Gegenstand dieser Arbeit wird die Darstellung der Erziehungswissenschaft unter wissenschaftstheoretischer Perspektive sein. Eine Wissenschaftstheorie stellt dabei für die jeweilige Wissenschaft – in unserem Fall die Erziehungswissenschaft – die Methodologie, das Regelwerk oder das Verfahren dar, mit dessen Hilfe man innerhalb der Wissenschaft zu Erkenntnissen gelangt. In diesem Sinne wird eine Wissenschaftstheorie auch als „Metatheorie“ bezeichnet.
Es war Wolfgang Brezinka, der vor allem in seinen beiden Werken „Von der Pädagogik zur Erziehungswissenschaft“ und „Metatheorie der Erziehung“ die wissenschaftstheoretische Position des Kritischen Rationalismus auf die traditionelle Pädagogik anwandte: „Ich werde die Metatheorie der Erziehung von der Position des modernen modifizierten Empirismus, des „Konstruktivismus“ (KRAFT), des „Theoretizismus“ (POPPER), des „Kritizismus“ oder des „Kritischen Rationalismus“ (POPPER) aus behandeln“ (Brezinka 1971, Seite 23).
Die wissenschaftstheoretische Position des Kritischen Rationalismus als eine der bedeutendsten erkenntnistheoretischen Strömungen des 20. Jahrhunderts stellt für Brezinka somit das methodologische Fundament einer Wissenschaft der Erziehung dar. Sie ist in ihrer Anwendung für Brezinka der Weg, durch den sich die traditionelle Pädagogik zur Erziehungswissenschaft zu konstituieren hat. Ging die traditionelle Pädagogik noch von einem wissenschaftstheoretischen Verständnis aus, dass vor allem durch seinen hermeneutischen, verstehenden Charakter geprägt war, will die Erziehungswissenschaft auf dem wissenschaftstheoretischen Fundament des Kritischen Rationalismus und nach dem Vorbild der Naturwissenschaften die Phänomene der Erziehungswirklichkeit erklären. Der Ablehnung des hermeneutischen und intuitiven Weges zur Erkenntnis der Erziehungswirklichkeit folgt hier ein Wissenschaftsverständnis, dass auf kritisch-rationalem Wege sich nicht mehr verstehend, sondern viel-mehr erklärend zu seinem Gegenstand verhält.
Dazu wird die von Karl R. Popper begründete wissenschaftstheoretische Position des Kritischen Rationalismus in ihrem historischen Entstehungskontext kurz eingeordnet und anschließend ausführlich aufgezeigt.
Im Anschluss daran soll die Übertragung des Kritischen Rationalismus auf die Erziehungswissenschaft durch Wolfgang Brezinka aufgezeigt werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung.
- 2. Die Wissenschaftstheorie des Kritischen Rationalismus.
- 2.1 Entstehungsgeschichte des Kritischen Rationalismus
- 2.2 Methodologie des Kritischen Rationalismus
- 2.2.1 Entdeckungs- und Begründungszusammenhang
- 2.2.2 Die deduktive Überprüfung von Theorien
- 2.2.3 Falsifizierbarkeit als Abgrenzungskriterium
- 3. Pädagogik als Wissenschaft
- 3.1 Kritik der traditionellen Pädagogik
- 3.2 Drei Klassen von Erziehungstheorien
- 3.3 Der Begriff der Erziehung
- 3.4 Der nomothetische Aufgabenbereich der Erziehungswissenschaft.
- 3.5 Falsifizierbarkeit und „vernünftige Verwerfung“.
- 3.6 Erziehungswissenschaft unter wissenschaftstheoretischer Perspektive
- 4. Abschließende Bemerkungen.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Darstellung der Erziehungswissenschaft unter dem wissenschaftstheoretischen Paradigma des Kritischen Rationalismus. Dabei wird die Methodologie des Kritischen Rationalismus vorgestellt und auf die Anwendung des Kritischen Rationalismus in der Erziehungswissenschaft durch Wolfgang Brezinka eingegangen.
- Die historische Entwicklung des Kritischen Rationalismus
- Die Methodologie des Kritischen Rationalismus und seine Kernprinzipien wie Falsifizierbarkeit und die Abgrenzung von Wissenschaft und Nicht-Wissenschaft
- Die Kritik des Kritischen Rationalismus an der traditionellen Pädagogik
- Die Anwendung des Kritischen Rationalismus in der Erziehungswissenschaft und die Herausbildung einer empirischen Wissenschaft der Erziehung
- Die Bedeutung des Kritischen Rationalismus für die Entwicklung einer „Wissenschaft von Erziehung“
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Gegenstand der Hausarbeit vor, die wissenschaftstheoretische Perspektive der Erziehungswissenschaft unter dem Paradigma des Kritischen Rationalismus. Im zweiten Kapitel wird die Wissenschaftstheorie des Kritischen Rationalismus mit seiner Entstehungsgeschichte und Methodologie dargestellt. Kapitel drei widmet sich der Pädagogik als Wissenschaft, beleuchtet die Kritik an der traditionellen Pädagogik und zeigt die Anwendung des Kritischen Rationalismus auf die Erziehungswissenschaft auf. Das Kapitel erläutert auch die Rolle der Falsifizierbarkeit und die Bedeutung nomologischen Wissens für die Erziehungswissenschaft.
Schlüsselwörter
Kritischer Rationalismus, Erziehungswissenschaft, Pädagogik, Wissenschaftstheorie, Falsifizierbarkeit, Nomologisches Wissen, Empirische Forschung, Hermeneutik, Traditionelle Pädagogik, Wolfgang Brezinka, Karl R. Popper.
- Arbeit zitieren
- Alexander Klein (Autor:in), 2005, Erziehungswissenschaft und Kritischer Rationalismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41307