit Schwierigkeiten der Umkehrbarkeit behaftet (S. Scitovsky (1941)).

55 S. Stutzer (2003), S. 13, und darin zitiert Pareto (1904) sowie Robbins (1932); Frey und Steiner (2012), S. 11f.; Rätzel (2007), S. 335f.

56 S. MacKerron (2010), S. 3, mit Verweis aufEasterlin (1974).

57 S. Di Tellaund MacCulloch (2006), S. 43.

58 S. Di Tellaund MacCulloch (2006), S. 25; Dolan et al. (2008), S. 95; Stutzer (2003), S. 11.

59 Hierbei werden den Individuen ebenso wie beim subjektivistischen Ansatz keine bestimmten Bedürf­nisse a priori zugeschrieben. Eine genauere Abhandlung der im Sinne ökonomischer Rationalität gesetz­ten axiomatischen Anforderungen an die Eigenschaften individueller Präferenzen findet sich u. a. in MacKerron (2010), S. 3f.

60 Unter dem Axiom der Vollständigkeit wird hierbei verstanden, dass ein beliebiges Individuum fürje- weils zwei Alternativen an (Konsum-)entscheidungen entweder eine Präferenz für eine der Alternativen aufweist oder beide gleichrangig beurteilt. Das Axiom der Transitivität fordert darüber hinaus, dass bei ei­ner Präferenz für eine Alternative a gegenüber einer Alternative b, sowie einer Alternative b gegenüber ei­ner dritten Alternative c, auch Alternative a gegenüber c bevorzugt wird. Um dem Grundsatz der Reflexi- vität zu genügen, wird wiederum vorausgesetzt, dass ein Individuum zwischen zwei Alternativen indiffe­rent ist, sofern sich diese nicht unterscheiden (S. MacKerron (2010), S. 3).

61 S. Dolan et al. (2008), S. 95; Frey und Stutzer (2013), S. 432; MacKerron (2010), S. 3f.; Stutzer (2003), S. 14, 29f.

62 S. Frey und Steiner (2012), S. 12f.; Frey und Stutzer (2013), S. 432f.; Kahneman und Krueger (2006), S. 3.

63 S. Stutzer (2003), S. 15.

64 Eine komprimierte Darstellung weiterer psychologischer Effekte findet sich u. a. in Stutzer (2003), S. 15-18.

65 S. Frey und Steiner (2012), S. 12; Stutzer (2003), S. 16, mit Verweis auf Wilson (1967) sowie Diener etal. (1999).

66 S. Rätzel (2007), S. 336f.; Stutzer (2003), S. 1, 14f.; Stutzer und Frey (2010b), S. 2.

67 Zur Frage, inwieweit das subjektive Wohlbefinden die individuelle Wohlfahrt ganzheitlich abzubilden vermag, gibt es unterschiedliche Positionen (S. Adler und Posner (2006), S. 77 sowie Kimball und Willis (2006), zitiert nach Stutzer und Frey (2010b), S. 7). Im hier ausgeführten subjektivistischen Ansatz wird davon ausgegangen, dass das subjektive Wohlbefinden getrennt vom objektiven Vorhandensein bestimm­ter Güter zu erfassen ist.

68 S. Frey und Steiner (2012), S. 11; Stutzer (2003), S. 1.

69 S. Frey und Stutzer (2002c), S. 405.

70 S. Ferrer-i-Carbonell (2011), S. 1, 5; Graham (2005), S. 43.

71 S. Weidekamp-Maicher (2008), insbes. S. 18, 31, 72ff., 101, und darin zitiert Headey et al. (1991).

72 S. MacKerron (2010), S. 3.

73 S. Frey und Steiner (2012), S. 14; Rätzel (2007), S. 336.

74 S. Stutzer und Frey (2012), S. 3.

75 S. European Social Survey (ESS) (2017).

76 S. Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) (2017).

77 S. Frey und Stutzer (2013), S. 433f.; MacKerron (2010), S. 5.

78 S. Ferrer-i-Carbonell (2011), S. 6; Rätzel (2007), S. 336.

79 Dieser Ansatz geht auf Cantril (1965), Wilson (1967) sowie Bradburn (1969) zurück. (S. Ferrer-i-Car- bonell (2011), S. 6).

80 Dieser Aspekt wird in Abschnitt 3.2.2 näher thematisiert.

81 Dieser Aspekt wird in Abschnitt 3.2.7 aufgegriffen.

82 S. Ferrer-i-Carbonell (2011), S. 6ff.; Frey und Stutzer (2013), S. 433f.; Van Praag (2007), S. 60, zitiert nach Ruckriegel (2007a), S. 516.

