Es klingt wie eine Zukunft für Grundschüler, die zu schön ist, um wahr zu sein, was Frau Dr. Wanka über dieses Projekt - im Folgenden JeKi genannt - äußert: Kinder bekommen einen Zugang zu Musik und Kultur und lernen sich durch kreatives Handeln selbst kennen. Doch wie sieht die Umsetzung des Projektes an vielen Schulen wirklich aus, welche Hindernisse birgt es und welchen Nutzen hat das Ganze? Diese Frage möchte ich in diesem Essay beleuchten und unter verschiedenen Aspekten, wie zum Beispiel den Einflüssen von Eltern oder der Schule, diskutieren.
Doch zunächst soll geklärt werden, wie das Projekt konzipiert ist, dazu ist zu bemerken, dass sich diese Konzipierung in allen ausführenden Bundesländern annähernd gleicht, aber hier am Beispiel von Sachsen beschrieben wird. Die Konzeption von JeKi basiert auf einem von Partner-Musikschulen ausgeführten Instrumentalunterricht, der in den Stundenplan der Kinder eingebunden wird. Der Projektzeitraum umfasst für die Kinder jeweils die erste und zweite Klasse, wobei in Klassenstufe eins alle Instrumente spielend vorgestellt werden und sich die Kinder mit ihren Eltern am Ende des Schuljahres durch Unterstützung erfahrener Pädagogen für ein Lieblingsinstrument entscheiden, das für die Zeit des Projektes für jedes Kind unentgeltlich in der Musikschule ausgeliehen werden kann. Dieses wird dann in Klassenstufe zwei im Gruppenunterricht einmal wöchentlich gelehrt. In der ersten Klasse ist dieses Projekt für alle Teilnehmer noch kostenlos, während in der zweiten Klasse dann eine Unterrichtsgebühr von 120 Euro jährlich anfällt, die auf Antrag mit bis zu 100 Prozent sozial ermäßigt werden kann.
„ Das Programm „ Jedem Kind ein Instrument “ [...] trägt in besonderer Weise dazu bei, Kinder bereits im Grundschulalter durch das Erlernen eines Musikinstrumentes an das aktive Musizieren heranzuführen. So vermittelt ihnen JeKi einen ebenso individuellen wie nachhaltigen Zugang zu Kultur. Durch JeKi können Schülerinnen und Schüler nicht nur ihre musikalischen Talente entdecken und weiterentwickeln, sie erfahren durch diesen kreativen Prozess auch mehrüber sich selbst. “ (WANKA, In: Koordinierungsstelle des BMBF-For- schungsschwerpunkts zu Jedem Kind ein Instrument, 2013, S.7) Ich habe im Rahmen ei- nes freiwilligen sozialen Jahres dieses Projekt in einer sächsischen Grundschule be- gleitet und setze mich seitdem intensiver mit diesem Projekt auseinander. Es klingt wie eine Zukunft für Grundschüler, die zu schön ist, um wahr zu sein, was Frau Dr. Wanka über dieses Projekt - im Folgenden JeKi genannt - äußert: Kinder bekom- men einen Zugang zu Musik und Kultur und lernen sich durch kreatives Handeln selbst kennen. Doch wie sieht die Umsetzung des Projektes an vielen Schulen wirk- lich aus, welche Hindernisse birgt es und welchen Nutzen hat das Ganze? Diese Frage möchte ich in diesem Essay beleuchten und unter verschiedenen Aspekten, wie zum Beispiel den Einflüssen von Eltern oder der Schule, diskutieren.
