Gekürzte Einleitung
Am 3. Oktober 2003 hielt der CDU-Bundestagsabgeordnete Martin Hohmann in seiner Heimatgemeinde Neuhof eine Rede zum Tag der deutschen Einheit, die mit einiger zeitlicher Verzögerung zur „Skandalrede“ (Gessenharter 2004: 24) wurde [...]
In der medialen Debatte um die Hohmann-Affäre tut sich vor allem die Wochenzeitung „Junge Freiheit“ (JF), „die Leib- und Magenlektüre der rechten Intellektuellen“ (Cziesche u.a. 2003: 40) hervor. Die JF, die verfassungsfeindlicher Bestrebungen verdächtigt wird, stellt Hohmann als unschuldiges Opfer einer „monströsen [politisch-medial inszenierten] Kampagne“ (Stein 2004b) dar und zeichnet das Bild „einer immer totalitärere Züge annehmenden Herrschaft der political correctness“ (Stein 2004a) in Deutschland. Aus der Sicht der Bewegungsforschung stellt sich die Frage, ob die JF, als Organ der rechten Bewegung in Deutschland, möglicherweise versucht Protest gegen den Umgang mit Hohmann und damit gleichzeitig, umfassender, gegen eine angebliche Meinungsdiktatur „linker political correctness“ (Stein 2004a) zu mobilisieren. Mobilisierung von Protest ist aber dem Framing-Ansatz, einem der „Paradigmen der Bewegungsforschung“ (Hellmann/Koopmans 1998), zu Folge nur möglich, wenn die Art und Weise der Darstellung und Interpretation von Sachverhalten/Problemen den Anforderungen eines Kollektiven Handlungsframes genügt. Deswegen ist die zentrale Fragestellung dieser Arbeit: Kann der Medien-Frame in den Artikeln der JF zur Hohmann-Affäre als Kollektiver Handlungsframe einer rechtsradikalen Bewegung angesehen werden? Dazu ist zunächst zu klären, welche Funktionen/Merkmale ein Kollektiver Handlungsframe gemäß dem Framing-Ansatz erfüllen muss. Danach stellt sich die Frage, was Medien-Frames sind, wie man sie erkennt und was sie von Kollektiven Handlungsframes theoretisch unterscheidet. Bevor ich zum praktischen Teil der Arbeit übergehe, kläre ich die Frage, ob man überhaupt von einer rechtsradikalen Bewegung in Deutschland sprechen kann. Erst dann versuche ich, mit den Mitteln der Medien-Frame-Analyse, in den Artikeln der JF zur Hohmann-Affäre einen rechtsradikalen Medien-Frame zu identifizieren. Lässt sich ein solcher nachweisen überprüfe ich, ob er die wesentlichen Funktionen/Merkmale eines Kollektiven Handlungsframes erfüllt. Zuallererst erscheint es mir aber sinnvoll einiges Grundsätzliches zum Framing-Ansatz, diesem „Fractured Paradigm“ (Entman 1993: 51), zu sagen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Framing: Grundlagen eines „Fractured Paradigm“
- Kollektive Handlungsframes
- Definitionen und wesentliche Funktionen Kollektiver Handlungsframes
- Variable Merkmale Kollektiver Handlungsframes
- Herausbildung, Entwicklung und Ausdifferenzierung Kollektiver Handlungsframes
- Verbreitung Kollektiver Handlungsframes
- Kollektive Handlungsframes und sozio-kulturelle Bedingungen
- Medien Framing
- Medien Frames und ihre Wirkung
- Medien Frames als abhängige und als unabhängige Variable
- Das Verfahren der Medien-Frame-Analyse - Wie lassen sich Medien-Frames erkennen?
- Kollektive Handlungsframes als Medien-Frames
- Rechtsradikalismus als soziale Bewegung?
- Frame einer rechtsradikalen Bewegung in den Artikeln der „Jungen Freiheit“ zur Hohmann-Affäre?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Rolle der Wochenzeitung „Junge Freiheit“ (JF) in der rechtsradikalen Bewegung unter dem Blickwinkel des Framing-Ansatzes. Sie analysiert, ob der Medien-Frame in den Artikeln der JF zur Hohmann-Affäre als Kollektiver Handlungsframe einer rechtsradikalen Bewegung interpretiert werden kann.
- Kollektive Handlungsframes als sozial konstruierte Deutungsmuster
- Die Rolle von Medien Frames in der Konstruktion von kollektiven Handlungsframes
- Der Framing-Ansatz als Paradigma der Bewegungsforschung
- Die „Junge Freiheit“ als Organ der rechtsradikalen Bewegung
- Die Hohmann-Affäre als Fallbeispiel für die Analyse von Medien Frames
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung stellt die Hohmann-Affäre als Ausgangspunkt der Untersuchung dar und skizziert die zentrale Fragestellung: Kann der Medien-Frame in den Artikeln der JF zur Hohmann-Affäre als Kollektiver Handlungsframe einer rechtsradikalen Bewegung angesehen werden?
- Framing: Grundlagen eines „Fractured Paradigm“: Dieses Kapitel erläutert den Begriff „Frame“ und seine Bedeutung in verschiedenen sozialwissenschaftlichen Disziplinen. Es differenziert zwischen individuellen und sozialen Frames und erklärt den Prozess des Framings als Verarbeitung und Interpretation von „objektiver Wirklichkeit“ durch mentale Muster.
- Kollektive Handlungsframes: Dieses Kapitel definiert Kollektive Handlungsframes als „action-oriented sets of beliefs and meanings“ (Benford/Snow 2000: 614), die kollektives Handeln mobilisieren sollen. Es beleuchtet die Funktionen und Merkmale dieser Frames und ihre Entstehung in sozialen Interaktionen.
- Medien Framing: Dieses Kapitel fokussiert auf die Rolle von Medien Frames in der Konstruktion von kollektiven Handlungsframes. Es diskutiert die Wirkung von Medien Frames und untersucht, wie sie als abhängige und unabhängige Variablen fungieren können. Es wird auch das Verfahren der Medien-Frame-Analyse vorgestellt.
- Kollektive Handlungsframes als Medien-Frames: Dieses Kapitel setzt sich mit der Verbindung zwischen Kollektiven Handlungsframes und Medien Frames auseinander.
- Rechtsradikalismus als soziale Bewegung?: Dieses Kapitel beleuchtet die Frage, ob es überhaupt von einer rechtsradikalen Bewegung in Deutschland sprechen kann.
- Frame einer rechtsradikalen Bewegung in den Artikeln der „Jungen Freiheit“ zur Hohmann-Affäre?: Dieses Kapitel analysiert die Artikel der JF zur Hohmann-Affäre mit Hilfe der Medien-Frame-Analyse, um zu ermitteln, ob sie einen rechtsradikalen Medien-Frame darstellen, der als Kollektiver Handlungsframe einer rechtsradikalen Bewegung interpretiert werden kann.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Begriffen wie Framing, Kollektive Handlungsframes, Medien Frames, Rechtsradikalismus, soziale Bewegung, „Junge Freiheit“, Hohmann-Affäre und Political Correctness.
- Citar trabajo
- Sven Soltau (Autor), 2005, Zur Rolle der Wochenzeitung "Junge Freiheit" in der rechtsradikalen Bewegung - Eine Analyse aus der Sicht des Framing-Ansatzes, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41296