83 Die Korrelation zwischen Befragungsergebnissen zur Lebenszufriedenheit und zum affektiven Wohl­befinden liegt nach Untersuchungen für Großbritannien und Lateinamerika dabei bei ca. 0,5 (S. Blanch- flower und Oswald (2004b), S. 1367, 1383; Graham und Pettinato (2002) sowie Blanchflower und Os­wald (2004b), zitiert nach Graham (2005), S. 44; Di Tella et al. (2003), S. 811).

84 S. Stutzer (2003), S. 24; Ferrer-i-Carbonell (2011), S. 6; Kahnemanund Krueger (2006), S. 6.

85 S. Rätzel (2007), S. 336; Ruckriegel (2007a), S. 516.

86 S. World Values Survey Association (WVSA) (2017).

87 S. Helliwell und Barrington-Leigh (2010), S. 749; Kahneman und Krueger (2006), S. 6; Stutzer (2003), S. 21.

88 Darüber hinaus existieren eine Reihe weiterer Frageformulierungen mit teils unterschiedlichen Skalen, welche im Rahmen anderer Erhebungen Verwendung finden (S. Stutzer (2003), S. 24, mit Verweis auf

Andrews und Robinson (1991)). Als Beispiele seien hierbei auf das Euro-Barometer als Erhebung (S. hierzu Stutzer (2003), S. 25, sowie die Verwendung von Daten des Euro-Barometers in Di Tella et al. (2001b), (2003)), als auch auf die Cantril ladder als alternative Variante einer Befragung (S. Helliwell und Barrington-Leigh (2010), S. 750) verwiesen. Diese unterschiedlichen Verfahrensweisen der Messung des subjektiven Wohlbefindens bringen dabei trotz in gewissem Grad unterschiedlichen individuellen Ant­wortverhaltens vergleichbare Werte zur Relevanz verschiedener Einflussfaktoren für das subjektive Wohl­befinden hervor (S. Helliwell und Barington-Leigh (2010), S. 733).

89 S. Pavot und Diener (1993), zitiert nach Stutzer (2003), S. 25.

90 S. Stutzer (2003), S. 24, mit Verweis aufInglehart und Klingemann (2000).

91 S. Stutzer (2003), S. 24f., mit Verweis auf Brim und Featherman (1998).

92 Ruut Veenhoven stellt mit der World Database of Happiness ein umfangreiches internationales Daten­kompendium zu Erhebungen des subjektiven Wohlbefindens zur Verfügung (S. Veenhoven (o. J.)).

93 S. Gardner und Oswald (2007), S. 51; Clark und Oswald (1994), S. 649; Clark (2003), S. 324f.

94 Den Fragebogen des British Household Panel Survey (BHPS) zur Erfassung des mentalen Wohlbefin­dens findet der geneigte Leser im Anhang auf Seite 198.

95 S. Frey und Stutzer (2013), S. 434; Rätzel (2007), S. 336.

96 Kahneman et al. (1993), zitiert nach Kahneman und Krueger (2006), S. 5f.; Kahneman et al. (1997), S. 381, zitiert nach Knabe et al. (2010), S. 883; Kahneman (o. J.); Layard (2003), Lecture 1, S. 5.

97 S. Kahneman et al. (2004a); Kahneman und Krueger (2006), S. 9ff.

98 S. Hektner et al. (2007), zitiert nach MacKerron (2010), S. 6; Kahneman und Krueger (2006), S. 9, und darin zitiert Csikszentmihalyi (1990) sowie Stone und Shiftman (1994); Stutzer und Frey (2012), S. 3f., mit Verweis auf Stone et al. (1999).

99 S. Kahneman und Krueger (2006), S. 9f.

100 S. MacKerron (2010), S. 6, mit Verweis auf Killingsworth und Gilbert (2010).

101 S. Frey und Stutzer (2013), S. 434, mit Verweis auf Kahneman et al. (2004a) sowie Stone et al. (1999); Kahneman und Krueger (2006), S. 10f.; Knabe et al. (2010), S. 867, und darin zitiert Kahneman

et al. (2004a,b).

102 S. Kahneman et al. (2004a), zitiert nach MacKerron (2010), S. 6.

103 S. Kahneman und Krueger (2006), S. 10f.; Layard (2003), Lecture 1, S. 5.

104 In Anlehnung an diese beiden Methoden haben Kahneman und Kollegen zusätzlich den U-Index als Maß für das subjektive Wohlbefinden einer Person bzw. einer Gruppe vorgeschlagen. Hierbei wird der Anteil an Zeit erfasst und aggregiert, in der Befragte eine negative bzw. unangenehme Affektlage unter­halb eines definierten Schwellenwerts erfahren (S. Kahneman und Krueger (2006), S. 18-22).