Doch zunächst soll geklärt werden, wie das Projekt konzipiert ist, dazu ist zu be- merken, dass sich diese Konzipierung in allen ausführenden Bundesländern annä- hernd gleicht, aber hier am Beispiel von Sachsen beschrieben wird. Die Konzeption von JeKi basiert auf einem von Partner-Musikschulen ausgeführten Instrumentalun- terricht, der in den Stundenplan der Kinder eingebunden wird. Der Projektzeitraum umfasst für die Kinder jeweils die erste und zweite Klasse, wobei in Klassenstufe eins alle Instrumente spielend vorgestellt werden und sich die Kinder mit ihren El- tern am Ende des Schuljahres durch Unterstützung erfahrener Pädagogen für ein Lieblingsinstrument entscheiden, das für die Zeit des Projektes für jedes Kind un- entgeltlich in der Musikschule ausgeliehen werden kann. Dieses wird dann in Klas- senstufe zwei im Gruppenunterricht einmal wöchentlich gelehrt. In der ersten Klas- se ist dieses Projekt für alle Teilnehmer noch kostenlos, während in der zweiten Klasse dann eine Unterrichtsgebühr von 120 Euro jährlich anfällt, die auf Antrag mit bis zu 100 Prozent sozial ermäßigt werden kann. (vgl. LVDM SACHSEN, 2014)
Ein wesentlicher positiver Aspekt der musikalischen Förderung der Kinder durch den Instrumentalunterricht im Projekt „Jedem Kind ein Instrument“ ist, dass dieser mo- torische und - durch die Gruppenarbeit - auch soziale Fähigkeiten stärkt und zum weiteren Musizieren anregt. (vgl. HEINRITZ, 2012) Wie bereits erwähnt, bekommen Kinder im ersten Unterrichtsjahr des Projektes einen umfassenden Einblick in die Welt der Instrumente. Dieser trägt maßgeblich dazu bei, ein grundlegendes Interesse für Musik bei den Kindern zu wecken und sie über die Instrumente zu informieren, die sie im nächsten Jahr erlernen können. Folglich bekommen die Schülerinnen und Schüler so die Möglichkeit, ihr Interesse und ihre bereits vorhan- denen Kenntnisse der (instrumentalen) Musik, eingebunden in den Schulalltag, zu vertiefen beziehungsweise zu verbessern. Dies soll über den eigentlichen Musikun- terricht hinausgehen, ihn aber trotzdem ergänzen. Durch das erste Unterrichtsjahr des Projektes sollen die Kinder also die Fähigkeit erlangen, für sich selbst zu ent- scheiden und zu begründen, welches Instrument sie im nächsten Unterrichtsjahr erlernen möchten. Dabei ist das Instrumentenangebot unter Berücksichtigung be- stimmter Aspekte ausgewählt, wie zum Beispiel die Förderung feinmotorischer Fä- higkeiten, das schnelle Erlernen einer einfachen Melodie oder ein guter Zusammen- klang für spätere Ensembleprojekte. Meiner Meinung nach bietet JeKi hier also eine Möglichkeit, die der normale Musikunterricht nur eingeschränkt bieten kann, denn es kann zwar ein instrumentales Interesse geweckt werden, dieses kann jedoch nicht so, wie im Projekt, vertieft werden. Doch die angestrebten Ziele des Projektes gehen noch darüber hinaus: JeKi soll das Interesse der Gesellschaft am Instrumen- talunterricht erheblich steigern sowie das spätere Leben der Kinder maßgeblich mu- sikalisch beeinflussen, das heißt, es soll die Zugangschancen zu kultureller Bildung für Kinder erhöhen, indem auch durch Sozialermäßigungen die gleichen Chancen für jedes Kind geschaffen werden. (vgl. LVDM SACHSEN, 2014, S. 2) „ Dies jedoch sind nicht die eigentlichen Ziele von Instrumentalunterricht. Das Ziel von Instrumentalunterricht ist es, musikalische Kenntnisse und Fertigkeiten zu vermitteln. „ Jeki “ scheint bisher jedoch in erster Linie außermusikalische Transfereffekte zu erzeugen, wie etwa eine Steigerung der Konzentrationsfähigkeit oder ein weniger aggressives Sozialverhalten. “ (BOSSEN, 2009) Hierbei muss weiterhin berücksichtigt werden, dass die Erfüllung dieser Ziele davon abhängig ist, wie erfolgreich JeKi im Einzelfall ist, denn trotz derselben Konzipie- rung des Projektes wird es an den einzelnen Schulen doch unterschiedlich ange- nommen und gehandhabt, bekommt also an jeder Schule einen jeweils anderen Stellenwert zugeschrieben. Ich habe zwei Schulen, die nicht weit voneinander ent- fernt sind, erlebt, in denen JeKi trotz derselben ausführenden Musikschule ganz un- terschiedliche Anerkennung erfährt. So wurden öffentliche Auftritte, die durch JeKi entstanden sind, in der einen Schule als Aushängeschild betrachtet, während in Schule zwei gar keine öffentlichen Präsentationen des Könnens der Kinder erwünscht waren.
