Es scheint, als ob Schweden eine doppelte Reputation beim außenstehenden Betrachter erlangt hat: Zum einem wird es als relativ kleiner und unbedeutender Staat am nördlichen Rand von Europa wahrgenommen, zum anderen aber auch -als größtes von den nordischen Ländern- als einflussreiches Epizentrum von Skandinavien anerkannt. Herauszustellen ist dabei die flächenmäßige Größe im Vergleich zur Einwohnerzahl, wonach die Einwohnerdichte lediglich 20 Menschen pro km2 beträgt. Der Großteil der Bevölkerung gehört dem protestantisch-lutherischen Glauben an. Schweden besitzt große Vorkommen an Holz und Eisenerz. Das stark exportgetriebene Land gilt (zumindest bis in die späten 80er Jahre des 20. Jahrhunderts) als eines der politisch stabilsten, am meisten industrialisiertesten und wohlhabendsten Länder in Europa.
Schweden ist ein europäisches Land, geographisch und auch in Hinsicht auf seine kulturelle Identität. Mit der Inthronisation des Franzosen Bernadotte im Jahre 1818 beginnt die selbstgewählte relative Isolation Schwedens vom europäischen Kontinent. Die Europapolitik Schwedens im 20. Jahrhundert und die damit verbundene Zurückwendung in Richtung Europa, d.h. der europäische Integrationsprozess Schwedens, steht im Mittelpunkt dieser Hausarbeit. Der Beitritt Schwedens in das europäische Gemeinschaftsgefüge liegt gerade zehn Jahre zurück. Mit Recht betitelt die Literatur Schwedens Weg in die Union als zögernd oder sogar widerspenstig ('reluctant'). Dabei sind die in der politischen Diskussion immer wieder kommenden Vorbehalte gegen die drei 'k' des europäischen Kontinents - katholisch, konservativ, kapitalistisch - nur erste Ansatzpunkte der Mentalitätsausprägung des schwedischen Volkes zur Erklärung der Zaghaftig- bzw. sogar Unwilligkeit des Landes in Bezug auf die Annäherung an Europa.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Integrationsgeschichte 1950 - 1984
- Entwicklungshintergründe - der 'Schwedische Diamant'
- Entwicklungsprozess
- Annäherung an die EU 1984 - 1994 und Unionsbeitritt 1995
- Entwicklungsprozess
- Europäisierung Schwedens - der 'Schwedische Mitgliedsdiamant'
- Schweden als vollwertiges EU-Mitglied
- Schwedische EU-Politik: Politische Einflussnahme und Prioritäten
- Ministerratsvorsitz 2001
- Europäische Wirtschafts- und Währungsunion (WWU)
- Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der umfassenden Darstellung des Integrationsprozesses Schwedens in die Europäische Union (EU). Sie analysiert die Entwicklung Schwedens von 1950 bis zum EU-Beitritt 1995 und untersucht anschließend die schwedische EU-Politik nach der Vollmitgliedschaft. Dabei werden die zentralen Faktoren, die Schwedens Integrationsprozess prägten, wie Wohlfahrt, Demokratie, Souveränität und Wirtschaft, in den Vordergrund gestellt.
- Analyse der integrationshistorischen Entwicklung Schwedens im 20. Jahrhundert
- Bedeutung von Wohlfahrtsstaat, Demokratie, Souveränität und Wirtschaft für die Integration Schwedens
- Beurteilung der 'Europäisierung' Schwedens im Vorfeld und durch den EU-Beitritt
- Untersuchung der schwedischen EU-Politik und deren Einflussfaktoren
- Prognose zukünftiger Entwicklungsszenarien im Kontext der schwedischen EU-Mitgliedschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 behandelt die Entwicklungen der schwedischen Integrationsgeschichte von 1950 bis 1984. Dabei wird das Konzept des 'Schwedischen Diamanten' als Erklärungsansatz für die spezifischen integrationsbestimmenden Faktoren vorgestellt. Kapitel 3 widmet sich der Zeitspanne von 1984 bis zum EU-Beitritt 1995 und analysiert, inwieweit Schweden im Vorfeld und durch den Beitritt zur EU 'europäisiert' worden ist. Kapitel 4 beschreibt Schweden als ein vollwertiges EU-Mitglied und untersucht die Möglichkeiten der politischen Einflussnahme des Landes. Dabei werden die der schwedischen EU-Politik zugrundeliegenden Ziele, der schwedische Ministerratsvorsitz und der Themenbereich der Währungs- und Wirtschaftsunion beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schwerpunktthemen schwedische Integrationsgeschichte, EU-Beitritt, Europäisierung, Wohlfahrtsstaat, Demokratie, Souveränität, Wirtschaft, politische Einflussnahme, Ministerratsvorsitz und Europäische Wirtschafts- und Währungsunion.
- Quote paper
- Stephan Wolter (Author), 2005, Schweden und die europäische Integration, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41300