105 S. Urry et al. (2004), zitiert nach Frey und Stutzer (2010b), S. 4; Davidson (1992, 2000), zitiert nach Rätzel (2007), S. 337; Frey und Steiner (2012), S. 14.

106 S. Kahneman et al. (1993), zitiert nach Kahneman und Krueger (2006), S. 5f.; Kahneman und Thaler (2006), zitiert nach MacKerron (2010), S. 6; Kahneman (o. J.).

107 S. MacKerron (2010), S. 6.

108 Dieser Kritikpunkt ist daran angelehnt, dass sowohl die Experience Sampling Method (ESM) und die Day Reconstruction Method (DRM), als auch neurophysiologische Messungen einen normativen Bewer­tungsmaßstab, woran sich subjektives Wohlbefinden bemesse, vorweg nehmen und zugrunde legen (S. Stutzer (2003), S. 23).

109 S. Helliwell (2008) sowie Diener et al. (2010), Kap. 1, 10, zitiert nach Helliwell und Barrington- Leigh (2010), S. 731f.; Kahneman (o. J.).

110 S. Frey und Steiner (2012), S. 12; Frey und Stutzer (2013), S. 434; MacKerron (2010), S. 9; u. w.

111 S. Diener et al. (2010), S. x-xi, zitiert nach Helliwell und Barrington-Leigh (2010), S. 732.

112 S. Helliwell und Barrington-Leigh (2010), S. 731.

113 S. Kelman (2005), S. 408f., zitiert nach Stutzer und Frey (2010b), S. 6f.

114 S. Rätzel (2007), S. 336.

115 S. Stutzer (2003), S. 30.

116 Blanchflower und Oswald (2004b), S. 1361 plausibilisieren dies anhand der funktionellen Darstel­lung: r = h(u(y,z,t)) + e. Hierbei steht r für das selbstberichtete subjektive Wohlbefinden. u steht für das tatsächlich empfundene subjektive Wohlbefinden bzw. den individuellen Nutzen einer Person mit den Ar­gumenten y für materielle Größen, z für soziodemographische Eigenschaften und Persönlichkeitsmerkma­le, sowie t für die Zeitperiode. h stellt die funktionale Übersetzung des erfahrenen subjektiven Wohlbefin­dens in eine Antwortkategorie selbstberichteten subjektiven Wohlbefindens dar, wobei diese mit durch Störeinflüsse bedingte Messfehler e behaftet sein kann.

117 S. Stutzer (2003), S. 32f., und darin zitiert Schwarz und Strack (1999).

118 S. Stutzer (2003), S. 33, mit Verweis auf Frank (1997), S. 1833 sowie Konow und Earley (1999); Stutzer und Frey (2010b), S. 7.

119 S. Blanchflower und Oswald (2004b), S. 1361; Common und Stagl (2005), S. 200f.

120 S. Blanchflower und Oswald (2004b), S. 1361; Blanchflower und Oswald (2008) sowie Steptoe und Wardle (2005), zitiert nach Ferrer-i-Carbonell (2011), S. 7; MacCulloch und Di Tella (2005), S. 370f., zi- tiertnach MacKerron (2010), S. 13f.

121 S. Common und Stagl (2005), S. 200f.; MacCulloch und Di Tella (2005), S. 370f., zitiert nach MacKerron (2010), S. 13f.; Sandvik et al. (1993), zitiertnach Rätzel (2007), S. 337.

122 S. Davidson (2004) sowie Urry et al. (2004), zitiert nach Rätzel (2007), S. 337; Frey und Stutzer (2002c), S. 406, und darin zitiert Fernández-Dols und Ruiz-Belda (1995); Layard (2003), Lecture 1, S. 8f., und darin zitiert Davidson (2000).

123 Untersuchungen zeigen eine Korrelation von Aktivität im linken präfrontalen Cortex mit aufsuchen­den und angenehmen Stimuli, sowie eine Korrelation im rechten präfrontalen Cortex mit aversiven Sti­muli im Zusammenhang mit präsentierten Bildern und unangenehmen Gedanken (S. Urry et al. (2004), zitiert nach Kahneman und Krueger (2006), S. 7f.).

124 S. Blanchflower und Oswald (2004b), S. 1361; Kahneman und Krueger (2006), S. 8f., und darin zi­tiert Diener und Suh (1999), Layard (2005a) sowie Frey und Stutzer (2002a), S. 33; Stutzer (2003), S. 33.