Ein weiterer Aspekt, der das Gelingen des Projektes maßgeblich beeinflusst, sind die durch die Eltern der Kinder gegebenen Bedingungen. Der Einfluss der Eltern spielt auch bei der Instrumentenwahl - um auf diese zurückzukommen - eine große Rolle. „ Unser Kind ist ein typisches Cello-Kind “ (HEINRITZ, 2012, S. 82) Dieses Zitat belegt, welche Theorien Eltern aufstellen, wenn es um die Passung von Kind und Instrument geht. Kinder werden anhand bestimmter charakterlicher oder physiolo- gischer Merkmale mit einem Instrument in Verbindung gebracht. (vgl. HEINRITZ, 2012, S. 83) Aber auch andere Aspekte spielen bei der Instrumentenauswahl ihrer Kinder für Eltern eine Rolle. So sind für einige Eltern manche Instrumente einfach zu groß oder zu laut. Ein paar Kinder erzählten mir zum Beispiel, sie hätten viel lie- ber Akkordeon gespielt, doch die Eltern hätten gemeint, dies sei zu unhandlich, um es mit in die Schule zu schleppen. Ein anderes Kind wiederum berichtete mir, es habe das Cajon favorisiert, doch nach Meinung der Eltern würde dies beim täglichen Üben zu Hause als viel zu laut und eher störend empfunden. Damit wären wir bei einem anderen elterlichen Einfluss: der Schaffung einer geeigneten Übumgebung. Zum erfolgreichen Erlernen eines Instrumentes gehört das Üben, wie der Dirigent zu einem Orchester, und sollte gut in den Alltag der Kinder integriert sein. Da es Kindern im Grundschulalter meist noch schwer fällt, sich alleine dazu zu motivieren, ist es wichtig, dass die Eltern den Übprozess unterstützen und ihn aktiv mitgestal- ten. Der wichtigste Faktor dabei ist meiner Meinung nach das Interesse der Eltern am Fortschritt beziehungsweise am Instrumentalunterricht ihres Kindes allgemein. Dies gilt zwar nicht nur für JeKi, sondern auch für den Instrumentalunterricht an einer Musikschule, doch gerade, weil das Erlernen eines Instrumentes durch JeKi so eng mit dem Schulunterricht verbunden ist, sollten Eltern das Üben ihres Kindes so begleiten, wie sie es im Idealfall auch bei den Hausaufgaben machen würden. El- tern sollten sich also dazu bereit erklären, für das Üben zu Hause die Regie zu ü- bernehmen und es so aktiv mitgestalten. Förderlich dafür wäre zum Beispiel das Einrichten eines festen Platzes, an dem das Kind üben kann, ohne alle nötigen U- tensilien vor jedem Mal erneut aufbauen zu müssen und wenn das Üben mit einer festen Zeitvorgabe in den Tagesplan der Kinder eingebaut wird. Auch das regelmä- ßige Vorspielen der zu übenden Stücke hilft Kindern, sich zum Üben zu motivieren.
„ Sicher ist aber, dass dauernde Diskussionen um die erwartete Selbstständigkeit des Ü bens nicht zielführend sind und schließlich zu völliger Verweigerung des Ü bens oder gar zum Ab- bruch des Instrumentalspiels führen können. “ (HEINRITZ, 2012, S. 103) Ob ein Kind nun gut geübt hat oder nicht, ist schließlich individuell und man könnte meinen, es habe am Ende eher wenig mit dem Erfolg des Projektes zu tun, doch der Überfolg der Kinder beeinflusst nicht nur ihr eigenes Können, denn durch den Gruppenunterricht wirkt er sich auch auf den Fortschritt der Mitschüler in einer Gruppe aus. Nun ist es so, dass Kinder im Gruppenunterricht von JeKi durch unterschiedlich in- tensives Übverhalten, aber auch durch unterschiedlich ausgeprägtes Talent, in ih- rem Leistungsniveau teilweise weit auseinander liegen. (vgl. BOSSEN, 2009) Dies führt häufig dazu, dass sich Kinder, die gut geübt haben beziehungsweise schon fortgeschrittener auf ihrem Instrument sind, im JeKi-Unterricht langweilen und da- durch die Lust verlieren. Ich habe es allerdings auch schon umgekehrt erlebt: Wenn ein Kind durch mangelhaftes Üben oder wenig Talent im Unterricht eher unmotiviert ist, beginnt es auch, den Unterricht auf Grund von Langeweile zu stören. Einige Kinder haben auf Wunsch der Eltern am Projekt teilgenommen und sind des- halb von selbst eher weniger motiviert zu üben und am Unterricht teilzunehmen, so habe ich zum Beispiel schon häufiger erlebt, dass Kinder mit Absicht ihre Gitarre in ihrem Schließfach in der Schule versteckt hielten, um dann zu behaupten, sie ha- ben ihr Instrument vergessen und können nicht am Unterricht teilnehmen. Ein wei- terer Grund für geringe Motivation der Kinder ist meiner Meinung nach ein zu ge- ringes Engagement der Eltern - nicht nur beim häuslichen Üben der Kinder. Dieses entsteht zum Teil auch durch die mögliche Sozialermäßigung, das heißt, dadurch, dass die Eltern nichts für JeKi bezahlen müssen, hat das Projekt für einen Teil der Eltern auch keinen Wert und wird dadurch nicht so wertgeschätzt und beachtet, wie von den Eltern, die vielleicht einen sehr hohen Geldaufwand damit verbinden. Erneut eingehend auf den Gruppenunterricht in JeKi ist zu sagen, dass dieser als Teil der Konzeption zwar an die gewohnte Schulumgebung, also an den Unterricht in der Klasse der Kinder anknüpft, aber im Bezug auf Instrumentalunterricht nicht nur mit Vorteilen behaftet ist. Wie bereits erwähnt, hängt dies also einerseits mit auftretendem unterschiedlichen Leistungsniveau der Kinder zusammen. Anderer- seits ist die individuelle Erfahrung mit einem Instrument für Kinder ein sehr inten- siver und aufregender Prozess, der in erster Linie durch Anfassen passiert, was al- lerdings schnell zur Unruhe in vor allem größeren Gruppen führen kann. Die Lehr- kraft muss dies also wieder ausgleichen und dabei kann es schnell passieren, dass Kinder nicht die nötige individuelle Zuwendung im Unterricht finden. (vgl. BECKERS/ BECKERS, 2008, S. 177) Bei einem Instrument, wie dem Cajon - um dies als Beispiel wieder aufzugreifen -, bei dem Töne durch (gezielte) Schläge produziert werden, kann der Unterricht dann schnell einen extrem hohen Geräuschpegel hervorbrin- gen.
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- Quote paper
- Anne Katzbach (Author), 2015, Hindernisse und Erfolg versprechende Aspekte im Projekt "Jedem Kind ein Instrument", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/413430
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