125 Eine diesbezügliche Tabelle aus der Arbeit von Kahneman und Krueger (2006) findet sich im Anhang auf Seite 199.

126 Siehe hierzu auch die Fußnote in MacKerron (2010), S. 5.

127 S. Di Tella und MacCulloch (2006), S. 29-32.

128 S. Stutzer und Frey (2010b), S. 8, und darin zitiert Robbins (1938).

129 S. Di Tella und MacCulloch (2006), S. 28f.

130 S. Stutzer und Frey (2010b), S. 8, und darin zitiert Kahneman (2000).

131 S. Diener und Lucas (1999) sowie Sandvik et al. (1993), zitiert nach Ferrer-i-Carbonell (2011), S. 8.

132 S. Di Tella und MacCulloch (2006), S. 29-32; Stutzer und Frey (2010b), S. 8.

133 S. Kahneman und Krueger (2006), S. 16ff., und darin zitiert Kahneman et al. (2004a); Powdthavee und Stutzer (2014), S. 3f.

134 S. Kahneman und Krueger (2006), S. 16ff., und darin zitiert Kahneman et al. (2004a) sowie Riis et al. (2005).

135 Ein ähnlicher Ansatz, welcher hiermit in Einklang steht und in Bezug zur psychologischen Setpoint­Theorie steht, ist der der Hedonistischen Tretmühle. In Abgrenzung zur Anspruchstretmühle wird hier ein Gewöhnungseffekt sowohl in der kognitiven als auch den affektiven Komponenten des subjektiven Wohl-

befindens angenommen (S. Powdthavee und Stutzer (2014), S. 3).

136 S. Powdthavee und Stutzer (2014), S. 3.

137 S. Diener et al. (2009), S. 105, zitiert nach Helliwell und Barrington-Leigh (2010), S. 733.

138 Ein weiterer Aspekt in puncto intertemporaler Vergleichbarkeit, der hier aus Platzgründen nicht ange­sprochen werden kann, ist die Möglichkeit der Bedeutungsverschiebung von Wörtern im Zeitverlauf, auf­grund dessen eine Anpassung in der Frageformulierung erforderlich sein kann. Eine kurze Darstellung hierzu findet sich in MacKerron (2010), S. 8, mit Verweis auf Littlewood (2008), S. 2f.

139 S. Annas (2004), zitiert nach MacKerron (2010), S. 7.

140 S. MacKerron (2010), S. 5ff.

141 S. MacKerron (2010), S. 6f.

142 S. Cummins et al. (2003) sowie Huppert et al. (2009), zitiert nach MacKerron (2010), S. 6; Stutzer (2003), S. 27.

143 S. Helliwell und Barrington-Leigh (2010), S. 734; MacKerron (2010), S. 6f.

144 S. MacKerron (2010), S. 7f., und darin zitiert Annas (2004), S. 46 sowie Larsen et al. (2001), insbes. S. 684.

145 Dies ist auch insofern von Vorteil, als dass positive und negative Affekte entlang von zwei Dimensio­nen separierbar sind und auch gleichzeitig auftreten können.

146 S. Huppert et al. (2009), zitiert nach MacKerron (2010), S. 6; Stutzer (2003), S. 24f.

147 S. Helliwell und Barington-Leigh (2010), S. 734.

148 S. Helliwell und Barington-Leigh (2010), S. 746; Stutzer und Frey (2010b), S. 9.

Ende der Leseprobe aus 259 Seiten

Details

Titel
Ökonomische Erklärungsansätze für Lebensqualität und -zufriedenheit
Hochschule
Universität Trier
Note
1
Autor
Jahr
2017
Seiten
259
Katalognummer
V412956
ISBN (eBook)
9783668639515
ISBN (Buch)
9783668639522
Dateigröße
2090 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lebenszufriedenheit, Einkommen, Konsum, Status, Lebenszufriedenheitsansatz, Einkommensungleichheit, Institutionen, Arbeitslosigkeit, Inflationsrate, Wohlfahrtsindikator, Glück, Subjektives Wohlbefinden, Wohlfahrt, Arbeitslosenquote, Arbeitslosenrate, Soziale Arbeitsnormen, pekuniär, DRM, Day Reconstruction Method, ESM, Experienced Sampling Method, Easterlin-Paradox, Positionsgüter, Theorie rationaler Entscheidungen, Erwerbstätigkeit, Setpoint, Sozialer Vergleich, Rivalität, Gewöhnung, Anpassung, Erwerbsbeschäftigung, Adaptation, Erklärungsansätze, Lebensqualität, Individuelles Einkommen, Nationales Einkommen
Arbeit zitieren
Dani N. Müllers (Autor:in), 2017, Ökonomische Erklärungsansätze für Lebensqualität und -zufriedenheit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/412956

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